Wie Grünen-Chef Robert Habeck heute über seinen Abschied von Facebook und Twitter denkt

Der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen spricht im OMR Podcast über sein geleaktes Privatleben, Social Media in der Politik und die großen Tech-Companys

OMR Podcast Philipp Westermeyer Robert Habeck Die Gruenen
Grünen-Chef Robert Habeck (l.) und Philipp Westermeyer während der Podcastaufnahme beim Waterkant Festival in Kiel (Foto: Vimeo).

Seit Anfang 2018 ist Robert Habeck Grünen-Chef auf Bundesebene. Und seit Anfang 2019 macht er diesen Job, ohne einen Facebook- und einen Twitter-Account zu besitzen. Ein Unikum, wenn man bedenkt, welchen Einfluss politische Kampagnen vor allem auf diesen Plattform seit Jahren auf Wahlkämpfe haben können. Weshalb der ehemalige „Digitalisierungsminister“ Schleswig-Holsteins mit diesem Schritt dennoch bis heute mehr als zufrieden ist, wie er auf das anhaltende GAFA-Wachstum blickt und was er Mark Zuckerberg einmal bei einem persönlichen Treffen gesagt hat, hört Ihr im aktuellen OMR Podcast.

Die Digitalisierung würde zum einen „fantastische Möglichkeiten“ und Fortschritt bieten, erzählt Grünen-Chef Robert Habeck in der aktuellen Sonntagsausgabe des OMR Podcasts, zum anderen aber auch „Probleme an anderer Stelle mit sich bringen“. Dazu zählen zum Beispiel die viel zu geringen Steuern, die die großen Tech-Player zahlen, eine veränderte politische und öffentliche Kommunikation und der teilweise gesellschaftliche Rückzug in virtuelle Räume inklusive entsprechender „Blasenbildung“. Man könne die Digitalisierung laut Habeck ein wenig mit der Industrialisierung vergleichen: „Wenn wir nicht aufpassen, haben wir soziale Verelendung“. Was man brauche, sei eine entsprechende Regulierung.

Allerdings sei auch eine Regulierung einfacher gesagt, als dann wirklich umgesetzt. „Die Entwicklung von Technik ist ja häufig exponentiell, unsere Politik ist vergleichsweise analog und quasi linear. Wir brauchen drei Jahre, um ein Gesetz zu machen“, so Robert Habeck. „Wenn du aber weißt, nach drei Jahren ist das, was das Gesetz regeln soll, schon längst wieder woanders, dann merkst du, dass es so nicht funktionieren kann“. Am Greifbarsten sei das am Beispiel der Art und Weise, wie und wo Tech-Firmen Steuern zahlen. Einzelne Länder alleine könnten hier nichts allzu Großes ausrichten, aber „wenn Europa agiert, dann macht das den Unterschied“. Habeck fragt: „Wie kann die Politik zulassen, was da seit 20 Jahren passiert?“

Social Media or No Social Media

Kleine Fehler, Kritik und zuletzt geleakte persönliche Daten seiner Familie haben Grünen-Chef Robert Habeck Anfang 2019 dazu bewogen, seine Accounts bei Facebook und Twitter zu löschen. Auf Philipp Westermeyers Frage, ob er das inzwischen bereue, entgegnet Habeck: „Ganz im Gegenteil – da bin ich stolz drauf. Ich habe mir selbst die Frage gestellt: Was willst du eigentlich von der Politik? Welche ist deine Rolle und wie willst du, dass kommuniziert wird?“. Er wolle möglichst konstruktiv diskutieren, Menschen zusammenzuführen und gemeinsame Lösungen finden. Genau das würde auf Facebook und Twitter eher schlecht funktionieren, man könne sie zwar durchaus als Diskussionsforen bezeichnen, aber eher als „Sich-Anbrüll-Varianten“.

Das Instagram-Profil, das Robert Habeck als einzigen Social-Media-Kanal nicht gelöscht hat, kommt derzeit auf knapp 75.000 Abonnenten. Eine klare Strategie hinter dem dort veröffentlichten Content kann Philipp Westermeyer allerdings noch nicht so recht erkennen. Es wirke wie ein Experiment mit einer Mischung aus beruflichen und privaten Inhalten. „Die Erfahrung, als Politiker Privatperson zu sein, ist ambivalent“, sagt Robert Habeck. „Die ganz große Unschuld zu zeigen, was ich mache und wie es mir geht, die habe ich – gerade nach dem Datenleak – ein wenig verloren“. Ihm sei es wichtig, eine Linie zu halten, die auch den Menschen in der Politik klar erkennbar sein lässt und Fehler zulässt.

Gesellschaftliche Verantwortung und Tipps für Mark Zuckerberg

In Berlin habe Robert Habeck eine „stabile Verbindung zur digitalen Start-Up-Szene“, erzählt er. Unternehmer würden regelmäßig ihre Wünsche mit ihm teilen, zum Beispiel weniger Bürokratie oder eine stärkere Förderung. Mit den „Großen“ hat er auch so manches Gespräch geführt. Facebook-Chef Mark Zuckerberg habe er einmal geraten: „Schenk Facebook der Menschheit. Nimm dir eine Milliarde für dich und deine Familie und der Rest ist sozusagen Menschheitsgeschenk. Gib den ganzen Kram auf.“ So ganz überzeugt habe ihn das wohl nicht.

Wie Grünen-Chef Robert Habeck alle globalen Tech-Unternehmen gegenüber der Gesellschaft in die Verantwortung nimmt, wie er nach rund zwei Jahren die DSGVO einschätzt und wie sehr ihn „Green Washing“ nervt, hört Ihr im aktuellen OMR Podcast.

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

Die Kollegen von Vodafone bieten aktuell ein Webinar an, dessen Inhalte wohl nie relevanter waren, als heute. Digitale Zusammenarbeit, Homeoffice, Verlagerung von bisher analogen Prozessen – also all das, wovon vor Corona zwar schon jeder mal gehört hatte, aber es erst seit einigen Monaten dann auch wirklich umsetzen muss. Vodafone hat rund 16.000 Mitarbeiter und ist bis heute im Homeoffice. Bessere Insights aus erster Hand gibt es also kaum. Falls Ihr interessiert seid und vodafone.de/webinar“ rel=“noopener“ target=“_blank“>von den Insights profitieren wollt, schaut einfach mal hier vorbei.

Zum ersten Mal als Podcast-Partner dabei ist der Software-Dienstleister basecom aus Osnabrück. Das 90 Mitarbeiter starke Unternehmen entwickelt maßgeschneiderte Digitalisierungs-Lösungen und nutzt dafür unter anderem E-Commerce-Systeme wie Shopware, Magento oder Spryker. Wenn Ihr also selbst gerade über Digitalisierung und größere Tech-Lösungen nachdenkt, dann schaut Euch gerne auf basecom.de um und tauscht Euch mit den Kollegen dazu aus.

Vielleicht habt Ihr es in den vergangenen Wochen schon mitbekommen: Wir haben uns mit OMR ein ganz kleines bisschen an Appinio beteiligt. Die Kollegen machen Realtime-Market-Research, also Marktforschung in Echtzeit. In kürzester Zeit liefert Euch die App repräsentative Ergebnisse zu Euren Fragen. Firmen wie Red Bull, Lidl, About You und wir eben auch nutzen den Service längst – und Ihr könnt es auch. Holt Euch dafür gerne direkt die App oder schreibt eine kurze Mail an omr@appinio.com.

Für all diejenigen unter Euch, die im Studien- bzw. erweiterten Studienalter sind, haben wir zu guter Letzt noch einen spannenden Hinweis – und zwar auf den MBA in Digital- und Medienmanagement an der Hamburg Media School, den wir Euch absolut empfehlen können. Alle Infos dazu findet Ihr jederzeit unter hamburgmediaschool.com. Bewerbungen sind noch bis zum 15. Juli möglich.

Alle Themen des Podcasts mit Robert Habeck im Überblick:

  • Robert Habecks Weg zum „Digitalisierungsminister“ in Schleswig-Holstein (ab 2:40)
  • Wie er die Digitalbranche bzw. Big-Tech-Szene als solche im Moment sieht (ab 4:32)
  • Wieso Regulierung seiner Meinung nach unerlässlich ist (ab 7:04)
  • In welchem Verhältnis die Entwicklung von Technik zu der von Politik steht (ab 9:44)
  • Warum Europa in Sachen Steuerkompetenz einheitlich agieren sollte (ab 11:00)
  • Warum Robert Habeck nicht mehr auf Facebook und Twitter aktiv ist (ab 12:40)
  • Welche Art von Politiker er nicht sein möchte (ab 15:50)
  • Wie er zu Instagram steht – und warum er sein Privatleben lieber privat hält (ab 17:50)
  • Robert Habeck über seine Nähe zur digitalen Start-Up-Szene in Berlin (ab 21:25)
  • Wie er zum Thema Atomkraft steht – und was die Digitalisierung möglich macht (ab 23:57)
  • Wie er die DSGVO einschätzt und warum das Thema in Deutschland so relevant ist (ab 29:27)
  • Wie er Lobbyismus erlebt und was er sich von Mark Zuckerberg gewünscht hat (ab 34:58)
  • Welche gesellschaftliche Verantwortung große Tech-Unternehmen tragen (ab 39:18)
  • Über „Green Washing“ und klimapositive Marketingkampagnen (ab 42:08)
  • Inwiefern er sich mit Aktien, Marken- und Firmenbewertungen beschäftigt (ab 45:20)
  • Robert Habeck über die Legalisierung von Cannabis (ab 48:39)
  • Wie er den Ausgang der US-Wahl im Herbst einschätzt (ab 51:47)
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Autor*In
Nicole Platzer
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