Wie Mate Rimac den schnellsten Elektrosportwagen der Welt entwickelt

Florian Rinke22.5.2022

Der Kroate hat mit Porsche eine ungewöhnliche Partnerschaft geschmiedet

Mate Rimac hat in Kroatien seine eigene Automarke aufgebaut: Rimac Automobili. Foto: Rimac
Mate Rimac hat in Kroatien seine eigene Automarke aufgebaut: Rimac Automobili. Foto: Rimac

Schon als Kind träumte Mate Rimac davon, Autos zu entwickeln. Heute baut er Elektro-Sportwagen, die mehr als 400 Stundenkilometer schnell sind. Kein Wunder, dass er damit auch das Interesse der Premiummarke Porsche weckte. Im OMR Podcast sprechen Porsche-Finanzvorstand Lutz Meschke und Rimac-Group-Gründer Mate Rimac über ihre ungewöhnliche Partnerschaft und Fahrzeuge für mehrere Millionen Euro.

Es gibt in Europa nicht viele Orte, die für einen autobegeisterten Jugendlichen ungünstiger gewesen wären als Kroatien. „Wenn man Automotive Industry in Europa bei Google eingibt, bekommt man viele Punkte überall“, sagt Mate Rimac. Von Portugal bis in die Türkei, von Schweden bis Süditalien gebe es Betriebe aus dem Automotive-Bereich. „Sogar Serbien hat Unternehmen in diesem Bereich“, sagt Rimac im OMR Podcast. Für Kroatien galt das Anfang des Jahrtausends nicht. Doch ausgerechnet hierhin, nach Zagreb, zog es die Familie Rimac im Jahr 2001.

Inzwischen hat sich die Lage geändert. Und dafür ist der 34-jährige Rimac verantwortlich. Er hat mit Rimac Automobili nicht nur die erste kroatische Automarke aufgebaut, sondern auch einen weltweit bewunderten Hersteller von elektrischen Supersportwagen. Innerhalb von 1,97 Sekunden beschleunigt das neuste Modell Nevera von 0 auf 100 Stundenkilometer. Der Top-Speed liegt bei mehr als 400 Stundenkilometern, angetrieben von 1914 PS. Mehr als zwei Millionen Euro soll das Fahrzeug, das demnächst ausgeliefert werden soll, angeblich kosten. Kein Wunder, dass prominente Sportler wie Fußballer Cristiano Ronaldo oder Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg auf Rimac stehen. Und genauso wenig verwundert, dass man auch im Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen schon früh auf die Marke aufmerksam wurde.

Rimac hat bereits 300 Millionen Euro Risikokapital eingesammelt

Im Jahr der Gründung von Rimac Automobili, im Jahr 2009, steigt dort der langjährige Wirtschaftsprüfer Lutz Meschke in den Konzernvorstand auf. Der gebürtige Hildener soll sich da jedoch nicht nur um die Finanzen kümmern, sondern auch um das Beteiligungsmanagement. Als Porsche sich 2014 dazu entschließt, mit dem Taycan einen ersten rein elektrischen Sportwagen zu bauen, schaut sich Meschke nach Partnern um, die bei der Entwicklung helfen können. Ein Kollege habe ihm damals einen Zeitungsartikel zugesteckt, erinnert sich Lutz Meschke im OMR Podcast. In dem Artikel ging es um einen jungen Mann mit einer kleinen Firma in Kroatien, der sich relativ erfolgreich mit dem Thema Elektromobilität im Hochleistungsbatteriebereich beschäftigte. „Das fand ich interessant“, sagt Meschke. Und so kamen Rimac und Porsche in Kontakt.

Lutz Meschke ist Finanzvorstand bei Porsche. Foto: Porsche

Lutz Meschke ist Finanzvorstand bei Porsche. Foto: Porsche

Heute ist daraus nicht nur eine Geschäftsbeziehung geworden, sondern eine Beteiligung. In mehreren Finanzierungsrunden hat sich Porsche an Rimac beteiligt. Rund 300 Millionen Euro hat der kroatische Autohersteller inzwischen von Investoren eingesammelt. Porsche ist dabei zum größten Anteilseigner nach dem Firmengründer aufgestiegen. Doch nicht nur das: Selbst die Sportwagen-Marke Bugatti, die wie Porsche zum Volkswagen-Konzern gehört, hat man inzwischen mit dem kroatischen Autohersteller unter dem Dach der neu geschaffenen Rimac Group verschmolzen.

Ein Börsengang ist für Mate Rimac aktuell kein Thema

Wer hätte gedacht, dass der 1988 in Jugoslawien geborene Mate Rimac mal eine derartige Karriere machen wird? Denn der Start ins Leben ist zunächst turbulent. In Jugoslawien herrschen damals Spannungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Anfang der 1990er Jahre bricht Krieg aus. Mate Rimac flieht mit seinen Eltern nach Deutschland und wächst in Frankfurt auf – und kommt das erste Mal richtig mit Autos in Kontakt. Seine jugoslawische Heimat gehört damals zu den ärmsten Regionen Europas. „Ich hatte nicht viele Gelegenheiten, Autos zu sehen, vor allem keine interessante Autos“, sagt Mate Rimac. In Deutschland ist das anders. Als Kind habe er große Augen gemacht, erzählt Rimac. An den Wochenenden habe er die Formel 1 im Fernsehen verfolgt, dazu quasi jede Auto-Sendung gesehen und jedes Auto-Magazin von der ersten bis zur letzten Seite gelesen. „Mein Traum war, Ingenieur bei BMW oder Porsche zu sein“, sagt Mate Rimac.

Heute baut Mate Rimac nicht nur eigene Autos, sondern entwickelt auch im Auftrag anderer Hersteller. Rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt sein Unternehmen bereits. Und Mate Rimac will weiter wachsen. Als im vergangenen Jahr eine Reihe von Elektroauto-Herstellern per Spac an die Börse gingen, fragten sich viele, wann Rimac ihnen folgen würde. Doch noch ist ein Börsengang nicht geplant. „Wir sagen immer, wir bauen eine Firma für 100 Jahre, wir wollen langfristig denken und nicht kurzfristig, nur weil jetzt die Gelegenheit da war“. Erstmal soll daher noch eine weitere Finanzierungsrunde kommen.

Im OMR Podcast erzählt Porsche-Finanzchef Lutz Meschke außerdem, in welche Startups der Sportwagen-Hersteller investiert. Und Mate Rimac verrät, worüber er kürzlich mit Tesla-Chef Elon Musk gesprochen hat.

Die Themen des OMR Podcasts mit Mate Rimac und Lutz Meschke im Überblick:

  • Wie Mate Rimac zum Auto-Entwickler wurde (00:03:00)
  • Porsche steigt als Investor ein (00:15:00)
  • Was Rimac anderen Anbietern voraus hat (00:28:00)
  • Mate Rimac bekommt die Verantwortung für Bugatti (00:36:00)
  • Rimac baut das größte Gebäude in Kroatien (00:51:00)
  • Wie man eine neue Luxusmarke aufbaut (00:59:00)
  • Wie Lutz Meschke und Mate Rimac auf Tesla und Elon Musk blicken (01:08:00)
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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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