Wie Laura Malina Seiler dank sechs Millionen Podcast-Downloads ein Digital-Coaching-Imperium aufbaut

Martin Gardt5.4.2018

Ein Erfolgspodcast, ein Bestseller, Online-Kurse – Laura Malina Seilers Erfolgsrezept heißt digitale Spiritualität

Laura Malina Seiler
Laura Malina Seiler

Laura Malina Seiler nennt sich selbst „Expertin für Mindful Empowerment und moderne Spiritualität“ – und sie will Menschen dabei helfen, ein gesundes Verhältnis zu sich selbst aufzubauen. Mit ihrem Podcast „Happy Holy Confident“, einem Bestseller und Online-Selbsthilfe-Kursen hat sie aus diesem Ansatz ein digitales Geschäftsmodell aufgebaut. OMR erzählt sie, wie sie damit siebenstellige Umsätze macht.

„Ich habe vor knapp 10 Jahren angefangen, mich mit dem Thema Spiritualität auseinander zu setzen. Schon damals hatte ich den Wunsch, dass ich in Deutschland so viele Menschen wie möglich für das Thema persönliche Weiterentwicklung und Spiritualität begeistern möchte“, sagt Laura Malina Seiler gegenüber OMR. Sie habe über Jahre verschiedene für sie inspirierende Persönlichkeiten wie Neurowissenschaftler Dr. Joe Dispenza, Autor Neale Donald Walsch, Deepak Chopra oder Oprah Winfrey beobachtet und dann vor drei Jahren selbst mit Coaching und einer eigenen Webseite angefangen. Zu der Zeit noch neben ihrem Job als Musikmanagerin eines Rappers. Wie konnte Seiler aus dem Nebenprojekt ein Millionen-Business machen?

Spiritualität als Hype-Thema

Beim Thema Spiritualität und der Vermarktung durch vermeintliche Digital-Gurus scheiden sich die Geister. Vielen Menschen scheint es aber zu helfen, sich durch Online-Kurse oder Podcasts mit Spiritualität und sich selbst auseinander zu setzen. Davon profitiert auch Laura Malina Seiler. „Ich verbinde Motivation mit Meditation“, sagt sie. Seiler wolle Menschen dabei helfen, die Geräusche im Kopf wieder etwas leiser zu stellen und sich zu erlauben, mehr zu sehen, als sie mit ihren Augen wahrnehmen können – der Ansatz sei aber komplett getrennt von Religion zu sehen. 

Einige von Seilers Vorbildern haben mit ihrem Spiritualitäts-Ansatz Milliarden verdient. Deepak Chopra nannte Focus Online schon 2011 den „Guru mit Homepage und Apps“. Der in Kalifornien lebende Inder verkauft nicht nur Lebenstipps in Online-Kursen, sondern verschiedenste Produkte vom ayurvedischen Tee bis zu einer Pfeifen-Kette, die beim Meditieren helfen soll. Laura Malina Seiler habe jedoch nicht ans große Geschäft gedacht: „Am Anfang habe ich mir keine Gedanken über Monetarisierung gemacht. Ich wollte einfach so viele Menschen wie möglich erreichen. Das ist auch bis heute noch mein Fokus.“

Sechs Millionen Podcast-Downloads

Und Menschen erreicht Seiler seit zwei Jahren vor allem mit ihrem Podcast „Happy Holy Confident“. Der taucht ununterbrochen in den Top 10 der iTunes-Charts auf und wurde laut Seiler bereits 6,4 Millionen Mal heruntergeladen. Aktuell verzeichne sie 450.000 Downloads pro Monat, also zwischen 100.000 und 120.000 pro Woche. Beeindruckende Zahlen im deutschen Podcast-Markt. „Der größte Wachstumshebel für den Podcast ist mittlerweile Word of Mouth. Die Regelmäßigkeit der Veröffentlichung hilft dann, in den Charts oben zu bleiben“, sagt sie. Jeden Mittwoch veröffentlicht sie eine neue etwa einstündige Folge. Hier gibt sie Tipps zu Fragen aus der Community oder interviewt Menschen, die sie spannend findet. Mittlerweile sind 145 Folgen erschienen.

Der Start zu einem Zeitpunkt, als Podcasts gerade am Kommen waren, die regelmäßige Veröffentlichung und das Hype-Thema haben ihr sicher einen Reichweitenschub verpasst. Hinzu kommen sehr viele positive Bewertungen auf iTunes: Über 3.000 Wertungen bei einem Durchschnitt von fünf von fünf Sternen helfen extrem, in den Charts dauerhaft relevant zu bleiben. Außerdem funktionieren die Titel der Podcast-Folgen in der Zielgruppe offenbar gut: „Wie du trotz Angst und Zweifeln deiner inneren Wahrheit folgen kannst“ oder „Wie du die Beziehung zu deinen Eltern verbesserst“.

„Die Intention vom Podcast war seit dem Start vor zwei Jahren, alles was mir auf dem Herzen liegt und was ich bis jetzt gelernt habe, so authentisch wie möglich in die Welt zu hauen und damit einen wirklichen Mehrwert zu schaffen. Die enorme Reichweite hat sich natürlich auch positiv auf mein gesamtes Unternehmen ausgewirkt“, sagt Seiler. Sie hat es geschafft, mit dem Medium eine extrem breite Masse an Menschen zu erreichen, die sie über den Kanal auf ihre anderen Produkte verweisen kann. Ganz bewusst habe sie sich aber gegen bezahlte Podcast-Werbung entschieden – aus unserer Erfahrung entgehen ihr so deutlich über 15.000 Euro pro Folge.

Volle Konzentration auf Instagram – noch

Der zweite wichtige Marketing-Kanal für Laura Malina Seiler ist Instagram: „Ich bin ein großer Fan von Instagram. Da will ich aber nicht einfach Bilder veröffentlichen. Jeder Inhalt soll einen Mehrwert haben und ich mache mir über jeden einzelnen Post sehr lange Gedanken.“ Wer auf den Instagram-Kanal schaut, merkt das ziemlich schnell – Seilers Bildbeschreibungen sind oft mehrere Absätze lang und beinhalten Tipps und motivierende Sätze für ihre Community. Die ist auf Instagram auf mittlerweile über 55.000 Abonnenten angewachsen und scheinbar sehr engagiert. Viele Posts kommen auf eine Like-Follower-Ratio (Verhältnis zwischen Gesamtfollowern und Likes/Kommentaren auf das einzelne Bild) von über zehn Prozent. Das sind Werte, von denen viele Influencer träumen und doch will Seiler hier – wie bei ihrem Podcast – keine Werbung machen, außer natürlich für die eigenen Produkte.

Ihre Instagram-Abonnenten verteilt sie clever auf ihre verschiedenen Angebote. Mit dem Tool Linktree hat sie eine Landing Page mit all ihren Angeboten erstellt. Diese verlinkt sie dann in ihrer Instagram-Bio (dem einzigen Ort neben den Stories und Ads, wo ein Link auf der Plattform gesetzt werden kann). 

Mit anderen Plattformen tue sie sich aktuell noch schwer: „YouTube und Pinterest gehe ich in diesem Jahr aber noch einmal intensiver an. Beide Kanäle haben extrem Potenzial.“ Bisher habe sie auf Youtube einfach die Podcasts mit einem Visual Statement dazu gepostet. Eine echte Videostrategie gebe es bisher nicht. Trotzdem folgen ihr auf der Video-Plattform über 25.000 Nutzer, jedes ihrer „Videos“ kommt auf etwa 10.000 Views

Facebook-Gruppen als Exklusiv-Vorteil

Mit Facebook sei Seiler bisher nicht so richtig warm geworden. Ihrer Seite folgen auf der Plattform trotzdem über 25.000 Nutzer. Hier poste sie aber einfach ihre Instagram-Inhalte. Anders sieht es bei Facebook Gruppen aus, von denen Seiler gleich mehrere bespielt. Ihre Gruppe #TeamLiebe hat mehr als 15.000 Mitglieder und dreht sich um den „Spiritual Sunday“, ein kostenloses Webinar von Laura Seiler an jedem Sonntag. Hier schließt sie Werbung der Mitglieder aus. Dafür hat sie extra die „Community Offers“-Gruppe mit derzeit 5.600 Mitgliedern gegründet. Hier kann ihre Community eigene Produkte und Services bewerben – gleichzeitig hält Seiler so Werbe-Posts aus ihren anderen Gruppen raus.  

Für alle, die an ihrem Online-Programm teilnehmen, bietet sie eine geschlossene Facebook-Gruppe, die nur mit einem individuellen Passwort freigeschaltet werden kann. Hier soll sich die Community über das aktuelle Kursprogramm austauschen können. All diese Gruppen bringen Seiler einen leichteren Zugang zu ihren Fans, als es ihre Fan-Seite je könnte. Der Facebook-Algorithmus spült derzeit bevorzugt Posts von Freunden und Gruppen in die Newsfeeds der Nutzer. Und da Gruppen-Beiträge oft viele Interaktionen verzeichnen, erhöht sich die Reichweite zusätzlich. 

Marketing mit eigenem Bestseller

„Ich habe das Buch nicht geschrieben, um Millionärin zu werden. Damit erreiche ich Menschen, die ich digital vielleicht noch nicht erreicht habe“, sagt Laura Malina Seiler zu OMR. Im Oktober 2017 hat sie ihr erstes Buch „Mögest Du glücklich sein“ veröffentlicht und liegt damit immer noch auf dem ersten Platz im Amazon-Ranking der Kategorie „Glück“. In der wichtigen darüber gelagerten Kategorie „Ratgeber“ liegt das Buch immerhin auf Rang 61.

Auch die „Schmerzspezialisten“ von Liebscher & Bracht, über die wir vor einigen Wochen geschrieben hatten, schwören auf das Buch als Marketing-Instrument. Natürlich verdient Seiler an jeder für 20 Euro verkauften Ausgabe, viel wichtiger dürften ihr aber die Werbe-Effekte für ihr eigentliches Umsatz-Produkt – den Online-Kurs – sein. Derzeit schreibt sie übrigens an ihrem zweiten Buch, das im November erscheinen soll.

Online-Kurse bringen kompletten Umsatz

Wie verdient sie mit ihrer Online-Strategie nun aber Geld? Gegenüber OMR sagt Laura Seiler: „Ich gebe den besten Mehrwert lieber kostenlos raus, das kommt irgendwann alles wieder zurück.“ Zurück kommen Umsätze aus der Community durch ihren Online-Kurs: die „Rise Up & Shine University“. Diese starten seit 2016 immer im Januar und laufen vier Wochen. In dieser Zeit geht Seiler jeden Morgen für eine Stunde live „auf Sendung“, zeigt den Kursteilnehmern Meditationsübungen und gibt Coaching-Input zum jeweiligen Thema des Tages. In einem physischen Workbook tragen die Nutzer ihre Fortschritte auf dem Weg zu mehr Gelassenheit, oder was auch immer sie sich zum Ziel gesetzt haben, ein. Zusätzlich gibt es Zutritt zur angesprochenen exklusiven Facebook-Gruppe und weiteres Videomaterial.

Wochenplan Laura Malina Seiler

Der Wochenplan für den Online-Kurs von Laura Malina Seiler

Am Ende der vier Live-Wochen steht der komplette Kurs noch bis zum Juni on demand zur Verfügung. „Im letzten Januar waren bei meinem Online Programm der Rise Up & Shine University über 4500 Nutzer live beim Programm dabei, insgesamt sind es über 6000 in diesem Jahr“, sagt Seiler. Der Umsatz, der dadurch bisher in diesem Jahr entstanden ist, kann sich jeder ausrechnen: Das Programm kostet 329 Euro pro Person, bei 6.000 Käufern läge der Umsatz bei knapp zwei Millionen Euro. Allerdings zahle Seiler davon auch ein siebenköpfiges Team (zum Teil aber mit Freelancern) und die Livestream-Infrastruktur. Ihr Plan sei es, 2019 erstmals die 10.000 Teilnehmer an ihrem Online-Kurs zu knacken.

Podcast
MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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