Wie Amorelies Ex-CFO einen Global Player der Lust aufgebaut hat

Johannes Plettenberg ist Chef der Lovehoney Group. Im OMR Podcast erzählt er die irre Story hinter dem Sextoy-Unicorn

Plettenberg
Durch Zukäufe und Merger hat Lovehoney-CEO Johannes Plettenberg den Weltmarktführer im Sextoy-Business aufgebaut. Foto: Love Honey

Mit 400 Millionen Euro Jahresumsatz und 900 Mitarbeitenden ist die Lovehoney Group heute der größte Sextoy-Hersteller und -händler der Welt. Doch angefangen hat alles mit einem einzigen Produkt: dem Womanizer. Als der Erfinder des revolutionären Sextoys seine Firma verkaufen wollte, schlug Johannes Plettenberg zu.

Durch weitere Zukäufe entstand in den folgenden Jahren erst die Wow Tech Group. Durch die Fusion mit dem Konkurrenten Lovehoney wurde daraus der weltweite Markführer. Johannes Plettenberg, der als Finanzchef von Amorelie ins Sextoy-Business gelangte und heute als CEO die Lovehoney Group führt, erzählt im OMR Podcast die irre Story des Hidden Champions, den er aufgebaut hat und gerade als Global Player der Branche etabliert.

Die Story eines Branchen-Quereinsteigers

„Wie eng bist du dran?“ – Natürlich hat Johannes Plettenberg mit der Frage gerechnet, ob er denn die eigenen Produkte auch einmal ausprobiert. Die – ziemlich souveräne – Antwort, die er Philipp Westermeyer in der neuen Episode des OMR Podcasts darauf gibt, soll an dieser Stelle nicht vorweggenommen werden. Aber sie passt zum guten Gespür, das Plettenberg für den Sextoy-Markt in den vergangenen Jahren bewiesen hat.

Dabei ist seine Story die des Branchen-Quereinsteigers. Ehe der Wirtschaftsingenieur 2015 als CFO beim Erotikversand Amorelie anfängt, war er M&A-Experte; zuletzt acht Jahre im Dienst des Eisenbahnherstellers Bombardier. Große Budgets für Übernahmen habe er dort zwar nicht gehabt, so Plettenberg, aber viel Freiheit. „Ich bin alleine nach Australien, alleine nach Indien, alleine nach Polen, habe mit der ungarischen Regierung, mit der polnischen Regierung verhandelt.“

Eine extrem lehrreiche Phase, aber irgendwann war Zeit für etwas Neues. Zwei Jahre kümmert sich Plettenberg dann um die Finanzen bei Amorelie und kommt so zu dem Deal, der ihn zum Unternehmer machen sollte. Der Erfinder des Womanizers – eines Vibrators, der der wesentliche Umsatzbringer des Sextoy-Händlers war – wollte verkaufen. Die Amorelie-Mutter ProSiebenSat1Media aber verhinderte einen Deal mit Amorelie. Man wollte nicht, dass als erster Deal nach dem Aufstieg des Konzerns in den DAX ausgerechnet ein Sextoy-Investment bei einem Tochterunternehmen verkündet würde. „Ich kann das nachvollziehen“, erinnert sich Plettenberg, „auch wenn es finanziell für ProSieben natürlich falsch war.“

„Wir haben den Trend zur Me-Time“

Animiert durch seine Frau machte sich Plettenberg dann selbst auf die Suche nach einem Investor, den er nach mehreren Anläufen schließlich auch fand. Über den Zustand des Womanizer-Unternehmens sagt er rückblickend: „Wir kauften eigentlich keine Firma. Wir kauften nur ein Produkt mit einem Liefervertrag.“ Denn der Erfinder hatte sein Unternehmen – mit immerhin 30 Millionen Euro Umsatz im Jahr – zuvor vom heimischen Küchentisch gemanagt. Unter Plettenberg wurde nun ein professionelles Team aufgestellt und die internationale Expansion angegangen.

Where the pleasure happens: Blick in Lovehoneys "Silicone Lab" in Berlin. Foto: Lovehoney Group

Where the pleasure happens: Blick in Lovehoneys „Silicone Lab“ in Berlin. Foto: Lovehoney Group

Durch die Übername eines weiteren Sextoy-Erfinder-Startups bildete er 2017 die Wow Tech Group, die vor allem in den Corona-Jahren 2020 und 2021 ein rasantes Wachstum erfuhr. 2021 erfolgte dann der Zusammenschluss mit dem größeren Mitbewerber Lovehoney zum neuen Branchenführer. Die Lovehoney Group ist unter mehreren Marken in diversen europäischen Märkten aktiv. Womanizer als Tochterfirma verkauft diverse Modelle des Vibrators weltweit.

Libido-Studien mit der Berliner Charité

Auch wenn das Wachstum der Firma mit dem Ende der Lockdowns stark zurückgegangen sei, blickt Plettenberg optimistisch in die Zukunft. „Wir haben den Trend zur Me-Time“, sagt er im Podcast. Die Menschen wollten sich gut ernähren, Sport machen, ausreichend schlafen, ausgewogen leben – und ein gutes Sexleben gehöre auch dazu.

In welchem Land die höchste Sextoy-pro-Kopf-Quote herrscht, wie die Lovehoney Group damit umgeht, dass Instagram und andere Tech-Plattformen Werbung für ihre Produkte untersagen und welche Rolle dabei wissenschaftliche Studien (unter anderem mit der Berliner Charité zur weiblichen Libido) spielen – das sind nur einige der Themen dieser Folge des OMR Podcasts, die viele spannende Einblick in ein besonderes Unternehmen in einer ungewöhnlichen Branche liefert.

Die Themen des Podcasts mit Johannes Plettenberg im Überblick:

  • Vom Winzer-Spross übers Investmentbanking zum M&A-Professional (00:04:00)
  • Lea-Sophie Cramer und der Einstieg ins Sextoy-Biz (00:08:51)
  • „Womanizer“-Kauf und Aufbau eines Sextoy-Marktführers (00:11:38)
  • Diese drei Firmen dominieren den globalen Sextoy-Markt (00:29:59)
  • Boom dank Lockdown und Liberalisierung (00:36:52)
  • Anteile von Online-Business und lokalem Handel am Gesamtumsatz (00:44:26)
  • Marketing und PR über Kooperationen und Studien (00:45:44)
  • Die Bestseller und der Weg zur Umsatzmilliarde (00:50:29)
  • Deutschland als Pionier und Innovator im Sex-Business (00:55:39)
  • Umgang mit Copycats und Plagiaten (01:01:38)

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Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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