Verschafft dieser Instagram-Growth-Hack Account-Betreibern 10-faches Follower-Wachstum?

Martin Gardt17.7.2018

Warum große Instagrammer ihre Accounts auf privat stellen und damit auf Reichweite verzichten

Instagram Growth Hack private Accounts
Instagram Growth Hack private Accounts

Seit ein Algorithmus auf Instagram entscheidet, welche Inhalte die Nutzer angezeigt bekommen, ist das Rätselraten unter Account-Betreibern groß: Welche Strategien führen zu mehr Reichweite und Follower-Wachstum auf der derzeit wohl heißesten Plattform? Jetzt scheint der nächste Growth Hack gefunden. Betreiber von Witze-Seiten mit Millionen Followern stellen ihre Accounts einfach auf privat – nur wer folgt, bekommt die Inhalte zu sehen. Was das bringen soll, lest Ihr hier.

In den letzten Monaten wurden einige der größten Witze- und Meme-Instagram-Accounts der Welt von ihren Betreibern auf privat gestellt. Mit dabei: Factsdailyy (11,3 Millionen Abonnenten), Bestvines (9,2 Mio. Follower), Advice (8,8 Mio. Follower), Shithead Steve (2,6 Mio. Follower), Howitlooks (8,1 Mio. Abonnenten) und viele weitere. Nutzer, die Inhalte der Accounts sehen wollen, müssen Zugang erfragen. Der jeweilige Accountbetreiber muss sie dafür erst freischalten. Sie hoffen auf größeres Follower-Wachstum auf einer immer umkämpfteren Plattform.

Privater Account factsdailyy

Der auf privat gestellte Account von @factsdailyy

Lösungssuche für den Algorithmus-Effekt

„Betreiber stellen ihre Accounts auf privat, weil sie dann mehr Abonnenten bekommen, wenn einer ihrer Follower einen Post an seine Freunde schickt. Diese müssen dann dem Account ebenfalls folgen, um den Post zu sehen. So einfach ist das“, sagt Jack Wagner, ein Betreiber mehrerer Meme-Accounts, gegenüber The Atlantic. Reid Haley, Gründer von Doing Things, einem Medienunternehmen, das Instagram-Seiten mit insgesamt 14 Millionen Followern betreibt, berichtet vom Erfolg der Strategie. Einer seiner größten Accounts sei um durchschnittlich 10.000 Abonnenten pro Woche gewachsen. Nach der Umstellung auf privat sei die Zahl auf 100.000 gesprungen. 75 Prozent seiner Accounts betreibe er mittlerweile im privaten Modus.

Als Instagram vor über zwei Jahren seinen Algorithmus für den Feed ausrollte, begann die Zeit der Growth Hacks. In den letzten Jahren galt eigentlich die Explore- bzw. Entdecken-Seite, wo Posts erscheinen, die Instagram als passend für den jeweiligen Nutzer empfindet, als der Wachstumsfaktor. Dazu gründeten Influencer und reichweitenstarke Instagrammer zum Teil sogenannte Instagram Pods. In Gruppenchats schicken sich Influencer ihre neuesten Beiträge. Die anderen Mitglieder des Chats starten dann sofort damit, das Bild zu liken, zu teilen und zu kommentieren. Das hohe Start-Engagement soll dem Algorithmus einen erfolgreichen Post suggerieren und ihn so in die Feeds der Nutzer und auf die Explore-Seite spülen. 

„Wenn du einen privaten Account betreibst, landest du nicht mehr auf der Explore-Seite. Aber ich habe gemerkt, dass das egal ist“, sagt Sonny, ein Account-Betreiber, der nur unter seinem Vornamen bekannt ist. Sein Hauptaccount ist weiter öffentlich und bekomme um die 200 neue Follower, wenn er über die Explore-Seite eine Million Nutzer erreiche. Seine auf privat gestellten Accounts bekämen derzeit oft 10.000 neue Follower am Tag. Gleichzeitig sei es durch das sprunghafte Wachstum vieler Witze-Accounts mittlerweile extrem schwierig, überhaupt auf der Explore-Seite zu landen.

Bessere Nutzerbindung?

Zwei weitere Faktoren scheinen für die Account-Betreiber ebenfalls wichtig zu sein: Auf privat gestellte Accounts sind schwerer zu entfolgen und die Gefahr, dass einzelne Beiträge etwa wegen Copyright-Versößen gemeldet werden, halten viele Instagrammer im privaten Modus für geringer. Ersteres liegt an einer Funktion von Instagram. Wer einem privaten Account nicht mehr folgen will, wird von der Plattform noch einmal gefragt, ob er sich sicher sei. Dieser zweite Bestätigungsklick fehlt bei öffentlichen Accounts. Viel entscheidender dürfte für die Gruppe der Meme-Macher aber die Copyright-Problematik sein. Jackson Weimer, Redakteur beim Online-Magazin Meme Insider sagt zu The Atlantic: „Es ist wahrscheinlicher, dass Inhalte gesperrt werden, die auf der Explore-Seite landen und Nutzer diese in großer Zahl melden. Privat zu gehen, ist in der Meme-Welt ein Sicherheitsgedanke, um den eigenen Account zu behalten.

Meme-Seiten-Betreiber wie Elliot Tebele, der den Kanal FuckJerry betreibt, haben immer wieder mit Sperrungen und Vorwürfen von Content-Klau zu kämpfen. Trotzdem wachsen Witze-Accounts vor allem auf Instagram weiter stark, schließlich hat die Plattform mittlerweile über eine Milliarde Nutzer und zieht auch die jüngere Zielgruppe an. Elliot Tebele selbst hält allerdings nichts von der Strategie: „Ich habe es zwei bis drei Mal ausprobiert, den Kanal auf privat zu stellen, um zu schauen, ob es funktioniert.“ Growth Hacks auf Instagram kämen und gingen immer wieder, er arbeite lieber weiter an seiner öffentlichen Brand.

Direkt-Nachrichten sind der eigentliche Wachstumsmotor

Laut Instagram selbst sind die drei großen Faktoren, damit ein Post angezeigt wird, Interesse (oder Engagement), Zeit (wie alt ist der Post) und die Beziehung zwischen Nutzer und dem Postenden. Neben diesem groben Raster gibt es weitere Unterfaktoren. Instagrammer können vor allem am Engagement (unter anderem mit den angesprochenen Instagram Pods) schrauben. Offenbar zählt für die großen Witze-Accounts aber die klassische Viralität – aktuell vor allem durch Direkt-Nachrichten unter den Nutzern. 

„Die finale Destination für unsere Inhalte ist das Postfach deines Freundes“, sagt Barak Shragai, CEO von IMGN Media, der mit verschiedenen Meme-Accounts arbeitet. „Wenn jemand dein Meme im Explore-Bereich sieht, gibt’s meist keinen Like. Aber wenn du in einem Nachrichten-Chat landest, wird’s relevant“, sagt Meme-Macher Sonny. Daher sei das Engagement auf Memes, die häufig verschickt werden, oft viel größer als auf solche, die nur in den Empfehlungen landen. Kommt jetzt noch dazu, dass der Empfänger der Nachricht dem privaten Account noch gar nicht folgt, ist der neue Abonnent schon fast sicher.

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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