Wie Felix Jahn einen der unbeliebtesten Berufe Deutschlands attraktiver machen will

Mit McMakler will der Berliner Gründer den Immobilienmarkt erobern

Im OMR Podcast hatte Philipp Westermeyer dieses Mal McMakler-Chef Felix Jahn zu Gast. Foto: OMR
Im OMR Podcast hatte Philipp Westermeyer dieses Mal McMakler-Chef Felix Jahn zu Gast. Foto: OMR

Felix Jahn hat bei Rocket Internet gearbeitet und den Berliner Online-Möbelhändler Home24 aufgebaut. Mit McMakler will er nun den Immobilienmarkt in Deutschland erobern. Im OMR Podcast spricht der Gründer und Investor über die Unterschiede zwischen McMakler und klassischen Anbietern – und die Frage, wann es für das Startup an die Börse geht.

Die Geschichte des Berliner Immobilien-Startups McMakler beginnt nicht mit einem Geistesblitz. Es gibt keine Heldengeschichte von einem Gründer namens Felix Jahn, der das Haus seiner Oma verkaufen wollte und dabei feststellen musste, wie altbacken vielerorts Makler:innen noch arbeiten. Es gab nicht diesen einen Moment, in dem er dachte: „Mensch, da muss man doch was machen“. Felix Jahn überlässt diese romantischen Gründer-Mythen lieber anderen. Der Geschäftsführer des Berliner Startups hat einfach ein sehr vielversprechendes Geschäftsmodell gesehen – in einem vermeintlich leicht zu erobernden Markt. „Der durchschnittliche Makler macht drei bis fünf Transaktionen im Jahr. Was macht der denn den Rest des Jahres?“, fragt Jahn.

Jahn sieht damals das Potenzial, ein Unternehmen aufzubauen, das in einem sehr kleinteiligen Markt große Marktanteile erobern kann. 2015 ruft er McMakler ins Leben. Das Startup soll mit Technologie den Verkauf von Häusern effizienter und komfortabler machen – und damit auch das Image von Makler:innen verbessern. Denn die, so erzählt es Jahn im OMR Podcast, zählten vor einigen Jahren statistisch noch zu den unbeliebtesten Berufen. Seit der Gründung hat sich McMakler rasant entwickelt. Insgesamt 1.100 Mitarbeitende hat das Startup inzwischen, davon allein rund 450 Makler:innen. Investoren bewerten die Firma mit 800 Millionen Euro. Der Umsatz lag im vergangenen Jahr bei 93 Millionen Euro.

„Felix, freitags mache ich immer E-Mails“

Zu Beginn bleibt Felix Jahn im Hintergrund. Er hat seine Karriere in der Gründerszene bei Rocket Internet begonnen und dort als Geschäftsführer beim Aufbau verschiedener Startups geholfen. So soll es auch bei McMakler laufen. Gemeinsam mit dem Auto1-Gründer Hakan Koc (hier im Rahmen von „Dinner Berlin“ zu Gast im OMR Podcast) hat Jahn den Inkubator Warpspeed Ventures gegründet. McMakler ist als Startup daraus hervorgegangen. Zu Beginn leiten Hanno Heintzenberg und Lukas Pieczonka das Startup, Jahn bleibt als Investor im Hintergrund. Doch irgendwann übernahm er selbst die Führung, während seine beiden früheren Geschäftsführer inzwischen den Medikamenten-Lieferdienst Mayd aufbauen.

Mit McMakler will Jahn mehr Effizienz in den Markt bringen. Mehr als 20 Immobilien verkaufen die Makler:innen des Startups laut Felix Jahn im Schnitt. Sie sind fest bei dem Startup angestellt. Mit freien Handelsvertretern hat Jahn nicht nur gute Erfahrungen gemacht. „Die performen auch gut, nur auf eine Art, die mit unserer nicht kompatibel ist“, sagt Felix Jahn im OMR Podcast. Er wolle eine höhere Produktivität erreichen – und dafür sei der Einsatz von Technik essenziell. Jahn erzählt die Geschichte von einem freien Handelsvertreter, bei dem von Immobilien-Interessenten das Feedback kam, er beantworte Anfragen zu langsam. „Da habe ich den angerufen und gesagt: Mensch, was ist denn da los? Warum beantwortest du die Anfragen nicht?“, erzählt Felix Jahn: „Da hat er gesagt: Felix, das kann gar nicht sein, freitags mache ich immer E-Mails.“ Freitags. Für den McMakler-Chef ein No-Go: „Die E-Mail muss sofort beantwortet werden.“

Felix Jahn hat auch Home24 mit aufgebaut

Jahn bringt noch ein anderes Beispiel, um die Mentalität des Unternehmens zu verdeutlichen. Er erzählt von einem Makler, der in den ersten zwei Wochen eines Monats zwei Wohnungen verkauft habe. Als Jahn ihn anruft und gratuliert, meldet sich der Makler von Ibiza. Zwei Immobilien-Verkäufe im Monat – das reichte aus seiner Sicht für eine Auszeit. Für Jahn hingegen nicht. „Wir sind verdammt hungrig“, sagt er. Auch deshalb hat er McMakler als Generalisten und nicht als Spezialisten positioniert. 98 Prozent des Marktes wolle man abdecken. „Wenn jemand ein Schloss am Rhein verkauft, gibt es sicherlich jemanden, der kennt sich besser mit Schlössern am Rhein aus als wir“, sagt er. Man selbst konzentriere sich eher auf den Marktdurchschnitt und eine möglichst breite Angebotspalette – von der Garage in Chemnitz bis zur Villa in Grunewald.

Ein Börsengang ist dennoch für Felix Jahn aktuell kein Thema. Zwei Mal hat er bei Unternehmen gearbeitet, die später an die Börse gegangen sind: Rocket Internet und der von Rocket maßgeblich finanzierte Online-Möbelhändler Home24. Beide Male verließ Jahn das Unternehmen vor dem Börsengang. Bei McMakler könnte es anders kommen. Doch Jahn sagt, für ihn spiele diese Frage keine große Bedeutung. Am Ende handele es sich lediglich um eine andere Möglichkeit der Finanzierung. Und auch bei einem anderen Thema gibt er sich entspannt: der Einhorn-Frage. Denn noch ist McMakler kein so genanntes Unicorn, also ein Startup mit einer Bewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar. Felix Jahn hat im Immobilien-Sektor gelernt, dass es manchmal auf Geduld ankommt. Sechs bis sieben Monate dauert es, bis der erste Kundenkontakt zu einer Transaktion führt. In der Digital-Welt eine Ewigkeit.

Im OMR Podcast verrät Felix Jahn außerdem, warum er die Änderungen bei der Makler-Provision gut findet, wie er zu den Diskussionen zum mit russischen Geldern finanzierten Wagniskapitalgeber Target Global steht und wie er die weitere Entwicklung der Immobilienpreise in Deutschland einschätzt. 

Die Themen des OMR Podcasts mit Felix Jahn im Überblick:

  • Felix Jahn über seine Zeit bei Rocket Internet (00:04:30)
  • Die Gründung von Home24 (00:11:30)
  • Das Investment in Auto1 (00:20:30)
  • Warpspeed Ventures und der Aufbau von McMakler (00:27:30)
  • Eine Woche Arbeit, dann Auszeit auf Ibiza (00:39:00)
  • So kommt McMakler an Kunden (00:45:30)
  • Änderungen bei den Maklerprovisionen (00:50:00)
  • Wie geht man mit Target Global als Investor um? (00:59:00)
  • Die Zukunft des Immobilien-Marktes in Deutschland (01:05:30)
  • Ist McMakler schon ein Unicorn? (01:13:00)
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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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