Über 200.000 Dollar monatlich mit Podcasting verdienen – dieser Irak-Veteran zeigt, wie es geht

Martin Gardt1.10.2015
John Lee Dumas

Ein Podcast über Unternehmer ist in den USA ein riesiger Erfolg. Was Ihr daraus lernen könnt:

John Lee Dumas

John Lee Dumas ist der Mann hinter „Entrepreneur On Fire“.

John Lee Dumas ist gerade 34 und macht Millionen mit seinem cleveren Podcast-Business. Der Gründer der Show „Entrepreneur On Fire“ hat nicht nur hunderttausende Zuhörer jeden Monat, sondern verkauft Podcast-Anfängern Online-Kurse für viel Geld. Dumas beschäftigt neben seiner Freundin gerade mal drei Mitarbeiter – zwei auf den Philippinen und einen in Pakistan und doch bringt er jeden Tag eine neue Episode von Entrepreneur On Fire raus. Wie er seine Reichweite aufgebaut hat und diese monetarisiert, lest Ihr hier.

Ende der Nullerjahre kommen Podcasts in den USA langsam im Mainstream an. John Lee Dumas erkennt das schnell, als er – nach sieben Jahren Militärdienst – anfängt, als Makler zu arbeiten und das neue Medium auf langen Fahrten im Auto für sich entdeckt. „Damals realisierte ich etwas: Es gibt so viele gute Podcasts da draußen, aber keiner bietet täglich neue Inhalte“, erzählt Dumas zur Entstehungsgeschichte von Entrepreneur On Fire. In wenigen Tagen hört er zu dieser Zeit Jahre alten Content seiner Lieblingsshows durch. Ihn interessieren vor allem Interviews und Unternehmer, die etwas über sich zu erzählen haben. 2012 kündigt Dumas seinen Job und entwickelt einen Podcast, in dem täglich Entrepreneure interviewt werden und von ihren größten Fehlern und Learnings, ihren wichtigsten Momenten auf dem Weg zum Erfolg und persönlichen Dingen erzählen. Das tägliche Veröffentlichen neuer Episoden ist einer der Erfolgsfaktoren von Entrepreneur on Fire. Für seine Hörer wird der Podcast zur Gewohnheit und Teil der Tagesroutine.

Reichweite aufbauen mit prominenter Hilfe

Entrepreneur on Fire erreicht schnell ansehnliche Downloadzahlen. Drei Monate nach dem Start der ersten Folge laden sich täglich über 3.000 Leute eine Episode der Show herunter – Apple promotet ihn in der Kategorie „neu und beachtenswert“. Einer der ersten Interviewpartner ist Pat Flynn, der selbst einen erfolgreichen Podcast produziert und damals schon 50.000 Follower auf Twitter hat. Auch SEO-Papst Rand Fishkin, der auch schon auf der Rockstars-Bühne stand, ist schon zum Start zum Interview bereit. Interviewpartner wie diese teilen die jeweiligen Episoden mit ihren Followern und lassen die Reichweite von Entrepreneur On Fire schnell wachsen. Das lässt auch andere potenzielle Interviewpartner aufhorchen: So spricht Dumas noch im Jahr 2012 mit der bekannten Investorin Barbara Corcoran, die in der Jury von „Shark Tank“, der amerikanischen Version der „Höhle der Löwen“, sitzt. Einen Monat später folgt mit Tim Ferris (4-Hour Workweek) ein absoluter Star der Unternehmerszene, der ebenfalls begeisterter Podcaster ist.

John Lee Dumas ist aber auch zur richtigen Zeit in der richtigen Branche unterwegs. Apple pusht damals gerade das Medium Podcast, die passende App wird automatisch auf allen iPhones installiert und einzelne Shows in iTunes besonders hervorgehoben. 2013 landet Entrepreneur On Fire in der Kategorie „Best of iTunes“, was nochmals einen Reichweitenschub auslöst. Für Eigenwerbung gibt Dumas pro Monat etwa 13.000 US-Dollar aus – er schaltet Facebook Ads und betreibt ein Affiliate-Programm für seine Online-Kurse. Im Juni 2015 verkündet Dumas 7,4 Millionen Downloads seit dem Start der Show und knapp 850.000 Downloads pro Monat. Die kommen laut seiner Aussage aus 145 Ländern (80 Prozent aus den USA). Seine Hörer bindet Dumas mit der Möglichkeit, ihm einfach Fragen zu stellen, die er dann in seiner „Q&A Show“ beantwortet.

Sponsoren einbinden und mehrere Standbeine aufbauen

Wie monetarisiert Dumas diese Reichweite? Was den Podcast angeht, vor allem mit Sponsoren: Er verdient über 100.000 US-Dollar im Monat durch seine Werbepartner. Das sind größtenteils B2B-Unternehmen wie Ziprecruiter (Recruiting-Tool), Vistaprint (Visitenkarten-Drucker) und HostGator (Webhoster). Schließlich beschreibt Dumas seine Zielgruppe als „Entrepreneurs, Wantrepreneurs und Kleinunternehmer“. Ein 15 Sekunden langer Pre-Roll-Spot (Ansage vor der eigentlichen Episode) kostet bei Entrepreneur On Fire 540 US-Dollar, ein 60-Sekünder mitten in der Episode 750 US-Dollar. Dumas garantiert 30.000 einzelne Hörer pro Episode. Jeder Werbepartner bindet sich drei Monate an den Podcast und muss zehn Folgen der Show pro Monat unterstützen. Im Gegensatz zu diesen beeindruckenden Zahlen, ist die Social Reichweite von Entrepreneur On Fire wenig herausragend. Knapp 30.000 Facebook-Fans, 36.000 Twitter-Follower und 14.000 Abonnenten bei Instagram zeigen, dass der Podcast viele Hörer hat, die von neuen Episoden nicht aus den sozialen Netzwerken erfahren, sondern die Show mit einem Podcast-Programm abonniert haben.

Hinzu kommen allein im August knapp 60.000 US-Dollar mit Affiliate-Links, die er mit Blog-Einträgen befeuert. Natürlich hat Dumas auch einen Newsletter, mit dem er neben den neuen Podcast-Episoden auch seine besten Tipps für Unternehmer verteilt. Meist verbunden mit einem Link zu einem Buch oder Service. Insgesamt konnte Dumas in diesem Jahr (einschließlich August) bereits knapp über zwei Millionen US-Dollar Gewinn verzeichnen, das ist so viel, wie im gesamten letzten Jahr. Dabei geht Dumas unglaublich offen mit seinem Business um. Jeden Monat veröffentlicht er seine Umsätze auf der Webseite. An den Zahlen können sich Podcaster auf jeden Fall orientieren.

Lukrative Nebengeschäfte getarnt als Starthilfe für die Konkurrenz

Die Arbeit an seinem Podcast hat John Lee Dumas früher zwölf Stunden täglich beschäftigt, das ist heute anders. Mittlerweile arbeitet er nur noch einen Tag der Woche, an dem er sieben bis acht Folgen für die Woche aufnimmt. Seine Interviews sind über fünf Wochen im Voraus geplant. Dumas braucht die Zeit für seine Nebenprojekte, die zusammen genommen mittlerweile mehr Umsatz machen, als der Podcast. Am wichtigsten ist dabei „Podcasters Paradise“, ein Online-Kurs, in dem er Nachwuchs-Radiomachern beim Aufbau eines eigenen Podcasts helfen will. Einmal im Monat macht er ein kostenloses Google Hangout, um Podcast Paradise zu erklären. Damit geht er den typischen Weg im Online Marketing: Geile Idee haben, Business aufbauen und das dann in Online-Kursen anderen für viel Geld auf’s Brot schmieren.

Der Eintritt in das Paradies kostet einmalig 1.297 US-Dollar. Damit erhalten die Teilnehmer Zugriff auf über 200 Video-Tutorials und Kontakt zu den 1.700 anderen zahlenden Mitgliedern der Paradise-Community. Wer außerdem einmal 30 Minuten mit John Lee Dumas persönlich telefonieren möchte, zahlt 2.295 US-Dollar. Im August verdiente Dumas nur mit Podcasters Paradise über 110.000 US-Dollar. Das sind etwa 86 neue Mitglieder, die den kleineren Betrag bezahlt haben. Mit den bisher angemeldeten 1.700 aufstrebenden Podcastern hat Dumas wohl insgesamt schon über zwei Millionen US-Dollar verdient. Neben seinem Online-Kurs hat Dumas ein Buch für Podcast-Starter geschrieben und schreibt bereits am nächsten.

Ist das auch in Deutschland möglich?

Wir sind ja schon länger am Podcast-Thema dran und beobachten die Entwicklung ganz gespannt. In den USA haben seit Anfang 2015 über 46 Millionen Menschen zumindest einen Podcast angehört. Es entstehen Medienunternehmen, die sich komplett dem Thema verschrieben haben, wie Gimlet Media und Panoply. In Deutschland dominieren die Podcast-Charts noch klassische Formate, wie der Radio-„Tatort“, der über 250.000 Mal aufgerufen wurde oder „SWR2 Wissen“. Abseits der öffentlich-rechtlichen Radioshows etablieren sich aber gerade unabhängige Macher wie Rocket Beans TV mit dem derzeitigen Spitzenreiter der deutschen Charts „Plauschangriff“. Vielleicht schauen sich ja einige Podcast-Macher in Deutschland das Erfolgsmodell von John Lee Dumas ab.

MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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