Wie Elopage, das Fintech für die Creator Economy, jetzt richtig durchstarten will

Elopage nimmt zum ersten Mal Wagniskapital auf, die Software-Plattform arbeitet seit 2018 profitabel. Was haben die Gründer vor?

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Die beiden Mitgründer von Elopage: CEO Özkan Akkilic und Tolga Önal, Chief Growth Officer (Bild: PR)

Angefangen haben sie als reines Fintech-Unternehmen. Als Elopay 2013 startete, wollte Gründer Özkan Akkilic den privaten Zahlungsverkehr vereinfachen. „Das sah allerdings sehr nach Venmo aus“, gibt er heute zu. Um sich davon abzugrenzen, baute er dann eine Möglichkeit, über individualisierte Links Geld an Freunde verschicken zu können. „Ein paar Wochen, bevor wir das launchen wollten, kam Paypal plötzlich mit dem gleichen Modell um die Ecke“, sagt er.

Akkilic wollte nicht als Ideendieb dastehen. Also stellte er 2015 gemeinsam mit Tolga Önal das Geschäftsmodell um: Über die Plattform können Online-Kurse aufgebaut und eigene digitale Geschäftsmodelle monetarisiert werden. Seit drei Jahren arbeitet Elopage, wie das Startup inzwischen heißt, so bereits profitabel. Insgesamt zählt es 40.000 Kunden, die wiederum Zahlungen von drei Millionen Endkonsumenten über den Anbieter abwickeln.

Die Coronakrise hat das befeuert, darin sehen Akkilic und Önal eine Chance. Sie wollen ihre Belegschaft massiv aufstocken und ins Ausland expandieren. Dafür braucht es nun zum ersten Mal eine Geldspritze von außen. 38 Millionen Dollar bekommt es von Target Global, Partech Ventures und dem US-Fund Avid Ventures. Eine Bewertung nennt es dabei nicht.

Software und Zahlungsabwicklung für die Creator Economy

Die wohl bekanntesten Kunden sind bislang der Verlag Burda oder Sport1, der Fernsehsender bietet über Elopage beispielsweise Dart- und Pokerkurse an. Die allermeisten Kunden sind allerdings Einzelpersonen oder kleine Unternehmen, die in den Bereichen Lifestyle, Business, Marketing oder Persönlichkeitsentwicklung Online-Kurse vertreiben. Der erste Kunde war damals ein Gitarrenlehrer, sagt Akkilic im Gespräch mit Finance Forward.

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Viele Kunden bringen bereits eigene Reichweiten mit, unter ihnen sind auch Agenturen oder Influencer, die beispielsweise Webinare verkaufen. Über Elopage können sie schnell einen Online-Shop aufbauen, innerhalb weniger Minuten ist eine Landingpage erstellt, über die das Produkt verkauft wird. Mit Stripe als Partner wickelt es zudem die Zahlungen ab und hilft später bei der Steuerabwicklung.

Das Unternehmen lässt die Hürde für den Aufbau der Seiten bewusst niedrig, es fallen zunächst keine Kosten an. Es erhebt bei der Kursbuchung eine Transaktionsgebühr von 3,9 Prozent, für bestimmte Features wie Personalisierung des Designs fallen später Gebühren an.

Es ist ein Markt, der in den vergangenen Jahren rasant gewachsen ist, besonders im Coronajahr sind viele Kunden hinzugekommen. Elopage hat eine große Bürofläche am Berliner Ku’damm bezogen, hier sollen mitunter auch Kunden zu Besuch kommen, es gibt Studios für die Aufnahme von Inhalten.

Community-Management als Marketing

Das Unternehmen will eng mit seinen Kunden im Austausch bleiben und nicht als Softwareanbieter wahrgenommen werden. „Nicht jeder, der einen Kurs anbietet, denkt auch wie ein Unternehmer“, sagt Chief Growth Officer Tolga Önal. 20 Prozent der Kunden seien „first-time Entrepreneure“, viele der Elopage-Mitarbeiter seien für den Kundenkontakt da. „Elopage wächst nur, wenn unsere Kunden es auch tun.“

Die große Kunst für das Unternehmen ist, seine Kunden zu halten. Wer einen ersten Kurs angeboten hat, muss dazu gebracht werden, weitere anzubieten, denn nur dann verdient Elopage auch Geld. Die Premium-Angebote sind jederzeit kündbar, das macht die Umsätze für die Plattform weniger planbar. Wenn die Kunden eine Pause einlegen oder ihre Produkte nicht mehr über Elopage vertreiben wollen, bringen sie über Nacht kein Geld mehr. Bislang sei das allerdings kein Problem, Önal spricht von einer Churn Rate (Abwanderungsrate) von 0,5 Prozent.

Das dürfte vor allem daran liegen, dass Elopage seine Marketingressourcen und -bemühungen vor allem auf seine Bestandskunden richtet. „Für uns ist Community-Management das Marketing“, sagt Önal. Für die Außenwirkung reitet es auf der Welle seiner Kunden, die jeweils ihre eigene Reichweite mitbringen, allein 2020 ist die Zahl der Kunden von 25.000 auf 40.000 angewachsen.

Das frische Kapital soll jetzt zum einen die Teamgröße erweitern, im kommenden Jahr auf mehr als 300 Mitarbeiter – aktuell sind es 70. Und es will expandieren, als ersten internationalen Markt schauen sich Akkilic und Önal derzeit in Großbritannien um. Von den VCs erhoffen sie sich dabei Unterstützung, selbst hätten sie keine Expertise in Sachen Internationalisierung.

Die Ambitionen sind indes groß: „Seit dem ersten Tag ist das Ziel, eine Worldbrand zu werden“, sagt Gründer Akkilic. Die Investoren scheinen daran zu glauben – Addie Lerner von Avid Ventures sieht für Elopage das Potential, das „Shopify für digitale Produkte und Dienstleistungen“ zu werden.

Autor: John Stanley Hunter

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