Drei Mal raffiniert: Diese Online-Marketing-Stunts haben uns zuletzt aufhorchen lassen

Wie man mit bauernschlauen Ideen schnell hübsche Sümmchen verdienen kann

bottleflip

Viele Online-Marketing-Macher sind permanent auf der Suche nach der einen besonderen Idee, mit der sich schnell Reichweite oder Umsatz generieren lässt. Heute stellen wir Euch gleich drei aktuelle Beispiele dafür vor: Eine App, die huckepack auf ein Viralphänomen aufsattelt und so die App-Store-Rankings hochklettert, gewieftes Teleshopping auf Facebook Live sowie einen Affiliate, der mit einem Fake-News-Profil auf Twitter massiv Reichweite generiert. Vier Studenten haben mit einer sehr simpel programmierten App drei Millionen Downloads generiert – indem sie früh das Potenzial eines Viralphänomen erkannt und eine entsprechende Gaming-App programmiert haben. Beim „Bottle Flip“ geht es darum, eine teilweise mit Wasser gefüllte Plastikflasche so geschickt durch die Luft zu schleudern, dass sie aufrecht zum Stehen kommt. Bereits Ende Mai, Anfang Juni dieses Jahres hatte sich ein Hype um das „Geschicklichkeitsspiel“ entwickelt, nachdem dem US-amerikanischen Schüler Michael Senatore bei einer Talentshow an seiner Highschool ein „Bottle Flip“ gelungen war, und eine Videoaufnahme der Aktion (vermutlich auch wegen der begeisterten Reaktion des Publikums) sich rasend schnell über das Internet verbreitete. Der Originalclip ist bei Youtube bislang fast 5,7 Millionen Mal abgerufen worden. Weil er auch auf anderen Plattformen mehrfach hochgeladen und kopiert wurde, dürfte die wahre Reichweite noch deutlich größer sein.

„Challenge“ kommt auf deutschen Schulhöfen an

In den Wochen danach entwickelte sich die „Bottle Flip Challenge“ zum Viralphänomen. Diverse Youtuber, Vine- und andere Social-Media-Stars drehten eigene Videos. Das bei Youtube bislang erfolgreichste stammt von Dude Perfect, wurde vor zwei Monaten veröffentlicht und verbucht bislang 28 Millionen Views. Aktuell werden bei Youtube im Fünf-Minuten-Abstand neue Videos mit dem Keyword „bottle flip“ hochgeladen. Seit Mitte August steigt laut Google Trends das Interesse am Bottle Flip nochmals stark an. Auf Twitter lässt sich nachlesen, dass auch auf deutschen Schulhöfen der „Bottle Flip“ großes Thema ist: „Meine Klasse ‚übt’ JEDE verdammte Pause den Bottle Flip“, „Wenn 3 kleine Kinder aufm Schulhof die Bottleflip Challenge machen“, oder „Ist bottleflip noch cool oder hängt meine Klasse zurück?

Auch Aidan Sabourin, Student aus London, Ontario, in Kanada, hat das Originalvideo von Michael Senatore gesehen. „Bei mir klickte es sofort und mir war klar, dass ich dazu eine App entwickeln wollte“, so Sabourin gegenüber Online Marketing Rockstars. Mit seinen drei Mitstudenten Armin Gurdic, Justin Lam und Danny Loo brachte er vor wenigen Wochen die App „Bottle Flip 2k16“ in die App Stores von Apple und Google. Sie ist einfach aufgebaut: In einer zweidimensionalen Umgebung kann der Nutzer mit einer Wischbewegung die Flasche in die Luft schleudern – mehr Funktionen gibt es nicht. Der Wurftrick ist in der App fast noch schwerer als in der realen Welt. „Wir wollten, dass es schwierig ist. Aber es ist definitiv möglich“, so Sabourin.

Erste App zum Keyword „bottle flip“

Trotz des hohen Schwierigkeitsgrades ist die App ein großer Erfolg: In mehreren App Stores (u.a. in den USA) konnte sie bis auf den ersten Platz unter den kostenlosen Spielen klettern, in einigen Ländern, wie Kanada, Australien und Großbritannien, sogar auf den ersten Rang aller Apps. „Am Anfang haben die Leute einfach im App Store nach Bottle Flip gesucht, in der Hoffnung, eine gute App zu finden“, so die Macher. „Bald fingen die Leute an, ihren Freunden von der App zu erzählen und sie begann, die App Charts hochzuklettern.“ Möglicherweise spielte für den Erfolg auch eine Rolle, dass Google seit einigen Monaten in den mobilen Suchergebnissen direkt auf Apps verweist und bei einer Suche nach „bottle flip“ das Spiel der drei Studenten ganz oben erscheint.

Mehr als drei Millionen Downloads haben die Macher von Bottle Flip 2K16 so bereits innerhalb eines Monats verbuchen können. Monetarisiert wird die App durch ein kleines Banner am unteren Ende des Displays. Zu ihren Einnahmen machen sie keine Angaben. Unermesslich reich geworden sein dürften die Studenten damit nicht – Einnahmen im niedrigen bis mittleren fünfstelligen Bereich sind aber durchaus denkbar.

Freizügiges Teleshopping auf Facebook Live

Wird Facebook durch das Streaming-Format Facebook Live jetzt zur Teleshopping-Maschine? Eine junge Thailänderin macht schon Mal vor, wie man mit Live-Videos über die Plattform verkauft (Danke an Christoph Burseg von veescore für den Hinweis auf diese Geschichte!). Tawanrat Fah Chaiamnuay aus der thailändischen Kleinstadt Lopburi verkauft über ihre Facebook-Seite Kosmetika. In teilweise über eine Stunde dauernden Verkaufsessions preist sie dort Produkte über Facebook Live an, die, wenn die Facebook Übersetzung aus dem Thailändischen richtig liegt, u.a. einen helleren Hautton versprechen. Teilweise verzeichnen die Streamings 5.000 Zuschauer gleichzeitig. Der Facebook-Seite der jungen Geschäftsfrau folgen mehr als 600.000 Facebook-User. Die Abwicklung von Bestellungen erfolgt über die in Asien weit verbreitete Chat-App Line.

Ein großer Teil der Aufmerksamkeit dürfte daher rühren, dass Chaiamnuay auch gerne Mal freizügig, in Bikini oder knapper Wäsche vor der Kamera posiert. Nicht nachvollziehbar ist, ob sie die Kosmetik wirklich an Frauen verkauft, oder ob von ihren Videos begeisterte Männer bei ihr kaufen.

Ein Post aus der vergangenen Woche lässt jedenfalls den Schluss zu, dass Chaiamnuay gut verdient: Die Fotos zeigen mehrere dicke Bargeldbündel sowie einen Scheck im Wert von mehr als einer Millionen Baht (rund 28.000 Euro), mit dem die junge Frau offenbar ein neues Auto gekauft hat. Eine Interview-Anfrage von Online Marketing Rockstars ist an den mangelnden Englisch-Kenntnissen der jungen Frau (und den mangelnden Thai-Kenntnissen von uns) gescheitert.

Gefakter NBC-Account verkauft dubiose Pillen

Über das Geschäft mit Fake News haben wir bereits vor einigen Wochen berichtet. Nun sind wir durch einen Hinweis von Andre Alpar (vielen Dank!) über den Twitter-Account „NBC News USA“ gestolpert. Dieser hat in den vergangenen Wochen immer wieder denselben Link getweetet.

Der Tweet erweckt den Eindruck, auf einen auf der Website des US-Fernsehsenders NBC zu verweisen – eigentlich führt er aber auf eine dubiose Affiliate-Seite, auf der eine Pille verkauft wird, die ihre Nutzer angeblich „mental fitter“ machen soll, in Anlehnung an einen US-Film aus dem Jahr 2011. Auch das Twitter-Profil wird nicht von NBC vertrieben. Auf der Profilseite wird der Account zwar als „Parody-Account“ bezeichnet. Viele Twitter-Nutzer aber, denen die Posts durch Retweets oder Faves in die Timeline gespült werden, dürften aber auf den ersten Blick nicht erkennen, dass dahinter ein Fake-Account steckt.

Offensichtlich kauft der Betreiber des Accounts auch gezielt Retweets von anderen Accounts ein, um so Reichweite zu generieren – etwa von dem Twitter-Account „Brilliant Ads“ mit 888.000 Followern. Manche der Tweets von NBCNewsUSA verzeichnen so dreistellige Retweet-Zahlen.

Vermutlich steckt hinter dem Account ein Affiliate des Pillen-Herstellers Synapsyl. Affiliates, die dem Hersteller einen zahlenden Kunden einbringen, können pro Transaktion 45 bis 60 US-Dollar kassieren.

Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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