Geleaktes Pitch-Deck: 90 Seiten Insider-Infos zum Bored Ape Yacht Club und zu Yuga Labs

Umsätze, Strategie und Selbstverständnis – diese Präsentation legt alles offen

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Haben so die Macher:innen des Bored Ape Yacht Club geschaut, als sie gesehen haben, das ein Pitchdeck ihres Unternehmens bei Twitter veröffentlicht wurde? – Wir wissen es nicht. (Quelle: Bored Ape Yacht Club auf Twitter)

„Das nächste Disney“ – so bezeichnen viele NFT-Jünger gerne die Firma Yuga Labs, die hinter der NFT-Kollektion „Bored Ape Yacht Club“ (und mittlerweile auch Cryptopunks) steht. Nun gibt ein 90-seitiges, geleaktes Pitch Deck tiefe Einblicke sowohl in die großen Ambitionen des Unternehmens als auch in seine Finanzen. Wir zeigen die spannendsten Aspekte und erklären, was dahinter steckt.

„Yuga Labs baut die Web3-Version von Disney“, schreibt NFT-Sammler Farokh Sarmad vor wenigen Wochen auf Twitter. Das Unternehmen steht hinter dem „Bored Ape Yacht Club“ (BAYC), einer Kollektion von „Non Fungible Tokens“ (NFT, hier unser Erklärstück zu dem Phänomen). Es sind Comicbilder von Affen, die mit Investments in Kryptowährungen reich geworden sind und sich in einer Absturzkneipe in den Everglades treffen – so die Legende. Die Bilder sind das Abzeichen für einen exklusiven Club.

Künftiger Entertainment-Riese mit NFT-Wurzeln?

Was so verkürzt für manche albern klingen mag, ist mittlerweile ein milliardenschweres Unternehmen: Weltweit sollen NFT-Käufer:innen bereits mehr als zwei Milliarden US-Dollar für die NFTs von Yuga Labs ausgegeben haben. Die Firma soll sich laut Financial Times in Verhandlungen mit der renommierten Venture-Capital-Firma Andreessen Horowitz befinden, über ein Investment auf Basis einer Bewertung zwischen vier und fünf Milliarden US-Dollar. Yuga Labs will den BAYC (und andere NFT-Kollektionen) zu einer Entertainment- und Lifestyle-Marke ausbauen.

Wie das genau geschehen soll, das ist der geleakten Präsentation, die in der vergangenen Woche zuerst auf Twitter die Runde gemacht hat, erstmals in dieser Ausführlichkeit zu entnehmen. Das Dokument hat sich seitdem schnell verbreitet und ist von verschiedenen Personen auch auf Plattformen wie Linkedin, Slideshare und Dropbox hochgeladen und zur Verfügung gestellt worden.

127 Millionen US-Dollar Netto-Umsatz in 2021

„Letztmalig aktualisiert: Februar 2022“ ist auf der ersten Folie des Decks zu lesen. Laut Datumsangabe müsste das Deck also höchst aktuell sein. Greg Solano alias „Gargamel“, einer der Yuga-Labs-Gründer, erklärte auf dem Discord-Server des Bored Ape Yacht Club (BAYC) jedoch, dass das Deck veraltet sei und er und sein Mitgründer Wylie Aronow alias „Gordon Goner“ dieses selbst nie zu sehen bekommen hätten. Viele Dinge darin hätten sich bereits geändert und viele Dinge würden sich vermutlich noch ändern, weil das Unternehmen unerwartete Dinge tun wolle. Damit bestätigt Solano jedoch gleichzeitig die Echtheit des Dokuments.

Selbst wenn der Yuga-Labs-Gründer die Relevanz des Dokuments herunterspielt: An den Angaben zum Umsatz des Unternehmens im Jahr 2021 dürfte sich nicht mehr viel ändern. Die Brutto-Umsätze von Yuga Labs sollen sich in diesem Zeitraum auf 137,6 Millionen US-Dollar, die Netto-Umsätze auf 127,1 Millionen US-Dollar belaufen haben. Das Geld stammt aus dem Erstverkauf der Bored- und Mutant-Ape-Yacht-Club (MAYC) NFTs sowie aus „Secondaries“: Bei jedem Wiederverkauf eines NFTs erhält Yuga Labs 2,5 Prozent des Kaufpreises (wir hatten bereits an dieser Stelle ausführlich über den Aufstieg des BAYC sowie über das Geschäftsmodell geschrieben).

Die finanziellen Kennzahlen von Yuga Labs für die Jahre 2021 und 2022

Die finanziellen Kennzahlen von Yuga Labs für die Jahre 2021 und 2022 (Quelle: Leonidas.eth auf Twitter)

Ape Coin als zentrale Währung fürs Metaverse

Im laufenden Jahr will das Unternehmen seine Umsätze laut Pitch Deck auf 539,3 Millionen US-Dollar brutto und 455,2 Millionen US-Dollar netto fast vervierfachen. Dafür setzt Yuga Labs vor allen Dingen auf zwei Hype-Themen: „Metaverse“ (wir haben bereits vor anderthalb Jahren über das Buzzword geschrieben) und Gaming. Die bisherigen existierenden „Metaverse“-artigen Modelle seien langweilig und enttäuschend, heißt es in der Präsentation, in der sich Yuga Labs durch die Verwendung von Screenshots von Produkten implizit über Mitbewerber wie Facebook und Decentraland lustig macht. Es fehlten ein Zweck und gemeinsame Ziele der Nutzer:innen, meinen die Bored-Apes-Macher:innen.

Dabei gebe es schon viele Beispiele dafür, dass Menschen sich online versammeln, lebenslange Freundschaften schließen und „Ärsche treten“ („kick ass“) – alle davon stammten aus dem Gaming-Bereich. Yuga Labs wolle deswegen nicht ein Metaverse, „sondern das interoperable Gaming-Metaverse“ aufbauen – ein MetaRPG (steht für Role Playing Game). Bei dieser neuen „Gaming Experience“ sollen die Spieler:innen ihr Land und ihre Ressourcen wie Skins, Kleidung und Ausrüstung selbst besitzen können. Auch einen In-Game-Marktplatz, der auf „echtem“ Geld basiere, soll es geben. Yuga Labs hat gerade erst die eigene Kryptowährung Ape Coin gelauncht; diese soll nun die zentrale Währung des Yuga Labs Metaverse werden.

Ein Slide aus dem Yuga Labs Pitchdeck

Ein Slide aus dem Yuga Labs Pitchdeck

Yuga Labs hat die Cryptopunks gekauft

Über ein Software Development Kit (SDK) sollen NFT-Kollektionen, Creator und Entwickler Teil des neuen Gaming-Ökosystems von Yuga Labs werden können. Wie es in dem Pitch Deck heißt, spreche Yuga Labs mit den Firmen Animoca Brands (hatte schon im Dezember 2021 eine Partnerschaft mit BAYC verkündet) und NWay über die Entwicklung von „Rich Games“. Dabei  soll es etwa um ein Rennspiel und eine Player-versus-Player-Arena gehen (sowohl Animoca als auch NWay hatten bereits zum Launch von Ape Coin entsprechende Pläne auf Twitter angedeutet). Darüber hinaus sollen in dem „MetaRPG“ auch alle Spieler:innen ihre NFTs nutzen können, unabhängig davon, ob diese von Yuga Labs erschaffen wurden oder nicht.

Eigene Charaktere und Gegenstände für Yuga Labs' "MetaRPG" erschaffen: Das soll mit einem SDK möglich sein

Eigene Charaktere und Gegenstände für Yuga Labs‘ „MetaRPG“ erschaffen: Das soll mit einem SDK möglich sein (Screenshot eines Slides aus dem Pitchdeck)

Zu Yuga Labs gehören mittlerweile nicht mehr nur die Kollektionen des BAYC, MAYC und BAKC (Bored Ape Kennel Club, eine NFT-Kollektion von Cartoon-Hunden), sondern seit zwei Wochen auch die der Cryptopunks und von Meebits. Yuga Labs hat die Rechte („Intellectual Property“) hinter beiden Kollektionen von Mitbewerber Larva Labs abgekauft. Weil nun vier der wertvollsten NFT-Kollektionen der Welt in der Hand von Yuga Labs liegen, vergleicht ein anonymer NFT-Sammler, der mehr als 100 Millionen US-Dollar in NFTs investiert haben soll, den Deal mit den Übernahmen von Youtube durch Google und Instagram durch Facebook. „Normalerweise passiert es nicht, dass die Nummer 1 und 2 eines Marktes miteinander mergen“, so der Investor gegenüber dem Web3-Newsletter Milk Road.

377 Millionen US-Dollar Umsatz mit virtuellem Land?

Yuga Labs‘ „MetaRPG“ soll mit der Freigabe von virtuellem Land in Partnerschaft mit Animoca Brands  (steht u.a. hinter „The Sandbox“) starten, heißt es in dem Pitchdeck. Insgesamt 200.000 Parzellen soll es geben; in einem ersten Schritt sollen 100.000 Parzellen verkauft werden, 30 Prozent davon an bestehende Besitzer:innen von BAYC und MAYC-NFTs. Knapp 70 Prozent der angepeilten 539 Millionen US-Dollar Umsatz will Yuga Labs in diesem Jahr mit solchen Landverkäufen erwirtschaften.

Dieser Zeitstrahl zeigt, welche Launches und Projekte Yuga Labs für die kommenden Monate plant – und wie viel Umsatz diese jeweils einbringen sollen

Dieser Zeitstrahl zeigt, welche Launches und Projekte Yuga Labs für die kommenden Monate plant – und wie viel Umsatz diese jeweils einbringen sollen (Quelle: Leonidas.eth auf Twitter)

Potenzielle Käufer:innen sollen wohl auch damit angelockt werden, dass sie auf ihren Parzellen natürliche Ressourcen, rare Artifakte oder sogar ein NFT vorfinden können. Kurz nach der ersten Verkaufsrunde will Yuga Labs eine weitere NFT-Kollektion von 10.000 „Kodas“ auf den Markt bringen – per Air Drop (mehr dazu hier) an die bisherigen Landbesitzer. Der erste Drop ist laut Präsentation bereits für den März geplant. Es wird sich also bald zeigen, wie eng sich Yuga Labs an die Pläne aus dem Dokument aus dem Februar halten wird.

So könnten die Landparzellen in Yuga Labs' "MetaRPG" aussehen

So könnten die Landparzellen in Yuga Labs‘ „MetaRPG“ aussehen (Quelle: Leonidas.eth auf Twitter)

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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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