Von 500 auf 500.000 Stück: Wie Woom zum weltgrößten Kinderfahrrad-Hersteller wurde

Die Gründer Christian Bezdeka und Marcus Ihlenfeld erzählen im OMR Podcast die irre Geschichte ihres Aufstiegs

Die Woom-Gründer Christian Bezdeka (links) und Marcus Ihlenfeld (rechts) beim Treffen mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer in Berlin. Foto: OMR
Die Woom-Gründer Christian Bezdeka (links) und Marcus Ihlenfeld (rechts) beim Treffen mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer in Berlin. Foto: OMR

Kinderfahrräder von Woom sind so begehrt, dass sie quasi permanent ausverkauft sind – und gebrauchte Modelle bei Plattformen wie Ebay teilweise über dem Neupreis gehandelt werden. Innerhalb von zehn Jahren wurde aus einem kleinen Projekt in einer Wiener Garage die beliebteste Kinderrad-Marke der Welt. Im OMR Podcast erzählen die beiden Gründer, wie die Idee zu den Fahrrädern entstanden ist, was sie anders machen als die Konkurrenz – und wie sie die Besitzer der Handelskette C&A als Investoren gewonnen haben.

Woom – das ist das Geräusch, das Christian Bezdekas Sohn immer auf seinem Fahrrad gemacht hat. Woom, das ist inzwischen aber auch der größte Hersteller von Kinder-Fahrrädern der Welt. Bezdeka hat ihn nach dem Geräusch benannt, weil es für ihn Geschwindigkeit vermittelt. Doch das Tempo, mit dem sich das österreichische Unternehmen entwickelt, hat der Industriedesigner am Ende doch unterschätzt.

2013 hat der Österreicher den Fahrrad-Hersteller gemeinsam mit dem Deutschen Marcus Ihlenfeld gegründet. 500 Fahrräder haben sie im ersten Jahr verkauft, 2022 sollen es rund 500.000 sein. Was vor zehn Jahren – stilecht für Gründer – in einer Garage in Wien begann, ist heute zu einer der größten österreichischen Erfolgsgeschichten geworden. Die Nachfrage nach Kinderrädern von Woom ist so groß, dass die Modelle regelmäßig ausverkauft sind. Mehr als 70.000 Kund:innen müssen sich aktuell mit einem Platz auf der Warteliste begnügen. Teilweise werden gebrauchte Räder auf Plattformen wie Ebay über dem Preis eines neuen Modells angeboten.

Woom-Räder sind leichter als andere Modelle

Entstanden ist die Idee, Kinderfahrräder zu entwickeln, dabei aus einer eigenen Unzufriedenheit. „Als ich selber das erste Mal Vater geworden bin, habe ich begonnen, mich mit dem Thema Kinderrad auseinanderzusetzen“, erzählt Christian Bezdeka im OMR Podcast: „Und alles was es damals gab, hat meinen Erwartungen nicht entsprochen. Da wusste ich: Das kann man besser machen, da geht mehr.“

Bezdeka und sein Mitgründer Marcus Ihlenfeld konzipieren die Kinderfahrräder völlig neu – und machen dabei viele Dinge anders als etablierte Hersteller. Etwa beim Gewicht. Klassische Kinderräder von Woom-Konkurrenten wie Puky wiegen oft mehr als zehn Kilo. „Die Kinder wiegen kaum mehr“, sagt Bezdeka. Bei Erwachsenen seien die Fahrräder hingegen deutlich leichter als die Radfahrer:innen. Also entwickelten die beiden leichtere Modelle. Ähnlich wie die Gründer der Hörspiel-Würfel Tonieboxen (hier im OMR Podcast) ergänzen sich die beiden perfekt: Bezdeka ist Designer, Ihlenfeld der Experte für den kaufmännischen Bereich.

Woom hat ein starkes US-Geschäft

Bekannt wurde die Marke zunächst über Empfehlungen. Im OMR Podcast erzählt Christian Ihlenfeld, dass sich die Kunde von dem neuen Fahrradhersteller quasi auf den Spielplätzen in Wien verbreitet habe. Inzwischen ist das Unternehmen längst international tätig. Allein 30 Prozent des Umsatzes, der in diesem Jahr bei 170 Millionen Euro liegen soll, macht Woom inzwischen in den USA.

Klar, dass eine solche Erfolgsgeschichte auch das Interesse von Investoren weckt. Und auch die Woom-Gründer fingen irgendwann an, sich stärker mit der Frage zu befassen, ob man externes Kapital aufnehmen sollte. Die ersten Jahre hatten sie den Aufbau ihres Unternehmens aus eigenen Mitteln finanziert – und mithilfe von Krediten von Freunden und Familie. Doch je größer die Nachfrage nach Woom-Rädern wurde, umso höher wurden auch die Summen, die das Unternehmen für die Produktion aufwenden musste.

Die Besitzer von C&A haben investiert

2020 haben sie das erste Mal eine größere Finanzierungsrunde gemacht. Die Gelder kamen dabei unter anderem von der Familie Brenninkmeijer, denen auch der Textilhändler C&A gehört, sowie dem Gründer der Fitness-App Runtastic, Florian Gschwandtner. Damals machte Woom gerade mal 50 Millionen Euro Umsatz. Dass sich dieser innerhalb von zwei Jahren mehr als verdreifachen würde, war auch für die Gründer nicht abzusehen. „Wir haben uns damals etwas unter Wert verkauft, weil wir die Entwicklung selber nicht geglaubt haben“, sagt Marcus Ihlenfeld im Gespräch mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer.

Im OMR Podcast erzählen Christian Bezdeka und Marcus Ihlenfeld außerdem, warum sie ihre Räder nicht mehr über Amazon verkaufen, wie sie mit einer negativen Bewertung in der „Stiftung Warentest“ umgehen und warum sie seit Beginn des Jahres anderen das operative Geschäft überlassen haben.

Die Themen des OMR Podcasts mit Christian Bezdeka und Marcus Ihlenfeld im Überblick:

  • Wie der Fahrradhersteller Woom entstanden ist (00:02:30)
  • Von 500 auf 500.000 Fahrräder pro Jahr (00:07:00)
  • Warum Woom nicht mehr bei Amazon verkauft (00:16:00)
  • Von Privatkrediten zu professionellen Investoren (00:28:00)
  • Frust über ein Testurteil der „Stiftung Warentest“ (00:37:00)
  • Aufbau des USA-Geschäfts als Familien-Projekt (00:46:00)
  • Ausflug in das Bekleidungsgeschäft (00:58:00)
  • Die Woom-Gründer werden zu Investoren (01:07:00)
Christian BezdekaFahrradFlorian GschwandtnerMarcus IhlenfeldÖsterreichWoom
Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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