Hannes Ametsreiter: „Wegen der 5G-Auktion können wir weniger in Infrastruktur investieren“

Der Vodafone CEO kritisiert im OMR Podcast das Vergabeverfahren

ametsreiter_westermeyer_1190x650
Vodafone Deutschland CEO Hannes Ametsreiter (links) im Gespräch mit OMR-Gründer Philipp Westermeyer am Vodafone-Sitz in Düsseldorf

Riskiert Deutschland seine digitale Zukunft, weil die Bundesregierung Mobilfunklizenzen für Milliardenbeträge an Netzbetreiber versteigert? Diesen Vorwurf erhebt indirekt Hannes Ametsreiter, CEO von Vodafone Deutschland, in der neuesten Folge des OMR Podcasts. Die insgesamt rund 6,6 Milliarden Euro, die die in Deutschland aktiven Mobilfunkkonzerne zuletzt für die Ersteigerung der 5G-Frequenzen ausgeben mussten, könnten nun nicht in Infrastruktur und Netzabdeckung investiert werden: „Wir haben das Loch nicht zugemacht, sondern es noch tiefer gegraben“, so Ametsreiter.

In 497 Runden und über fast drei Monate (von März bis Juni) hat die Bundesnetzagentur in diesem Jahr die 5G-Frequenzen versteigert. Mit einem Gesamtvolumen von 6,6 Milliarden Euro war die 5G-Auktion teurer als die vorherigen beiden Frequenz-Auktionen, und damit auch teurer als Fachleute erwartet hatten. 1,9 Milliarden Euro hat Vodafone für die Nutzungslizenz für 5G-Frequenzbänder gezahlt. Das eingenommene Geld will die Bundesregierung Medienberichten zufolge nicht komplett in den Netzausbau investieren, sondern etwa auch in die Digitalisierung von Schulen. Mit den Einnahmen könnten über einen Fond aber auch Haushaltslöcher gestopft werden.

„Denselben Fehler wieder gemacht“

Hannes Ametsreiter

Den Mobilfunkkonzernen stoßen die hohen Kosten sauer auf: „Ich kann Geld nur einmal ausgeben – entweder für Lizenzen und für Spektrum, oder für Ausbau und Coverage“, sagt Hannes Ametsreiter. Im OMR Podcast erinnert der Vodafone CEO an die UMTS-Auktion im Jahr 2000: „Die hat der Industrie 50 Milliarden Euro entzogen.“ Wegen der hohen Auktionskosten hätten die Mobilfunkunternehmen damals vergleichsweise wenig investiert und weniger Basisstationen errichtet. „Das ist in Wirklichkeit die Wurzel des Übels, über die man sich heute beschwert. Und jetzt wurde derselbe Fehler wieder gemacht.“ Beim nächsten Frequenzpaket deute sich schon jetzt an, dass sich die Situation wiederholen werde. „Das ärgert mich. Wann durchbrechen wir das endlich?“, fragt Ametsreiter.

Studien zufolge ist Deutschland bei der 4G-Netzabdeckung im internationalen Vergleich weit abgeschlagen. Sollte die Bundesrepublik in puncto digitaler Infrastruktur den Anschluss verpassen, hätte dies wohl deutliche Folgen für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Nicht nur, dass die Online-Branche mit ihren Geschäftsmodellen auf eine verlässliche Netzinfrastruktur angewiesen ist – es werden möglicherweise auch vollkommen neue Geschäftsmodelle und -prozesse entstehen.

„5G ist so schnell wie die Nerven in unserem Körper“

„Es wird in Zukunft Millionen von Dingen geben, die vernetzt werden“, sagt Hannes Ametsreiter im OMR Podcast. 5G stelle dabei nochmals einen Entwicklungssprung dar. „5G hat eine extrem kurze Latenzzeit von einer Millisekunde. Das ist die Geschwindigkeit, mit der unsere Nerven im Körper Informationen übermitteln – also Echtzeit. Ein superschnell reagierendes Netz wird neue Möglichkeiten und neue Präzision schaffen.“ Ametsreiter nennt die Vernetzung von Fabriken und Maschinenparks und das durchgehende Tracking von Logistikprozessen ebenso als Beispiele wie Augmented Reality.

Dass Deutschland diese Entwicklung möglicherweise unnötig ausbremst, verärgert den Vodafone-Chef. „Deutschland hat kein Haushalts-, sondern ein Infrastrukturproblem. Da sollte es doch das Ziel sein, eine bessere digitale Infrastruktur aufzubauen.“ Sein Alternativvorschlag für kommende Lizenzvergaben: „Ich würde es für zeitgemäß halten, wenn man sagen würde: Lizenzen for free, dafür gibt es aber ein Commitment für den Ausbau und für die Qualität.“

Warum Ametsreiter Vodafone nicht mehr nur als Mobilfunkunternehmen, sondern als Digitalisierungskonzern sieht, warum Vodafone große Hoffnungen in das gerade aufgekaufte Kölner Startup Grandcentrix setzt und welche Apps der Vodafone-Chef privat nutzt – all das erfahrt Ihr in der neuesten Folge des OMR Podcasts.

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

Auch als Partner ist Vodafone in dieser Folge mit dabei. Die Kollegen bieten für Geschäftskunden nun einen Internet- und Telefon-Tarif, der für 19,99 Euro mit einer Geschwindigkeit von 1.000 Mbit aufwartet. Das setzt die Messlatte für andere Anbieter relativ weit nach oben. Wer Mobilfunk-Kunde wird, bekommt den Tarif sogar für nur 9,99 Euro. Ihr seid interessiert? Mehr Infos bekommt Ihr unter vodafone.de/topspeed!

Zum ersten Mal mit dabei sind diesmal die Kollegen von Mittwald. Die Hosting-Firma kommt aus Espelkamp in der Nähe von Osnabrück. Sie sagen über sich selbst: „Wir kommen aus der Provinz, aber unser Arbeitsplatz ist das World Wide Web.“ 200 Mitarbeiter verkaufen Hosting für Shops, Publisher und Agenturen. Das ist das, was Ihr sucht? Besucht einfach Mittwald.de!

Als Drittes mal ein „Partner“ der anderen Art: Bekannte von unserem Gründer Philipp machen bei einem größeren Projekt mit, in dessen Rahmen am 12. Juni 2020 im Berliner Olympiastadion die größte Bürgerinnen- und Bürgerversammlung Deutschlands durchgeführt werden soll, mit 60.000 bis 90.000 Besuchern. Ziel ist es, an diesem Tag, mehrere Petition auf den Weg zu bringen, mit denen sich dann der Deutsche Bundestag beschäftigen muss. Mehr erfahrt Ihr unter startnext.de/12062020.

Am Ende wie so oft noch ein Hinweis in eigener Sache: Unser neuer OMR Report „SEO Pro“ ist da! Auf insgesamt 156 Seiten haben wir das Thema Suchmaschinenoptmierung noch einmal richtig auf links gedreht. Gemeinsam mit externen Experten steigen wir richtig tief in Technik, On- und Off-Page-Optimierung und Tools ein – inklusive Checklisten, Screencasts, Template und und und. Mit dabei waren zum Beispiel Andre Alpar sowie Magdalena Mues und Matthäus Michalik von Claneo. Noch mehr Infos und den Report selber findet Ihr hier.

Alle Themen des Podcasts mit Hannes Ametsreiter im Überblick:

  • Was Hannes Ametsreiter gemacht hat, bevor er zu Vodafone Deutschland kam (ab 3:19)
  • Wie hat Ametsreiter Vodafone Deutschland aufgestellt, nachdem er zu dem Konzern gewechselt ist? (ab 7:26)
  • Wie viel Umsatz macht Vodafone in Deutschland, wie viel Geld investiert der Konzern ins Marketing und wie hat sich der Marketingmix entwickelt? (ab 11:16)
  • Inwiefern ist Vodafone nicht mehr nur ein Netzbetreiber und Mobilfunkunternehmen, sondern mittlerweile ein Digitalisierungsunternehmen? (ab 15:00)
  • Welches sind die aktuell wichtigsten Themen in Vodafones B2C-Geschäft? (ab 17:33)
  • Wo und wie will Vodafone im B2B-Bereich wachsen? (ab 22:55)
  • Wie versucht er als CEO, seine Mitarbeiter mitzunehmen und welche Rolle spielt er selbst dabei als Personal Brand? (ab 29:04)
  • Warum steht Amesreiter dem Ergebnis der 5G-Auktion so kritisch gegenüber? (ab 33:30)
  • Welche Bereiche wird 5G am meisten verändern? (ab 36:44)
  • Wie steht er als Vodafone CEO zum Konzept der Netzneutralität? (ab 40:44)
  • Wie sieht er die großen US-Tech-Konzerne? (ab 43:28)
  • Wie eng ist er persönlich und wie eng ist Vodafone an der europäischen Startup-Szene? (ab 47:33)
  • Welche Apps nutzt Hannes Ametsreiter privat? (ab 51:51)

Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung!

5GMobilfunkNetzpolitikVodafone
Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

Alle Artikel von Roland Eisenbrand

Ähnliche Artikel

Aktuelle Stories und die wichtigsten News für Marketeers direkt in dein Postfach!
Zeig mir ein Beispiel