Project-A-Mitgründer Uwe Horstmann: „Mit Samwers goldener Kreditkarte bei Burger King“

Torben Lux19.7.2021

Im OMR Podcast verrät Horstmann, wie er schon mit Mitte 20 einen der heute erfolgreichsten deutschen VC-Fonds gegründet hat

Uwe Horstmann Project A OMR Podcast Philipp Westermeyer
Uwe Horstmann (r.), Co-Founder von Project A, und Philipp Westermeyer.

Project A hat einen Lauf. In den vergangenen paar Monaten konnte sich der Berliner VC-Fonds über Finanzierungsrunden freuen, die für einen vor allem in Frühphasen und Series-A-Runden aktiven Investor nicht gerade an der Tagesordnung stehen. Eine kleine Auswahl: 150 Millionen Euro für Catawiki, 130 Millionen US-Dollar für Spryker, 160 Millionen US-Dollar für Sennder, 300 Millionen US-Dollar für Kry – und zuletzt 900 Millionen US-Dollar für Trade Republic. Auch wenn der europäische Tech-Markt aktuell so viel Geld bekommt wie nie zuvor – den richtigen Riecher muss man trotzdem haben. Uwe Horstmann, Co-Gründer von Project A, hat ihn allem Anschein nach. Im OMR Podcast spricht er über die wilden Samwer-Jahre, den operativen Ansatz von Project A und die Folgen der aktuellen Kapitalschwemme.

„Das Venture-Capital-Spiel ist ein sehr, sehr langwieriges Spiel. Nach zehn Jahren fängt es so langsam an, dass du Feedback bekommst“, erklärt Uwe Horstmann im Gespräch mit Philipp Westermeyer. Entsprechend solle man seiner Empfehlung nach nicht zu früh VC werden und mit Ende 20 vielleicht erst einmal versuchen, ein oder zwei Unternehmen zu gründen, die funktionieren. Horstmann ist jetzt Mitte 30, hat bereits gegründet und trotzdem irgendwie alles übersprungen. Vor fast zehn Jahren startet er unter anderem mit Florian Heinemann den Wagniskapitalgeber Project A.

Dass er den Ratschlag, den er heute gibt, selber so gar nicht beherzigt hat, liegt zum Teil auch an der Kreditkarte von Oliver Samwer. Horstmann will dem Rocket-Internet-Chef eine Idee pitchen, trifft ihn beim Burger King am Flughafen Köln-Bonn. „Er hat mir seine goldene Kreditkarte in die Hand gedrückt und gesagt, ich solle mich schon mal im Hotspot einloggen, er würde sich einen Burger holen“, erinnert er sich. Seine Idee habe Samwer zwar nicht gefallen, dafür öffnet sich die Tür zu Rocket Internet. „Das war eine wilde Phase damals im Berliner Ökosystem. Alles war erst am Entstehen.“

Raketen-Karrierestart dank Oli Samwers Hunger auf Burger

Das war „so 2006 bis 2009 ungefähr“, Uwe Horstmann ist gerade Anfang 20 und wird schnell Geschäftsführer des Ärzte-Portals Esanum. „In jeder anderen Firma wäre ich nicht so früh Chef gewesen. Für die Erfahrung bin ich aber auch extrem dankbar. Das hat sich alles ohne großen Masterplan so ergeben“, so Horstmann. Nach einigen Monaten in Japan und dem Aufbau des Zalando-Klons Locondo kehrt er 2011 nach Deutschland zurück – und gründet wenig später unter anderem mit Florian Heinemann Project A.

Der erste große Exit für den VC lässt nicht lange auf sich warten: 2013 geht der Reifenhändler Tirendo für 50 Millionen Euro an Delticom. „Das war die erste Validierung für uns und wir dachten nur: Wow!“, so Horstmann. „Heute läuft ein Exit dieser Größenordnung in der Berliner Startup-Welt unter ferner liefen.“ Es sei heute nicht nur viel mehr Kapital am Markt als noch vor einigen Jahren. Es stecke auch deutlich häufiger internationales und vor allem amerikanisches Kapital in A- und B-Runden. „Dadurch wird es für uns vermutlich nicht leichter“, stellt er fest. Aber es gibt einfach auch so viele gute Firmen. Das ist eine ganz andere Liga als noch vor fünf Jahren.“

Mehr Kapital, mehr Wettbewerb unter VCs, mehr Vorteile für Startups?

Dass so viel Geld wie nie zuvor darauf wartet, in deutsche und europäische Startups investiert zu werden, sorgt dafür, dass auch VC-Firmen umdenken müssen. Gründer:innen hätten inzwischen mehr Auswahl. „Als Fonds muss man sich schon überlegen, was man liefern kann. Im Normalfall sind es halt vier alte, weiße Typen in schicken Büros mit schicker Kunst“, so Uwe Horstmann. „Da muss man sich fragen: Was kann ich eigentlich wirklich liefern? Ich finde es deshalb gut, dass es Wettbewerb gibt zwischen Investoren.“

Bei Project A habe man deshalb schon früh auf das Thema operativer Support gesetzt. Portfolio-Unternehmen bekommen nicht einfach nur Geld, sondern Know-How. „Wir haben 100 Leute für verschiedenste Themen bei uns angestellt, die alle operative Experten sind“, sagt Horstmann. Das Angebot würden unter anderem der Neo Broker Trade Republic und die Marktplatz-Suite Spryker nutzen.

Dass es vermehrt zu großen Finanzierungsrunden kommt und es auch in Deutschland immer mehr Unicorns gibt, hält Uwe Horstmann für positiv für die gesamte Startup-Branche. Auch VCs wie Project A hätten durch gute Deals, neue Runden oder Exits mehr Kapital zur Verfügung und könnten das wiederum in jüngere, kleinere und andere Modelle investieren. „Wenn es ein paar erfolgreiche Firmen gibt, kommt es doch irgendwie allen zugute. Das ändert ein bisschen, wie europäisches Venture Capital funktioniert.“

Auf einen Erfolg kommen einige Nieten

Dass es in den vergangenen Monaten so viele und vor allem große Erfolgsmeldungen für Project A gegeben habe, bedeute laut Horstmann im Umkehrschluss aber natürlich nicht, dass keine Fehlentscheidungen getroffen werden. Keine Pleiten zu erleben sei ein klares Indiz dafür, zu risikoarm zu investieren. Konkrete Beispiele für weniger lukrative Investments möchte er zwar nicht nennen – dafür aber ein paar verpasste Chancen, die vermutlich ordentlich Rendite gebracht hätten. 

„Bei Deliveroo hätten wir mal in der Seed-Runde investieren können. Das wären Secondary Shares gewesen und wir hatten darauf keine Lust. Das war vermutlich nicht so schlau“, sagt Horstmann. „Bei Depop, einem Marktplatz für Second-Hand-Mode, wurde ich damals früh vorgestellt. Das habe ich aber wohl nicht so richtig gerafft. Da gab es jetzt einen IPO.“ Und auch bei Isar Aeorospace sei er zurückhaltend gewesen. „Ich konnte mir das nicht vorstellen. Und dann kam natürlich die große Finanzierungsrunde. Das tut dann schon weh, wenn du der einzige Typ bist, der da nicht genügend Fantasie hatte.“

Aber auch andersherum kommen immer mal wieder Deals nicht zustande, wenn sich nämlich Startups durch erhöhten Wettbewerb auf VC-Seite für ein anderes Angebot entscheiden. Horstmann sagt: „Wir hätten sehr gerne bei Sorare investierte, da haben wir nicht den Zuschlag bekommen.“ Wie Project A und Uwe Horstmann überhaupt entscheiden, in welche Startups sie investieren wollen, wie der Deal mit Trade Republic zustande kam und ob er sich vorstellen kann, so präsent in den Medien zu sein wie Mitgründer Florian Heinemann, hört Ihr in der aktuellen Folge des OMR Podcasts. 

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Die Themen des Podcasts mit Uwe Horstmann, Co-Gründer von Project A:

  • So haben sich Uwe Horstmann und Florian Heinemann vor rund 15 Jahren bei Rocket Internet kennengelernt (ab 02:40)
  • Wie Horstmann sich mal mit der goldenen Kreditkarte von Oliver Samwer im Hotspot eines Burger Kings eingeloggt hat (ab 05:10)
  • Über sein erstes Projekt für Samwer, seine Zeit bei Rocket Internet und eine Station in Japan (ab 06:00)
  • Die ersten großen Schecks für den neuen Fonds von Project A kamen von der Otto Group und Axel Springer – und haben die eigentlichen Pläne des Gründungsteam ein wenig verändert (ab 08:10)
  • Deshalb ist Uwe Horstmann nicht mehr Teil des Berliner Business-Angels-Zusammenschluss Saarbrücker21 (ab 11:45)
  • Vor OMR hatten die Gründer inklusive Philipp Westermeyer unter anderem das Real-Time-Bidding-Startup Metrigo aufgebaut – mit Hilfe und Geld von Project A (ab 12:20)
  • Wie hat sich der Markt für Adtech-Startups in den vergangenen zehn Jahren entwickelt? (ab 13:20)
  • Was sind die stärksten Firmen aus der ersten Generation von Project A? (ab 14:30)
  • Wie hoch ist der Anteil von Project A heute noch an Spryker? (ab 17:00)
  • Seit dem Investment in kfzteile24.de 2016 macht Project A immer häufiger Deals mit Privat-Equity-Firmen (ab 19:10)
  • Wie gut muss die Performance eines VC-Fonds eigentlich laufen, damit er langfristig funktioniert? (ab 22:45)
  • So wurde Project A auf den Neo Broker Trade Republic aufmerksam und dann gemeinsam mit dem VC Creandum zum Investor (ab 25:20)
  • Was machen Unternehmen wie Trade Republic so gut, dass Investoren Schlange stehen? Und hat Uwe Horstmann schon einmal eine ähnliche Entwicklung so miterlebt? (ab 28:40)
  • Wie werden US-Fonds auf deutsche Unternehmen wie Trade Republic aufmerksam? Wie kam der Kontakt zu den Investoren Peter Thiel und der VC-Firma Sequoia Capital zustande? (ab 31:15)
  • Als Vertreter:innen eines Fonds ohne Termin und ohne Rückflugticket eingeflogen ist, um in den Online-Marktplatz Catawiki zu investieren (ab 32:50)
  • Wie denkt Uwe Horstmann über die Strategie von Tiger Global, einfach viel Geld in Firmen zu investieren, in die bereits andere VCs investiert haben? (ab 35:40)
  • Was genau machen eigentlich Sennder und Kry, zwei Unicorns aus dem Portfolio von Project A? (ab 40:00)
  • Wie viele Gründer:innen in Deutschland haben heute ein Privatvermögen von zehn Millionen Euro – und damit eine starke Möglichkeit, als Business Angels aktiv zu sein? (ab 43:00)
  • Weshalb hat Rocket Internet heute nicht mehr die Relevanz von früher? (ab 46:00)
  • Wo bekommt Project A neues Geld für die Fonds her? (ab 50:00)
  • Was macht Uwe Horstmann in den nächsten 20 bis 30 Jahren? (ab 56:20)
  • Weshalb empfiehlt Horstmann, nicht zu früh VC zu werden? (ab 58:45)
  • Was steckt hinter dem Begriff Impact Investing? Und wie stehen Horstmann und Project A dazu? (ab 1:01:40)
  • Gibt es ein Investment, das Uwe Horstmann rückblickend lieber nicht abgesagt hätte? (ab 1:05:00)
Project AStartupVenture Capital
Torben Lux
Autor*In
Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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