Kurz nach Release: Gaming-App von Rapper Ufo361 springt direkt auf den ersten Platz

Torben Lux24.8.2018

"VVS Hunter": Über 100.000 Downloads nach nur einem Tag dank Instagram und Youtube

UFO361 App VVS Hunter OMR
UFO361 App VVS Hunter OMR

Deutscher Hip Hop dominiert seit Monaten die Trends und Charts auf Plattformen wie Youtube, Instagram und Spotify. Wie viel Power das Musikgenre hierzulande wirklich hat, konnte jetzt einmal mehr der Berliner Rapper Ufo361 unter Beweis stellen. Mit seiner Gaming-App „VVS Hunter“ knackte er in Apples Store schon am ersten Tag Platz eins der Gratis-Apps; in Googles Play Store immerhin den zweiten Platz. Wie er das geschafft hat und welche Intention er mit der Anwendung verfolgt, lest Ihr hier.

Das Prinzip der Gaming-App „VVS Hunter“ von Ufo361 könnte simpler nicht sein. In klassischer Arcade-Manier läuft die Spielfigur automatisch durch eine imaginäre Stadt. Ziel des Spiels ist es, Diamanten einzusammeln und dabei Bomben auszuweichen. Per Display-Berührung springt die Figur hoch, eine erneute Berührung lässt sie für einige Sekunden wie einen Superhelden schweben. Für Fans des Rappers und seines Umfeldes hält das Spiel einige Anspielungen bereit. Die Spielfigur stellt natürlich Ufo361 selber dar – unverkennbar mit Sneakern von Nike, einem Pullover seines Labels „Stay High“, einer Rolex-Uhr am Handgelenk und einem Joint in der anderen Hand. 

Neben Bomben und Diamanten gibt es außerdem noch ein drittes Objekt, das der Spieler einsammeln kann: eine Sprite-Flasche, zur Hälfte gefüllt mit einer lila Flüssigkeit. Der sogenannte „Purple Drank“ (auch als „Lean“ bekannt) ist ein Mischgetränk aus beispielsweise Limonade und in Deutschland verschreibungspflichtigem Codein-haltigem Hustensaft und gilt vor allem in Teilen der Hip-Hop-Kultur als Kult-Droge. Ufo361 erwähnt seinen Konsum immer wieder, beispielsweise in Tracks wie „Codein 2.0 / Verrat dir was“ oder „Paradies“. Eine Zeile aus letzterem: „Vielleicht schlaf ich auf Lean in einem Tourbus ein.“

Zahlreiche Anspielungen aus der Rap-Szene

Die Farbe Lila ist außerdem das optische Leitmotiv des Spiels, die gesamte Stadt ist in verschiedene lila Farbtöne eingefärbt. Es lassen sich aber noch weitere „Easter Eggs“ entdecken. An den Häuserwänden sind unterschiedliche Graffitis zu erkennen: „Shakal“ ist Mitglied von Ufos Crew und sein Backup auf Konzerten, „Mosi“ ist ein befreundeter Berliner Sprayer. „thc“ steht nicht nur für die psychoaktive Substanz in Cannabis, sonder ist außerdem Name einer Berliner Graffiti-Crew, bei der auch Ufo361 das Sprühen gelernt hat. „thc187“ dürfte ein Gruß an die befreundete 187 Strassenbande sein.

Zusätzlich zu den Graffitis stehen hin und wieder Palmen am Straßenrand und auf den Dächern der Hochhäuser am Horizont – vermutlich eine Anspielung auf das Erfolgs-Album „Palmen aus Plastik“ der Kollegen Bonez MC und RAF Camora. Auf einigen Dächern befindet sich außerdem Leuchtreklame von verschiedenen Logos von Ufo361. Und neben dem „Hotel Kottifornia“ steht eine Frau in Kleid auf einer Bank, eine Ratte unter ihr, und schreit: „Ufo, rette mich!“.

Eine günstig produzierte App zur Promo für das neue Album?

Der Titel der App, „VVS Hunter“, kommt nicht von ungefähr: Genau vor einer Woche, am 17. August, veröffentlichte Ufo361 sein neues Album „VVS“. Im Hintergrund läuft während des Spiels das Instrumental zum gleichnamigen Track. VVS ist die Abkürzung für „very very small inclusions“ und steht für einen recht hohen Reinheitsgrad bei Diamanten – ein Statussymbol, das Ufo361 ähnlich wie die Luxus-Modemarke Balenciaga regelmäßig in sozialen Netzwerken zur Schau stellt und in Texten thematisiert. 

Das Veröffentlichen der Gratis-App (die in der Entwicklung vermutlich nicht so teuer war) dürfte also mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließlich der Promo des neuen Albums dienen. Ein wohl netter Nebeneffekt: Die App verfügt über einen „Spotify-Button“, der direkt auf seine Playlist „Stay High ist das Label“ mit zur Zeit rund 52.300 Followern verlinkt. Die Liste beginnt mit allen Tracks des neuen Albums und dürfte so durchaus ein paar Plays generieren. Musik-Streams werden seit einigen Jahren auch von den offiziellen deutschen Musikcharts berücksichtigt

Wie schafft es aber ein sehr einfach gehaltenes Action-Spiel innerhalb nur weniger Stunden auf den ersten Platz in der entsprechenden Kategorie in Apples App Store? Ufuk Bayraktar, wie Ufo361 mit bürgerlichem Namen heißt, ist selber die Antwort. Denn er beherrscht ähnlich wie andere zur Zeit besonders erfolgreiche Rapper das Spiel mit den sozialen Medien nahezu perfekt. 

Rapper als Social-Media-Könige

Auf Instagram folgen ihm aktuell 1,1 Millionen Abonnenten. Schon 2017 war sein Account mit 545 Prozent der am stärksten wachsende in Deutschland – recht dicht gefolgt von Capital Bra mit 366 Prozent, Bonez MC mit 307 Prozent und Gzuz mit 166 Prozent. Den Wert dürfte Ufo361, wenn es so weiter geht, noch einmal toppen. Auf Youtube hat der 30-jährige Rapper zur Zeit rund 785.000 Abonnenten bei über 200 Millionen Plays seit Juli 2015. Das erfolgreichste Video des Kanals („Nice Girl 2.0„) kommt auf fast 30 Millionen Plays.  

Auf seinen Accounts teilt UFO361 nicht einfach nur neue Songs, Ankündigungen zu Auftritten oder Videos, er interagiert regelmäßig sehr stark mit seinen Fans. Erst kürzlich ließ er innerhalb einer Instagram Story über seinen neuen Namen abstimmen – zuvor hatte er aufmerksamkeitsstark den Tod von UFO361 verkündet: „Nach VVS bin ich raus. Großes Dankeschön an alle Fans!!!„. Seit einigen Tagen trägt sein Account den Namen „Crash“. Man kann also davon ausgehen, dass die Ankündigung über das Ende seiner Karriere ein weitere Marketing-Move war und er unter neuem Namen weitermachen wird. Unter der Woche lud er Fans ebenfalls über Instagram Stories Geldschein-Bündel wedelnd dazu ein, mit ihm im Sneaker-Store „Snipes“ einkaufen zu gehen. 

Cross-Promo auf Kanälen befreundeter Rapper und Produzenten

Um seine Gaming-App zu promoten, machte sich Ufo361 natürlich vor allem seine eigene Social-Media-Reichweite zu Nutze. Eine erste Ankündigung erfolgte Ende Juli auf seinem Instagram-Account. Das kurze Video kommt auf knapp 570.000 Aufrufe. Einen Tag vor Release veröffentlichte er auf Instagram (über 300.000 Views) und Youtube (knapp 100.000 Views) jeweils einen kurzen Teaser des fertigen Spiels.  

Aber auch andere Künstler aus seinem Umfeld wiesen, wie auch häufig bei neuen Tracks, auf das Handyspiel hin. Das erfolgreiche Produzenten-Duo „The Cratez“ – immerhin sieben Nummer 1 Songs, unter anderem mit Capital Bra – spielte es in einer Instagram Story. Und auch RAF Camora (1,2 Millionen Abonnenten) zeigte „VVS Hunter“ in einer seiner Stories. Er hatte einige Tage zuvor gemeinsam mit Bonez MC bereits dokumentiert, wie beide alle Boxen des neuen Albums aus einem Geschäft kauften und anschließend an Fans verschenkten. 

Schon am ersten Tag des Releases kletterte „VVS Hunter“ in Apples App Store auf den ersten Platz aller Gratis-Apps (Quelle: appannie.com).

Tausende Downloads und Bewertungen für „VVS Hunter“

Das Ergebnis der mit Blick auf das Album „VVS“ clever getimten Promo für die App kann sich sehen lassen. Schon seit wenigen Stunden nach dem Release am 22. August steht „VVS Hunter“ auf dem ersten Platz der Kategorie Spiele in Apples App Store – mit 1.320 Bewertungen und einem Schnitt von 4,7 Sternen (24. August, 10 Uhr). Nach nicht einmal einem Tag schafft es die App laut dem Statistikdienst App Annie auch Kategorien-übergreifend auf den ersten Platz. In Googles Play Store reicht es nach zwei Tagen immerhin für den zweiten Platz der Kategorie Top-Spiele – mit fast 3.500 Bewertungen, einem Schnitt von 4,8 Sternen und über 50.000 Downloads (24. August, 10 Uhr). Insgesamt dürften sich die Downloads inzwischen im sechsstelligen Bereich bewegen. 

Welche Auswirkungen der schnelle Erfolg der App auf das Album „VVS“ haben wird, bleibt abzuwarten. Am 24. August um 17 Uhr werden die neuen offiziellen deutschen Charts veröffentlicht. Das Vorgängeralbum „808“ hatte es erst vor rund vier Monaten direkt auf den ersten Platz der Album-Charts geschafft – ganz ohne App. 

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Torben Lux
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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