The Rock ballert zuerst auf Facebook und dann im TV

Martin Gardt6.7.2015
Dwayne "The Rock" Johnson in seiner neuen Serie "Ballers" (Foto: HBO)

Statt neue Shows im eigenen TV-Kanal zu bewerben, packen US-Sender Pilotfolgen auf Facebook – und zeigen die neue Power der Plattform im Kampf mit Youtube

Dwayne "The Rock" Johnson in seiner neuen Serie "Ballers" (Foto: HBO)

Dwayne „The Rock“ Johnson in seiner neuen Serie „Ballers“ (Foto: HBO)

Seitdem Facebook nativ auf die Plattform geladene Videos direkt im Newsfeed abspielt, steigen die Views in neue Höhen. Gleichzeitig bekommt Youtube damit ein Problem. War Facebook vorher ein Klickbringer für Videos auf der Google-Plattform, gräbt das soziale Netzwerk jetzt Traffic ab. Im Kampf um Marketer und Online-Video-Publisher hat Facebook gerade die Nase vorn und jetzt muss sich Youtube noch um einen anderen großen Player Sorgen machen: TV-Sender. In den letzten Wochen starteten drei US-Serien mit ihrer Pilotfolge auch auf Facebook. Mit dabei: Die neue Show mit Dwayne „The Rock“ Johnson. Wie erfolgreich dieses Experiment lief und was das für Youtube bedeutet, lest Ihr hier.

Den Anfang machte „Catastrophe„. Die Comedy-Serie von Amazon debütierte am 15. Juni bei Facebook – kostenlos. Eine Woche später landeten die HBO-Shows „Ballers“ (mit The Rock) und „The Brink“ (mit Jack Black) im Newsfeed ihrer Fans. Neu ist das Testen von neuen Formaten im Netz natürlich nicht. TV-Sender versuchen ja schon seit Längerem alles, um die junge Zielgruppe dort abzuholen, wo sie die meiste Zeit verbringt – im Netz. Aber bis vor Kurzem war Youtube die einzige Adresse, auf der solche Tests möglich und sinnvoll waren. Jetzt muss mehr Vielseitigkeit her: Auch Werbung auf dem eigenen Kanal für neue Sendungen ist nicht mehr genug. Je mehr Zuschauer zu Services wie Netflix, Amazon Prime & Co. wechseln, desto dringender werden Maßnahmen wie Facebook-Promotion.

Kostenlose Folgen bei Facebook als Angelhaken für neue Nutzer

Videodienste brauchen Plattformen wie Youtube und Facebook, um neue Shows zu testen und damit neue Nutzer zu gewinnen. Nur hat Facebook hier gerade in Sachen Marketing-Maßnahmen deutlich die Nase vorn. Für Brands sind native Videos auf dem sozialen Netzwerk eine Erfolgsgeschichte: Laut Socialbakers sammeln Facebook-Videos 80 Prozent aller Video-Interaktionen auf der Plattform. Youtubes Anteil sank von 30 Prozent im Januar 2014 auf zehn Prozent am Ende des letzten Jahres. Wer Engagement steigern will, nutzt native Videos und der Trend dürfte sich in den kommenden Monaten fortsetzen. Schließlich will Facebook Video-Publisher ab Herbst an den Werbeeinnahmen im Umfeld der Inhalte beteiligen.

Video-Interactions auf Facebook nach Plattform. (Foto: Socialbakers)

Video-Interactions auf Facebook nach Plattform. (Foto: Socialbakers)

„Digitale Tests sind ein effektiver Weg für uns, um bestehenden und potenziellen Nutzern neue Sendungen zu präsentieren. Wir wollen neue Fans erreichen“, sagt Jim Marsh, Vizepräsident für Digitales und Social Media beim US-Pay-TV-Sender HBO. Der Sender wolle mit seiner Marketing-Strategie nicht unbedingt neue Abonnenten für den TV-Kanal sammeln, sondern die Verbreitung von Online-Videos und damit dem eigenen Service HBO Now ankurbeln. Bisher nutzte HBO dafür ausschließlich Youtube: Pilotfolgen von „Girls“ oder „The Newsroom“ gab es kostenlos beim Videodienst.

Mehr Engagement durch Facebook-Fans der Stars

Die Möglichkeit mit Facebook zu arbeiten, wollte sich HBO aber nicht nehmen lassen. Der massive Reach der Plattform sollte genutzt werden. Denn das soziale Netzwerk ist ganz weit vorn wenn es darum geht, die Reichweite auch in Views umzuwandeln. Im Newsfeed scrollen Nutzer oft mehrfach täglich an einem Video vorbei, Youtube ist auf eine zielgerichtete Suche der Nutzer angewiesen – es braucht viel Zufall, um auf etwas Neues zu stoßen. Die Zahlen von HBO’s Testlauf unterstützen diesen Facebook-Vorteil. Der Ballers-Pilot wurde auf Dwayne „The Rock“ Johnsons Facebook-Seite geladen und erreichte somit seine 50 Millionen Fans direkt. Die Pilotfolge knackte dadurch knapp 5,5 Millionen Views in drei Tagen. Die zweite Serie „The Brink“ schaffte ohne die Star-Power von Johnson immerhin knapp 900.000 Views. 

Auch bei anderen Events setzen die Sender mittlerweile auf Facebook Video. Der Bericht vom roten Teppich der „Game of Thrones“-Premiere sammelte in kurzer Zeit fast zwei Millionen Views. Und diese Größe wird bei Facebook Video zu Recht immer wichtiger. Vor kurzem verkündete das Netzwerk, Aktionen wie den Ton zu aktivieren und in den Vollbildmodus zu wechseln, als wichtige Kriterien für das Ranking der Videos einzuführen. Klicks und Kommentare sind damit im Video-Bereich nicht mehr die einzigen Kenngrößen. Wer The Rock im Rücken hat, braucht sich um solche Details sicher keine Gedanken machen. Alle anderen sollten nochmal einen genauen Blick auf Facebook Video richten und vielleicht kommt ja mal ein deutscher Sender auf die Idee, seine Sendungen mit vernünftigen Bewegtbildinhalten zu bewerben. Auf der Tatort-Seite mit immerhin über 820.000 Fans sucht man Video-Ausschnitte vergeblich. Auch bei „Alarm für Cobra 11“ (über 720.000 Fans) sollen Fotos reichen. Deutschland schaut dem Trend also mal wieder hinterher – außer natürlich bei der Facebook-Show schlechthin: Berlin Tag & Nacht. Die drei Millionen Fans bekommen das volle Video-Programm von ihren „Stars“. Pro Video gibt’s über 500.000 Views. Yippieh… 

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Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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