Die F8 durch die Augen des CMOs von Trivago

Martin Gardt20.4.2017

Thomas Wrobels Top 5 Beobachtungen direkt von Facebooks Entwicklerkonferenz

Mark Zuckerberg F8
Mark Zuckerberg auf der Keynote der F8-Konferenz 2017. (Quelle: Facebook)

Jedes Jahr lockt Facebook zu seiner F8-Konferenz eine Mischung aus Entwicklern, Marketers und Experten, um ihnen neue Produkte zu präsentieren – und gewährt dabei immer einen Ausblick auf die Plattform insgesamt. Direkt aus San Jose hat Trivagos Global Head of Performance Marketing Thomas Wrobel uns seine fünf Highlights geschildert.

„Facebook hat es geschafft ein gelungenes Festival für ihre eigenen Produkte zu schaffen und zu etablieren. Die grundsätzliche Challenge wird zunehmend, bei der Bandbreite von Produkten alle Teilnehmer gleich gut zu unterhalten und zu informieren. Die Bühne ist übrigens kleiner als Eure…“, sagt Thomas Wrobel zu OMR. Er war beide Tage auf der F8 und hat mehrere Sessions und Keynotes erlebt – und wir vertrauen auf sein Urteil. Er ist der Chef der Performance-Marketing-Abteilung beim deutschen Reise-Einhorn Trivago und schaut ganz genau auf neue Marketing-Technologien. Was hat er also auf der F8 entdeckt?

Der Messenger ist die Zukunfts-App von Facebook

Was Apps anging, konzentrierte sich Facebook bei der Ankündigung von Neurungen fast ausschließlich auf den Messenger. Die App hat über 1,2 Milliarden monatlich aktive Nutzer, spielt aber in Deutschland in Sachen Aufmerksamkeit zumeist die zweite Geige hinter Whatsapp. „Der Messenger wurde als einzige App der Zukunft platziert: Der AI-Assistent M wird um „Suggestions“ erweitert. Das bedeutet, dass Chats analysiert und auf Grundlage dessen Vorschläge gemacht werden. Das hat aus meiner Sicht großartiges Potenzial für Businesses“, sagt Wrobel. „Für mich stellt sich hier nur die Frage, wie Facebook das monetarisieren will.“

Thomas Wrobel

Thomas Wrobel, Global Head of Performance Marketing bei trivago

„Als Beispiel wurde eine Pizzabestellung gezeigt, die auf Vorschlag von M innerhalb einer Gruppendiskussion durchgeführt wurde – inklusive Rechnungsteilung“, sagt Wrobel. Eine mögliche Monetarisierungsstrategie wäre hier also ein eigener Bezahlservice – dieses Geschäftsmodell machen asiatische Unternehmen ja schon länger vor. Thomas Wrobels Fazit zum Messenger: „Wenn Facebook sich hier clever in der Monetarisierung anstellt, haben sie neben einem super Produkt auch noch einen Revenue-Stream mehr, gerade im Hinblick auf Voice-Produkte.“ Allerdings haben Bots bei den Nutzern bisher einen schweren Stand und kommen laut mehrere Berichte bisher nicht so gut an, wie Facebook sich das erhofft hat.

Facebook Spaces als neue Art des Social Networks

Vor drei Jahren hat Facebook den VR-Vorreiter Oculus für 2,3 Milliarden US-Dollar gekauft. Mit Spaces zeigt der Konzern jetzt so richtig, in welche Richtung Virtual Reality gehen könnte. „Die VR-App Facebook Spaces soll emotionale Verbindungen auch über größere Entfernungen erlebbar machen – per Virtual Reality. Über einen VR-Chat soll man seine Freunde an seinem Leben teilhaben lassen“, sagt Wrobel. „Die Comic-Avatare werden anhand von Facebook-Profilbildern erstellt – ziemlich cool.“

„Durch eine Integration einer 360-Grad-Kamera soll man Freunde etwa durch seine Wohnung führen können oder gemeinsam mit ihnen eine Reise planen. Vielleicht ergeben sich hier Möglichkeiten für Businesses“, so Wrobel. „Das Ganze ist noch in einer ziemlich frühen Phase, man sollte Spaces aber auf jeden Fall im Auge behalten. Gerade ist Spaces zwar noch eine Spielerei, jedoch ziemlich visionär und eine gute Wette für die Zukunft mit viel Potenzial und Möglichkeiten für Marketer.

Direkter Angriff auf Snapchat in der Keynote

Mark Zuckerberg kam natürlich gleich zu Beginn während der großen Keynote auf die Bühne. Die geriet aus Thomas Wrobels Sicht aber eher mau: „Es gab keinen Aha-Effekt, was auch daran liegen mag, dass die F8 nicht hauptsächlich Marketer anspricht. Die für mich spannenden Themen gab es eher in den Sessions. Gleichzeitig war die Keynote aber ein ganz klarer Frontalangriff auf Snapchat. Dafür steht die „Camera Effects Platform“ ganz sinnbildlich.“ Mit dieser will Facebook Entwickler aus der ganzen Welt dazu bringen, Masken, Effekte und animierte Rahmen zu kreieren, die dann wie bei Snapchat in die Kamera-Funktionen der verschiedenen Facebook-Apps integriert werden können.

Facebook Camera Effects Platform F8

Ergebnisse der Camera Effects Platform. (Quelle: Facebook)

Der Kampf gegen Snapchat durchzieht Neurungen bei Facebooks Produkten seit Monaten. Meist werden beliebte Funktionen wie „Stories“ einfach kopiert und dann in Apps wie Instagram oder Messenger integriert. Gleichzeitig scheint Facebook in der Keynote auch das Smartphone für einen Zwischenschritt zu halten: „Immer wieder wurde darauf hingewiesen, dass das Smartphone derzeit zwar das erste skalierte Virtual-Reality-Gerät ist – aber nur, bis eine bessere Technologie wie etwa unabhängige VR-Brillen marktreif sind“, sagt Thomas Wrobel.

Mehr Möglichkeiten in Analytics

Für Marketer wohl schon in naher Zukunft spannend, sind die Veränderungen bei Facebook Analytics. Mit dem Tool war bisher vor allem für App-Entwickler die Analyse von Zielgruppen und Kunden möglich. Jetzt wird das Tool deutlich erweitert und Cross-Plattform-Daten können hinzugefügt werden: „Pages, Offline und Bots werden in Facebook Analytics integriert. So kann man wohl endlich messen, inwiefern Seiteninteraktionen auf Facebook und Fan-Sein das Konsumverhalten beeinflussen. Custom Dashboards, Machine-Learning-Funktionen und künstliche Intelligenz dürften automatische Insights liefern, die einen produktiveren Einsatz von Analytics erlauben sollten“, so Wrobel. „Cool, wenn man erstmal kein Geld damit verdienen muss und so ein Tool gratis anbieten kann. Darauf sollten Marketer auf jeden Fall ein Auge haben.“

Facebook Analytics

Facebook Analytics wird mit neuen Möglichkeiten versehen. (Quelle: Facebook)

„Mein heimliches Highlight war aber der Snapchat-Klon „Flash“, der mehr oder weniger Snapchat für Schwellenländer ist und gerade in Brasilien getestet wird. Auch wenn Facebook seit November mit der App experimentiert und auch glaube ich viele Learnings in andere Produkte implementiert, wundert es mich, dass Flash kaum Beachtung findet“, sagt Wrobel.

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Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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