Trimexa: Dieser deutsche Affiliate-Publisher ist auf dem Weg zu einem achtstelligem Umsatz

Wie sich die Macher von Dealdoktor im Markt behaupten wollen

Trimexa Team
Die Trimexa-Gründer (von links) Benjamin Weiland, Kristian Söhl und Bjoern Weiland im Vordergrund, mit der Trimexa-Belegschaft an Weihnachten 2019

Als Website-Betreiber mit Affiliate Marketing Geld zu verdienen ist in den vergangenen Jahren nicht unbedingt leichter geworden. Dass und wie man als Affiliate Publisher trotzdem sehr gesund wachsen kann, zeigt das 2012 gegründete Unternehmen Trimexa, das nach eigenen Angaben mittlerweile über 70 Mitarbeiter beschäftigt und seit dem Gründungsjahr profitabel ist. Im Gespräch mit OMR haben die beiden Mitgründer Bjoern Weiland und Kristian Söhl ihre Geschichte erzählt und erklärt, wie sie ihre Projekte wie Dealdoktor und China Gadgets über Social Media, eigene Apps und Akquisitionen, vor allem aber über Community Building skalieren.

Kristian Söhl (Foto: Trimexa)

Gratis-Bier (wer zwei Kästen Warsteiner kauft, bekommt den Preis für einen rückerstattet), Gratis-Hundefutter (von einem Online-Tier-Shop, es fallen lediglich die Versandkosten an) sowie ein Handy-Tarif mit 18 Gigabyte Datenvolumen und einem Paar Apple Airpods kostenlos dazu – das sind am heutigen Tag die „Top Deals des Tages“ bei Dealdoktor. In der Schnäppchen-Community können sich Mitglieder über aktuelle Angebote und Deals informieren. Aus der im Jahr 2008 von den Brüdern Benjamin und Bjoern Weiland ins Netz gebrachten Seite ist die heutige Trimexa GmbH entstanden, die inzwischen mehrere Seiten rund um Sonderangebote, Deals, besondere Gadgets und kostenlose Produktproben betreibt.

Ein 100-Euro-Rabatt als Auslöser

„Auf unsere Seiten und in unsere Apps kommen Schnäppchenjäger, aber auch Smart Shopper. Das sind Leute, die in Shops kaufen wollen, die gute Preise bieten“, sagt Trimexa-Mitgründer Kristian Söhl. Neben Dealdoktor gehören zum Trimexa-Portfolio heute u.a. auch die Projekte MyTopDeals.net (eine Schnäppchen-Seite mit geringerem Community-Fokus), Kostenlos.de (Info zu allem, was es im Netz gratis gibt) „China Gadgets“ (dort werden auf chinesischen Online-Marktplätzen verkaufte technische Geräte, von Handys über E-Scooter bis zu Akku-Saugern, getestet), Pandacheck (ein China-Shop-Preisvergleich) und Meinbaby123 (Spartipps und Gratisartikel für junge Eltern).

Ein Auszug aus dem Projekt-Portfolio von Trimexa (Quelle: Trimexa.de)

Der Anfang der Firmengeschichte von Trimexa ist (für die Affiliate-Szene) nahezu klassisch: „Wir waren schon als Studenten immer Sparfüchse“, sagt Bjoern Weiland. Gegen Ende ihres Studiums hätten er und sein Bruder Benjamin sich ein neues Notebook kaufen wollen. „Es gab einen Gutschein-Code, mit dem man beim Kauf eines Dell-Laptops 100 Euro sparen konnte. Als ich das meinen Kommilitonen erzählt habe, musste ich gleich für ein halbes Dutzend von ihnen Rechner mitbestellen. So sind wir dann darauf gekommen, darüber zu bloggen.“ Aus dieser Idee heraus entsteht die Seite Dealdoktor.

Erster Reichweitenhebel: StudiVZ-Gruppen

Bjoern Weiland (Foto: Trimexa)

Eine erste Reichweite außerhalb des eigenen Freundeskreises bauen die Gebrüder Weiland über Social Media auf: „Wir haben damals in alle Schnäppchengruppen auf StudiVZ unsere Links reingeballert. Darüber haben wir bald die ersten Dauerbesucher generiert.“ Auf Facebook richten die beiden die Seite Studententipps ein, der noch heute fast 177.000 Nutzer folgen.

Durch eine Google-Suche („geldverdienen im internet“) stoßen sie irgendwann auf das Netzwerk Zanox (heute Awin) und auf Affiliate Marketing – und fangen an, die aufgebaute Reichweite durch Provisions-Links zu monetarisieren. „Wir wollen eigentlich nur 100 Euro extra im Monat verdienen. Das Ziel hatten wir schon nach zwei oder drei Monaten erreicht“, so Bjoern Weiland.

Bewerbungsgespräche in der Kneipe

Über mehrere Jahre hinweg betreiben die Brüder Dealdoktor nebenberuflich; Bjoern arbeitet nach dem Studium als Unternehmensberater und steht später in den Diensten der Telekom, Benjamin wird Lehrer. In dieser Zeit lernen sie über das Internet Kristian Söhl kennen, weil dieser den Schnäppchen-Aggregator Firefind und China-Gadgets.de betreibt. „Damals haben viele Tech-Medien darüber berichtet, wie man noch mehr sparen kann, wenn man Gadgets direkt in China bestellt. Aber niemand hatte sich bis dahin darauf spezialisiert“, so Söhl.

Im Jahr 2012 bündeln die drei ihre Kräfte und gründen gemeinsam die Trimexa GmbH. Der Name ist eine Kurzform für Trimethylxanthin, der chemischen Bezeichnung für Koffein– in Anlehnung an nächtliche Programmier-Orgien. Nach und nach hängen alle ihre Hauptjobs an den Nagel. Am Anfang arbeiten alle drei remote von zu Hause aus; erst 2014 bezieht die Firma ein richtiges Büro in Leverkusen. „Damals wollten wir den ersten Praktikanten einstellen, das wäre ja ohne Büro gar nicht gegangen. In dieser ersten Zeit haben wir Bewerbungsgespräche noch in der Kneipe geführt“, sagt Bjoern Weiland.

2016: Der Amazon-Schock

Schon im Vorjahr, also 2013, kaufen die drei Gründer den ersten Mitbewerber auf: das Projekt Mytopdeals.net. „Das waren die ersten, die durch Apps groß geworden sind und schon damals sechsstellige Nutzerzahlen in der App hatten. Da war die Website fast nur ein Zusatz-Gimmick“, so Kristian Söhl. Dieses Knowhow hilft dem Trimexa-Trio später dabei, eigene Apps für andere Projekte aufzubauen. Stefan Schrapp, einer der insgesamt drei Gründer von Mytopdeals, bleibt bis Mitte 2020 bei Trimexa an Bord.

Im Jahr 2016 erleben die Trimexa-Macher einen Rückschlag: Amazon wirft diverse Schnäppchenportale aus dem eigenen Partnerprogramm – darunter auch Dealdoktor. Wenn sie also in Zukunft Nutzer*innen an Amazon weitervermitteln, erhalten sie keine Provision mehr, wenn diese etwas kaufen. Durchaus schmerzhaft, angesichts der Größe und Relevanz Amazons. „Ich hatte deswegen wochenlang schlaflose Nächte. Aber im Nachhinein war das gut, weil es auch eine Art Arschtritt war“, sagt Bjoern Weiland. Die Verluste hätten zum einen gut kompensiert werden können, da Media-Saturn das Affiliate Marketing hochgefahren habe. Zum anderen seien die Trimexa-Macher mehr Direktkooperationen (ohne Affiliate-Netzwerke als Mittler) eingegangen. „Da ist die Marge höher.“ Mittlerweile sei Trimexa mit einigen Projekten wieder mit Amazon verpartnert.

„Wir gehen in Richtung achtstelliger Umsatz“

Über die Jahre vergrößern Söhl und die Gebrüder Weiland ihre Belegschaft und ihr Projekt-Portfolio. Im Jahr 2019 übernehmen sie Kostenlos.de, eine Seite mit Infos über Gratisproduktproben und Gewinnspiele, ein Urgestein des Internets. Dennoch gilt nach wie vor: „Die Deal-Seiten sind heute mit Abstand die größten Projekte“, so Bjoern Weiland.

Das letzte offizielle Team-Foto von Trimexa zählt rund 30 Köpfe – heute beschäftige die Firma mehr als 70 Mitarbeiter, aktuell sind zehn Stellen ausgeschrieben. „Wir sind seit dem Gründungsjahr profitabel und gehen mittlerweile in Richtung achtstelliger Umsatz“, sagt Weiland. Die letzte im Bundesanzeiger verfügbare Bilanz aus dem Jahr 2018 lässt das durchaus glaubhaft wirken, weist einen Gewinnvortrag von 3,39 Millionen Euro und einen Jahresüberschuss von 467.000 Euro aus.

„Waren nie ein SEO-Projekt“

Was sind die Gründe für solche Zahlen und das Wachstum? Offensichtlich haben die drei Gründer versucht, nie zu abhängig von einem Kanal zu werden. „Wir waren nie ein SEO-Projekt“, sagt Kristian Söhl. Wir versuchen zwar, unsere Seiten Onpage zu optimieren und gute Links zu bekommen, aber darauf liegt nicht unser Hauptaugenmerk.“ Direct und Social Traffic seien für Trimexa am wichtigsten. „Unser langfristiges Ziel ist es immer, dass die Leute sich die App herunterladen oder ein Bookmark setzen.“

Einer der wichtigsten oder vielleicht sogar der wichtigste Hebel dafür ist Community Building. Dealdoktor ist schon lange nicht mehr nur ein Schnäppchen-Blog, sondern eine Community, in der auch Nutzer Deals eintragen und gegenseitig bewerten können. „Wir laden nicht nur Content ab“, sagt Kristian Söhl. Mehr als die Hälfte der Deals kämen aus der Community; dabei verdiene Trimexa mit einem Großteil dieser Schnäppchen kein Geld, weil sie nicht verprovisioniert seien. „Das sind reine Community Pleaser“, so Weiland.

„Wir sind kleiner, aber auch familiärer als Mydealz“

Eine Schnäppchen-Community, in der aktuelle Deals gepostet und bewertet werden: Klar, Dealdoktor ist nicht die einzige und auch nicht die größte Seite im Netz mit diesem Konzept. „Ohne Frage, Mydealz ist ein Riesending“, sagt Bjoern Weiland mit Blick auf den prominentesten Wettbewerber (hier im OMR Podcast). „Wir haben auch ein gutes Verhältnis zu Mydealz-Gründer Fabian Spielberger und seinem Team und tauschen uns untereinander aus. Aber wir glauben auch, dass wir einige USPs gegenüber Mydealz haben. Wir hören beispielsweise immer mal wieder, dass einige Nutzer, denen Mydealz zu groß geworden ist, zu uns kommen, weil es bei uns familiärer zugeht.“

Eine Besonderheit von Dealdoktor ist beispielsweise die sogenannte „Sprechstunde“. Dort können sich Community-Mitglieder beraten lassen, die Neuanschaffungen planen. „Wir beraten die Nutzer da täglich mit bis zu fünf Mitarbeitern; das ist schon sehr ressourcenintensiv“, so Kristian Söhl. Auch die Community gebe Tipps und markiert den besten Vorschlag als hilfreich.

Cashback als riskanter, aber lukrativer Wachstumshebel

Um die Community bei der Stange zu halten, das Engagement anzukurbeln und möglichst viele, gute Deals zu sourcen, setzen die Dealdoktor-Macher auch auf Gamification-Elemente. Seit 2014 vergeben sie an Nutzer, wenn diese in der Community Deals einstellen und interagieren, so genannte „Heartbeats“. Diese virtuelle Währung können die Mitglieder in Amazon-Gutscheine umtauschen.

Ein weiterer Wachstumshebel sei die Ausweitung der Deals um Cashback-Aktionen gewesen, so Bjoern Weiland. „Damit können wir Angebote zu Deals machen, die eigentlich keine sind.“ Zur Erklärung: Cashback bedeutet, dass die Nutzer beim Kauf oder Abschluss eines Vertrages Geld zurückerhalten. Weil Mobilfunkfirmen, Banken oder Versicherungen für neue Kunden viel Geld zu zahlen bereit sind, kann es sich für Firmen wie Trimexa lohnen, selbst ins Risiko zu gehen und einen Teil der Provision an den weitervermittelten Kunden abzutreten. „Das kann aber auch teuer werden, wenn wir Cashback an die Nutzer zahlen müssen, obwohl wir vom Advertiser aus welchen Gründen auch immer keine Provision erhalten“, so Weiland. „Da mussten wir schon fünfstellige Beträge ausschütten.“

Nicht mehr nur Provisionen, sondern auch Werbeplatzierungen

Auf Werbekundenseite versuchen die Trimexa-Chefs mittlerweile, ihre Reichweite nicht mehr nur mit Provisionen zu monetarisieren. „Wir wollen den Fokus ein wenig von Performance hin zu Werbekostenzuschüssen [WKZ] zu verschieben“, sagt Weiland. So könnten die Partner Platzierungen im Newsletter oder dem so genannten „Slider“ auf der Homepage einkaufen. „Das ist ein zweites Standbein geworden.“

Das sei möglich, weil Trimexa bei den Partnern mittlerweile ein anderes, besseres Standing habe. „Früher haben wir einfach Links aus Partner-Netzwerken eingebunden; heute setzen wir uns mit Retailern, Marken und Herstellern gemeinsam hin und überlegen, wie wir ihnen strategisch helfen können“, so Kristian Söhl. China-Gadgets habe beispielsweise entscheidend dazu beigetragen, Xiaomi im deutschen Markt bekannt zu machen. Mit MeinBaby123 verhandele das Team mit Firmen wie Nuk und Procter & Gamble.

Beteiligung an Hamburger Affiliate-Netzwerk

In dem Projekt mit der Zielgruppe Eltern sehen die Trimexa-Macher offensichtlich noch großes Wachstumspotenzial. Die Facebook-Seite verzeichnet fast eine halbe Million Fans; im Jahr 2019 habe sie 250 Millionen Nutzer erreicht. „Da sind natürlich auch doppelt und dreifach gezahlte Nutzer dabei. Es zeigt aber, welches Potenzial in diesem emotionalen Thema steckt.“

Ein weiteres Zukunftsthema für Trimexa: Das Unternehmen hat sich am Hamburger Affiliate-Netzwerk Mcanism beteiligt, mit einer „sportlichen Minderheitsbeteiligung“, wie Bjoern Weiland sagt. „Damit kommen wir raus aus der reinen Publisher-Ecke und erweitern den Funnel nach oben.“

Affiliate MarketingAffiliate NetzwerkeCommunity BuildingPublishing
Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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