„Ich begrüße die freien Mitarbeiter von Amazon ohne Mindestlohn“

So heißt OMR-Stammgast Sven Schmidt beim Live-Podcast tausend deutsche E-Commerce-Anbieter willkommen

Sven Schmidt Podcast
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Vor einigen Tagen saßen Sven Schmidt und ich auf der Bühne der „ECOMMERCE LIVE“-Konferenz in Düsseldorf für eine Live-Podcast-Aufnahme. Es geht im neuen OMR Podcast entsprechend um E-Commerce, die Bundesliga, die GAFA-Ökonomie (dabei redet sich Sven besonders in Rage, müsst Ihr selber hören), die Digital-Investments von Prominenten, einen Rückblick auf Svens Thesen der letzten Jahre – und am Ende um die Frage, was er machen würde, wenn er Bundeskanzler wäre. Fast eine Stunde Sven Schmidt unzensiert.

OMR-Podcast-Stammgast und Internet-Unternehmer Sven Schmidt ist für aggressive Thesen entgegen dem Mainstream bekannt. Dennoch sind einige der Besucher der E-Commerce-Live-Konferenz, die alle in unterschiedlichen Dimensionen über Amazon verkaufen, sicher überrascht. Denn Sven zählte sie gleich mal zum Start an: „Wer Produkte, die er nicht exklusiv hat, an Kunden verkauft, die er nicht kennt, zu Preisen, die er letztendlich nicht bestimmt, die Logistik dabei outgesourced hat und 18 Prozent an Amazon abgeben muss, der kann nicht ernsthaft glauben, dass er damit dauerhaft Geld verdienen wird.“ Rumms – doch das war nur der Einstieg.

Amazons freie Mitarbeiter kommen jetzt aus China

„Amazon ersetzt gerade die deutschen freien Mitarbeiter durch chinesische. Die kaufen günstiger ein, zahlen häufig keinen Zoll und führen auch keine Mehrwertsteuer ab. Mindestens die Hälfte der Händler hier im Saal braucht in drei Jahren einen neuen Job.“ Erst einmal auf Amazon eingeschossen, legt Schmidt nach: „Die USA haben keine Probleme, einen deutschen VW-Manager in Beugehaft zu nehmen. Die USA haben keine Probleme, Strafzölle gegen deutsche Autos ins Spiel zu bringen. Und was ist die Reaktion der EU? Strafzölle auf Motorräder!?“

Schmidt wünscht sich eine andere Reaktion: „Wir sollten wie China einfach mal GAFA plus Microsoft verbieten. Die zahlen hier eh keine Steuern, schaffen keine Jobs mit Wertschöpfungstiefe und missbrauchen noch ihre Marktstellung, um den Erfolg von Firmen wie Trivago oder Idealo zu limitieren. Wenn die USA einen VW-Manager in Haft nehmen können, sollten wir das mit der Amazon-Geschäftsführung in Deutschland machen.“ 

Zugegeben, die These hat Sven bei uns auf der OMR-Bühne schon einmal gebracht, und es sei erwähnt, dass es hierzu andere Perspektiven gibt. Neben der Kritik erklärt er aber auch, wie er sich selber als Amazon-Händler verhalten würde.

Ein Blick zurück

Im Anschluss greifen wir im Podcast – ich saß auf der Bühne als Gesprächspartner wie so oft amüsiert, sehr interessiert und manchmal schockiert neben ihm – viele seiner Thesen der letzten Zeit auf. Im Fall der Bundesliga scheint es, als ob Svens düstere Vorhersage von vor knapp drei Jahren („Wir werden von der Premier League in England gerade uneinholbar abgehängt. Außer Bayern – wenn überhaupt – wird niemals mehr eine deutsche Mannschaft die Champions League gewinnen können!“) eintritt. 

Was eine weitere Vorhersage von ihm angeht, so haben die Aktionäre von Delivery Hero, trotz Svens Zweifeln an dem Unternehmen, noch gut lachen. Allerdings liefert Sven Argumente, warum diejenigen, die ihm bei Delivery Hero gefolgt sind, heute besser dastehen als der Rest.

Dann geht es auch schon direkt um Investments von Prominenten. Fazit: Ärgerlich für Philipp Lahm, dass er Sven bislang nicht kennengelernt hat. „Wenn ein Profi-Investor erklärt: ‚Ich werde jetzt Fußball-Profi!‘, lachen alle. Wenn aber ein Fußball-Profi sagt: ‚Ich werde jetzt Investor!‘, berichten alle darüber.“ Einfach nur Geld zu haben, ist maximal eine von diversen Voraussetzungen für sinnvolle Investments, denkt Sven.

Danach kommen wir kurz auf Svens langjährigen Bekannten und zuletzt häufigen Diskussionspartner, DHDL-Juror Frank Thelen (zuletzt selber vor 14 Tagen im OMR Podcast zu Gast, seine Gespräche mit Sven hier und hier), zu sprechen. Sven fand sowohl lobende als auch kritische Worte – hört selbst! 

Zum Schluss beschreibt er, was er in Bezug auf digitale Themen ändern würde, wenn er politischen Einfluss hätte. Statt einer Fragerunde der Gäste, fragen wir im Anschluss die Zuschauer. Das führt mitunter zu Antworten, die Svens Thesen durchaus zuwider laufen. Vermutlich sind einige der Gäste daher auch nicht ganz so geknickt nach Hause gefahren. Außerdem war es ja auch Samstag und Bundesliga.

Zur Einordnung: Ich war in früher Jugend begeisterter Leser der Zeitschrift Tempo, die viele deutsche Top-Journalisten und Star-Autoren hervorgebracht hat. Besonders hängen geblieben ist mir die damalige Kolumne „100 Zeilen Hass“ von Maxim Biller. Eventuell sind Schmidt-Podcasts einfach die digitale Version davon.

Unsere Podcast-Partner:

Gemeinsam mit den Kollegen von Media Impact, dem Vermarkter von Axel Springer und Funke, starten wir eine Podcast-Roadshow quer durch Deutschland. Unter dem Namen „Local Heroes Roadshow“ geht es am 22. November nach Dortmund, am 27. November nach Hannover und am 28. November nach Nürnberg. Philipp Westermeyer wird jeweils mit einer in der entsprechenden Region für die digitale Transformation eines großen Unternehmens verantwortlichen Person einen Live-Podcast aufzeichnen. Wer Lust auf diese Networking-Events unter dem Motto „Digitale Vermarktungslösungen für den Mittelstand“ hat, Tickets gibt es ab jetzt hier

Seit Jahren ist die InterNetX GmbH der Experte für Domains, Verschlüsselungen und Security im Netz – vor allem im B2B-Bereich. Die Kollegen verwalten über 3,8 Millionen Domains und helfen Euch, wenn Ihr Euer Hosting von Experten managen lassen wollt. Das Unternehmen schützt Euch effektiv vor DDOS-Attacken und hostet natürlich in Deutschland. Unter www.internetx.rocks könnt Ihr Euch eine unverbindliche Beratung abholen, und mit dem Code „OMR“ bekommt Ihr außerdem den DDOS-Schutz und den Managed Server Service für drei Monate kostenlos.

Einen passenderen Podcast-Partner als Blinkist gibt es wohl nicht. Das deutsche Startup fasst Sachbücher in 15 Minuten lange Audiofiles oder Kurztexte zusammen. So bekommt Ihr alle wichtigen Infos aus einem Buch in kurzer Zeit und viel Input aus allen Themenbereichen. Und wenn Euch so eine Zusammenfassung Lust auf ein Buch macht, könnt Ihr es Euch ja immer noch kaufen. Philipp Westermeyer hört zum Beispiel gerade „7 Wege zur Effektivität“. Blinkist-Gründer Holger Seim erklärte schon 2017, wie das Prinzip funktioniert. Ihr wollt Blinkist auch mal testen? OMR-Podcast-Hörer bekommen unter blinkist.de/omr exklusiv 25 Prozent Rabatt auf das erste Jahr Blinkist Premium. Wer erstmal reinschnuppern will, kann auch mit einem kostenlosen Probemonat starten.

Unsere Freunde von der Hamburg Media School veranstalten vom 4. bis zum 10. November wieder einen „Innovation Field Trip“ nach New York City. Dabei soll es um Innovation, Technologie und Entrepreneurial Journalism gehen und auf dem Programm stehen Besuche bei zahlreichen Medienunternehmen mit Sitz in New York (z.B. HBO, Outbrain, Buzzfeed uvm.). Die Trips sind immer extrem spannend und es geht in kleiner Runde in die Stadt, die niemals schläft. Reserviert Euch jetzt direkt Euren Platz für die Reise, hier gibt’s alle Infos.

Alle Themen des Live-OMR-Podcasts mit Sven Schmidt im Überblick:

  • Warum Sven Schmidt Händler, die über Amazon verkaufen, für freie Mitarbeiter ohne Rechte hält (ab 02:43)
  • Svens These: Der deutsche wird vom chinesischen Händler von Amazon ersetzt. Wie kann dem aus seiner Sicht entgegen gewirkt werden? (ab 04:47)
  • „Wenn ich etwas zu sagen hätte, würde ich GAFA abschalten“ – Svens Reaktion auf Strafzoll-Androhungen aus den USA (ab 06:45)
  • Was ist eigentlich aus Ebay geworden? (ab 08:39)
  • Wenn viele Amazon-Partner in wenigen Jahren nicht mehr so im Business sind, wie heute: Wie sieht deren Situation in der Zukunft aus? (ab 10:01)
  • Wie sollten Amazon-Händler agieren, um weiter erfolgreich zu arbeiten? (ab 12:53)
  • Markenaufbau heute: Welche Strategien funktionieren? (ab 15:27)
  • Gründer und CEOs als Personal Brands oder gezielte Provokation: Neue Spielarten der Aufmerksamkeitsökonomie (ab 16:54)
  • Ein Vergleich zwischen Steuer- und Abgas-Tricks (ab 18:30)
  • Wie können auch Händler clever auf den Plattformen agieren, um sich zu differenzieren? (ab 20:38)
  • Ein Rückblick auf Sven Schmidts Thesen: Wie sieht es mit seinem düsteren Ausblick für die Bundesliga aus? (ab 23:40)
  • Wie steht Sven zu Investments von Sportlern wie Philipp Lahm? Was würde er ihm empfehlen? (ab 27:57)
  • Eine weitere Sven-These: Vor dem Börsengang blickte er noch kritisch auf Delivery Hero. Was denkt er jetzt über das Unternehmen? (ab 31:33)
  • Hohe Akquisitionskosten und hohe Churn Rate: Hello Fresh durch die Sven-Brille (ab 34:24)
  • Viel Durcheinander bei Home24: Warum Sven dem Unternehmen düstere Zeiten voraussagt (ab 37:34)
  • Was ist aus dem Traum von Ströer geworden, eine Internet-Holding aufzubauen? (ab 41:14)
  • Sven Schmidt vs. Frank Thelen: Was denkt er über den DHDL-Juror? Welche Punkte stören Sven an Thelen? (ab 46:08)
  • Was würde Schmidt machen, wenn er Bundeskanzler wäre – bezogen auf Technologie? (ab 48:47)
  • Wo liegen die Hauptprobleme Deutschlands im Digital-Bereich? (ab 51:57)
  • Sven Schmidt fragt das Publikum: Wer wächst außerhalb von Amazon noch mehr als 20 Prozent im Jahr? Und: Bei wem entwickelt sich die Marge positiv? (ab 54:04)
  • Aussage aus dem Publikum: Umsatz und Marge durch andere Wege (ab 58:01)
  • Frage aus dem Publikum: Wie sinnvoll sind EU-Plattformen als Alternativen zu GAFA? Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit neue Plattformen funktionieren können? (ab 59:15)

Wie immer könnt Ihr den aktuellen OMR Podcast bei SoundcloudiTunes (falls die aktuelle Episode noch nicht sichtbar ist, einfach abonnieren) oder per RSS-Feed anhören. Auch auf SpotifyStitcher und Deezer findet Ihr uns. Und es gibt jetzt auch einen Alexa Skill! Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung.

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Philipp Westermeyer
Autor*In
Philipp Westermeyer
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