Bowlingbahn statt Football: Liegt in Regensburg mit superbowl.de ein großer Domain-Schatz?

Torben Lux11.2.2022

Seit 1995 gehört die Domain superbowl.de einem Bowlingbahn-Betreiber aus Bayern

Superbowl.de Bowlingbahn Regensburg

Wenn in der Nacht von Sonntag auf Montag weltweit Millionen Menschen den 56. Super Bowl zwischen den Cincinnati Bengals und den Los Angeles Rams verfolgen, wird das Event auch hierzulande mit hoher Wahrscheinlichkeit einen neuen Popularitäts- und Reichweiten-Peak erreichen. Wer im Vorfeld über Google oder direkter Eingabe auf superbowl.de landet, dürfte dann aber überrascht sein – denn statt Informationen und Statistiken zum Saisonfinale der NFL zu finden, geht es um Kugeln, Pins und Strikes. Seit 1995 gehört die Domain dem Betreiber einer Bowlingbahn in Regensburg. OMR hat mit ihm über das Potenzial der Seite und Kaufangebote gesprochen und einen Sport-SEO-Experten Nils Römeling gefragt, welchen Wert die Domain wirklich haben könnte.

Dass die Popularität von Football in Deutschland in den vergangenen Jahren immer weiter zugelegt hat, dürften viele auch schon im eigenen Umfeld gespürt haben – selbst wenn man selber gar kein Fan des US-Sports ist. Watch Partys, Tipp-Runden und Fantasy-Football erfreuen sich hierzulande einer immer größeren Beliebtheit. Kurz vor dem Super Bowl am kommenden Wochenende erreicht der Hype hierzulande auch ganz offiziell seinen vorläufigen Höhepunkt. Die National Football League, kurz NFL, wird in der kommenden Saison im Zuge der International Series ein reguläres Spiel in München austragen – eine Premiere für Deutschland und Kontinentaleuropa; in den vergangenen Jahren fanden die Spiele vor allem in London statt.

Während das Milliarden-Business American Football, die Spielzeiten während der Corona-Pandemie mal ausgeklammert, also wächst und wächst, spürt auch ein Bowlingbahn-Betreiber aus Regensburg in Bayern seit vielen Jahren die Auswirkungen des steigenden Interesses. Einmal im Jahr schießen die Zugriffe auf die Website in die Höhe, von sonst 100 bis 150 Aufrufen pro Tag auf über 5.000. „Super Bowl“ heißt die Bowlingbahn; inklusiver passender Domain superbowl.de.

Kaufangebote und Marketing-Versuche

Markus Gröger von Superbowl aus Regensburg.

„1995 haben wir eröffnet. Und da haben wir uns auch relativ schnell die Domain gesichert“, erzählt Markus Gröger, Betriebsleiter des Betreiberunternehmens gegenüber OMR. Wenige D-Mark habe sie damals gekostet. Der Name für die Bowlingbahn sei dabei eher zufällig entstanden und habe nichts mit dem US-Sport Football zu tun gehabt. Erst als in den ersten Jahren immer mal wieder Anfragen reinkamen, ob die Domain denn zum Verkauf stehe, habe er den Zusammenhang gesehen. „An die Summen kann ich mich aber gar nicht mehr erinnern“, so Gröger. In jüngerer Vergangenheit habe es allerdings keine Angebote mehr gegeben, „was mich auch fast ein wenig wundert, vor allem seit dem großen Hype.“

Trotzdem haben Markus Gröger und sein Team zuletzt immer mal wieder versucht, von der Aufmerksamkeit und vor allem dem erhöhten Traffic auf der eigenen Website zu profitieren. Veranstaltungen zum Super Bowl wie Watch Partys seien bisher aber nicht sonderlich erfolgreich gewesen. „Unsere Zielgruppe scheint doch noch nicht aus so vielen großen Football-Fans zu bestehen“, sagt Gröger.

Wie groß ist das Potenzial der Domain superbowl.de wirklich?

Football wird immer beliebter, der Traffic auf der Website der Bowlingbahn steigt ohne jegliche Optimierung auf relevante Keywords rund um den Super Bowl massiv an – sitzen Markus Gröger und das Team also auf einem echten SEO-Schatz, der nur noch projektiert werden müsste? Einer, der es wissen muss, ist da eher skeptisch. Nils Römeling fokussiert sich seit über zehn Jahren auf die Suchmaschinenoptimierung von Fußball-Seiten. Mit eigenen Domains wie fussballnationalmannschaft.net oder speziellen Seiten zu großen Turnieren wie fußball-em-2016.com oder aktuell fußballwm2022.com generiert er im Laufe der Turniere Millionen Seitenaufrufe und sechsstellige Gewinne. Inzwischen ist er auch als SEO-Berater für Publisher wie den Kicker tätig.

Bowling statt Football: Die Startseite von superbowl.de.

Im Vergleich zu Römelings Steckenpferd Fußball sei American Football trotz wachsender Beliebtheit und Reichweite hierzulande immer noch eine Nischensportart. „Es fehlt einfach an Suchvolumen“, sagt er. „Ich habe viel ausprobiert: Olympia, Basketball, Handball. An Fußball, auch zuletzt den Afrika Cup, kommt nichts heran.“ Und auch Keyword-Domains wie superbowl.de hätten nicht automatisch ein größeres Potenzial für ein entsprechendes Projekt. „Der Vorsprung ist längst nicht mehr so groß, wie er vielleicht mal war“, erklärt Römeling.

Football versus Fußball

Auch der Blick auf das Suchvolumen zu Football und den Super Bowl in Deutschland im vergangenen Jahr stimmen Nils Römeling nicht optimistischer. „Das ist ein riesiger, aber kurzfristiger Hype, der nur einmal im Jahr so ausschlägt“, erklärt er. Und auch während dieses Zeitraums sei es alles andere als einfach, mal eben weit vorne in den Suchergebnis-Seiten angezeigt zu werden. „Google selber zeigt Spielpläne und Statistiken, dann folgen Schlagzeilen und unzählige News von Publishern jeglicher Größenordnung“, so der SEO-Experte. „Meine Herangehensweise wäre Google News, das ist eine echte Waffe in der Suchmaschinenoptimierung. Das müsste dann aber auch ein ganzjähriges Projekt sein, mit Höhepunkt zum Super Bowl.“

SEO-Experte Nils Römeling vor dem Stadium 974 in Doha (Foto: Nils Römeling).

Für Markus Gröger dürfte das Ergebnis der Fern-SEO-Analyse seiner Domain kaum eine Rolle spielen – denn verkaufen würde er die Domain eh nie. „Wir wollen den Namen schon noch einige Jahre behalten. Wir heißen nun mal so und abgesehen von Corona ist unser Wachstum super“ sagt er. Eine Schmerzgrenze für einen Verkauf der Domain nennt er dann aber doch: „Wenn einer sagt: ‚Ich lege euch eine Million auf den Tisch.‘ Dann würde ich vielleicht mal überlegen.“ Dazu wird es wohl eher nicht kommen. Bis vor kurzem war mit super-bowl.de eine sehr ähnliche Domain für unter 400 Euro zu haben.

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Torben Lux
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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