Ebay, Nasty Gal, Girlboss, Netflix – Die unfassbare Story von Sophia Amoruso

Torben Lux18.1.2018

Die Unternehmerin spricht beim OMR Festival 2018

Sophia Amoruso OMR18 Hamburg
Sophia Amoruso OMR18 Hamburg

Mit 22 Jahren verkauft Sophia Amoruso Second-Hand-Mode auf Ebay. Wenige Jahre später setzt sie mit dem Online-Shop „Nasty Gal“ 300 Millionen US-Dollar um und ist laut Forbes zwischenzeitlich eine der reichsten Amerikanerinnen. Trotz Ausstieg beim eigenen Unternehmen ist sie heute eine faszinierende Personal Brand. Ihre Biographie „#Girlboss“ läuft seit 2017 als Serie auf Netflix, aktuell startet sie mit dem Medien-Projekt „Girlboss Media“ durch. Wir erklären den Erfolg von Sophia Amoruso – und holen sie zum OMR Festival 2018 nach Hamburg.

Die Legende um die Gründung des zeitweise unfassbar schnell wachsenden Online-Shops „Nasty Gal“ beginnt mit einer Designerjacke, die Sophia Amoruso 2006 für neun US-Dollar in einem Second-Hand-Laden in San Francisco erwirbt und später für 615 Dollar auf Ebay weiterverkauft. So wird die Geschichte zumindest in der ersten Folge der Netflix-Serie „Girlboss“ erzählt, die auf Amorusos 2014 veröffentlichten Memoiren basiert und die wahren Ereignisse sehr lose nacherzählt, wie es im Vorspann heißt. 

Ob sich der Startschuss zu ihrem Ebay-Account aber wirklich so zugetragen hat, weiß Sophia Amoruso selber gar nicht mehr so genau. Die ersten Klamotten, die sie auf der Auktionsplattform verkauft, seien aber auf jeden Fall ihre eigenen gewesen. Wenig später geht es mit hier und da günstig eingekaufter Kleidung weiter; angeblich soll sie zu der Zeit Teile ihrer Ware sogar aus Altkleidercontainern beziehen. 

Sophia Amoruso als Social-Marketing-Pionierin

Dass sich ihr Klamotten-Handel schon auf Ebay sehr schnell entwickelt und immer größer wird, dürfte vor allem daran liegen, dass Amoruso als eine der ersten das riesige Potenzial von Social-Marketing erkennt. Noch vor dem großen Durchbruch von Facebook baut sie sich eine Community beim Social Network Myspace auf und wirbt für ihren Shop. Auch Facebook nutzt sie dann schon früh und spricht gezielt User an, die beispielsweise die Seite des Modemagazins „Nylon“ geliket haben

Sophia Amoruso verlässt sich beim Marketing für ihre Second-Hand-Klamotten aber nicht nur auf die direkte Ansprache von ihrem virtuellen Freundeskreis. Sie versteht von Anfang an, welche Relevanz eine optimierte Produktdetailseite für das Auffinden und Steigern der Attraktivität ihrer Produkte bedeuten kann. So hebt sich Amoruso mit gut beleuchteten und professionell wirkenden Fotos von anderen Händlern ab, betreibt damit Ebay-SEO und optimiert so ihre Rankings.

Das ist aber nicht die einzige Marketing-Disziplin, die sie gezielt auf Ebay anwendet: Regelmäßig sucht sie nach Angeboten, bei denen die Ersteller Tippfehler bei Markennamen gemacht haben. Dabei geht Amoruso davon aus, dass der jeweilige Händler sich nur wenig mit Mode und teuren Brands auskennt – und sie die Chance hat, günstig einzukaufen. Dieses Vorgehen erinnert ein wenig an das sogenannte „Typosquatting“, eine Masche, bei der Domainer absichtlich Webseiten mit falsch geschriebenen Brandnamen erwerben und durch Tippfehler erzeugten Traffic abgreifen. 

Eigener Online-Shop statt Ebay

Ab 2008 verkauft Sophia Amoruso nicht mehr auf der Auktionsplattform Ebay und startet mit nastygal.com (zunächst unter der Domain shopnastygal.com) ihren eigenen Online-Shop. Diese Entscheidung in Kombination mit ihrem Händchen für das Erkennen von Trends und dem Aufbauen einer Brand sorgen dafür, dass die Umsätze explodieren. Allein zwischen 2011 und 2012 soll sich der Umsatz von 24 auf 100 Millionen US-Dollar vervierfacht haben. Für 2015 prognostizierte Forbes sogar 300 Millionen US-Dollar Umsatz

Trotz all dem Erfolg und Hype um ihre Person scheint nicht alles so rund zu laufen, wie es nach Außen den Anschein hat. Anfang 2015 tritt Amoruso als CEO von Nasty Gal zurück, nachdem in den Monaten zuvor trotz insgesamt 65 Millionen US-Dollar Funding immer wieder Mitarbeiter entlassen werden müssen. Ende 2016 folgt dann die Insolvenz des Unternehmens; Anfang 2017 kauft der britische Online-Fashion-Retailer Boohoo Nasty Gal für 20 Millionen US-Dollar. 

Biographie, Netflix und Aufstieg zur Mega-Personal-Brand

Auch wenn Sophia Amorusos erstes Kapitel als Unternehmerin damit zu Ende geht, schafft sie dank des zwischenzeitlich riesigen Erfolgs schon währenddessen den Schritt zur international bekannten Personal Brand. Ihre 2014 veröffentlichte Biographie „#Girlboss“ wird nicht nur ein Top-Bestseller – 2017 setzt der Streaming-Dienst Netflix ihre Story als Serie um. Eine zweite Staffel wird es zwar nicht geben, trotzdem hat das Format ihrer Personal Brand einen weiteren, enormen Push gebracht.

Girlboss Media Sophia Amoruso OMR18 Hamburg

Und diese Bekanntheit – ihre Facebook-Seite hat rund 63.000 Likes, bei Instagram folgen ihr 600.000 Fans – weiß sie zu nutzen. Mit „Girlboss Media“ startet sie schon 2014 ein Medienunternehmen mit dem Ziel, durch Artikel, einen eigenen Podcast, Events und einer Foundation ein Plattformen für Frauen zu schaffen. Die Themen: Business, Design, Mode und Kunst. Eine Sache schätzt sie an ihrem neuesten Projekt besonders: „It’s definitely different than a retail business. There’s no physical inventory. It’s wonderful.“ Vergangenes Jahr kann sie insgesamt 4,3 Millionen US-Dollar von Slow Ventures und Lightspeed Venture Partners einsammeln.

Am 23. März 2018 wird Sophia Amoruso beim OMR Festival in Hamburg auf der großen Konferenz-Bühne stehen und ihre einmalige Story erzählen. Wie konnte Nasty Gal so schnell so stark wachsen? Wie wird man zu einer Personal Brand und welche Vor- sowie Nachteile bringt das mit sich? Und was sind die konkreten Pläne für ihr neues Unternehmen „Girlboss Media“? Wer die Antworten im März hören will, hier entlang

Sophia ist natürlich längst nicht die einzige Top-Speakerin, die in ein paar Wochen auf unserer Bühne steht. Ein paar Beispiele gefällig? Fitness-Superstar Kayla Itsines, Metallica-Drummer Lars Ulrich, Marketing-Professor Scott Galloway, Statistik-Genie Nate Silver und viele mehr. Hier findet Ihr das bisher veröffentlichte Programm, in den nächsten Tagen und Wochen kommt da noch Einiges mehr!

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Torben Lux
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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