Saygin Yalçin: Vom Jungen aus dem Bremer Plattenbau zum Multimillionär in Dubai

Martin Gardt6.10.2021

Der Unternehmer spricht im Podcast über seine Motivation reich zu werden, Geschäftsmodelle im Nahen Osten und Content als Erfolgshebel

Saygin Yalcin im OMR Podcast
Saygin Yalcin (r.) mit Philipp Westermeyer im OMR-Büro

In Deutschland ist Saygin Yalçin wenig bekannt. Dabei hat der Bremer schon einen Exit an Amazon hinter sich und danach ein Unicorn aufgebaut – nur eben in Dubai. Im OMR Podcast erzählt er, warum er schon als Kind reich werden wollte, was ihn dazu gebracht hat, mit einem Rucksack nach Dubai auszuwandern und wieso er Super-Influencerin Kendall Jenner einen Rolls Royce zum Geburtstag geschenkt hat.

„Ich habe schon immer einen Weg gesucht, wie ich viel Geld verdienen kann“, sagt Saygin Yalçin im OMR Podcast. Der Grund, warum der 37-Jährige Millionär werden wollte, sei aber nicht die Sehnsucht nach Häusern, Autos, Reisen. „Ich habe schon als Kind gesagt: Wenn ich reich werde, kann ich die besten Ärzte kaufen und meine Schwester heilen.“ Denn die leidet unter Epilepsie. Also versucht es der Junge aus dem Bremer Plattenbau zuerst mit Fußball und schafft es in die A-Jugend-Bundesliga. Die Chancen auf Erfolg stehen aber doch nicht so gut. „Mein Gedanke damals: Als bester Fußballer der Welt verdienst du Millionen, als bester Unternehmer bist du Multimilliardär.“

Nach einem kurzen Ausflug als Praktikant in der Chirurgie studiert Saygin Yalçin deshalb an der renommierten Business-School WHU. „Die WHU hat mir Grundlagen des Unternehmertums beigebracht. Aber das wichtigste sind die Menschen für’s Leben und wie wir uns motiviert haben“, sagt er. „Wir hatten eins gemeinsam: Den Antrieb unter Hochdruck abzuliefern.“ Und das tut er nach Abschluss seines Studiums. Er verkauft eine seiner Firmen an Amazon, baut gerade noch an einem profitablen Unicorn und ist nebenbei mit Millionen Followern auf Instagram und Youtube auch Influencer.

Erste Versuche mit Brands für Shopping-Clubs

Aber der Reihe nach. Im Anschluss an sein Studium hat Yalçin nämlich erstmal keine Gründung im Kopf. „Ich bin direkt nach dem Diplom auf DJ-Welttournee gegangen“, erzählt er. Denn schon während des Studiums hatte er in den Studios der RTL-Erfolgsshows „Deutschland sucht den Superstar“ und „Das Supertalent“ für das Publikum aufgelegt. Nach seiner Weltreise startet er aber mit seinem ersten Projekt: „So 2008, 2009 waren Shopping-Clubs wie Brands4Friends extrem beliebt“, so Yalçin. „Diese Shopping-Clubs waren richtige Trendsetter. Wenn man als Marke da gelistet war, erzeugte das direkt Verkäufe, auch wenn die Marke noch nicht so bekannt war.“ Also gründet er gleich zwei Marken ausschließlich mit dem Ziel, diese über Shopping-Clubs zu vertreiben. Amazon-Seller 1.0 sozusagen.

„Ich wollte die besten Lederhandtaschen für Frauen kreieren. Ich hatte nur keine Ahnung davon“, sagt Saygin Yalçin. Er lässt also Modelle in Italien designen und sich Samples schicken, für die er viel Geld ausgibt. Die Taschen in Europa zu produzieren hätte dann aber nicht zu den Kostenstrukturen von Shopping-Clubs mit ihren Streichpreisen gereicht. Also geht er nach China und lässt die Samples in einer Fabrik nachbauen. „Ich habe 1.200 Taschen bestellt und an die Shopping-Clubs geschickt. Die erste Kollektion war nach 18 Stunden ausverkauft“, erzählt er. Pro Tasche habe die Marge bei 50 bis 60 Euro gelegen.

Mit dem Rucksack nach Dubai

Im Anschluss an diese ersten Erfolge habe Saygin Yalçin 2009 unter anderem mit seinen Vorbildern und Investoren-Größen Klaus Hommels (Lakestar) und Oliver Jung beraten, wie noch mehr möglich wäre. „Wir haben überlegt, ob wir nicht selbst einen Shopping-Club machen sollten. Die gab es schon überall nur nicht im Nahen Osten. Also bin ich mit einem Rucksack nach Dubai geflogen“, sagt er.

Kurze Zeit später gründet er die Shopping-Plattform sukar.com. Und das Modell Shopping-Club funktioniert auch auf dem neuen Markt. „Wir haben im siebten Monat schon eine Million Dollar Monatsumsatz gemacht“, so Yalçin. „Wir sind dann schnell auf 250 Mitarbeiter gewachsen.“ Als er dann mehr Geld für zusätzliches Wachstum braucht, fusioniert er sukar.com mit dem Nahost-Ebay-Klon souq.com zur Souq-Gruppe. „Wir haben Auktionen abgeschafft und daraus ein Amazon-Modell gemacht.“ Er bleibt als Partner an Bord und zieht das Unternehmen auf 4.000 Mitarbeiter hoch. 2017 kauft Amazon die Gruppe für 580 Millionen US-Dollar.

Sein aktuelles Unicorn

Aus dem aktiven Geschäft hatte sich Yalçin zu diesem Zeitpunkt schon zurückgezogen – weil er viele Anteile hält, lohnt sich der Deal für ihn trotzdem. Er konzentriert sich aber seit 2013 auf sein nächstes Projekt sellanycar.com. „Ich liebe es, den Rohdiamanten in eine Form zu bringen, aus der der nächste Manager ein Juwel machen kann. Ich wollte wieder in die Mine rein“, sagt er. Und hier schürft er die Idee, im Nahen Osten einen Gebrauchtwagenhandel im Netz aufzubauen. Auto1 startet etwa zur selben Zeit in Deutschland, in Großbritannien und den USA gibt es Vorbilder. Diese kaufen vorher online bewertete Autos an und verkaufen sie wenige Tage später an Händler weiter.

„Das Modell mochte ich nicht, weil es ein Inventar-Risiko gibt“, sagt Yalçin. Er baut Einkauf und Verkauf in einen Prozess: „Noch während der Kunde in unserem Gebäude ist, haben wir das Auto schon auf einer Auktionsplattform gelistet, den Höchstbietenden ermittelt und dem Verkäufer angeboten.“ Die Auktionsplattform gehört dabei auch zu sellanycar.com. Durch das Modell sei das Unternehmen heute profitabel und mit großem Abstand Marktführer in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi Arabien. Autos im Wert von weit über 100 Millionen US-Dollar würden jedes Jahr über die Plattform gehandelt – die Bewertung der Firma liege bei über einer Milliarde Dollar.

Geburtstagsgeschenk für Kendall Jenner

Mittlerweile ist Saygin Yalçin aber nicht nur Unternehmer, sondern auch Influencer. Auf Instagram folgen ihm fast 775.000 Menschen, bei Youtube sind es über eine Million. „Das war eine bewusste Entscheidung“, sagt er. „Ich habe vor 5-6 Jahren angefangen damit. Davor war ich unter dem Radar und hinter meinen Logos versteckt.“ Yalçin habe gemerkt, dass es in Zukunft immer wichtiger werden würde, mit einem Gesicht für eine Marke zu stehen – auch wenn es Probleme gibt. „Menschen folgen nicht Marken, sondern den Menschen hinter den Marken.“ Auf den Plattformen teilt er zumeist Weisheiten über Unternehmertum, zeigt sein Leben. Und dazu gehöre es auch mal, mit US-Stars in Dubai und auf der restlichen Welt abzuhängen. Eine der kurioseren Geschichten zuletzt: Er habe Super-Influencerin Kendall Jenner einen „Rolls-Royce Wraith Black Badge“ im Wert von 400.000 US-Dollar geschenkt. Man sei eben befreundet.

Wie Saygin Yalçin sein Content-Playbook jetzt mit einem Content-Haus aus sein Unternehmen überträgt, warum er bald öfter im deutschen TV zu sehen sein wird und wie er seine Millionen investiert, hört Ihr im neuen OMR Podcast.

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Alle Themen des OMR Podcasts mit Saygin Yalcin im Überblick:

  • Was Yalçin dazu motiviert hat, als Unternehmer richtig erfolgreich zu werden (ab 4:41)
  • DJ bei DSDS und Supertalent und gleichzeitig Studium an der WHU (ab 11:27)
  • Direkt nach der Uni geht Yalçin auf DJ-Welttournee – und gründet dann sein erstes Unternehmen (ab 14:18)
  • Der erste große Erfolg: Ein Shopping-Club für den Nahen Osten (ab 20:16)
  • Warum er noch als Chef eines Millionen-Unternehmens sein nächstes Projekt Sellanycar gegründet hat (ab 28:20)
  • Das stellt Yalçin gerade mit seinem persönlichen Vermögen an (ab 37:15)
  • Warum hat er Kendall Jenner zum Geburtstag ein Auto geschenkt? (ab 42:15)
  • Wie kommt sein gutes Verhältnis zu US-Stars zu Stande? (ab 44:32)
  • Sieht sich Saygin Yalçin selbst auch als Influencer? (ab 47:08)
  • Was waren die großen Hacks, um eine Million Follower auf Instagram aufzubauen? (ab 51:10)
  • Was Saygin Yalçin noch im deutschen Fernsehen vorhat (ab 55:06)
  • Welche Social-Kanäle sind für ihn derzeit wichtig? (ab 57:10)
  • Was plant er für sein aktuelles Unternehmen Sellanycar in den nächsten Jahren? (ab 58:53)
  • Wie sieht Yalçin Leben in Dubai aus? Und warum hat ihn der Papst zu sich eingeladen? (ab 1:01:47)
  • Welche Märkte bespielt er mit seinen Geschäften und Social-Media-Aktivitäten? (ab 1:04:16)
  • In welche Unternehmen ist Yalçin aktuell investiert? (ab 1:06:18)
  • Unterschiede zwischen Deutschland und Dubai im Business-Kontext (ab 1:11:04)
  • Wie finanziert er sich ein aktuelles Leben? (ab 1:14:30)
  • Über eine Doku, die er gerade mit RTL umgesetzt hat (ab 1:17:42)
AmazonE-CommerceInfluencer MarketingOMR Podcast
MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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