Tech-Boom und Post-Corona-Orgien: Sascha Lobo und Florian Heinemann im OMR-Podcast

Die vergangenen Monate haben die Welt verändert und digitaler gemacht – doch wie geht es nach der Pandemie weiter?

Sascha Lobo, Philipp Westermeyer und Florian Heinemann (v.l.) bei der Aufnahme zum OMR Podcast in Berlin
Sascha Lobo, Philipp Westermeyer und Florian Heinemann (v.l.) bei der Aufnahme zum OMR Podcast in Berlin

Kein Mensch kann die gesamte Digitalszene im Blick behalten. Aber mit dem Beobachter und Analytiker Sascha Lobo sowie dem Unternehmer und Investor Florian Heinemann bekommt man alle wichtigen Entwicklungen und Trends schon ziemlich komplett abgedeckt. Darum tauchen die beiden immer wieder im Doppelpack als Gäste im OMR Podcast auf. Zusammen mit Philipp Westermeyer besprechen sie die aktuelle Geldschwemme im Tech-Sektor, diskutieren über den Hype von Krypto und NFTs, klären, ob Clubhouse die Corona-Krise überleben wird, und was uns sonst noch nach der Pandemie erhalten bleibt.

„Diese These halte ich für total gequirlten Quark.“ Schon beim Einsteig in das Gespräch über den „State of the German Gegenwart“ zeigt sich Sascha Lobo gewohnt meinungsfreudig. Der notorische Optimist hält nämlich wenig von der kulturpessimistischen Sichtweise, dass die Menschen immer mehr Zeit vor ihren Screens, aber weniger miteinander verbringen. Stattdessen konstatiert er eine veränderte Qualität des digitalen Socializings. Auch Florian Heinemann teilt die Schwarzmalerei nicht. Zwar hätte Corona zu einigen dauerhaften Verhaltensveränderungen geführt, aber „ob das weniger soziale Interaktion sein wird? Das würde ich stark bezweifeln“, sagt Heinemann. 

Corona und die Ausdifferenzierung aller Lebensbereiche

Überhaupt sitzen hier keine Diskutanten, die sich mit pauschalen Urteilen anfreunden wollen. So betont Heinemann etwa auch beim Thema E-Commerce, dass der Corona-Effekt vor allem in einer Ausdifferenzierung bestanden hätte. Klar habe Amazon als beherrschender Player am stärksten profitiert. Doch das zusätzliche Zeitbudget der Kund:innen habe eben auch dazu geführt, dass diese andere, für ihre Bedürfnisse passendere Plattformen und Kanäle entdeckt hätten.

Auch das Hype-Thema der vergangenen Wochen wird besprochen: der Krypto-Boom. Wenn auf einmal große US-Konzerne in digitale Währungen investieren – muss da auch der deutsche Mittelständler das Thema angehen? Das sieht Heinemann noch nicht, wohl aber, dass Family-Offices vermehrt in Bitcoin als eine Art neues Gold investieren würden. Allerdings betont er, dass die Technologie aufgrund der Vorteile – etwa hinsichtlich geringerer Transaktionskosten – auch jenseits von Spekulation von wachsender Relevanz sein wird. „Du brauchst natürlich Massenmarkt-taugliche Use-Cases, damit sich das durchsetzt“, berichtet Heinemann, der als Investor allerdings eher auf Infrastruktur-Projekte als B2C-Anwendungen blickt.  

Wettrennen der Remote-VCs

Heinemann berichtet in der Runde von einem Corona-Effekt, von dem vermutlich viele noch nichts mitbekommen haben. Es geht um die Veränderungen im VC-Sektor. Zum einen habe die Kombination aus schnellerer Digitalisierung bei der zeitgleichen Nullzinsphase zu einer massiven Geldschwemme geführt. Zum anderen sei es viel normaler geworden, remote zu investieren, also Leuten Geld zu geben, die man noch nie persönlich getroffen habe. „Was natürlich auch dazu führt, dass irgendwelche us-amerikanischen Investoren innerhalb von einer Woche völlig problemlos ein Investment in Berlin tätigen oder in Estland oder wo auch immer“, sagt Heinemann. Sein Business sei darum viel schneller geworden; was früher mehrere Wochen gedauert habe, laufe heute in Tagen ab.

Auch wenn er seit Jahren Teil der Szene ist, blickt Sascha Lobo eher mit dem Blick des Beobachters auf den derzeitigen Triumphzug der Tech-Branche in wirtschaftlicher Hinsicht. „Das hat ein bisschen was von Goldrausch“, sagt Lobo. Aber nicht im Sinne, dass sich alle auf eine kleine Goldmine stürzen würden, sondern als etwas, dass er gewohnt formulierungsfreudig als „Verschiebungs-Goldrausch“ umschreibt. Damit meint er, dass den bereits digitalisierten Feldern immer noch um ein vielfaches größere nicht-digitalisierte Bereiche gegenüberstehen würden. Breche dort ein kleines Stück weg, bedeute dies auf der Seite der Digitalisierung einen vergleichsweise riesigen Zugewinn.  

Hobby-Investoren vs. Profi-Geldgeber

Ebenfalls ein viel diskutiertes Phänomen der vergangenen Monate sind SPACs, also an der Börse notierte Unternehmenshüllen, die Startups über einen Merger an den Aktienmarkt bringen. Florian Heinemann hat hier eine ambivalente Haltung. Denn vor allem im Bereich von riskanten Geschäftsmodellen sieht er die Gefahr, dass Kleinanleger viel Geld verlieren könnten. „Wenn du sowas hast wie Lilium – ich kann nicht beurteilen, wie die Erfolgsaussichten sind –, das an den Kapitalmarkt zu bringen und das technologische Risiko an unerfahrene Investoren auszulagern, da bin ich kein Freund von“, sagt Heinemann. „Ich glaube, dass sowas von größeren, erfahreneren Investoren übernommen werden sollte.“ (Lilium-Gründer Daniel Wiegand war übrigens gerade erst zu Gast im OMR Podcast.

Natürlich wirft die Runde auch einen Blick auf die Zeit nach Corona. Vor allem Sascha Lobo verbreitet Optimismus: „Ich glaube, dass wir eine Post-Corona-Erzählung haben werden, die für sich genommen eine Erfolgsgeschichte sein wird.“ Der aktuelle Anstieg der Impfzahlen zeige bereits, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt, die Rückkehr zu einer Normalität in allen Lebensbereichen sei absehbar. „Und ich glaube, dass das eine Freude und eine Explosion von ganz vielen verschiedenen positiven Verhaltensweisen geben wird – irgendwo zwischen Party und Orgie nach Corona.“

Neue Millionäre für Hamburg

Wenn Ihr außerdem erfahren wollt, warum Florian Heinemann bei Project A bislang nicht in klimafokussierte Startups investiert hat, weshalb Sascha Lobo Twitter als „das Yahoo des 21. Jahrhunderts“ sieht und wieso Hamburg bald 100 zusätzliche Millionäre haben könnte, dann hört euch unbedingt die aktuelle Folge des OMR Podcasts an.

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Alle Themen des Podcasts mit Sascha Lobo und Florian Heinemann im Überblick:

  • Nimmt die Vereinzelung in der Gesellschaft tatsächlich immer weiter zu? (ab 4:07)
  • Wie nachhaltig ist der Pandemie-bedingte Boom neuer sozialer Netzwerke? (ab 9:19)
  • Warum ist Sascha Lobo auch nach dem Hype noch auf Clubhouse aktiv und was hält er von den Klonen? (ab 19:50)
  • Hält Florian Heinemann den aktuellen Krypto-Boom für eine Blase? (ab 21:44)
  • Wie bewertet Sascha Lobo den Hype um NFTs und deren Zukunft? (ab 33:47)
  • Wozu führt die aktuelle Geldschwemme auf VC-Seite? (ab 39:50)
  • Wie blickt Sascha Lobo auf den kometenhaften Höhenflug der Tech-Welt? (ab 45:44)
  • Werden am Ende aber doch wieder nur wenige von den enormen Wachstumsraten profitieren? (ab 48:27)
  • Hat das Trend-Thema Impact-Investing das Zeug zum nächsten VC-Darling? (ab 51:43)
  • Sind SPACs eine sinnvolle Alternative zum klassischen Börsengang? (ab 57:13)
  • Wie wird das absehbare Ende der Pandemie das Land verändern? (ab 1:01:10)
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Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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