Ex-Rügenwalder-Geschäftsführer Godo Röben: “Der Veganer war unser natürlicher Feind”

Im OMR Podcast sprechen der Investor und Gründerin Insa Mohr über den Boom bei Fleischersatz-Produkten

Philipp Westermeyer und Godo Röben trafen sich in Hamburg zur Aufnahme des Podcasts. Foto: OMR
Philipp Westermeyer und Godo Röben trafen sich in Hamburg zur Aufnahme des Podcasts. Foto: OMR

Als Marketingmanager hat Godo Röben das auf Fleisch- und Leberwurst errichtete Geschäftsmodell des Familienunternehmens Rügenwalder Mühle transformiert. Nun berät er andere Unternehmen beim Wandel, während Insa Mohr mit ihrem Startup Mooji Meats einen 3D-Drucker baut, der eines der größten Probleme der Fleischlos-Branche lösen soll: die Konsistenz von Veggie-Steak und Co. In unserer Doppelfolge des OMR Podcasts erzählen die beiden ihre Geschichte – und Godo Röben verrät, warum er trotz des Erfolgs bei Rügenwalder gehen musste.

Als Godo Röben 1995 bei der Rügenwalder Mühle anfängt, besteht das Geschäftsmodell im Grunde aus einem Wort: Wurst. „Der Veganer ist unser natürlicher Feind gewesen“, sagt er. Dumm nur, dass es davon irgendwann immer mehr gab. Und Röben, der damals bei dem Familienunternehmen fürs Marketing zuständig war, erkennt: Das kann gefährlich für uns werden. Gemeinsam mit Firmeninhaber Christian Rauffus startet er ein Geheimprojekt: Rügenwalder soll vegetarischer werden. Neben Pommerscher Leberwurst und Schinken Spickern sollten künftig auch Varianten ohne Fleisch im Kühlregal der Supermärkte stehen. Der Plan ist gewagt – und auch intern umstritten. Doch er geht auf. Zuletzt verkaufte das Unternehmen mehr vegetarische Produkte als solche mit Fleisch.

Und der Trend hat sich tatsächlich so fortgesetzt, wie von Godo Röben erwartet. Denn immer mehr Menschen verzichten auf Fleisch. Allein in Deutschland ernähren sich inzwischen rund acht Millionen Menschen vegan oder vegetarisch. 2016 waren es „nur“ 5,3 Millionen. Und es sollen mehr werden. Die Fleischlos-Lobby hat den Januar dafür bereits kurzerhand zum „Veganuary“ erklärt. Nicht nur der Klimaschutz steht dabei für viele im Fokus, sondern auch das Tierwohl. Denn immer wieder gibt es Kritik an Schlachtereien und fleischverarbeitenden Betrieben. In unserer Doppelfolge des OMR Podcasts spricht Podcast-Host Philipp Westermeyer mit Godo Röben über den Wandel bei Rügenwalder Mühle. Und Gründerin Insa Mohr erklärt, wie der von ihrem Startup Mooji Meats entwickelte 3D-Drucker die Produktion von Fleischlos-Steaks und Co. revolutionieren soll.

Rügenwalder Mühle wird zum Pionier bei pflanzlichem Aufschnitt

Laut statistischem Bundesamt wurden 2021 rund 62 Prozent mehr Fleischersatzprodukte hergestellt als 2019. Zu dieser Entwicklung beigetragen hat auch die Rügenwalder Mühle. Als Godo Röben dort nach seinem Studium anfängt, heißt die noch Karl Müller Fleischerei und macht 40 Millionen Euro Umsatz ausschließlich mit Fleischprodukten. Godo Röben und dem restlichen Management gelingt es in den folgenden Jahren, Rügenwalder Mühle zu einer beliebten Wurstmarke aufzubauen – auch durch TV-Werbung. Bis 2010 klettert der Umsatz auf 160 Millionen Euro. 

Das Geschäft mit vegetarischer Wurst sorgt dann für einen zusätzlichen Schub. „Wir wollten fünf Tonnen in der Woche verkaufen, stattdessen haben wir nach sechs Monaten 100 Tonnen pro Woche verkauft“, erinnert sich Godo Röben im ORM Podcast an die Anfänge. Inzwischen macht die Rügenwalder Mühle 260 Millionen Euro Umsatz. Doch der frühere Geschäftsführer für Marketing und Entwicklung ist nicht mehr an Bord. 2021 hat Röben die Rügenwalder Mühle verlassen. Es passte nicht zwischen ihm und dem neuen Vorsitzenden der Geschäftsleitung. Heute ist er als Investor und Berater tätig und unterstützt eine Vielzahl an Unternehmen bei der Einführung von pflanzlichen Produkten. „Als in der Zeitung stand, dass ich die Mühle verlasse, rief natürlich die gesamte Branche an“, sagt Godo Röben. Ein Problem, das er seitdem immer wieder sieht: während die Herstellung von pflanzlicher Wurst oder Burgern aus seiner Sicht gut gelingt, ist es schwer, die Textur von Steaks & Co. nachzuahmen.

Fleisch aus dem 3D-Drucker

An diesem Punkt setzt Insa Mohr mit ihrem in den USA gegründeten Unternehmen Mooji Meats an. Während ihrer Zeit an der US-Universität Harvard lernt sie ihren späteren Mitgründer Jochen Müller kennen, der an 3D-Druckverfahren arbeitet. Die beiden tauschen sich aus – und gründen schließlich 2021 Mooji Meats. Mithilfe von 3D-Druckern wollen sie die Textur von Fleisch, beispielsweise Muskeln und Fett, nachahmen. Die Technologie lassen sie patentieren – und werden mit ihrer Idee sogar beim legendären Y-Combinator angenommen. Das Startup-Programm haben in der Vergangenheit bereits die Gründer von Startups wie Airbnb, Coinbase oder Dropbox durchlaufen. „Ich hatte gehört, dass man sich meistens vier bis sechs Mal bewerben muss, um es überhaupt rein zu schaffen. Und dann haben wir es gleich beim ersten Mal geschafft“, freut sich Insa Mohr auch rückblickend noch über die Auszeichnung. 

Philipp Westermeyer und Insa Mohr in der Podcast-Kabine bei OMR. Foto: OMR

Philipp Westermeyer und Insa Mohr in der Podcast-Kabine bei OMR. Foto: OMR

Inzwischen hat Mooji Meats die erste Finanzierungsrunde über drei Millionen US-Dollar abgeschlossen, die Bewertung liegt seitdem im zweistelligen Millionenbereich. Ihren Drucker wollen Insa Mohr und ihr Mitgründer 2024 auf den Markt bringen. Fleischersatz wollen sie aber nicht verkaufen. Stattdessen möchten sie zunächst für Hersteller wie die Rügenwalder Mühle produzieren, später sollen die Drucker an diese Hersteller vermietet werden.

Im OMR Podcast erklärt Insa Mohr außerdem, wie die Zusammenarbeit mit Y-Combinator genau ablief und warum die Produktion von fleischlosen Produkten für sie weniger interessant ist. Godo Röben wiederum verrät, was die Entwicklung von Fleischersatzprodukten mit alkoholfreiem Bier und Tesla zu tun hat.

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Autor*In
Florian Severin
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