So denkt Rap-Star RIN über Social Media, Drop-Mechaniken und Marken-Kollaborationen

Torben Lux10.4.2022

Renato Simunović erklärt im OMR Podcast, wie er wirklich zur Musik- und Hip-Hop-Branche steht

Rin_1160x606

Renato Simunović aka RIN ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Rapper, verkauft die größten Locations aus und hat quasi jedes Festival als Headliner gespielt. Und das, obwohl sein Durchbruch erst sechs Jahre her ist und er, anders als viele andere Künstler:innen, Social Media eher schleifen lässt und erst recht keinen hohen Single-Output für Playlisten hat. Welche Rolle Musikunternehmer Elvir Omerbegovic in RINs Karriere spielt, wie es sein kann, dass mit Bausa und Shindy zwei weitere Rap-Stars aus seinem Geburtsort Bietigheim-Bissingen stammen und was er vom NFT-Hype hält, verrät er im OMR Podcast.

„Das sind 1.000 Dynamiken, teilweise gesteuert und teilweise nicht gesteuert. Heute, nach sechs Jahren, weiß ich auch, dass vieles davon gar nicht in meiner Hand liegt. Obwohl man das vielleicht denkt“, erzählt Renato Simunović im Gespräch mit Philipp Westermeyer. Vor sechs Jahren hatte der Rapper mit seinem Alias RIN den großen Durchbruch. Das eine Erfolgsgeheimnis scheint es dabei aber offenbar nicht gegeben zu haben.

„Es sind 50 Prozent Musik und 50 Prozent Business“, so RIN. Zu letzterem habe er extrem viel von Elvir Omerbegovic gelernt. Der Musik-Manager und Label-Gründer (hier 2016 im OMR Podcast) hatte den Rapper 2017 zu seinem Label Division Recordings geholt. „Es war ein Match made in Heaven. Wirklich. innerhalb von zwei Sekunden wussten wir, wir haben dieselbe Vision und Wünsche“, erinnert sich RIN. „Er hat mich nicht mit Geld gelockt, er hat an mich geglaubt.“

Die Kunst unternehmerisch sehen

Dass es bei der Hälfte seines Berufs als Rapper nicht um die Musik gehe, ist für RIN völlig logisch. „Man muss seine Finanzen im Griff haben und braucht Struktur. Selbst Kunst braucht Struktur“, erklärt er. Kunst sei zwar auch dann immer noch nicht messbar und es gebe keine Erfolgsgarantie. „Aber du kannst die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Momente, wie Du sie kommerziell haben willst, einzufahren.“

Von diesem Momenten scheint es in den vergangenen sechs Jahren so einige gegeben zu haben. Und auch die durch die Corona-Pandemie weggebrochenen Einnahmen durch eigene Tour und Festival, habe RIN verkraften können – „Obwohl ich krassen finanziellen Schaden genommen habe. Aber das spielt für mich keine Rolle, weil ich meine Finanzen im Griff habe“, sagt er. 

Gegen den Trend

Dabei lässt sich von außen schnell erkennen, dass RIN vieles anders macht, als andere erfolgreiche Namen aus der Hip-Hop- und Creator-Szene. Mit 626.000 Abos auf Instagram folgen ihm im Vergleich zu musikalisch ähnlich erfolgreichen Acts eher wenige Fans. „Wir haben uns ein bisschen dem Algorithmus versklavt“, so Renato Simunović. „Warum soll ich Monate lang Zeit verschwenden für die Pflege meines Accounts, wenn ich einfach diese scheiss Reichweite für den einen Post, den ich haben möchte, bezahlen kann.“ Er glaube in erster Linie an das Produkt – und das sei nun mal die Musik. Er ist sich sicher: „Wenn Du ein gutes Produkt hast, wird sich das am Ende immer durchsetzen. Immer. 100 Prozent.“

Ohne Namen zu nennen macht er ziemlich klar, dass er nichts von zu starkem Fokus auf Social-Media-Reichweiten hält. „Soziale Medien sind einfach ein Tool, auf das du natürlich eine Firma straight aufbauen kannst. Was wie ich finde aber ein wackliges Thema ist“, erklärt RIN. Viele würden heutzutage Erfolg mit Sichtbarkeit verwechseln. „Kulturelle Wichtigkeit kannst Du nicht einfach mit Visibility umrechnen. Und ganz viele werden krass auf die Fresse fliegen mit diesem Denken.“

Gute Kollabos, schlechte Kollabos

Auch zu einem einem weiteren in der Branche extrem beliebten Marketing-Tool hat RIN einer eher zwiegespaltenes Verhältnis: Kollaborationen. Dabei läuft aktuell nicht nur eine seines Streetwear-Labels „Ljubav“ (kroatisch für Liebe) mit der Smoothie-Marke True Fruits, er kündigt für dieses Jahr auch weitere große Kollabos an, „die noch nie jemand in Deutschland gemacht hat.“ Von vielen Zusammenarbeiten hält er aber offenbar nicht viel. „Dieses ewige aufeinander Rumgehoppse an unnötigen Kollaborationen, wo kein Faden zueinander führt. Man merkt, eine alte Brand will irgendwas Junges machen. Und keiner im Vorstand hat einen Plan, was da passiert.“

Weshalb RIN mit seinem Modelabel keine Drops mehr machen will, weshalb er den Großteil aller NFTs für „krass überbewerteten Bullshit“ hält, wie es sein kann, dass mit Shindy und Bausa zwei weitere erfolgreiche Rapper aus seiner Heimatstadt Bietigheim-Bissingen kommen und wie die Zukunft von Hip Hop aussieht, hört Ihr im aktuellen OMR Podcast. 

Die Themen des Podcasts mit Renato Simunović aka RIN im Überblick:

  • Von der Kleinstadt auf den Rap-Centre-Court: RINs Kindheit in einer Gastro-Familie in Bietigheim-Bissingen und Unternehmer-Wissen von Elvir Omerbegovic (04:00)
  • Finanzen und Struktur als wichtigste Unternehmer-Regeln, Social-Media-Reichweite als falsche Fährte für Erfolg (14:30)
  • Künftige Probleme von Streaming-Plattformen, der Verfall von Hip-Hop und der nächste große Hype (24:00)
  • Goldgräber-Stimmung auf Tiktok, der einmalige Wert von Kultur und die Chance auf ganz großen Karrieren (34:00)
  • Das Ende der Drop-Mechanik, die aktuelle Kooperation von RINs Fashion-Label „Ljubav“ mit True Fruits und die deutsche Staatsbürgerschaft (44:00)
  • Die Wahrscheinlichkeit eines RIN-NFTs, Altersvorsorge eines Rappers und die anstehende Festival-Saison (54:00)
  • Podcast-Pläne, 6PM von Achraf und die Inflation von Marken-Kollaborationen (1:05:00)
FashionHip HopMusik-Marketing
Torben Lux
Autor*In
Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

Alle Artikel von Torben Lux

Ähnliche Artikel

Aktuelle Stories und die wichtigsten News für Marketeers direkt in dein Postfach!
Zeig mir ein Beispiel