So launcht Ihr Euer Produkt erfolgreich auf Product Hunt

Product Hunt Marketing

Das empfehlen die Macher von Franz und Git2go

Product Hunt Marketing Die Community Product Hunt ist in den USA innerhalb von nur zweieinhalb Jahren zur wichtigsten Plattform geworden, über die Entwickler und Startups neue Apps und Gadgets in den Markt einführen – denn im Erfolgsfall lässt sich darüber enorme Aufmerksamkeit generieren. Doch wie können hiesige Unternehmer Product Hunt für ihr Marketing einsetzen? Wir haben erfolgreiche deutschsprachige „Maker“ nach ihren Erfahrungen und Empfehlungen gefragt.

„Bei Product Hunt auf Platz eins zu stehen, heißt unheimlich viel Exposure zu bekommen“, sagt Stefan Malzner im Gespräch mit Online Marketing Rockstars. Der Österreicher hat die Desktop-App Franz entwickelt, mit der die Nutzer über nur eine Benutzeroberfläche gleichzeitig Kommunikations-Dienste wie WhatsApp, Skype, Slack, WeChat und Telegram nutzen können.

Als Malzner das in wenigen Wochen programmierte Tool im März über Product Hunt launchte, wollte er eigentlich nur ein wenig Feedback einsammeln. Doch dann stieg Franz in kürzester Zeit im täglichen Ranking der Seite auf Platz eins, sammelte über 1.000 Stimmen der Community-Mitglieder ein und verzeichnete innerhalb weniger Tage 7.000 Downloads.

Es sind Geschichten wie diese, die dazu geführt haben, dass Product Hunt in den USA und mittlerweile auch darüber hinaus zur bevorzugten Plattform geworden ist, über die Entwickler und Startups Apps oder Gadgets in den Markt einführen. Auf der Publishing-Plattform Medium lassen sich mehrere Tausend Artikel finden, die sich mit Product Hunt und der richtigen Launch-Strategie auseinander setzen.

Mit Makersuccess.com (als „Maker“ werden auf Product Hunt die Produktentwickler gekennzeichnet) existiert mittlerweile gar eine eigene Website, die nur entsprechende Erfolgsstorys sammelt. Online Marketing Rockstars hat Product Hunt bereits in einem ausführlichen Porträt vor mehr als einem Jahr vorgestellt und darin auch über internationale Erfolgs-Cases wie die App Yo (aus Israel stammend) und „Send Your Enemies Glitter“ (Australien) berichtet.

In einer Reihe mit Slack, Medium und Periscope

Dass auch Entwickler aus den deutschsprachigen Ländern, die von der US-Tech-Szene relativ weit entfernt sind, auf Product Hunt erfolgreich sein können – dafür ist Stefan Malzner ein Beispiel. Seine App ist mittlerweile auf der Plattform neben anderen Anwendungen wie Slack, Medium und Periscope „Mitglied“ im „The 1.000 Club“. In den werden nur Produkte mit mehr als 1.000 Stimmen aufgenommen. „Product Hunt hat uns auf der Erfolgsleiter einen deutlichen Schritt nach oben gepusht“, sagt Malzner.

Er habe sich schon ein wenig auf den Launchtag vorbereitet – von der Resonanz sei er trotzdem überwältigt worden. „Ich hatte mit ein paar Hundert Upvotes gerechnet. Dann wurden es mehr als 1.000“, so der Franz-Entwickler. „Ich hab auch mehr als 1.000 E-Mails bekommen; einen großen Teil davon direkt am Launchtag.“ Den Großteil des Launch-Tages habe er dementsprechend damit verbracht, Fragen auf Product Hunt sowie Tweets und E-Mails zu beantworten.

Stefan Malzner

Stefan Malzner

Die Gründe für den Erfolg sieht Malzner in einer Mischung aus mehreren Faktoren. „Das war einfach eine sehr gute Kombination“. Malzner postete Franz nicht selbst auf Product Hunt (obwohl er den „Hunter“-Status hat und damit selbst Produkte einstellen darf), sondern ließ dies seinen Freund Thomas Schranz, Gründer und Entwickler der Projekt-Tracking-Software Blossom.io, erledigen. „Thomas ist eine Institution in der Wiener Startup-Szene“, so Malzner. „Er ist extrem gut international vernetzt und postet auf Product Hunt auch immer hochqualitative Produkte. Deswegen war es für mich gleich klar, dass er die richtige Person dafür ist.“ Malzner glaubt aber nicht, dass es entscheidend ist, wer ein Produkt auf der Plattform einstellt. „Man erhält nicht dadurch besonders viel Aufmerksamkeit, dass eine spezielle Person etwas postet. Jeder landet in derselben Liste.“

Wichtig sei eher das Produkt an sich und seine Beschreibung im Post: „Franz beseitigt einen wirklich Painpoint, dadurch, dass zum Beispiel auch WhatsApp integriert ist. Und die ‚Tagline’ im Product-Hunt-Post war von Thomas sehr gut gewählt, weil sie deutlich auf diesen Painpoint eingegangen ist“, sagt Malzner.

Zeitpunkt des Postens ist für den Erfolg entscheidend

Wirklich erfolgsentscheidend sei darüber hinaus gewesen, dass Schranz das Produkt nach europäischer Zeit frühmorgens (in den USA kurz nach Mitternacht und damit nach dem Reset des Product-Hunt-Rankings) gepostet habe. „Der Zeitpunkt ist extrem ideal gewesen, weil in Europa die ganzen Leute um 10 Uhr wach gewesen sind. Ich konnte dann in  Statistiken richtig nachverfolgen, wie die Aufmerksamkeit dann quer durch Amerika – Ostküste, Mittelamerika, dann die Westküste – gewandert ist. Am nächsten Tag ging es in Japan weiter. Dadurch hatten wir extrem viel Zeit, Upvotes einzusammeln.“

Weil mit Technologiechef Andreas Klinger und Mitgründer Lukas Fittl zwei Mitglieder des Product-Hunt-Teams Österreicher sind, sei die Plattform in der österreichischen Startup- und Tech-Szene sowieso beliebt, so Malzner. Darüber hinaus trommelte der Progammierer für den Franz-Launch auch in „Austrian Startups“-Gruppen bei Facebook und auf Telegram.

„Später habe ich erfahren: Wenn man im eigenen Netzwerk immer ein und denselben Link streut, und die Leute darüber nur Product Hunt besuchen, für einen abstimmen und die Seiten dann wieder verlassen, dann ist für das Product-Hunt-Ranking der Vote viel weniger wert als einer, der die Seite anders angesteuert hat“, so Malzner. Letztendlich habe das Streuen im eigenen Netzwerk auch nur für einen Bruchteil der dann tatsächlich entstandenen Upvotes gesorgt. Trotzdem habe es geholfen, um „den Schneeball ins Rollen zu bringen“.

Schnelle Response-Zeiten empfehlenswert

Generell empfiehlt Malzner: „Für den gesamten Tag, an dem man auf Product Hunt launcht, sollte man sich nichts vornehmen.“ Er habe sich vorab schon einige Fragen und Antworten zurecht gelegt „und ansonsten geschaut, was daher kommt“. Der Entwickler reagierte sehr schnell auf die Product-Hunt-Community – so setzte er einige gewünschte Features innerhalb weniger Stunden um.

Die große Aufmerksamkeit auf Product Hunt verhalf Franz auch zu einigen Artikeln auf großen Portalen. So veröffentlichte t3n bereits am Launch-Tag einen Artikel, wenige Tage später folgte The Next Web. „Das gab nochmal einen riesigen Push.“ Zudem haben sich für Malzner viele interessante Kontakte ergeben, zu Business Angels und Investoren.

In der Zwischenzeit hat der Entwickler bereits einen zweiten Launch durchgeführt; für die Windows- und Linux-Version seiner Anwendung. Auch danach berichtet mit Lifehacker.com nochmals ein reichweitenstarkes Portal über die Software.

Mittlerweile verzeichnet Franz nach Malzners Angaben 104.000 Unique User und 40.000 Daily Active User. „Zwei bis fünf Prozent des Traffics kommt immer noch über Product Hunt auf unsere Website; wir bekommen auch immer noch regelmäßig Upvotes dazu.“

Drei erfolgreiche Launches auf Product Hunt

Auch Tim Herbig hat schon Apps auf Product Hunt gelauncht. Er ist hauptberuflich Produktmanager beim Business-Netzwerk Xing, entwickelt nebenberuflich aber auch eigene Software. Sein bislang auf Product Hunt erfolgreichstes Produkt ist eine Checkliste für den erfolgreichen Launch auf Product Hunt. Die Liste versammelt auf sechs Seiten „alles, was ihr wissen müsst, für einen erfolgreichen Launch auf Product Hunt“. Fast 600 Stimmen hat das Produkt mittlerweile auf der Plattform eingesammelt.

Tim Herbig

Tim Herbig

Der Product-Hunt-Experte sieht ebenfalls das Timing als erfolgsentscheidend für einen Produkt-Launch an: „Es gibt ja zwei Kategorien bei Product Hunt: Upcoming, für die neuen Produkte, und die Frontpage. Man muss schnell auf die Frontpage kommen, um organische Sichtbarkeit zu bekommen.“ Um 9 Uhr deutscher Zeit wird das so genannte Leaderboard auf null gestellt. „Wenn es bei uns im Sommer 11 Uhr oder halb 12 ist, dann steht die Ostküste der USA auf. Idealerweise hat man, wenn die Westküste aufsteht, schon Sichtbarkeit aufgebaut.“

Den richtigen Wochentag wählen

Wichtig sei auch der Wochentag: Die beliebtesten Produkte eines Tages verschickt Product Hunt nochmals per Newsletter. „Wir waren am Folgetag unseres Launches im Newsletter. Ich würde deswegen empfehlen, nicht an einem Freitag zu launchen, sondern vielleicht eher an einem Donnerstag.“

Für den Erfolg mit entscheidend sei auch die Produktart: „Produkte, die die Nutzer gleich bezahlen müssen, haben es auf Product Hunt schwerer als kostenlose, oder solche, bei denen erst später Kosten fällig werden“, so Herbig. Sein zweiterfolgreichstes Produkt ist die App Git2go (ebenfalls fast 600 Upvotes), mit der Programmierer auch auf mobilen Endgeräten die Kollaborationsplattform Github nutzen können. Die App ist kostenlos, bestimmte Funktionalitäten sind als In-App-Einkauf verfügbar. „Das funktioniert auf Product Hunt sehr gut.“

Git2Go-Traffic

Git2Go Website-Traffic nach dem Launch – nur von Product Hunt.

Herbig rät davon ab, das eigene Netzwerk explizit um Upvotes zu bitten. „Product Hunt will organisches Finden ermöglichen.“ Er kenne einen Fall, bei dem eine App viele Stimmen gesammelt habe, aber trotzdem nicht auf die Frontpage gekommen sei. Offenbar laufen „Maker“, die versuchen, das Ranking allzu stark zu manipulieren, in Gefahr, von den Plattformbetreiber abgestraft zu werden.

Git2Go App-Traffic

Git2Go App-Traffic nach Launch – der Peak ist der Eintrag bei Product Hunt.

Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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