Dem besseren Marketing sei dank: Werden Banker & Berater die neuen Brand-Builder?

Martin Gardt7.1.2016
550_Gekko

E-Commerce meets Marketing im neuen OMR-Podcast

550_Gekko Im neuen Rockstars Podcast spricht Philipp Westermeyer mit dem E-Commerce Experten Jochen Krisch (Exciting Commerce) über Schnittstellen der Branchen. Wieso gerade Investmentbanker die Zukunft der Modeindustrie bestimmen und warum Amazon vielleicht allen einen Strich durch die Rechnung macht, hört Ihr hier.

Jochen Krisch führt seit über zehn Jahren das E-Commerce-Magazin Exciting Commerce und zählt zu den besten Kennern der Branche in Deutschland. Genau deshalb (und weil er selbst zusammen mit Marcel Weiss den Exchanges-Podcast macht – danke Marcel, dass wir uns Jochen einmal ausleihen durften!) haben wir ihn eingeladen, über Marketing, Mobile, Amazon, Fashion und Kapital zu reden. Herausgekommen ist die sechste Ausgabe des Rockstars Podcast mit jeder Menge Insights zu bekannten Playern und frischen Startups.

Was machen die Investmentbanker im Fashion-Business?

Die Zeit, in der die E-Commerce-Player sehr günstig Neukunden einkaufen konnten sei vorbei, deswegen liege der Fokus der Branche auch nicht mehr so auf Wachstum, wie er es einmal getan hat, sagt Jochen Krisch gleich zu Beginn des Gesprächs. „Das Brand-Thema ist im Kommen und das finde ich gut. Man soll nicht immer nur an Neukunden denken, sondern auch an Stammkunden und allgemein an die Strategie.“ Und damit macht er gleich klar, dass er sich für das kommende Jahr wieder mehr Innovation von der E-Commerce-Branche erhofft. Diese sei durch die explodierende Mobile-Nutzung wieder mehr denn je nötig. Aber wer setzt Innovationen derzeit um im E-Commerce? „Dass Ex-Investmentbanker und Ex-Berater große Fashion-Unternehmen hochziehen, zeigt genau, was Online und Technologie ausmacht. Guck dir Amazon an. Wenn das ein Händler gegründet hätte, wäre das nie so weit. Und das sagen auch immer die Zalando-Gründer. Die sind da vollkommen unbedarft rangegangen und haben geguckt, was die Leute wollen und das haben sie angeboten“, so Krisch. Darum würden derzeit selten Modemenschen erfolgreiche E-Commerce-Shops aufbauen.

Die Gründer seien jedoch nicht so überheblich, dass sie niemanden dazu holen, der dann das Brandbuilding kreativ betreut. Krisch kenne jedoch kein Beispiel von klassischen Händlern, die Online wirklich erfolgreich sind. Amazon, Zalando, Asos & Co. seien alle aus Technologie- oder Online-Sicht groß geworden. Dieser Eindruck verfestigt sich dann auch beim Blick auf die Hidden Champions des E-Commerce in Deutschland, von denen Krisch erzählt. „Eines der faszinierenden Unternehmen ist Bike 24, die inzwischen auch ein bisschen öffentlicher unterwegs sind. Die verkaufen weniger Fahrräder als Zubehör und sind in diesem ganzen Bereich einfach sehr gut bei Google zu finden und pushen damit ihr Geschäft“, erzählt er. Dieser und andere Shops wie Shoepassion seien in ihrer Nische und in ihrer Kommunikation sehr stark, blieben aber dennoch unsichtbar, auch um nicht kopiert zu werden.

Amazon bietet die beste Chance für die Kleinen

Für kleinere Händler sieht Krisch derzeit Amazon als wichtigsten Kanal, so „wie man es früher von Ebay kannte mit Händlern, die dort groß geworden sind und dann eigene Shops aufgemacht haben. Lange war Google das Thema und 2015 ist jetzt hochgekommen, wie man Amazon nutzen kann“. Der Marktplatz werde zu einem immer größeren Problem für Google und sei mittlerweile Anlaufstelle Nummer 1 für Shopping. Besonders spannend: Bei Amazon treten wieder junge Händler mit Eigenmarken gegen große etablierte Brands an. Da sei es spannend zu beobachten, wer am besten mit den strikten Regeln von Amazon zurecht kommt.

Kritischer betrachtet Krisch den Commerce-Riesen Wish aus den USA. Der Marktplatz für China-Ware ist besonders mobil stark und soll im letzten Jahr etwa 100 Millionen US-Dollar in Facebook-Werbung gesteckt haben. Er sei hin und her gerissen, wenn er an Wish denkt: „Die Kritiker sagen, das sei schon sehr ’spammy‘ was die machen.“ Wish habe als Marktplatz auch keine eigene Handelskompetenz und könne ebenso implodieren wie Fab.com, meint Krisch. Spannend sei jedoch das Mobile-Konzept, mit dem Wish ja auch Investoren überzeugen und damit den Unternehmenswert auf drei Milliarden US-Dollar steigern konnte.

Über diese Themen haben Philipp und Jochen außerdem gesprochen

  • Branding vs. Performance Marketing in der E-Commerce-Branche (ab 01:20)
  • Sind Startups beim Branding schlechter dran als etablierte Händler? (ab 3:10)
  • Welche Unternehmen haben besonders erfolgreich Brand Building betrieben? (ab 04:48)
  • Warum bauen Investmentbanker Fashion-Marken auf? (ab 08:08)
  • Wer sind die unsichtbaren Online-Händler in Deutschland? (ab 11:15)
  • Kann man mit SEO-Power noch aus dem Nichts ein E-Commerce-Unternehmen aufbauen? (ab 15:10)
  • Taugt Wish als großes Commerce-Vorbild im Mobile-Bereich? (ab 16:36)
  • Warum ist Amazon die neue große Plattform, auf der auch kleine Händler Millionen-Umsätze machen können? (ab 24:08)
  • Der Aufschwung der Amazon-SEO-Agenturen und was sie für den Marktplatz bedeuten (ab 28:35)
  • Jochens E-Commerce-Fonds: Welche Marken werden ein globales Wachstum erleben? (ab 30:51)
  • Was machen E-Commerce-Unternehmen gerade richtig im Online Marketing und welche Kanäle werden in Zukunft spannend sein? (ab 37:20)
  • Welche Rolle könnten Podcasts im Marketing-Mix der E-Commerce-Unternehmen spielen? (ab 41:15)

Die neue Episode mit Jochen Krisch ist jetzt bei Soundcloud, iTunes (falls Folge 6 noch nicht sichtbar ist, einfach abonnieren) oder per RSS-Feed verfügbar. Wie immer freuen wir uns über Feedback. Und wir sammeln Eure Fragen zum Online Marketing, um die besten nochmal in einer der nächsten Episoden mit Philipp Westermeyer und einem Experten beantworten zu lassen. Stellt sie uns einfach in den Kommentaren, bei Facebook oder Twitter. Jetzt aber viel Spaß beim Anhören vom Rockstars Podcast Volume 6!

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MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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