Playbuzz verzeichnet die meisten Shares aller Facebook-Publisher und hat Buzzfeed und die Huffington Post abgehängt. Jetzt kommt die Plattform nach Deutschland und wir haben mit dem Geschäftsführer Christian Fricke über seine Pläne gesprochen

Christian Fricke startet am 1. September als Geschäftsführer DACH von Playbuzz.

Christian Fricke startet am 1. September als Geschäftsführer DACH von Playbuzz.


Über 10 Millionen Shares auf Facebook und über 80 Millionen Besucher auf der Seite pro Monat (nach eigenen Angaben): Das sind die beeindruckenden Zahlen der Publishing-Plattform Playbuzz aus Israel. Shaul Olmert (Sohn des ehemaligen israelischen Premiers Ehud Olmert und Speaker auf unserer letzten Online Marketing Rockstars-Konferenz) hat das Start-up 2012 gegründet und mit Quizzes, Umfragen und Listicles groß gemacht – ganz ohne eigenes Content-Team. Denn Playbuzz stellt nur die technische Grundlage mit sieben verschiedenen Formaten, für die Inhalte sorgen insgesamt über 40.000 Publisher und Brands. Die profitieren von Share-Rates von 15 Prozent und CTRs (Click Through Rates) von 94 Prozent. Jetzt eröffnet das Online-Powerhouse ein Büro in Hamburg, um das Deutschland-Geschäft auszubauen. Dabei wachse Playbuzz hierzulande schon jetzt stärker als in jedem anderen Land. Also haben wir den neuen Geschäftsführer Christian Fricke zum exklusiven Interview getroffen, obwohl er erst am 1. September offiziell startet. Der Mann kommt von der Bauer Media Group, wo er als Geschäftsleiter das Digitalgeschäft der Bauer Xcel Media Deutschland KG verantwortete. Was will er mit Playbuzz hierzulande erreichen und wie kann das Unternehmen all die User und Shares monetarisieren? Hier lest Ihr die Antworten.


In Deutschland gibt es mit Axel Springer, Bauer Media, ProSiebenSat.1 und vielen anderen schon jetzt große Publisher, die Inhalte mit der Playbuzz-Plattform erstellen. Insgesamt bietet das israelische Start-up sieben Formate: verschiedene Quizzes, Umfragen, Listicles, Foto-Gallerien und „Flip-Cards“ (Karten, die sich per Klick umdrehen und weitere Inhalte zeigen). Bald sollen weitere dazukommen, denn vor allem im Video-Bereich hat Playbuzz noch nichts zu bieten. Publisher aber auch Brands und jeder mit ein bisschen Zeit an der Hand können diese kostenlos nutzen, mit Inhalten befüllen und auf die eigene Seite und am besten Facebook packen. Hier funktionieren die Playbuzz-Formate wie bereits beschrieben einfach am besten. Warum hat die Playbuzz-Seite so viele Zugriffe? Fast jedes Quiz landet auch bei Playbuzz (solange der Urheber es nicht explizit ablehnt). Mit dem Start in Deutschland will das Unternehmen weiter wachsen und das Potenzial ist unbestritten. Trotzdem wollten wir von Christian Fricke genauer wissen, wie er in Hamburg loslegen möchte. Allzu groß soll das Team nämlich nicht werden.

Playbuzz verzeichnet die meisten Shares aller Publisher auf Facebook.

Playbuzz verzeichnet die meisten Shares aller Publisher auf Facebook.

Online Marketing Rockstars: Beschreibe Playbuzz in wenigen Worten.
Christian Fricke: Playbuzz ist ein globales Netzwerk für „Engaging Contents“ mit denen Publisher neue Wege des Storytellings erschließen können. Die von uns entwickelten Formate regen User zum Mitmachen an, unterhalten und sind auf allen Endgeräten gleichermaßen gut konsumierbar. Wir stellen die technologische Basis zur Verfügung und bauen mit Publishern gleichzeitig ein Content-Netzwerk auf.

Was hat dich angetrieben von Bauer zu Playbuzz zu wechseln? Was reizt dich an der neuen Aufgabe?
Playbuzz ist ein stark wachsendes Unternehmen, in einem extrem spannenden, internationalen Marktsegment. Mich reizt das Start-up-Environment und ich glaube an das Potenzial, das in Playbuzz steckt. Das Unternehmen ist heute in einer sehr spannenden Wachstumsphase, in der noch viel Gestaltungsspielraum besteht. Gleichzeitig haben wir aber bereits kritische Masse und eine solide Finanzierung (Anm. der Redaktion: Playbuzz hat bisher Investitionen in Höhe von knapp 20 Millionen US-Dollar eingesammelt.)

Wie groß soll das deutsche Team werden?
Wir planen aktuell, dass wir in den nächsten Monaten vermutlich ca. fünf Leute in Deutschland sein werden. Zwei oder drei Kollegen werden sich um Content-Themen kümmern und Publisher und Brands bei der Content-Erstellung unterstützen. Etwa zwei Leute werden sich um Vermarktung und Publisher-Betreuung kümmern.

CEO Shaul Olmert sagt: „Deutschland ist einer der am schnellsten wachsenden Märkte für Playbuzz“: Wie schnell wächst denn der deutsche Markt?
Ich kann keine absoluten Zahlen nennen, aber wir wachsen im Moment in Deutschland deutlich schneller als in jedem anderen Land. Wir sehen, dass große Publisher wie Axel Springer, Burda, T-Online und ProSiebenSat.1 schon sehr aktiv mit unseren Formaten arbeiten. Das Wachstum läuft bisher komplett ohne Marketing. Wir sehen auch an den operativen KPIs (Completion Rates, Share Rates), dass wir da mindestens genauso gute Werte erzielen, wie in anderen Ländern. Es heißt ja immer, die Deutschen seien nicht so social-media-freudig und sharen weniger Inhalte – das bestätigt sich in unseren Zahlen nicht.

Was sind die ersten To-Dos für dich?
Im Moment sind meine Aufgaben zweigeteilt: Wir werden mit den bestehenden Publishern noch intensiver zusammen arbeiten und wollen neue Publisher von Playbuzz begeistern. Zeitgleich werden wir die kommerzielle Seite aufbauen. Wir bekommen schon jetzt Anfragen von Markenartiklern, die Content Marketing mit unseren Formaten umsetzen wollen. Diesen Demand wollen wir ausbauen und bedienen.

Auf lange Sicht: Was sind die Hauptprodukte von Playbuzz? Quizzes?
Auch schon heute spielen die Quizzes gar nicht so eine große Rolle, wie man das von Außen denken mag. Es gibt mittlerweile sieben verschiedene Formate. In den nächsten Wochen startet noch ein neues Format im Tinder-Style, bei dem Nutzer durch swipen auf dem Mobiltelefon navigieren. Wir arbeiten gerade auch an einem Nachrichtenformat. Wir wollen eine Content-Plattform werden und dafür geeignete Formate zur Verfügung stellen. Wir haben uns nicht auf die Fahne geschrieben, eine Quizcompany zu sein.

Was sind langfristige Ziele von Playbuzz in Deutschland? Und wie kann die Monetarisierung funktionieren?
DACH soll die größte Playbuzz-Region außerhalb des englischsprachigen Raums werden. Da sind die Voraussetzung aufgrund der Größe und der wirtschaftlichen Kraft gegeben. Zur Monetarisierung führen wir gerade in den USA erfolgreiche Tests durch – mit sehr guten Ergebnissen. Dabei geht es um Werbung innerhalb der Playbuzz-Formate, Video-Ads zum Beispiel. Ich bin sehr gespannt, ob die in Deutschland ähnlich gut funktionieren. Das zweite große Thema ist Native Advertising. Es ist ein großes Feld, das von der werbetreibenden Wirtschaft extrem verfolgt wird, weil jedem klar ist, dass klassische Werbung immer weniger wahrgenommen wird und immer weniger Aufmerksamkeit erzielen kann. Gleichzeitig ist das Thema Native Advertising derzeit aber nicht skalierbar. Es ist viel Direktgeschäft, viel Abstimmungsaufwand, für den es weder beim Kunden, noch bei der Agentur, noch beim Publisher Teams gibt. Hier bietet sich eine riesengroße Chance, Native Advertising wirklich skalierbar zu machen.

Ihr wollt nicht über die Publisher monetarisieren?
Das ist nicht unser Ziel. Wir wollen kein Software-as-a-Service (SaaS) dabei machen. Die Formate werden kostenlos bleiben. Wir wollen Vermarktungsmodelle gemeinsam mit den Publishern entwickeln und dann auf Revenue-Share-Basis agieren. Dabei sind sowohl Modelle denkbar, bei denen der Sale über den Publisher läuft und wir den Rev Share erhalten als auch andersherum, bei denen der Publisher einen Share von uns erhält. Technologisch können wir schon heute beides abbilden.