Plattform-Rückblick Teil 2: Was 2022 bei Google und Spotify am stärksten gefragt war

Nicht nur die WM stand im Vordergrund, sondern auch andere, weniger erwartbare Phänomene

Von links oben im Uhrzeigersinn: Cricket, Emma Chamberlain, Wordle, die Band Glass Animals, Reggaeton-Sänger Bad Bunny und die Ausstellung "Dark Matter" – sie alle stehen im Zusammenhang mit einigen der erfolgreichsten Inhalte im Netz im Jahr 2022
Von links oben im Uhrzeigersinn: Cricket, Emma Chamberlain, Wordle, die Band Glass Animals, Reggaeton-Sänger Bad Bunny und die Ausstellung "Dark Matter" – sie alle stehen im Zusammenhang mit einigen der erfolgreichsten Inhalte im Netz im Jahr 2022

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, die Fußballweltmeisterschaft der Männer in Katar, das Ableben der britischen Königin: Viele der Themen, die die Menschheit im Jahr 2022 bewegt haben, haben auch auf Google für hohes Suchvolumen gesorgt. Doch in Googles Jahresrückblick sind auch einige überraschende Phänomene vertreten. Ebenso auf Spotify: Ein Künstler, der in Deutschland noch nie in den Top 10 vertreten war, lag bei der Plattform sowohl auf Platz 1 der meist gestreamten Künstler*innen als auch der meist gestreamten Alben. OMR präsentiert: Teil zwei des Plattform-Rückblicks.

Den ersten Teil unseres Jahresrückblicks der erfolgreichen Inhalte auf den Plattformen findet Ihr an dieser Stelle.

Dazu erneut die Vorbemerkung: Dazu, wie die Jahresendlisten genau erhoben werden (etwa auf Basis welcher Metriken), machen die Plattformen häufig keine konkreten Angaben. Vieles lässt darauf schließen, dass diese stark redaktionell bearbeitet werden. Das ist bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar – wenn etwa in der Google-Trends-Liste der Suchbegriffe, die im vergangenen Jahr am stärksten an Suchvolumen zugelegt haben, nie ein Verweis auf Pornographie oder Akteure aus der Pornobranche zu finden ist. Darüber hinaus wirkt es aber auch häufig so, als wollten die Plattformbetreiber mit den Listen einem bestimmten, intern erwünschten Image ihrer Plattform entsprechen.

Trotz Peak zu Jahresanfang: Wordle dominiert die Google-Suche

Die Suchbegriffe, die in Googles Suchmaschine auf globaler Ebene am meisten Wachstum verzeichnet haben

Die Suchbegriffe, die in Googles Suchmaschine auf globaler Ebene am meisten Wachstum verzeichnet haben (Quelle: Google Trends)

Laut Google wurde der Google Trends Jahresrückblick „basierend auf den Begriffen erstellt, die in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr im Suchtrend lagen“ – vermutlich also das größte Suchvolumenwachstum verzeichnet haben. Der Begriff, der auf globaler Ebene im Vergleich zum Vorjahr am meisten gewachsen ist: Wordle. Das Begriffe-Rate-Spiele ist im Januar 2021 von Software-Entwickler Josh Wardle auf seiner persönlichen Website ins Netz gebracht worden – eigentlich als Überraschung für seine Freundin. Doch über den Freundeskreis des Paares, durch einen täglich neu zu erratenden Begriff und einen simplen, aber effektiven Mechanismus, mittels dem die Teilnehmenden ihr persönliches Ergebnis auf Twitter teilen können, entwickelte sich das Spiel über Monate hinweg zu einem viralen Erfolg.

Im Januar 2022 spielen angeblich zwei Millionen Menschen Wordle an nur einem Wochenende. Wenig später kauft die New York Times das Spiel auf. Die Integration von Wordle bringt der US-Zeitung nach eigenen Angaben neue Nutzer*innen im zweistelligen Millionenbereich ein. Zudem habe es dem Spiel-Angebot der Times so viele neue Abonnent*innen wie noch nie beschert. Nimmt man die Zahl der Tweets, mit denen Menschen ihre Wordle-Ergebnisse auf Twitter teilen, als Maßstab, so ist das Interesse an Wordle seitdem deutlich abgeebbt. Umso beeindruckender also, dass „Wordle“ trotzdem noch über das gesamte Jahr hinweg gesehen der Begriff war, der das meiste Suchwachstum auf Google verzeichnet hat.

Crickett und Skandale treiben die Suchanfragen

Auffällig ist darüber hinaus, dass auf globaler Ebene die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer nicht in den Top 5 der Suchbegriffe mit dem stärksten Wachstum auftaucht, sondern erst auf Platz 6. Die Olympischen Winterspiele in Peking sind sogar gar nicht in den Top 10 vertreten. Stattdessen finden sich gleich drei Suchbegriffe, die im Zusammenhang mit Cricket stehen. Die oberste indische Cricket-Liga auf Platz 10, Spiele von Indien gegen Südafrika auf Rang 5 und Spiele von Indien gegen England sogar auf Platz 2 – ein Beleg für die enorme Kraft Indiens als digitale Nation. Schließlich verzeichnet das Land nach China global die zweitmeisten Internet-Nutzer*innen: rund 837 Millionen.

Auf den Listen der Personen und Schauspieler*innen, die 2022 global das größte Suchwachstum verzeichnet haben, ist das ehemalige Schauspielerpaar Johnny Depp und Amber Heard weit vorne vertreten. Der Gerichtsprozess zwischen den beiden und die Enthüllungen über die mißbräuchliche Beziehung haben im Netz eine enorme Aufmerksamkeit gebunden. Ebenso wie ein weiterer Skandal: Die Ohrfeige, die US-Schauspieler Will Smith seinem Kollegen Chris Rock verpasst hat, weil dieser als Moderator der Oscar-Verleihung einen Witz auf Kosten von dessen Frau Jada Pinkett Smith gemacht hat, hat auch die Suchanfragen nach allen dreien in die Höhe getrieben.

Berliner Ausstellung geht auf Google Maps durch die Decke

Mit neuen Listen versucht Google augenscheinlich auch, die visuelle Suche Google Lens sowie Google Maps zu promoten. Auch hier findet sich eine Überraschung: So soll im zurückliegenden Jahr die Berliner Ausstellung „Dark Matter“ des deutschen Licht- und Installationskünstlers Christoph Bauderer auf globaler Ebene die Ausstellung mit dem größten Suchanstieg auf Google Maps gewesen sein – noch vor einer „immersiven Van Gogh Austellung“, die in London und Washington Station gemacht hat. Dark Matter wartet mit sieben kinetischen Licht- und Klanginstallationen auf, die „perfectly instagrammable“ sind. Wenig erstaunlich also, dass der Ortseintrag der Ausstellung auf Instagram auch 13.100 Besuche verzeichnet.

Während der Suchbegriff Ukraine auf globaler Ebene das drittgrößte Wachstum verzeichnete, liegt er auf der Google-Trends-Liste für Deutschland auf Platz 1 – wenig überraschend angesichts der geographischen Nähe zur Ukraine sowie der wirtschaftlichen Verflechtungen Deutschlands mit Aggressor Russland. Der russische Präsident Wladimir Putin rangiert dementsprechend auf Platz 5 sowie bei den Listen der Personen und jener der Politiker, die das größte Suchwachstum verzeichnen, auf Platz 1.

„Wer wird Millionär“ kann immer noch für Google Peaks sorgen

Die Suchanfragen, die in Deutschland bei Google im Vorjahresvergleich das größte Wachstum verzeichnet haben

Die Suchanfragen, die in Deutschland bei Google im Vorjahresvergleich das größte Wachstum verzeichnet haben (Quelle: Google Trends)

Die allgemeine Liste zeigt ebenfalls, dass die Fußball-WM sowie Olympia in Deutschland eine größere Rolle gespielt haben als auf globaler Ebene. Eine amüsante Randnotiz: Die „Liste der Was-Fragen“ zeigt die Kraft, die die seit 1999 laufende TV-Show „Wer wird Millionär“ immer noch zu haben scheint. Sowohl die Frage „Was sind Akren“ auf Platz 1 als auch „Was sind Schotterspione“ auf Platz 4 gehen auf Fragen zurück, die Kandidat*innen in der Sendung beantworten mussten.

Online-Marketing-Macher Jonas Kammer hat für einen Linkedin-Post visualisiert, wie in der deutschsprachigen Version von Googles Suchmaschine verschiedene Suchbegriffe über das Jahr hinweg Peaks generiert haben. Während die olympischen Winterspiele zu Anfang des Jahres häufig gesucht wurden, stand in der Mitte des Jahres die Fußball-EM der Frauen im Mittelpunkt, gegen Jahresende dann das Turnier der Männer in Katar.

„Google-Klatsche“ für „Qualitätsportale“?

Noch interessanter als die Google-Trends-Listen sind für Online-Marketing-Macher*innen und Suchmaschinenoptimierer*innen vor allem die Listen, die zeigen, welche Websites im zurückliegenden Jahr die meiste Sichtbarkeit in Googles Suchergebnissen gewonnen bzw. verloren haben. Der SEO-Tool-Anbieter Sistrix legt seinen „Indexwatch“ in der Regel Mitte Januar vor. Malte Landwehr, Head of SEO bei Idealo, hat auf Facebook bereits eine erste kleine eigene Auswertung veröffentlicht. Laut dieser gehört Amazon.de zu den größten Sichtbarkeitsgewinnern und Linkedin zu den größten -verlierern.

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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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