E-Commerce-Chef der Otto Group: So will Otto.de als Marktplatz gegen Amazon bestehen

Martin Gardt6.3.2019

Sebastian Klauke, ab 1. Mai 2019 Vorstand E-Commerce bei der Otto Group, über Wachstumschancen und Schwächen von Amazon

Sebastian Klauke Otto Group
Sebastian Klauke (r.) bei der Podcast-Aufnahme mit Philipp Westermeyer

Sebastian Klauke ist erst seit anderthalb Jahren bei der Otto Group – und tritt am 1. Mai schon einen Vorstandsposten an. Im OMR Podcast erzählt der noch junge Manager, was er mit den Marken der Gruppe vorhat, warum ihm Amazon derzeit keine Angst macht und wie er die Abhängigkeit von GAFA bei der Neukundenakquise verringern will.

Er ist erst 39 Jahre alt und noch gar nicht so lange im Konzern. Trotzdem wird Sebastian Klauke in ein paar Wochen ganz offiziell die E-Commerce-Strategie der gesamten Otto Group verantworten. Zu der gehören neben dem Flaggschiff Otto.de unter anderem Unternehmen wie About You, Bon Prix, Quelle.de, SportScheck oder MyToys. „Als ich bei Otto angefangen habe, war die Idee von Anfang an, dass ich in den Vorstand wechsle. Es war ja klar, dass Rainer Hillebrand demnächst in den Ruhestand geht“, sagt Klauke im OMR Podcast. Hillebrand hatte den E-Commerce-Bereich der Otto Group seit 1999 geleitet. „Was mich in diesem Jahr direkt viel beschäftigt: Einige unserer Firmen stehen in ihrer Entwicklung gerade an einem wichtigen Punkt“, so Klauke. Vor allem Otto.de wird schließlich derzeit strategisch neu aufgestellt.

Als Marktplatz mit Amazon mithalten

„Amazon wirkt manchmal sehr mächtig. Ich bin aber optimistisch, dass es nachhaltig viele Modelle geben kann, die neben Amazon erfolgreich sind“, sagt Sebastian Klauke. „Ich bin kein Freund vom sehr deutschen ‚Bangemachen‘.“ Otto.de selbst sei etwa im „Home & Living-Bereich“ stärker als Amazon, was auch an Services liege, die das Unternehmen darüber hinaus anbiete (Transport zur Haustür von Möbeln, Aufbau, etc.). „Shopping und Inspiration löst Amazon nicht“, so Klauke. Die Stories-Funktion in der About You-App – im Stile von Instagram nur mit Shopping-Option – bringe echte Umsätze und zeige, was in Sachen Inspiration der Kunden möglich sei.

Große Hoffnungen des Konzerns ruhen außerdem auf der Transformation von Otto.de vom klassischen Händler zur Plattform – bestehend aus dem klassischen Shop-Modell, einem Marktplatz für andere Händler und Brands und den bereits angesprochenen Services. Das erinnert durchaus an Amazon, wo Millionen Dritthändler Produkte über den Marketplace anbieten. „Wir haben da noch ein überschaubares Portfolio, aber das rampen wir jetzt hoch“, sagt Klauke. Das Nadelöhr entstehe durch den Umbau der Prozesse, noch könnten sich Händler und Brands nicht selbstständig anmelden. „L’Oreal verkauft über uns schon und auch der Möbelhersteller Machalke nutzt exklusiv Otto.de.“

Auswege aus der GAFA-Misere?

Es bleibt aber auch mit dem Plattform-Konzept dabei: Aktuell muss sich fast jedes Unternehmen der Welt seine Kunden immer wieder bei Facebook, Google & Co. einkaufen – und das wird nicht günstiger. „Für uns ist der Ausweg, Marken aufzubauen, die eine direkte Kundenbeziehung haben“, sagt Klauke. Das gelinge mit einigen etablierten Firmen der Otto Group immer noch sehr gut – und neue sollen dazu kommen. „Gleichzeitig habe ich noch das Gefühl, dass wir die Kundenakquise über diese Kanäle noch gut kontrollieren und aussteuern können, wenn wir es gut machen“, sagt er. Alleine die Größe der Budgets und dadurch auch eine Vielzahl an Daten über die Effektivität der Marketing-Kanäle helfe dem Konzern bei der Steuerung durch das Plattform-Durcheinander.

Welche Versäumnisse von Otto dazu geführt haben, dass Zalando überhaupt entstehen konnte, was es gebracht hat, Performance Marketing inhouse zu holen und wie der Physiker Sebastian Klauke auf das Buzzword AI blickt, hört Ihr im aktuellen OMR Podcast.

Unsere Podcast-Partner:

Den Auftakt unserer Podcast-Partner macht in dieser Woche mal wieder Frosta. Was viele vielleicht immer noch nicht wissen: Der Lebensmittelhersteller produziert alle Tiefkühlgerichte seit einigen Jahren komplett ohne künstliche Zusatzstoffe. Jetzt hat der Marktführer eine neue Produktreihe gelauncht. Die vier Fitness-Gerichte sind speziell auf die Bedürfnisse einer eiweißreichen Ernährung ausgerichtet. Zum Beispiel gibt es dann Pasta aus Erbsen anstatt aus Hartweizengrieß und anstelle von Reis kommen Blumenkohlraspeln zum Einsatz. In den Supermärkten gibt es die Gerichte ab sofort – und online werdet Ihr auch schon fündig. Guten Appetit!

Anexia kann man durchaus als ungewöhnliche Firma bezeichnen. Der Gründer Alexander Windbichler hat vor zwölf Jahren angefangen – und ist heute erst 32 Jahre alt. Mittlerweile hat er 200 Mitarbeiter, zehn Büros weltweit und zwei verschiedene Produktbereiche: IT-Services, vor allem Hosting, und Softwareentwicklung, im Wesentlichen von Apps. Zu den Kunden zählen Namen wie die Harvard University, Airbnb, McDonalds und Twitch. Wie schon im vergangenen Jahr bieten die Kollegen jetzt folgendes an: Das „App Starter Kit“ soll helfen, die Konzeptionierung einer App im allerersten Offline-Schritt auf das nächste Level zu bringen. Wer sich das kostenlose und limitierte Kit auch mal anschauen möchte: Schnell auf app-starter.com gehen.

Einen passenderen Podcast-Partner als Blinkist gibt es wohl nicht. Das deutsche Startup fasst Sachbücher in 15 Minuten lange Audiofiles oder Kurztexte zusammen. So bekommt Ihr alle wichtigen Infos aus einem Buch in kurzer Zeit und viel Input aus allen Themenbereichen. Und wenn Euch so eine Zusammenfassung Lust auf ein Buch macht, könnt Ihr es Euch ja immer noch kaufen. Philipp Westermeyer hört zum Beispiel gerade „Die Psychologie sexueller Leidenschaft“ und „Denke nach und werde rein“ – na dann. Ihr wollt Blinkist auch mal testen? OMR-Podcast-Hörer bekommen unter blinkist.de/omr exklusiv 25 Prozent Rabatt auf das erste Jahr Blinkist Premium. Wer erstmal reinschnuppern will, kann auch mit einem kostenlosen Probemonat starten.

Am Ende mal wieder ein kleiner Hinweis auf unsere Freunde der Hamburg Media School. Am 27. März veranstalten die Kollegen nämlich den Content Marketing Day – und werden Euch an einem Tag mit allen relevanten Infos rund um Plattformen und Technologie versorgen. Ihr erfahrt unter anderem, was zu einer guten Story gehört, über welche Kanäle Ihr diese distribuiert und welche Formate derzeit am besten funktionieren. Das alles natürlich anhand von echten Cases präsentiert. Alle weiteren Infos und Tickets bekommt Ihr hier.

 

Alle Themen des Podcasts mit Sebastian Klauke von der Otto Group im Überblick:

  • Die wöchentliche News kurz vor dem OMR Festival 2019 am 7. und 8. Mai: Bestseller-Autor Yuval Noah Harari kommt als Speaker zur OMR Conference. Und: Warum wird China ein wichtiges Thema? (ab 01:19)
  • Sebastian Klauke wird den E-Commerce-Bereich der gesamten Otto Group verantworten. Dabei ist er eigentlich Physiker (und Westfale…). So lief sein Werdegang (ab 03:21)
  • Ist er schon mit der Perspektive zu Otto gekommen, da irgendwann einen Top-Level-Job zu übernehmen? (ab 08:04)
  • Klauke tritt in große Fußstapfen: Vorgänger Rainer Hillebrand hat Ottos E-Commerce-Business viele Jahre geführt. Wie läuft der Übergang? (ab 08:41)
  • Kurz nochmal zu Sebastian Klaukes Startup Autoda: Was war damals das Geschäftsmodell? (ab 10:04)
  • Wie sieht sein Alltag bei der Otto Group aktuell aus? (ab 11:36)
  • Welche Firmen der Otto Group laufen gerade richtig gut – und welche haben zu kämpfen? (ab 14:10)
  • War es schwierig für Klauke, in seinem Alter auf Augenhöhe mit den alten Hasen der Branche zu kommen? (ab 16:34)
  • Amazon als wichtigster Mitbewerber: Wie kann die Otto Group da mithalten? (ab 19:35)
  • Prime ist ja ein mächtiges Tool der Kundenbindung für Amazon: Wie kann Otto da gegenhalten? (ab 27:31)
  • Wie sehen die Geschäftszahlen der Otto Group aus? (ab 29:21)
  • Wie ist der Austausch mit Mitbewerbern wie Zalando? (ab 33:05)
  • Wer ist aktuell der Star im Otto-Group-Portfolio? (ab 34:02)
  • In welche Geschäftsmodelle müssen Klauke und seine Kollegen derzeit viel Arbeit reinstecken? (ab 37:56)
  • Otto hat seinen Katalog jetzt eingestellt – Amazon verschickte zu Weihnachten in den USA plötzlich welche. Was steckt dahinter? (ab 39:02)
  • Ist Sebastian Klauke auch in Branding-Aktivitäten involviert? (ab 42:45)
  • Macht es in einer Welt der Skaleneffekte noch Sinn, so viele einzelne Marken in einer Gruppe zu vereinen? (ab 44:17)
  • Wie sieht die Marktplatz-Strategie von Otto aus? (ab 45:58)
  • Wie will er das Flaggschiff Otto.de entwickeln? (ab 49:53)
  • Die üblichen GAFA-Sorgen: Unternehmen müssen Kunden immer wieder teuer bei Google, Facebook & Co. einkaufen. Wie geht die Otto Group damit um? (ab 54:15)
  • Wie gut funktioniert der Vermarkter Otto Group Media vier Jahre nach dem Start? (ab 1:00:12)
  • Ist AI aus Klaukes Sicht noch ein Buzzword oder schon echte Technologie? (ab 1:03:03)

Wie immer könnt Ihr den aktuellen OMR Podcast bei SoundcloudiTunes (falls die aktuelle Episode noch nicht sichtbar ist, einfach abonnieren) oder per RSS-Feed anhören. Auch auf SpotifyStitcher und Deezer findet Ihr uns. Und es gibt jetzt auch einen Alexa Skill! Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung.

AmazonE-CommerceGAFAOMR Podcast
MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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