Von dieser erfolgreichen deutschen Digital-Firma weiß kaum jemand, wie groß sie schon ist

Martin Gardt4.7.2018

Im OMR Podcast erzählt Statista-Gründer Friedrich Schwandt, warum er sein Unternehmen mit Netflix vergleicht

Statista OMR Podcast
Statista OMR Podcast

Jeder im Online-Business ist schon einmal der Statistik-Plattform Statista begegnet. Aber wie funktioniert das Geschäftsmodell hinter den Balkengrafiken? Im OMR Podcast erklärt Co-Gründer Friedrich Schwandt, warum die Paid-Content-Strategie von Statista aufgeht, wo der Vergleich mit Netflix herkommt und wie das Unternehmen im SEO-Bereich so erfolgreich werden konnte.

2007 gründen die beiden Unternehmensberater Friedrich Schwandt und Tim Kröger Statista in Hamburg. „Von Statistiken hatten wir Ahnung, es gab damals nur keine Plattform, auf der du Statistiken zentral finden konntest“, sagt Schwandt im OMR Podcast. Also starten die beiden damit, eine Datenbank zu allen möglichen Themen aufzubauen – der Zugang zu dieser Datenbank sollte dann Geld kosten. Und das scheint zu klappen: „Paid Content ist ganz einfach: Wenn es die Leute brauchen und nirgendwo anders finden, dann zahlen sie auch dafür“, sagt Schwandt. 

Statista hat heute 550 Mitarbeiter und plant mit Abo-Erlösen in Höhe von 50 Millionen Euro in diesem Jahr. Ende 2015 kaufte Ströer für 57 Millionen Euro 78,8 Prozent der Anteile am Unternehmen. „Dem Charme von Udo Müller [Ströer-Chef, d. Red.] kann sich keiner entziehen“, sagt Schwandt. Er glaubt daran, in den nächsten Jahren 200 bis 300 Millionen Euro Umsatz machen zu können.

Was haben Statistiken mit Netflix zu tun?

Friedrich Schwandt, Statista-Gründer

Friedrich Schwandt

Statista verdient sein Geld mit Unternehmen jeder Größe und aus jeder Branche: „Wir haben alles als Kunden: Borussia Dortmund und Bayern München. Die evangelische Kirche und die katholische Kirche. Alle Parteien, Ortsvereine, Zahnärzte. Jeder muss heute Thesen mit Daten belegen.“ Die Googles, Amazons und andere Konzerne dieser Welt zahlen laut Schwandt 200.000 bis 300.000 Euro pro Jahr für den Zugang zur Plattform. Kleinere Unternehmen berappen aber eher 5.500 Euro pro Jahr. Die kleinen „Premium-Accounts“, die nicht alle Statistiken und Studien beinhalten, kosten 600 Euro. Der Gründer vergleicht sein Unternehmen aber nicht nur wegen des Abo-Modells mit der großen US-Serien-Plattform: „Wir setzen immer stärker auf eigene Content-Erstellung. Das Ziel ist es, demnächst ein Verhältnis von 50-50 zwischen Eigen- und Fremd-Content zu haben.“ Um das zu schaffen, ist bereits ein Drittel der Belegschaft für Content-Erstellung zuständig – die größte deutsche Wirtschaftsredaktion sozusagen.

Gestartet war Statista ausschließlich mit Inhalten von Marktforschungsunternehmen wie Allensbach, Nielsen, Forrester & Co. Heute habe das Unternehmen 22.000 Verträge mit Content Partnern. Diese würden Teile ihrer Daten meist kostenlos zur Verfügung stellen. Statista baut daraus dann zum Beispiel die bekannten Grafiken und verweist dann auf die Original-Studie. Wer tiefer einsteigen will, muss diese dann beim entsprechenden Marktforschungsunternehmen kaufen. Damit ist die Plattform am Ende auch Lead-Generierer für die vielen Partner aus der Branche.

SEO-Erfolg so nebenbei

Die großen Unternehmenskunden sammelt Statista immer noch durch klassische Telefon-Akquise und Vor-Ort-Termine ein. Zur Bekanntheit der Marke haben aber vor allem starke Platzierungen in der Google-Suche zu unzähligen Keywords beigetragen. Die deutsche Statista-Seite rankt bei Keywords wie „Inflationsrate“, „Statistiken“, „Lebenserwartung“ oder „Reichster Mann der Welt“ auf der 1. Dabei sei SEO zum Start gar nicht die grundlegende Erfolgsstrategie gewesen, so Schwandt: „Wir haben erstmal gesagt, dass wir keine geschlossene Datenbank bauen wollen. Die Nutzer sollten sehen, was sie bekommen. Also sieht jeder zumindest die Balken der Statistiken nur ohne Zahlen.“ Das habe sich fast nebenbei richtig gut auf die SEO-Aktivitäten ausgewirkt und für gute Platzierungen gesorgt.

Heute verzeichnet Statista laut Schwandt 14 Millionen Visits im Monat, Deutschland sorge für 30 Prozent des Traffics. Die Google-Abhängigkeit in Sachen Traffic hat aber auch Schattenseiten. Nach einem Google-Update im Februar 2017 sei der Traffic bis August 2017 um 30 Prozent eingebrochen. Mittlerweile habe sich dieser im Vergleich zu Anfang 2017 zwar wieder verdoppelt, trotzdem habe Schwandt noch mal vor Augen geführt bekommen, wie groß die Abhängigkeit tatsächlich ist. „Wir sagen uns einfach immer, Google weiß eh alles. Schummeln oder Tricksen lassen wir deshalb einfach gleich“, sagt er.

Warum manche Statista-Vertriebler mehr Geld verdienen als die Gründer, welche Probleme Friedrich Schwandt schlaflose Nächte bereiten und wie die Internationalisierung des Konzepts klappen soll, hört Ihr im neuen OMR Podcast.

Unsere Podcast-Partner:

Wir hatten die beiden Gründer auch schon im OMR Podcast zu Gast. Chris Kastenholz und Lara Daniel haben mit Pulse Advertising eine der größten Influencer- und Talent-Agenturen des Landes aufgebaut. Die beiden bespielen mit großen Influencern alle gängigen Plattformen – von Instagram und Twitter bis hin zu WeChat und Sina Weibo. Wenn Ihr also nach einer Möglichkeit sucht, strukturierte Influencer-Kampagnen mit klaren KPIs durchzuführen, solltet Ihr Euch unbedingt bei Pulse melden. Wer einen Job in der Branche sucht (die Kollegen sitzen in Hamburg, Mailand, New York), kann auch mal auf der Webseite vorbei schauen. Damit Ihr einen Eindruck von den Gründern bekommt: Hier geht’s zur Podcast-Folge mit Chris und Lara.

O2 fährt mit seinen neuen Tarifoptionen richtig starke Geschütze auf. Der O2 Free-Tarif hatte schon vorher extrem viel Datenvolumen für wenig Geld geboten, mit dem neuen Connect-Vorteil könnt Ihr das jetzt noch besser nutzen. Bei O2 Free mit Connect bekommt Ihr schon bei Vertragsabschluss zwei SIM-Karten mit dem Inklusiv-Volumen und könnt bis zu acht weitere für all Eure mobilen Geräte kostenlos nachbestellen. OMR-Buddy Micky Beisenherz konnte sich zwar nur vorstellen, dass man das für verschiedene Affären gebrauchen kann. Die Nutzung von zusätzlichen Smartphones, Tablets, Smartwatches oder mobilen Hotspots wird aber einfach extrem günstig. Hier bekommt Ihr alle Infos zu den Tarifen.

Wenn Ihr nach neuen Impulsen im Performance-Marketing sucht, solltet Ihr Euch mal Claneo anschauen. Die junge Agentur aus Berlin wird von den drei erfahrenen Gründern Magdalena Mues, Matthäus Michalik und Martin Grahl angeführt. Mit ihrem 15-Mann-Team unterstützen sie Euch bei Search-, Content- und Performance-Kampagnen. Egal ob Relaunch, Keyword-Strategie oder Content-Erstellung, Claneo bearbeitet die ganze Palette an Digital-Marketing-Themen. Wenn bei Euch also gerade ein Projekt ansteht, meldet Euch bei den Jungs und Mädels – alle Infos gibt’s hier.

Zum Schluss ein Hinweis auf das nächste große OMR-Event. Am 12. September 2018, dem ersten Abend der Dmexco, steigt traditionell die OMR Aftershow im Bootshaus Köln. Als Acts sind Hip-Hop-Ikone Samy Deluxe, OMR-Liebling Oli.P, die DJ-Abräumer Drunken Masters und 90er-Held Gigi D’Agostino dabei. Wie immer gibt’s für jeden mit einem Ticket alle Drinks for free. Große Außenbereiche bieten Euch auch mal eine Pause von der Feierei. Es ist also alles bereitet für einen heftigen Abend mit der OMR-Familie. Tickets bekommt Ihr hier – lasst Euch nicht zu viel Zeit, die Party ist eigentlich immer im Voraus ausverkauft.

Alle Themen des Podcasts mit Statista-Co-Gründer Friedrich Schwandt im Überblick:

  • Jeder hat schon Mal von Statista gehört. Wie würde Co-Gründer Friedrich Schwandt sein Business beschreiben? (ab 01:55)
  • Warum funktioniert die Paid-Content-Strategie von Statista? Und wie groß ist die Firma mittlerweile? (ab 03:39)
  • Wie kamen Schwandt und sein Partner auf die Idee für Statista? (ab 04:38)
  • Marketing für eine Statistik-Plattform: Ist SEO der wichtigste Hebel? (ab 06:06)
  • Wie sehen die KPIs von Statista derzeit aus? Umsatz, Kunden, usw.? (ab 08:32)
  • Welche weiteren digitalen Kanäle bringen Kunden zu Statista? (ab 10:29)
  • Warum haben Schwandt und Partner Tim Kröger trotz gut laufendem Business 75 Prozent des Unternehmens an Ströer verkauft? (ab 11:20)
  • Wie geht das Statista-Team das große Ziel Internationalisierung genau an? (ab 13:36)
  • Wie steht es um Wettbewerber – vor allem aus den USA? (ab 16:09)
  • Wie läuft die Zusammenarbeit mit Partnern wie Nielsen und anderen Marktforschern? (ab 17:56)
  • Warum sind die Gründer so zurückhaltend in der Öffentlichkeit? (ab 21:30)
  • Warum der Search-Traffic von Statista 2017 mal um 30 Prozent eingebrochen ist (ab 24:14)
  • Welche anderen Plattformen helfen Statista, neue Kunden zu gewinnen? (ab 28:11)
  • Wie viele Content-Ersteller arbeiten im Statista-Team? Hat das Unternehmen die größte Wirtschaftsredaktion Deutschlands? (ab 30:51)
  • Warum manch ein Vertriebler mehr verdient als die Gründer (ab 31:48)
  • Wie messen sie ihre Branding-Erfolge? (ab 34:50)
  • Welche nächsten Schritte plant Schwandt für Statista? (ab 36:15)
  • Wie entwickelt sich das Pricing? (ab 38:25)
  • Wie groß kann man die Firma in den nächsten Jahren noch machen? Über 100 Millionen Euro Umsatz? (ab 39:12)
  • Gab es viele unprofitable Jahre in der Statista-Geschichte? (ab 41:46)
  • Wie bei Netflix: Warum Statista immer mehr eigenen Content erstellt (ab 43:36)
  • Neue Player entstehen im Marktforschungsbereich: Wie blickt Schwandt auf den Markt? (ab 45:34)

Wie immer könnt Ihr den aktuellen OMR Podcast bei SoundcloudiTunes (falls die aktuelle Episode noch nicht sichtbar ist, einfach abonnieren) oder per RSS-Feed anhören. Auch auf SpotifyStitcher und Deezer findet Ihr uns. Und es gibt jetzt auch einen Alexa Skill! Viel Spaß beim Anhören – und vielen Dank für jede positive Bewertung.

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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