Dieser Typ ist der Internet-Erklärer für die Generation Ü30 – wie hat er das geschafft?

Nico Lumma vom Next Media Accelerator im Interview

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Nico Lumma (Foto: Next Media Accelerator)

Er ist ein Urgestein der deutschen Szene: Nico Lumma ist seit 15 Jahren in der Online-Branche tätig, hat viele Trends früh erkannt und es geschafft, sich gegenüber den Medien als Experte in Digitalfragen zu etablieren. Wir haben ihn gefragt, wie er sich dieses Image erarbeitet hat – und wie er als COO des Next Media Accelerator die Zukunft der Medien retten will. Nico, Du giltst in Deutschland als einer der digitalen Oberchecker; die Wirtschaftswoche hat Dich mal in eine Liste der 100 wichtigsten Internet-Köpfen aufgenommen. Wie hast Du Dir diesen Ruf aufgebaut? Mit Beharrlichkeit und Generve, indem ich immer wieder Themen aufgreife und versuche, meine Argumente zu platzieren. Ich blogge ja schon seit 15 Jahren. Seit ich Anfang der 80er Jahre einen Commodore C64 bekommen habe, interessiere ich mich für Technologie und Innovationen.

Aber es gibt ja andere Leute, die genauso lange in der Branche sind, und nicht diese Bekanntheit und Reichweite aufgebaut haben. Was glaubst Du, unterscheidet Dich von denen? Ich bin vielleicht ein bisschen penetranter und scheue mich nicht davor, auch mal zu Themen Stellung zu beziehen. Dieses „Klappern“ gehört halt einfach dazu.

Du klapperst ja seit einiger Zeit auch als Kolumnist der Bild. Gleichzeitig bist Du SPD-Mitglied – geht das gut zusammen? Ich merke schon, dass Leute zucken, wenn ich mich als Investor, Bild-Kolumnist und Genosse vorstelle. Aber das stört mich nicht, im Gegenteil: Ich finde die Widersprüchlichkeit ganz charmant. Und die Bild-Kolumne finde ich super, weil ich damit die Chance bekomme, die Aufmerksamkeit auf Themen zu lenken, die wichtig sind. Es ist aber auch jedes Mal eine Herausforderung, oftmals komplexe digitale Themen so herunterzubrechen, dass jeder sie versteht.

Gibt es einen Moment, von dem Du sagen würdest, dass Du da Deinen „digitalen Durchbruch“ erlebt hast? Ach, das hat schon im Studium angefangen, als ich zusammen mit einem Kumpel unser Wohnheim vernetzt habe. Von da an ist das Leben immer digitaler geworden.

Wenn man sich Dein Berufsleben anschaut, sieht es so aus, als hätten einige der Themen, an denen Du gearbeitet hast, erst nachdem Du schon wieder weg warst, so richtig abgehoben. Wäre es unfair zu sagen, dass Du ein Timing-Problem hast? Nein, das hatte ich durchaus schon das ein oder andere Mal. Ich habe 2003 eine Blog-Plattform gestartet, zu einem Zeitpunkt als in Deutschland noch nieman etwas davon wissen wollte. 2005 habe ich an einem Mobile Messenger mitgearbeitet, das war auch zehn Jahre zu früh. 2007 habe ich mit Shoppero eine kuratierte Shopping-Plattform initiiert, die es heute, wo jeder von Pinterest spricht, nicht mehr gibt. Ich bin häufig davon ausgegangen, dass die Entwicklung schneller verläuft, als sie es dann letztendlich getan hat. Aber daraus kann man ja lernen.

Mittlerweile bist Du COO des von der Deutschen Presse-Agentur initiierten Next Media Accelerators. Was willst Du dort erreichen? Wir wollen der wichtigste Hub für Medieninnovationen in Europa werden und suchen dafür Startups mit guten Ideen in den Bereichen Medien, Advertising und Technologie in ganz Europa und in Israel. Kurz gesagt wollen wir die Geschäftsmodelle der Zukunft für Medien finden.

Was siehst Du als Euren bisher größten Erfolg an? Ein Erfolg ist auf jeden Fall, dass wir im aktuellen zweiten Durchgang Startups aus Spanien, Griechenland, Bulgarien und Israel dabei haben, nachdem im ersten Durchgang noch alle vier aus Deutschland kamen. Außerdem haben im ersten Durchgang drei von vier Startups eine Folgefinanzierung bekommen. Wir haben den Wert des Portfolios bislang versechsfacht – das ist auf jeden Mal mal eine bessere Rendite als beim Tagesgeldkonto der Haspa. Im zweiten Durchgang sieht es ebenfalls sehr gut aus.

Ihr veranstaltet seit einiger Zeit auch „Hackathons“ – was sollen die bringen? Bei den Hackathons geht es zum einen darum, Menschen zusammenzubringen und neue Ideen zu entwickeln. Und zwar schnell und spontan, ohne dieses typisch deutsche Denken à la ‚Das haben wir doch schon vor fünf Jahren versucht, das hat schon damals nicht funktioniert’. Zum andern wollen wir mit den Veranstaltungen Themen ansprechen, die unserer Meinung nach in der Luft liegen. Wir haben bei der Tagesschau einen Hackathon zum Thema Virtual Reality gemacht, bei Wirtschaftswoche und Handelsblatt einen zu Wirtschaftsthemen und bei der Mittelbayrischen Zeitung zum Thema Digital-Publishing für lokale Medien. Als nächstes steht in Hamburg ein Hackathon zur „Future of Digital Advertising“ an. Werbung funktioniert ja Mobile noch nicht so gut wie auf anderen Kanälen, aber die Eyeballs wandern immer mehr dort hin. Da wollen wir ansetzen.

Der „Future of Digital Advertising“-Hackathon startet am Donnerstag, den 7. Juli, um 16.30 Uhr im Mindspace am Rödingsmarkt und endet am Sonntagabend. Die Teilnahme ist kostenlos. Folgende Preise gibt es zu gewinnen:

– Mobile Advertising – 1.000 EUR sponsored by Pilot

– Most Innovative – 500 EUR sponsored by next.media Hamburg

– Best Pitch – flex desk for one month at Mindspace

– Advertising-360 – 500 EUR sponsored by Spiegel QC

Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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