Millionenreichweite für ein paar Cent – Hamburger Marketer will 100.000 Geldscheine mit Werbung bekleben

Torben Lux30.9.2014
(Screenshot: messageonabanknote.de)

Tobias Worzyks Projekt „Message on a banknote“ soll zehn Millionen Werbekontakte generieren

(Screenshot: messageonabanknote.de)

(Screenshot: messageonabanknote.de)

Die Zahlen klingen für Werber im ersten Moment zumindest interessant: zehn Millionen Werbekontakte bei einem TKP von fünf bis zehn Cent. Der Hamburger Marketing-Berater Tobias Worzyk bietet genau das aktuell bei seinem Projekt „Message on a banknote“ an – allerdings nicht über Online-Werbung oder gar klassische Kanäle, sondern durch Aufkleber auf 100.000 Fünf-Euro-Scheinen, die er in zehn verschiedenen deutschen Städten verteilen will. Kann diese Form des Guerilla-Marketings funktionieren? Oder ist es vielleicht sogar illegal? Wir haben nachgeforscht. „Betrachte den Geldschein einfach als kleinstes Billboard der Welt“, so die simple, aber eindringliche Botschaft auf der Homepage des Projektes „Message on an banknote“. Und Tobias Worzyk meint das wirklich ernst. 100.000 Fünf-Euro-Scheine will er mit einem Werbesticker bekleben lassen. Insgesamt 100 kleine Werbeflächen, jeweils 10×5 Millimeter groß, haben dort Platz und können für aktuell 510 Euro gebucht werden. Dass ein Unternehmen oder eine Privatperson gleich mehrere Flächen belegt, wird nicht ausgeschlossen. Theoretisch sollte es also auch möglich sein, ein Logo oder Schriftzug für entsprechend mehr Geld deutlich sichtbarer zu platzieren. Bisher sind drei Einheiten verkauft.

Wann und wo kommen die Scheine in den Umlauf?

Erst wenn alle Werbeflächen gebucht sind, lässt Tobias Worzyk die Sticker produzieren. Wann also der eigentliche Mehrwert für Werbetreibende entsteht, ist unklar und hängt von Geschwindigkeit und Erfolg des Projektes ab. Und auch auf die Frage nach dem Ablauf danach und der Verteilung von den 100.000 beklebten Geldscheinen gibt es noch keine klare Antwort. Er wolle die Scheine nach und nach deutschlandweit durch Tausch in Umlauf bringen; in der Gastronomie, bei Supermärkten und Tankstellen.

Insgesamt 100 Flächen sollen verkauft werden. Drei sind bisher belegt.

Insgesamt 100 dieser Flächen sollen verkauft werden. Drei sind bisher belegt.

Um den beklebten Scheinen, wenn sie erst einmal verteilt worden sind, noch einen kleinen Mehrwert zu verpassen, ist eine Website in Planung, auf der man sich mit der jeweiligen Seriennummer registrieren können soll. Es ist angedacht, dass die teilnehmenden Unternehmen oder Personen hier besondere Angebote und Leistungen ausstellen können. Das sei zwar keine Pflicht, erhöhe aber auf jeden Fall die Werbewirksamkeit, so Tobias weiter. Außerdem soll es am Ende noch ein Gewinnspiel geben.

Sind zehn Millionen Kontakte wirklich realistisch? Darf man Geldscheine werblich bekleben?

Wenn es nach Tobias Worzyk geht, soll die Aktion voraussichtlich zehn Millionen Werbekontakte generieren. Um diese Menge zu erreichen, rechnet er mit 100 verschiedenen Besitzern pro Schein. Er gesteht zwar selbst ein, dass es keine verlässlichen Zahlen gebe, durch wie viele Hände ein Fünf-Euro-Schein läuft. Und für normale, unbeklebte Banknoten mag die angepeilte 100 auch noch durchaus realistisch sein. Dass ein mit Werbung beklebter Schein jedoch diese Summe erreicht, klingt dann doch ziemlich hoch gegriffen. Viele Besitzer, wohl vor allem Gastronomen oder Einzelhändler, werden die Sticker vor der Einzahlung bei der Bank abziehen. Spätestens da wird die Werbung dann aber vermutlich entfernt.

Ein einfaches Entfernen der Aufkleber, vor allem ohne entstehende Schäden an den Banknoten, ist übrigens auch eine empfehlenswerte Voraussetzung, um sich nicht strafbar zu machen. In diesem Fall liegt zwar wohl keine Sachbeschädigung vor, andere Folgen sind trotzdem denkbar. So könnte sich jemand durch die Werbung auf den Scheinen belästigt fühlen, was dann eine wettbewerbsrechtliche Frage wäre. Im schlimmsten Fall wird es als Ordnungswidrigkeit ausgelegt und ein Bußgeld wäre fällig. Das sind allerdings alles nur Vermutungen. Einen Präzedenzfall gibt es dazu in Deutschland bisher nicht. Lediglich der TV-Sender USA Network und die Werbeagentur GoMoney hatten vor inzwischen zehn Jahren Ähnliches ausprobiert.

Wir finden das Projekt auf jeden Fall trotzdem interessant und sind gespannt, wie es sich entwickelt. Vielleicht haben wir in ein paar Wochen ja schon den ersten Fünf-Euro-Schein mit einem Werbesticker in der Hand.

Torben Lux
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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