Mathias Döpfner im OMR Podcast: „Die Pest war auch ein riesiger Innovator“

Christian Cohrs14.12.2020

Was bleibt von der Krise? Der Axel-Springer-CEO Mathias Döpfner hat Philipp Westermeyer in den Berliner Konzernneubau geladen. Gemeinsam ziehen sie Bilanz des besonderen Geschäftsjahres 2020

Axel-Springer-CEO Mathias Döpfner (l.) und Philipp Westermeyer in der neuen Konzernzentrale in Berlin
Axel-Springer-CEO Mathias Döpfner (l.) und Philipp Westermeyer in der neuen Konzernzentrale in Berlin

Corona, Eröffnung des spektakulären Büro-Neubaus, Börsen-Delisting, die milliardenschwere Schenkung, die ihn zum unumstrittenen Konzern-Herrscher gemacht hat – dieses ohnehin ereignisreiche Jahr war für Mathias Döpfner noch etwas ereignisreicher. Reichlich Stoff für eine Bilanz mit dem Axel-Springer-CEO.

Eigentlich hätte in diesen Tagen wieder das „Dinner Berlin“ angestanden, ein Abendessen mit Größen aus Wirtschaft und Politik, zu dem Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner und Philipp Westermeyer gemeinsam einladen. Wie so vieles muss es in diesem Jahr ausfallen. Doch die beiden Gastgeber machen das Beste daraus und haben sich stattdessen zum Zwiegespräch im neuen Rem-Koolhaas-Bau der Springer-Konzernzentrale in Berlin getroffen.

Bürogebäude für die Remote-Arbeitswelt

Themen gibt es genug, denn Döpfner blickt auf eines der – nicht nur für ihn persönlich – ereignisreichsten Jahre der Konzerngeschichte zurück. Angefangen bei dem in diesem Jahr eröffneten Gebäude, in dem die Podcastaufnahme stattfindet. Der Neubau ist aktuell Corona-bedingt nur zu 20 Prozent besetzt, worin ein bisschen Ironie steckt. Die grundlegende Idee des Architekten-Briefings, das formuliert worden ist, als niemand an eine Pandemie und ihre Folgen gedacht hatte, habe in der Frage bestanden: „Warum braucht man in der digitalen Gegenwart überhaupt noch ein Büro?“, so Döpfner. Denn die meisten Tätigkeiten in einem Verlag könnten auch im Café oder im Homeoffice erledigt werden. Koolhaas habe daraufhin einen Bau entworfen, der das fördert, was fehlt, wenn jeder für sich arbeitet: Kommunikation, Begegnung und Kreativität.

Der Axel-Springer-Neubau in Berlin. Foto: Axel Springer SE

Der Axel-Springer-Neubau in Berlin. Foto: Axel Springer SE

Darum sei der Bau trotz der aktuellen Ausnahmesituation im richtigen Moment fertig geworden. „Wir werden nie mehr so arbeiten wie vorher. Wir werden einfach smarter arbeiten. Wir werden genauer differenzieren, welche Meetings sind sinnvoll, welche Reisen sind überhaupt noch nötig“, sagt Döpfner. Und das alles wäre so oder so passiert, durch Corona nun eben schneller als ohne die Pandemie.

Was verschwindet und was wird bleiben?

Neben der Beschleunigung des Unvermeidlichen beobachte er aber auch unerwartete Effekte: „Bereiche, die früher nebeneinander oder gar gegeneinander gearbeitet haben, arbeiten plötzlich zusammen“, so Döpfner. Ideen würden schneller ausprobiert. „Das ist eine sehr, sehr positive Entwicklung, von der ich mir wünsche, dass sie bleibt.“

Neben vielen offenen Fragen, wie Wirtschaft und Kultur die Krise verwinden, sieht er aber auch die großen Entwicklungssprünge. Allen voran, die rasante Entwicklung von neuartigen Corona-Impfstoffen, in der Experten einen Meilenstein auf dem Weg zu Therapien zur Krebsbehandlung sehen. „Die Pest war auch ein riesiger Innovator und hat die Gesellschaft über Jahrzehnte und Jahrhunderte vorangebracht“, so Döpfner. Krisen seinen immer auch Impulsgeber. Es sei noch nicht ausgemacht, ob positive oder negative Effekte überwiegen werden.

Die Medien in der aktuellen Pandemie

Natürlich kommen die beiden auch auf die Rolle der Medien in der aktuellen Situation zu sprechen. Philipp sagt, er habe das Gefühl, die alarmistische und oft vordergründige Berichterstattung führe zu einer Wahrnehmung der Gegenwart, die negativer ist als die reale Situation. Döpfner betont dagegen die Wichtigkeit eines funktionierenden Pluralismus. „Wenn alle den gleichen Blickwinkel auf eine Zahl wiederholen, dann wird es nicht nur beunruhigend, sondern es wird auch schnell langweilig.“ Vor allem sei die Diskussion unterschiedlicher Sichtweisen wichtig, denn der Austausch über kontroverse Positionen bewahre vor einer negativen Wahrnehmung.

Hoffnungsträger im Springer-Reich: Bild Live, das TV-Vertical des Boulevard-Blatts

Hoffnungsträger im Springer-Reich: Bild Live, das TV-Vertical des Boulevard-Blatts. Screenshot OMR

Nächstes Großthema der beiden ist Europa. Und genauer die Frage, wie gut der Kontinent gerade seinen Platz zwischen den USA und China behauptet. Döpfner sieht Europa dabei als attraktives Angebot und Alternative zum us-amerikanischen Unilateralismus der vergangene Jahre und Chinas Totalitarismus. Allerdings werde von der Politik bisher wenig daraus gemacht. Immerhin habe das Modell Europa aber von sich heraus eine Anziehungskraft. „Einige sehr bekannte Slicen-Valley-Größen überlegen gerade, ob sie sich nach Europa stärker orientieren, hier sogar ihren ersten Wohnsitz nehmen“, so Döpfner.

Das milliardenschwere Geschenk der Springer-Witwe

Persönlicher wird es als Philipp die Nachricht anspricht, die die Medienbranche vor einigen Wochen erregte: Döpfner hat dem Konzern für 276 Millionen Euro einen Anteil von rund 4 Prozent abgekauft. 15 weitere Prozent wird er als Schenkung von Friede Springer erhalten.

Viele hätten 2020 als „verlorenes Jahr“ bezeichnet, so Döpfner. Er könne diese Sichtweise verstehen, doch auf ihn treffe das Gegenteil zu. „Es war ein Jahr der Beschleunigung vieler Veränderungen im Unternehmen, die ich schon seit langen wollte.“ Und für ihn persönlich sei die Veränderung natürlich noch gravierender gewesen. „Axel Springer ist mein Leben, wird mein Leben bleiben, mein Schicksal ist eins zu eins mit dem Wohlergehen dieses Unternehmens verbunden“, so Döpfner mit Blick auf den Kredit in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags, den er für den Anteilskauf hat aufnehmen müssen.

Welche Pläne Döpfner mit Axel Springer in 2021 hat

Wichtiges Thema ist natürlich auch das Delisting von Axel Springer, das durch den Einstieg des Finanzinvestors KKR ermöglicht worden ist. Dadurch ließen sich im Konzern nun Projekte langfristiger angehen, erklärt Döpfner. Sei es der Ausbau der „Insider“-Verticals oder auch das jüngste Investment in Bild Live, das er vom Prototypen-Stadium zu einem funktionierenden Business entwickeln will.

Wenn Ihr außerdem erfahren wollt, was Mathias Döpfner am „unternehmerischen Genie“ Elon Musk besonders imponiert, wieso er EU-Wettbewerbskommisarin Margrethe Vestager einmal die Hand schütteln wollte – und es dann doch nicht getan hat – und weshalb der Axel-Springer-Chef privat nicht in Biotech-Aktien investieren würde, dann hört unbedingt rein in die aktuelle Folge des OMR Podcasts.

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

Wir hatten schon des Öfteren auf das Podcast-Format der Kollegen von Hubspot hingewiesen. Heute geht es aber um ein neues Tool. Das Unternehmen ist ja schon länger als Anbieter eines der größten und erfolgreichsten CRM-Systeme bekannt. Der Sales Hub Enterprise ist für viele von Euch sicherlich das spannendste CRM-Tool. Vor allem für kleinere und mittelgroße Unternehmen bietet sich die einfach zu bedienende Software an, um die Sales-Prozesse im Blick zu behalten und erste Schritte in Sachen Marketing-Automation zu gehen. Also werft mal einen Blick drauf!

Die Berliner Agentur Claneo kümmert sich um das ganze Marketing-Paket von Search über Performance bis zum Aufbau von Content-Hubs. Und die Kollegen haben es drauf. Das wissen wir, weil wir bei OMR regelmäßig mit Claneo für unsere Seminare oder im Rahmen gemeinsamer Studien zusammenarbeiten. Die Kundenliste kann sich sehen lassen: Unter anderem setzen der Weltkonzern Henkel, das Skaleup Hello Fresh und die Toom-Baumärkte auf die Expertise der Berliner. Kleines Goodie für OMR-Podcast-Hörer: Claneo bietet Euch nicht nur eine einstündige Erstberatung – remote und kostenlos – an. Wenn Ihr die Agentur ausprobieren wollt, gibt es zehn Prozent Rabatt auf das erste Projekt. Schreibt bei Interesse einfach eine Mail an omr@claneo.com.

Erfolgreiche Digitalisierung im Business hängt nicht zuletzt an der Bandbreite des eigenen Internetanschlusses. Unser Partner Vodafone bietet im Rahmen seiner Gigabit-Wochen das dazu passende Angebot. Der Geschäftskundentarif „Red Business Internet & Phone“ bietet dank Vodafones firmeneigenen Glasfaser-Kabelnetz bis zu 1.000 M-Bit. Und das ganze aktuell zu einem Preis, bei dem man nicht zögern muss: nur 34,90 Euro (statt regulär 49,90). Alle Infos zum „Red Business Internet & Phone“-Tarif gibt es unter: vodafone.de/business-cable.

Dann möchten wir Euch an dieser Stelle auf Yext Answers hinweisen, die Suchmaschine, die Ihr auf Euren eigenen Websites einbinden könnt. Warum? Damit Leute, die auf Eure Site kommen, dort auch schnell und garantiert die richtigen Antworten auf ihre Fragen finden – und nicht direkt wieder zurück zu Google springen und teuer zurückgeholt werden müssen. Wer sehen will, wie das genau funktioniert, der sollte sich mal das Referenzprojekt anschauen, das Yext mit der Evangelischen Kirche im Rheinland umgesetzt hat. Unter suche.ekir.de könnt Ihr das einfach mal ausprobieren. Oder Ihr schaut Euch die Produktdemo an.

Noch ein Hörtipp in eigener Sache: Gemeinsam mit Trade Republic, Deutschlands erstem mobilen und provisions­freien Broker, haben wir einen Börsen-Podcast gestartet. Bei „Ohne Aktien wird schwer“ bekommt ihr ab sofort von Montag bis Freitag alle Infos zu den wichtigen Kapitalmarkt-Themen, alles Wissenswerte zu anstehenden Tech-IPOs und was die Börse sonst gerade so bewegt. Kompakte zehn Minuten zum Start in den Tag. Hört mal rein, lohnt sich.

Wie wir bei OMR selbst wissen, lässt es sich in Hamburg gut gründen. Und jetzt bekommt Ihr noch zusätzlich Hilfe von der Stadt. Die zentrale Anlaufstelle heißt Startup-Unit Hamburg. Hier bekommt Ihr ein Starter Kit mit relevanten Infos, Ansprechpartnern, PR-Hinweisen, Co-Working-Spaces. Das Team leitet Euch aber auch direkt an die richtigen Partner weiter und hilft Euch bei allen Schritten. Alle Infos zur Startup-Szene in Hamburg findet Ihr hier.

Alle Themen des OMR Podcasts mit Mathias Döpfner im Überblick:

  • Welchen Anteil er an der Gestaltung des neuen neuen Gebäudes hatte (ab 7:02)
  • Wie Döpfner selbst mit der Corona-bedingten Remote-Arbeit zurecht kommt (ab 9:13)
  • Warum die Corona-Krise ein Katalysator für strukturelle Veränderungsprozesse ist (ab 13:34)
  • Welche negativen Folgen der Springer-Chef innerhalb der Gesellschaft beobachtet (ab 15:12)
  • Warum aber die positiven Effekte und Chancen überwiegen würden (ab 16:35)
  • Wie er auf die zur Bewältigung der Corona-Krise aufgenommenen Schulden blickt (ab 17:18)
  • Warum die Krise die Menschheit langfristig voranbringen könnte (ab 18:50)
  • Warum Philipp glaubt, dass Medienkonsum dazu führt, die Welt negativer wahrzunehmen, als sie ist (ab 20:56)
  • Weshalb er ein Verfechter eines möglichst breiten Meinungsspektrums ist (ab 21:44)
  • Welche Verbindung er zu Elon Musk hat und wie er auf den Unternehmer blickt (ab 24:30)
  • Wieso er glaubt, Europa habe eine Chance verpasst, sich im internationalen Wettbewerb besser zu positionieren (ab 29:49)
  • Wie er selbst darauf blickt, dass seine Anteile an dem Unternehmen, das er führt, stark gewachsen sind (ab 32:20)
  • Inwieweit KKR über den Deal informiert gewesen ist (ab 34:51)
  • Welche journalistischen Projekte bei Axel Springer geplant sind (ab 35:40)
  • Wie Döpfner auf Bild Live blickt und welche Pläne der Sender verfolgt (ab 37:55)
  • Warum er sich als Nichtraucher dafür eingesetzt hat, dass in Springers Journalistenclub noch geraucht werden darf (ab 39:04)
  • Wie Philipp und Döpfner auf das lineare Fernsehen schauen (ab 42:43)
  • Warum Döpfner in seiner Rolle als BDZV-Chef den Branchenverbands in Richtung Digitalpublisher geöffnet hat (ab 44:30)
  • Wie viel Raum seine Tätigkeit im Verwaltungsrat von Netflix einnimmt (und welche Serien er selbst schaut) (ab 46:50)
  • Warum er mit Sorge auf die wachsende Macht der Tech-Unternehmer im Medienbereich blickt (ab 51:00)
  • Welche Erwartungen er an die Biden-Administration hat (ab 53:50)
  • Wie er mit Attacken der Tech-Firmen auf die eigenen Geschäftsfelder umgeht (ab 56:43)
  • Warum der erklärte Hypochonder Döpfner sich sofort gegen Corona impfen lassen würde und wie er auf Impfskeptiker blickt (ab 1:01:38)
  • Welche Pläne und geschäftlichen Ziele er für 2021 hat (ab 1:06:38)
  • Warum er auch im kommenden Jahr nicht auf Twitter aktiv werden wird (1:10:03)
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Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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