Mady Morrison: So hat die Yoga-Youtuberin in der Corona-Krise Millionen Zuschauer gewonnen

Martin Gardt21.7.2020

Seit März 2020 hat Mady Morrison über 235.000 Youtube-Abonnenten gewonnen – ihre Videos wurden in der Zeit mehr als 35 Millionen Mal angesehen

Yoga-Youtuberin Mady Morrison
Mady Morrison hat durch die Corona-Krise Millionen neue Zuschauer auf Youtube gewonnen

Wie machen Menschen während der Corona-Krise Sport? Wer sich den Youtube-Kanal der Berlinerin Mady Morrison anschaut, weiß: immer noch verstärkt in den eigenen vier Wänden. Die Yoga-Lehrerin hat in der Corona-Krise sprunghaft Millionen neue Zuschauer gewonnen. Uns hat sie erzählt, wie sie die langfristig begeistern will und warum sie Yoga-Videos auf Youtube kostenlos zur Verfügung stellt.

„Nunja, ich liebte die Yogapraxis und wollte Yoga aus seiner verkramten esoterischen Ecke rausholen und vor allem jungen Menschen in meinem Alter zugänglich machen“, sagt Mady Morrison über ihre anfängliche Motivation, Yogalehrerin zu werden. „Ich war damals die jüngste Teilnehmerin der Ausbildung und um ehrlich zu sein auch die jüngste Yogalehrerin, die ich zu diesem Zeitpunkt kannte. Meine Motivation war es also, Yoga attraktiver, moderner und zeitgenössischer weiterzugeben.“ Und das schafft die 30-Jährige heute vor allem mit professionell gedrehten Yoga-Videos auf Youtube (über 800.000 Abonnenten). Von Rückenübungen bis zu fordernden Yoga-Flows finden Anfänger und Fortgeschrittene auf ihrem Kanal verschiedenste Mitmach-Videos. Wer bei Youtube „Yoga“ eingibt, bekommt sofort ihren Kanal und mehrere ihrer Videos ganz oben angezeigt.

Von Instagram zu Youtube

Dabei startet Mady Morrison bei Instagram. Der erste Post ist noch von 2012 – damals natürlich einfach als Privatperson. 2014 hat sie 3.000 Follower auf der Plattform und postet einen Mix aus Food-, Fitness- und Reisecontent. Anfang 2016 knackt sie dann die 10.000 Follower und ist damit schon früh reichweitenstarke Nischen-Instagrammerin – heute hat sie über 393.000 Abonnenten auf der Plattform. „Eigentlich hat alles mit Instagram begonnen, denn hier habe ich neben Themen wie Ernährung oder Fitness auch irgendwann über Yoga berichtet. Das Interesse meiner Community war überraschend groß und es ertönte recht häufig der Wunsch nach einem Mitmach-Video“, sagt Morrison gegenüber OMR. „Ich habe das erste Yoga-Youtube-Video ewig vor mich hergeschoben. Sich plötzlich in einem Bewegtbildformat zu zeigen und Menschen zu unterrichten, ist natürlich etwas ganz anderes, als einfach ein schönes Bild auf Instagram zu posten.“

Schon von Beginn an sind ihre Yoga-Videos recht professionell umgesetzt. Sie baut Detailaufnahmen ein und legt eine extra eingesprochene Tonspur mit ihren Anweisungen drüber. „Im Mai 2015 war es dann so weit, ich veröffentlichte mein erstes Yoga-Video auf Youtube. Gedreht bei eisigen zehn Grad in einer Tiefgarage. Das Feedback war durch die Bank positiv und auch ich war total glücklich, dass es so gut angenommen wurde“, erzählt sie. Ihr Premierenvideo wurde bis heute über fünf Millionen Mal angesehen und zählt immer noch zu ihren erfolgreichsten Videos (es richtet sich an Yoga-Anfänger). Den Stil des ersten Videos behält sie bei, nur die Locations der Aufnahmen wechseln regelmäßig. Mittlerweile hat Mady Morrison 153 Videos hochgeladen, die insgesamt über 105 Millionen Mal angesehen wurden.

Der Corona-Knick

Richtig Aufschwung hat für Morrison die Corona-Krise gebracht. Aus durchschnittlich etwa 2,5 Millionen Views pro Monat werden im April 2020, zum Höhepunkt der Ausgangsbeschränkungen, mehr als elf Millionen. Vor der Pandemie hatte sie auf Youtube pro Monat zwischen 15.000 und 20.000 Abonnenten zugelegt. Im April 2020 sind es 80.000. „Die Views sind seit der Corona-Krise sichtbar gestiegen und haben sich bei einigen Videos sogar verdoppelt. Schön zu sehen, dass Yoga in dieser Zeit für so viele Menschen ein Anker ist“, sagt Morrison gegenüber OMR. Sie plane jetzt aber nicht, durch den aktuellen Ansturm deutlich mehr Videos zu produzieren: „Die Veröffentlichungsfrequenz wird nicht wesentlich steigen, da es zu Lasten der Qualität gehen würde. Ich denke da lieber langfristig – unzählige Angebote überschwemmen im Moment ohnehin den Markt. Ich gehe mein eigenes Tempo und lasse mich nicht von mir selbst, oder von äußeren Einflüssen hetzen.“

Die Viewzahlen des Youtube-Kanals von Mady Morrison (Quelle: Socialblade)

Die Youtube-View-Zahlen von Mady Morrison sind ab März 2020 sprunghaft angestiegen (Quelle: Socialblade)

Zumindest inhaltlich scheint die Krise aber eine Veränderung bewirkt zu haben. Seit einem Monat postet sie auch Fitness-Videos ohne Yoga-Fokus, die bei der Zielgruppe offenbar ebenso gut ankommen und bereits mehrere Hunderttausend Views verzeichnen. Apropos Zielgruppe: „Ich versuche jedoch möglichst viele Themenschwerpunkte abzudecken um so vielen Menschen wie möglich einen Einstieg ins Yoga zu ermöglichen“, sagt Morrison. „Ein Blick in die YouTube Analytics zeigt mir aber dennoch eine klare Tendenz. Der Anteil der 25- bis 34-Jährigen dominiert und macht etwa ein Drittel der Gesamtnutzer aus. 75 Prozent sind weiblich. Ich denke, das ist ganz ähnlich zu Yogastudios in Großstädten.“

Mit Youtube Geld verdienen

Große Reichweiten sind ja schön und gut. Die große Frage ist nur, wie Mady Morrison langfristig aus den Millionen Zuschauern Kapital schlagen will. „Mittlerweile finanziere ich meinen Kanal über die von Youtube geschaltete Werbung vor den Videos, sowie seltenen ausgewählten Kooperationen auf Instagram und noch seltener auf YouTube selbst“, sagt sie. „Auf eine Werbeeinspielung innerhalb der Videos verzichte ich allerdings konsequent seit Tag 1.“ Und damit verzichtet sie auch auf mögliche Mehreinnahmen. Aber: Auch so bringt ein Video mit fünf Millionen Views gutes Geld. Setzen wir einen Durchschnittswert von fünf Euro pro Tausend Views an (den zuletzt die US-Youtuberin Shelby Church transparent gemacht hatte), hat Morrison mit ihren erfolgreichsten Videos, die auf über fünf Millionen Views kommen, jeweils 25.000 Euro umgesetzt. Hinzu kommen Erlöse aus Affiliate-Links zu Yoga-Zubehör, ihrem Make-up und ihrem Mixer, die sie unter ihre Videos postet.

„Früher habe ich nebenbei noch Privatschüler und Studiokurse unterrichtet, heute unterrichte ich große Events und arbeite an eigenen On- und Offline Produkten“, sagt sie. Sie hat sich einen Namen gemacht in der Yoga-Szene, Yoga-Events, bei denen viele Menschen gemeinsam Yoga machen, lagen zumindest vor Corona im Trend. Auch durch die Krise muss sie deshalb über von ihr schon erwähnte alternative Produkte nachdenken. „Ein absolutes Herzensprojekt von meinem Freund und mir ist unser Yoga-Landschaftskalender! Ein wirklich hochwertiger Fotokalender, welcher stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen mit Yoga-Asanas vereint. Für die 2019er Ausgabe sind wir dafür mit unserem Bulli durch Island gereist und für den aktuellen 2020-Kalender waren wir für die reine Fotoproduktion sechs Wochen in Kalifornien unterwegs“, erzählt Morrison. Wie viele der Kalender sie zum Preis von knapp 25 Euro verkauft hat, will sie nicht verraten.

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Fitness und Yoga auf Youtube auf dem Vormarsch

Um auch langfristig immer wieder Views auf ihre Yoga-Videos zu ziehen, arbeitet Morrison weiter auch an ihrer Instagram-Reichweite. „Instagram hat für mich Tagebuch-Charakter und ist ein Ort, an dem ich meine Gedanken frei von der Seele schreiben kann“, sagt sie. Zusätzlich hat Mady Morrison ganz clever Yoga-Pläne und -Challenges erstellt, die sie in ihren Story-Highlights postet. Nutzer können sich zum Beispiel die „30 Tage Yoga Challenge“ als kostenloses PDF schicken lassen. Für einen Monat bekommen sie in einer Art Kalender gezeigt, welches ihrer Videos gerade ansteht, um die Challenge zu meistern. Zusätzlich sammelt Morrison so Mail-Adressen für ihren Newsletter.

Insgesamt erlebt das Fitness- und Yoga-Business auf Youtube durch Corona wohl auch langfristig einen ordentlichen Push. Viele Nutzer haben gemerkt, dass Sport in den eigenen vier Wänden mit der Unterstützung von Video-Content auch funktioniert. Fitness-Queen Pamela Reif verzeichnet wie Mady Morrison ein extremes Wachstum auf Youtube. Allein im April 2020 sammelte sie über 80 Millionen Views auf ihre Trainings-Videos. Noch im Februar waren es weniger als zehn Millionen. Fitness- und Yoga-Studios sollten sich also warm anziehen – oder selbst an einer Youtube-Content-Strategie arbeiten.

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MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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