Wie diese DIY-Bloggerin auf Pinterest jeden Monat Millionen Nutzer erreicht

Martin Gardt30.10.2017

Mit cleverer Pinterest-Strategie hat Caroline Preuß einen der größten Do-It-Yourself-Blogs Deutschlands aufgebaut

Caroline Preuß
Caroline Preuß

Nicht nur seit Diskussionen um eingebrochene Facebook-Reichweiten fragen sich Publisher und Brands, mit welchen Plattformen sie alternativ Traffic auf die eigenen Seiten leiten können. Die DIY-Bloggerin Caroline Preuß hat die Antwort für sich gefunden: Das Bilder-Netzwerk Pinterest ist ihr Traffic-Kanal Nummer 1 und sie erreicht auf der Plattform nach eigenen Angaben eine Million Nutzer pro Tag. Wie sie dadurch innerhalb eines Jahres einen der größten DIY-Blog des Landes aufgebaut hat und acht Millionen Aufrufe im Monat generiert.

„Pinterest war schon drei Monate nach dem Start von Madmoisell bei weitem mein wichtigster Kanal“, sagt Caroline Preuß. Madmoisell ist ihr Do-It-Yourself-Blog, den die junge Berlinerin, die derzeit noch BWL studiert, im Januar 2016 gegründet hat. „Meine Theorie zu Pinterest: Das Entscheidende ist ein sauberes Profil mit thematisch klar zugewiesenen Boards und Pins [Themenbereiche und Beiträge in der Pinterest-Welt, d. Red.]. Dann können Beiträge auch bei wenigen Pinterest-Abonnenten viral gehen.“ Ihrem Pinterest-Account folgen über 58.000 Nutzer und pro Tag sehen ihre Beiträgen auf der Plattform nach eigenen Angaben mehr als eine Million Nutzer.

Vom kleinen Modeblog zum DIY-Platzhirsch

„Ich bin vor sechs Jahren noch als Teenager mit einem Modeblog gestartet und habe so ab 2015 versucht, die Reichweite zu monetarisieren. Die Konkurrenz in dem Bereich ist aber einfach zu riesig“, sagt Preuß zu OMR. Also schaut sie sich nach einem Thema um, das weniger stark besetzt ist. „Im DIY-Markt gibt es nicht so viel Konkurrenz – vor allem gehen nur wenige wirklich strategisch vor“, sagt Preuß. Sie habe stattdessen schon zu Beginn einen genauen Plan verfolgt, über Pinterest und andere Plattformen Reichweite zu generieren und mit den richtigen Keywords dann bei Google stark zu ranken.

Madmoisell Traffic

Traffic von Madmoisell im September 2017

Also baut sie im Januar 2016 ihren Do-It-Yourself-Blog Madmoisell auf und startet mit der Brand auf allen großen Plattformen. „Ich würde aber heute einen anderen Namen wählen“, sagt Preuß mit einem Lächeln. Zumindest das Thema DIY sollte im Namen auftauchen allein schon, um bessere Chancen auf eine gute Google-Platzierung zu haben. Trotzdem wächst der Blog seitdem stetig und erreicht heute über 160.000 Besucher im Monat. Dank cleverer Keyword-Strategie und steigenden Traffic-Zahlen rankt madmoisell.com laut dem Analyse-Tool Sistrix bei umkämpften Suchbegriffen wie „Geschenke selber basteln“, „Geschenke selber machen“ und „Geschenkideen zum selber machen“ auf 1 und 2 bei Google.

Geld verdienen mit Brand-Partnern

Caroline Preuß widmet sich inhaltlich den typischen DIY-Themen Geschenkideen, Deko-Tipps und Food. Jeweils mit Blick auf starke Keywords wie „Geschenke selber machen“, „Geldscheine falten“ und „Kuchenrezepte“. Weniger präsent sind beispielsweise „Schnittmuster“, die im DIY-Bereich derzeit extrem im Trend liegen. „Ich will das innere Kind noch einmal aufleben lassen“, sagt Preuß zum übergreifenden Thema von Madmoisell. Die selbst gemachten Dinge sind oft rosa, immer wieder tauchen Donuts und Einhörner auf.

Content Marketing Madmoisell

Ein Content-Marketing-Beitrag auf Madmoisell

Caroline Preuß kann mittlerweile nach eigenen Angaben gut von ihrem Blog leben. Geld verdiene sie derzeit fast ausschließlich über Partnerschaften mit großen Brands wie Labello (Beiersdorf), Vorwerk, REWE und Pilot Stiften: „Am liebsten nehme ich ein Produkt und spinne dann eine passende Story drum herum.“ Diese Content-Marketing-Kooperationen sehen dann zum Beispiel wie der aktuelle Beitrag „Verrücktes Einhorn Frühstück mit REWE beste Wahl aus“. Affiliate-Marketing stehe auf ihrem Plan, bisher suche sie aber noch nach der besten Variante Affiliate-Links einzubinden. Display Ads will Preuß nicht nutzen.

Viel Pinterest-Traffic – wenig vom Plattform-Rest

Die Nutzer, die ihre Artikel lesen, finden diese vor allem über Pinterest: „Heute kommt über 60 Prozent des Blog-Traffics über die Plattform.“ Dabei gehe sie strikt nach ihrer eingangs erwähnten Erfolgsstrategie vor: Preuß nutzt thematisch klar abgesteckte Boards wie „Halloween DIY Ideen“, Herbst DIY“ oder „Kerzen selber machen“ und postet in jedem Board eine Vielzahl von Beiträgen. Laut Preuß sei es auf der Plattform entscheidend, dass man häufig selber pinne und die Beschreibungen das Keyword häufig aufnehmen. Da Pinterest am Ende wie eine Suchmaschine für Inspiration durch Bilder funktioniert, finden Nutzer, die nach DIY-Projekten suchen, oft Beiträge von Preuß und klicken dann auf die Webseite, um die Anleitung zu bekommen.

Weitere wichtige Plattformen für Madmoisell sind erwartungsgemäß Facebook, Instagram und Youtube. Bei Facebook kommt Preuß auf knapp über 22.000 Fans. Der Kanal entwickele sich zwar in Sachen Engagement und Fan-Wachstum sehr gut, bringe aber kaum Traffic für den Blog. Ähnlich ist das bei Instagram, wo sie 37.000 Abonnenten hat. Bei der Foto-Plattform Instagram ist das erwartbar, weil Profilbetreiber keine Links unter ihre Posts setzen können. Ihr negativer Facebook-Ausblick überrascht hingegen, da die Plattform für viele Publisher eine der wichtigsten Traffic-Quellen geworden ist. Möglicherweise leidet Madmoisell unter den jüngsten Reichweiteneinbrüchen. So klicken laut Preuß wenige Leute auf die Links, obwohl sie etwa bei ihrem letzten Video, das sie auf die Plattform geladen hat, auf über 24.000 Aufrufe kommt. Was meist ganz gut funktioniere, seien Postings in Facebook-Gruppen zum DIY-Thema. Sie selbst betreibe aber keine Gruppe.

Youtube als neue Wachstumschance

Preuß ist überzeugt, dass eine andere Plattform für ihr Business am wichtigsten werden könnte: „Die Chancen mit dem Blog noch stark zu wachsen, sind recht gering. Bei Youtube geht – glaube ich – mehr.“ In den letzten Wochen hat sie daher ihre komplette Content-Strategie geändert. Jede Woche stelle sie in drei Youtube-Videos drei DIY-Ideen vor. Diese verlängert sie dann im Laufe der Woche auf ihrem Blog und den anderen Plattformen. Sie gehe davon aus, dass über Youtube mehr Sponsoring-Deals möglich seien als bisher. Um Nutzer zu binden und schnell Views auf neue Videos zu bekommen, veröffentlicht sie ein Video immer am Sonntag.

Derzeit hat Madmoisell auf der Plattform knapp über 18.000 Abonnenten, Videos kommen im Schnitt innerhalb eines Monats auf 30.000 bis 60.000 Views. Ihre erfolgreichsten Videos drehen sich übrigens ausnahmslos um Einhörner. Sie filme die Videos in ihrem Schlafzimmer und ihrer Küche und schneide sie anschließen auch selbst: „Ich brauche dringend ein kleines Studio und ein paar Mitarbeiter, weil das alleine nicht mehr zu bewältigen ist. Vor allem um den Youtube-Kanal weiter zu pushen, muss das noch professioneller laufen.“

Platzierung als Pinterest-Expertin

Was Caroline Preuß von anderen Bloggern mit Plattform-Erfolgen abhebt, ist aber ihr Pinterest-Online-Kurs. Mit „(P)intelligent Bloggen“ bietet sie ihre Traffic-Strategie als Video-Kurs für 239 Euro an. Preuß hatte das Ganz mit der „Pinterest Challenge“ gestartet, einem kostenlosen siebentägigen Workshop. Darauf seien so viele Anfragen und Vorschläge bei ihr eingeflattert, dass sie einen ausführlichen Kurs erstellt habe.

Seit Juli 2017 ist sie damit am Start und hat an knapp 100 Nutzer verkauft, die sie über die Pinterest Challenge, Facebook-Anzeigen und ihre Bekanntheit in der Nische erreicht habe. Noch stecke das Ganze in den Kinderschuhen, Preuß sieht aber Potenzial, das Learning-Geschäft zu einem zweiten Standbein aufzubauen. Sie bietet auch einen Kurs zur Honorar-Verhandlung für Blogger an.

Viele fragen sich ja immer noch, wie Pinterest eigentlich funktioniert und welche Strategien Traffic auf die eigene Seite spülen. Da kann uns Caroline Preuß aber direkt helfen: Sie wird beim OMR Festival 2018 auf der Expo Stage stehen – mit insgesamt 300 Speakern am 22. und 23. März 2018. Tickets für das große OMR-Event gibt’s hier.

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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