E-Commerce-Experte Jochen Krisch: Hat der deutsche Online-Handel den Börsen-Boom verpasst?

Der Exciting-Commerce- und K5-Macher zieht im OMR Podcast ein Fazit zum Corona-Jahr

Jochen Krisch (rechts) und Philipp Westermeyer
Jochen Krisch (rechts) und Philipp Westermeyer

Die Corona-Krise hat dem Digitalhandel in den letzten zwölf bis 18 Monaten einen noch größeren Rückenwind verliehen als zuvor; viele Unternehmen aus der Branche haben die Gunst der Stunde genutzt und sind an die Börse gegangen – zumindest jene aus dem Ausland. Hat der Großteil der deutschen Unternehmen diese Chance möglicherweise zu spät erkannt? „International sind alle an die Börse gegangen, nur der deutsche Markt nicht“, wundert sich Branchenanalyst Jochen Krisch (Exciting Commerce, K5, Glore50). In der neuesten Folge des OMR Podcasts spekuliert Krisch mit Philipp Westermeyer über mögliche Gründe dafür.

Nicht nur in den USA, auch in Skandinavien sei ein halbes Dutzend E-Commerce-Unternehmen an die Börse gegangen. In England gebe es ebenfalls einige spannende Börsen-Neulinge aus dem E-Commerce-Bereich, wie beispielsweise die Hut Group (hier im OMR Porträt). Die einzigen E-Commerce-Börsengänge in Deutschland seien die von Mytheresa (hier CEO Michael Kliger im OMR Podcast) sowie vom Luxushandtaschenhändler Fashionette gewesen.

Sind die deutschen Firmen und VCs einfach zu langsam?

„Entweder haben die Investoren keine Exit-Not und wollen das Geld nicht mitnehmen“, so Krisch. „Oder man ist halt nicht so auf Zack“ – was Krisch für die deutsche Branche als betrüblich bezeichnet. Viele der E-Commerce-Unternehmen seien keine jungen Startups mehr, sondern existierten schon seit rund zehn Jahren. „Die waren in einem ganz anderen Modus unterwegs und waren dann vielleicht nicht so vorbereitet auf solch eine Chance oder trauen es sich nicht zu.“ Nun seien andere den Schritt gegangen und hätten dadurch einen Wettbewerbsvorsprung, „weil sie das Kapital eingesammelt haben, die Bewertung und natürlich dadurch auch die Übernahmeoptionen“, so Krisch.

Ein Börsengang aus der deutschen E-Commerce-Branche, der derzeit noch aussteht, ist der von About You (Mitgründer und CEO Tarek Müller ist Stammgast im OMR Podcast; hier die jüngste Folge mit ihm). „Ich hoffe, der kommt noch“, so Krisch. „Jetzt sind die Börsenkurse wieder runter und die Bewertungen gesunken.“ Er halte About You für eines der Vorzeigeunternehmen, das all das gut mache, was im E-Commerce notwendig sei: ein Marktplatz-Geschäft, Plattformen, Mobile und Technologie. „Insofern glaube ich auch, dass die in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch viel voranbringen können.“

Hat About You den idealen Zeitpunkt verpasst?

Er befürchtet allerdings, dass About You das IPO-Fenster ein wenig verpasst habe, sagt Krisch. Trotzdem hält er eine mehrfache Milliardenbewertung für möglich. About You soll seit dem Jahr 2018 ein „Unicorn“ (also mit mehr als einer Milliarde Euro bewertet) sein. Im zurückliegenden Jahr erwirtschaftete das Unternehmen nach eigenen Angaben erstmals einen Netto-Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro.

Wenn Ihr wissen wollt, welches bereits börsennotierte deutsche Unternehmen Jochen Krisch im vergangenen Jahr positiv überrascht und von welchem er sich mehr erwartet hätte, in welchen E-Commerce-nahen Segment er Deutschland außergewöhnlich stark und wie er die Zukunft der Otto Group sieht – dann hört die neueste Folge des OMR Podcasts!

Außerdem führt Philipp am Ende des Podcasts noch ein Gespräch mit Facebooks Europa-Chefin Nicola Mendelsohn. Dabei geht es um die neuesten Audio-Features auf Facebooks Plattformen, um die Zukunft von Whatsapp sowie um die Konkurrenz durch Tiktok.

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

Seit neuestem Mitglied der OMR Family ist das Unternehmen Dr. Pfleger. Das steht u.a. hinter den bekannten Halspastillen ipalat.

Unser langjähriger Partner Audi hat nun erstmals im Rahmen unserer Partnerschaft eine eigene Microsite für die OMR Community ins Netz gebracht. Unter Audi.de/OMR könnt Ihr Euch über B2B-Angebote informieren und sogar live beraten lassen!

LinkedIn ist nicht nur ein wichtiges Netzwerk, sondern mit mehr als 16.000 Kursen (davon 2.500 in deutscher Sprache) auch eine der größten Learning-Plattformen weltweit. Unter LinkedIn.de/Learning könnt Ihr das Angebot im ersten Monat kostenlos nutzen! Ebenfalls mit dabei sind natürlich unsere Freunde von Vodafone: Die bieten Euch unter Vodafone.de/Giga-Business die Möglichkeit, einen Mobilfunk- in Kombination mit einem Festnetztarif entsprechend günstiger zu buchen. Schaut es Euch mal an!

Die Themen des Podcasts mit Jochen Krisch und Nicola Mendelsohn im Überblick:

  • Wie hat sich der von Jochen Krisch initiierte E-Commerce-Fonds Glore in den vergangenen Monaten entwickelt? (ab 5:25)
  • Wie sieht er die jüngste Entwicklung von Amazon und wie viele Potenzial hat Amazon aktuell noch als Wertpapier? (ab 11:00)
  • Welche sind die größten Positionen des Glore-Fonds? (ab 14:38)
  • Wie steht er zum erwarteten About-You-IPO? (ab 19:51)
  • Wie sieht er den Flaschenpost-Exit an Dr. Oetker und die Entwicklung im Lieferdienst-Segment? (ab 24:58)
  • Worauf schaut er bei E-Commerce-Firmen als erstes? (ab 31:54)
  • Warum findet er die Hut Group spannend? (ab 36:30)
  • Wie sieht er die Themen DTC und Creator Economy? (ab 39:10)
  • Welche Entwicklung sieht er im Bereich Live Video? (ab 43:23)
  • Wie werden sich klassischer Retail und die Innenstädte entwickeln? (ab 48:28)
  • Wie sieht er Amazon-Seller-Aufkäufer wie Thrasio? (ab 54:57)
  • Welche Second-Order-Gewinner gibt es im E-Commerce? (ab 57:08)
  • Wie steht er zu Shopify (ab 59:48)
  • Warum findet er das Thema Payment spannend? (ab 63:55)
  • Wie sieht er Spryker und das Thema Shoptech in Deutschland? (ab 67:31)
  • Wie steht es um die Zukunftsfähigkeit von Otto? (ab 69:58)
  • Über die Wachstumspotenzial von Amazon (ab 74:40)
  • Wie sieht er Ceconomy, ehemals Media-Saturn? (ab 78:10)
  • Ein Update über die Entwicklungen bei Facebook von Europa-Chefin Nicola Mendelsohn (ab 82:20)

 

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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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