Jascha Samadi: Der Mann, der weiß, wie die Cash-Maschine Krypto funktioniert

Der Mitgründer des Krypto-Fonds Greenfield One erklärt das extrem heiße Game der Seed-Investments in Blockchain-Startups und den aktuellen Hype um NFT-Kunst

Jascha Samadi, Co-Founder des Krypto-Fonds Greenfield One
Jascha Samadi, Co-Founder des Krypto-Fonds Greenfield One

Spätestens seit jede Woche ein neuer Auktionsrekord eines digitales Kunstwerks Schlagzeilen macht, hat jeder von NFTs gehört. Doch hinter dem Hype um die digitale Verknappung über die Blockchain wächst schon seit Jahren eine völlig neue digitale Wirtschaftsordnung, die ohne zentrale Plattformen und Instanzen auskommt. Investor Jascha Samadi ist schon seit Jahren auf dem Feld unterwegs. Der Fonds Greenfield One, dessen Mitgründer er ist, hat bereits in einige extrem erfolgreiche Krypto-Projekte Geld gesteckt. In dieser etwas ungewöhnlichen Folge des OMR Podcasts erzählt Samadi, wie das Krypto-Game funktioniert, warum sein Business nur bedingt mit dem klassischer Wagniskapitalgeber vergleichbar ist und wieso das Greenfield-Portfio schon bald einige Milliarden wert sein könnte. 

„Ich glaube, das gehört immer dazu: Wenn du weißt, dass da eine Welle kommt, schwimmst du im Zweifel halt ein Jahr oder zwei zu früh an“, sagt Samadi. Darum wurde er Mitgründer eines Adtech-Startups mit Fokus Mobile, als noch kaum jemand überhaupt ein Smartphone besaß. Und aus demselben Grund schien Samadi und seinen Mitgründern nach erfolgreichem Exit der Zeitpunkt nach dem Platzen der Bitcoin-Bubble 2018 als perfekt, um ihre Karriere als Investoren fortzusetzen.

Der Crash als ideale Startrampe

„Wir dachten uns nach dem Crash: Gut, laufen wir mal los, und versuchen einen Krypto-Fund zu raisen“, erinnert sich Samadi. Denn obwohl gerade viele Investoren und risikofreudige Freizeitzocker eine Menge Geld verbrannt hatten, hätten sie viele Teams kennengelernt, die in der Ruhe nach den hektischen Hype-Monaten einfach weiter machten und konzentriert an ihren Blockchain-Startups arbeiteten.

Inzwischen hätten die beiden Early-Stage-Fonds von Greenfield One rund 150 Millionen Euro unter Management, sagt Samadi. Im Unterschied zu Investitionen in klassische Startups, erwirbt Greenfield One allerdings in der Regel nicht Anteile an den Unternehmen selbst, sondern Anteile an den Blockchain-Netzwerken, die die Unternehmen aufbauen. 

Die Zugpferde des Portfolios

„Wir investieren in Runden, die nichts mehr mit dem zu tun haben, was wir vor vier, fünf Jahren bei ICOs gesehen haben“, erklärt Samadi. Sondern es gehe um klassisch strukturiere Seed- und Series-A-Runden „mit dem Unterschied, dass das Asset, das du zeichnest, kein Equity einer Company ist, die irgendwann verkauft wird, sondern ein Token.“ Und dieser Token repräsentiere einen Anteil des Netzwerkes, das dann nach der Seed-Phase in der Regel zwei Jahre später gelauncht werde.  

Als erfolgreichstes Portfolio-Projekt nennt Samadi 1inch, einen Aggregator dezentraler Tauschbörsen. Die Kunden können hier ihre Token ohne einen zentralen Marktplatz, dafür über mehrere Tauschschritte hinweg in andere Token umwandeln. „Ähnlich wie Google das in der Früphphase im Web elegant gemacht hat: Mir als Nutzer über alle Websites hinweg den besten Eintrag zu der Information zu finden, die ich suche“, erklärt Samadi die Idee, den Kunden so die besten Tauschkurse zu ermöglichen. 

In Netzwerke statt in Firmen investieren

Ein großer Unterschied zum Mindest klassischer VCs ergibt sich daraus, dass es sich bei Krypto-Netzwerken nicht um Firmen handelt. Es geben natürlich die Gründer, die auch nach dem Launch oft einen Einfluss auf die Community hätten. Allerdings handele es sich eben um dezentrale Organisationen und offene Systeme, die von der Community gemanaged werden, die diese Systeme nutzt. 

Ein weiterer großer Unterscheid zu traditionellen Firmen-Investments bestehe zudem darin, dass ein Großteil des Portfolios stets liquide sei. Und da Token rund um die Uhr gehandelt werden könnten, beschäftige Greenfield One jemanden, der die Entwicklung des kompletten Portfolios tracke und versuche, daraus Insights zu gewinnen.  

Absolute Transparenz

Die Transparenz sieht Samadi als entscheidenden Schritt, der die Tätigkeit von VCs verändert. „Was wir im Web ja gesehen haben, dass Companys groß geworden sind, indem sie Daten sammeln, die nur sie verwenden können, das gibt es nicht“, sagt Samadi. Da alles öffentlich sei, könne jeder, der technisch in der Lage ist, die gesamte Transaktionshistorie auf der Chain einsehen und daraus seine Schlüsse ziehen. 

Auf die Frage nach der Bedeutung der Krypto-Projekte für die reale Wirtschaft jenseits von Spekulation zieht Samadi Sprachtelefonie über das Internet heran. Im Moment sei man in der Phase, in der die grundlegende Infrastruktur der nächsten Generation des Internets gebaut würde. Wie vor einigen Jahren das Voice-over-IP-Protokoll die Grundlage für einen Dienst wie Skype gelegt habe, befinde man sich gerade in der Phase, in der auf ein Internet, in dem es um den Tausch von Informationen geht, ein Web folgt, in dem der Tausch von Assets untereinander möglich werde.  

Infrastruktur im Fokus

Naheliegende Anwendungen sind Tauschbörsen, die ohne zentrale Instanzen auskommen, oder Kredite, die ohne Marktplatz zwischen Krediteber und -nehmer direkt über sogenannte Smart Contracts abgeschlossen werden. Oder eben die gerade viel diskutierten Non-fungible Token (NFTs), also über die Blockchain in ihrer Einmaligkeit garantierte digitale Assets wie Bilder oder Musik (wie etwa bei Fynn Kliemanns Projekt JingleBe, über das wir berichtet haben).

Mit Greenfield One investiert Samadi ausschließlich in die Infrastruktur hinter NFTs, etwa Dapper Labs, das Flow-Blockchain entwickelt hat, auf der die gerade extrem erfolgreiche NFT-Sammelkarten-Serie „NBA Top Shots“ läuft. Privat habe er mit Freunden allerdings bereits in digitale Kunst und auch Sammelkarten investiert, sagt Samadi. Bei einer „NBA Top Shots“ habe man den Wert bereits vervielfachen können. Auch Kunst hätten sie im Portfolio. 

Digitale Kunst für ein digitales Leben

Die erwerbe er nicht, um sie auszudrucken und an die Wand zu hängen – das könnte ohnehin jeder machen. Für Samadi steckt neben der Spekulation auf mögliche Wertsteigerungen im Besitz rein digitaler Werke auch eine gewisse Folgerichtigkeit. Wir würden mittlerweile ein Drittel bis zu Hälfte unserer bewussten Wachzeit in digitalen Umgebungen verbringen. Warum also sollten wir nicht die Dinge, die wir analog tun – sei es aus ästhetischen Gründen, weil es unsere Leidenschaft ist oder wir darin ein Statussymbol sehen – in den digitalen Bereich übertragen. 

Samadi weiß, dass NFT-Kunst vielfach noch belächelt und als Spielerei betrachtet werde. Andererseits entstehe gerade ein Markt. Und dort gebe es Leute, denen beispielsweise ein animiertes Bild, das ein Bitcoin-Logo zeigt, das bei Kursveränderungen der Krypowährung die Farbe wechsle, etwas wert sei. Sein Tipp an alle Skeptiker: „Wenn ich eine Sache gelernt habe, dann dass ich aus meinem eigenen Nutzerverhalten nicht auf das von anderen schließen sollte.“

Die Rückkehr des Eigentums

Samadi faszinieren die Möglichkeiten, die mit NFTs einhergehen. „Man kann jetzt sagen, das ist alles in einer kleinen Bubble und spekulativ aufgeblasen, aber das Spannende sind eigentlich die technologischen Sachen dahinter für den Künstler.“ So würden viele mit den NFTs bereits die Bedingung verknüpfen, dass bei jedem Handel auf dem Zweitmarkt ein kleinerer Prozentsatz der Kaufsumme an sie weitergeleitet wird. „Das führt langfristig dazu, dass wir im Netz wieder lernen werden, dass Ownership etwas bedeutet und Kunst etwas wert ist – und nicht nur irgendwas ist, dass ich mir günstig streame.“

Wenn ihr außerdem erfahren wollt, wie man mit digitalem Landbesitz ein Einkommen generiert, wo Eure Bitcoins und die NFT-Kunstsammlung sicherer als im Browser verwahrt sind und warum Jascha Samadi keine Angst vor einem neuen Krypto-Crash hat, dann hört Euch unbedingt diese Folge des OMR Podcasts an.  

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

Nach bald einem Jahr mit mehr oder fast nur noch Homeoffice, hat wohl jeder hier seine Erfahrungen mit Videokonferenzen gemacht. Und nicht nur gute. Dass man das Format auch gut bespielen und zu einer tatsächlichen Alternative für die aktuell pausierenden Messen und Präsenzveranstaltungen machen kann, zeigen die Experten von Broadup. Die Video-Beratungsfirma kennt alle Tools und Tricks, wie Ihr Eure Inhalte aufbereitet und welche Software Ihr verwenden solltet, um Eure Zielgruppe zu erreichen. Schaut Euch das auf jeden Fall einmal an, alle Infos gibt es unter broadup.ch.

Dann haben wir ein Anliegen in eigener Sache: Im vergangen Jahr ist bekanntlich untere Software-Bewertungsplattform OMR Reviews an den Start gegangen. Inzwischen arbeiten 15 Kolleg:innen an dem Projekt – und das wächst weiter. Darum sind wir im Reviews-Team auf der Suche nach einer Sales-Managerin (w/m/d). Klingt spannend? Ihr wollt mehr wissen? Dann findet Ihr hier alles, was Ihr über den Job wissen müsst.

Auch heute ist unser Partner Vodafone wieder mit dabei. Diesmal haben die Kollegen ein interessantes Angebot für alle, die sich gerade mit den Themen neue Karten und Vertragsverlängerung befassen. Noch bis zum 31. Mai gibt es „Red Business Data“-Tarif. Dabei gibt es 50 Prozent mehr Datenvolumen zum selben Preis und außerdem ein Tablet-Angebot, beispielsweise ein Samsung Galaxy Tab Active 3 in der Enterprise Edition oder das Galaxy Tab S7 mit 5G – die perfekte Basis für mobiles Arbeiten und schon ab 1 Euro erhältlich. Alle Infos unter vodafone.de/business-tablets.

Zum Schluss noch ein Hinweis auf Climate Partner. Die machen für ihre Auftraggeber seit mittlerweile 15 Jahren, was ihr Name verspricht: In einem ersten Schritt misst Climate Partner bei Firmen, wie groß der CO2-Abdruck der Unternehmen überhaupt ist. Anschließend werden Strategien zur Reduktion entwickelt. Und der CO2-Rest, der sich – zumindest vorerst – nicht aus der Welt schaffen lässt, wird ausgeglichen. Für inzwischen 3.000 Unternehmen hat Climate Partner das schon getan, darunter einige aus der Internet-Branche wie About You und Check24, aber auch ganz klassische Retailer wie Aldi und Rossman und sogar große Konzerne wie Lebensmittel-Multi Nestlé. Das ganze ist TÜV-geprüft – und wir bei OMR machen ebenfalls mit. Also, macht Euch schlau. Alles, was ihr wissen müsst, um die CO2-Bilanz Eurer Firma zu verbessern, findet ihr unter climatepartner.com/academy.

Alle Themen des Podcasts mit Jascha Samadi im Überblick:

  • Über seine Anfänge im Mobile Advertising und wie er nach dem Exit auf das Thema Blockchain kam (ab 3:41)
  • Warum die Zeit nach dem Krypto-Chrash der ideale Zeitpunkt war, seinen Fonds zu lauschen (ab 9:05)
  • Warum sie erst gar keinen Fonds gründen wollten, weshalb dann doch und wessen Geld in den Fonds von Greenfield One steckt (ab 9:55)
  • Wo Greenfield One investiert und wie groß die typischen Tickets sind (ab 12:00)
  • Welches die erfolgsversprechendsten Investments im Portfolio sind (ab 14:55)
  • Warum das Beispiel Etherium gut zeigt, dass Blockchain-Netzwerke nicht wie Firmen funktionieren (17:03) 
  • Wie ein Investment in ein Krypto-Netzwerk konkret abläuft und welchen Return man erzielen kann (ab 17:48)
  • Wie sich Gründer im Bereich Krypto von der klassischen Gründerszene unterscheiden (ab 24:20)
  • Welche Rolle Berlin als internationaler Hub der Szene spielt (ab 26:18)
  • Worin der reale Mehrwert der Netzwerke für die Ökonomie besteht (ab 28:51)
  • Weshalb der Fonds nicht in NFTs investiert, aber in die Infrastruktur (ab 33:41)
  • Warum die Entscheidung, wann Greenfield One Assets verkauft, genauso wichtig ist wie die, was gekauft wird (ab 41:20)
  • Welche Strategie Samadi bei privaten Investments in NFTs verfolgt und was ihn an der dort entstehenden Kunstszene fasziniert (ab 47:12)
  • Warum NFTs gerade einen so großen Hype erleben (ab 1:00:51)
  • Weitere Investments von Greenfield One (ab 1:03:55)
  • Wieso es sein könnte, dass Samadis Fonds am Ende einen Milliarden-schweren Gewinn macht (ab 1:06:02)
  • Auf welchen Websites und Plattformen man relevante Informationen über Krypto bekommt (ab 1:11:37)
KryptoNFTOMR Podcast
Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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