Wieso der IWC-Chef auch an Luxusmarken im Metaverse glaubt

Florian Rinke20.2.2022

Die Schweizer Uhrenmarke IWC setzt auf Kooperationen mit Tom Brady oder Lewis Hamilton

OMR-Gründer Philipp Westermeyer und IWC-Chef Christoph Grainger-Herr in der IWC-Zentrale in Schaffhausen.
OMR-Gründer Philipp Westermeyer und IWC-Chef Christoph Grainger-Herr in der IWC-Zentrale in Schaffhausen.

Der Schweizer Uhrenhersteller IWC zählt nicht nur wegen Kooperationen mit Sportstars wie Formel-1-Star Lewis Hamilton oder Football-Legende Tom Brady zu den bekanntesten Luxusmarken der Welt. Im OMR Podcast erklärt IWC-Chef Christoph Grainger-Herr, wie er vom Designer des IWC-Museums zum Vorstandschef der Marke wurde, wieso mechanische Uhren von der Einführung von Apple Watch & Co. sogar profitiert haben – und warum Uhrenhersteller es im Metaverse leichter haben könnten als Schuhmarken.

Man könnte meinen, dass Christoph Grainger-Herr die Apple Watch verfluchen müsste. Immerhin blockiert die Smartphone ausgerechnet die Stelle am Körper, die auch der Vorstandschef des Uhrenherstellers IWC im Blick hat: das Handgelenk. Doch als Philipp Westermeyer ihn im OMR Podcast auf die Apple-Uhr anspricht, offenbart Grainger-Herr Überraschendes.

Er ist überzeugt, dass Smartwatches seiner Branche sogar eher geholfen hätten: „Dadurch wurde die Idee, etwas am Handgelenk zu tragen, wieder deutlich etabliert.“ Andererseits handele es sich bei Smartwatches letztlich um funktionale elektrische Geräte – und nicht um Schmuck oder Luxusgeräte, die aus seiner Sicht auch Werte und Persönlichkeit ausdrücken können.

Hersteller mechanischer Uhren können dieses Selbstbewusstsein aus ihrer Geschichte ziehen. Vor einigen Jahren waren es die billigeren Quarz-Uhren, die ihr Geschäft bedrohten. „Als die Massenimporte losgingen, war völlig unklar, wie es mit der mechanischen Uhrenindustrie weitergeht“, sagt Christoph Grainger-Herr. Doch statt der Ablösung kam es zu einer Gegenbewegung. Die Hersteller versuchten, die handwerkliche Exzellenz ihrer Produkte stärker zu betonen. Bei IWC war es der damalige Chefuhrmacher Kurt Klaus, der eine Uhr mit einem ewigen Kalender entwickelte. Dieser benötigte beim 1985 vorgestellten Modell Da Vinci Ewiger Kalender beispielsweise bis ins Jahr 2499 nahezu keine Korrektur. Aus handwerklicher Exzellenz wurde am Ende der Entwicklung ein Luxusobjekt.

Ein Amerikaner gründete IWC

Unter den Schweizer Luxusuhren-Marken hat die International Watch Company, kurz: IWC, wohl die kurioseste Geschichte. Denn gegründet wurde sie 1868 nicht von einem Schweizer, sondern einem Amerikaner. Florentine Ariosto Jones wollte in der Alpenrepublik das Uhrmacher-Handwerk lernen. Und während in der Schweiz gemeinhin Genf als „Uhrmacherhauptstadt“ gilt, ist IWC als einziger führender Hersteller im Norden des Landes angesiedelt. Genauer gesagt: in Schaffhausen, an der Grenze zu Deutschland.

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Zu dieser Individualität passt auch die Karriere des heutigen Vorstandschefs. Denn Christoph Grainger-Herr ist quasi durch die Museumstür in das Unternehmen gekommen. 2005 hat der gelernte Innenarchitekt das Konzept für das Museum des Uhren-Herstellers entworfen. Später kümmerte er sich auch um die Gestaltung der ersten IWC-Filialen. Als IWC eigene stationäre Boutiquen eröffnen wollte, bewarb er sich auf eine Stelle im Unternehmen, wurde genommen – und der Rest ist Geschichte. Seit 2017 kümmert sich der dreifache Familienvater um das Geschäft des Uhrenherstellers. 

Luxusmarken gibt es auch noch im Metaverse

Heute geht es für ihn darum, die Marke weiter zu pflegen und neue Zielgruppen zu erreichen. Denn zuletzt verriet beispielsweise Luxusuhren-Influencer Marc Gebauer, dass sich inzwischen auch immer jüngere Menschen für Luxusuhren interessieren. IWC setzt dafür unter anderem auf Kooperationen mit bekannten Sportlern wie Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton oder der amerikanischen Football-Legende Tom Brady. Wichtig bei solchen Kooperationen ist laut Christoph Grainger-Herr, dass die Partner die Werte der Marke verkörpern – und die Begeisterung für das Produkt teilen. "Tom Brady ist jemand, der ganz bewusst stilistische Entscheidungen fällt über die Uhren, die er trägt", sagt der IWC-Vorstandschef über den siebenmaligen Titel-Gewinner der amerikanischen Football-Liga NFL. Für ein Treffen mit US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus habe Brady beispielsweise ganz bewusst ein anderes Modell gewählt als für die Siegesfeier nach dem letzten Titel im Super Bowl.

Potenziellen neuen Entwicklungen wie dem Metaverse sieht Grainger-Herr gelassen entgegen. "Wenn sich das Verhalten unserer Kundinnen und Kunden ändert, sind wir die ersten, die darauf reagieren", sagt der Chef von IWC, das inzwischen zum Luxuskonzern Richemont gehört: "Was mich auch hier beruhigt und optimistisch stimmt ist die Tatsache, dass man auch im Metaverse sieht, dass das Luxusbedürfnis und das Verhalten der Kundinnen und Kunden nicht anders aussieht als zur Zeit der Römer." Auch im Metaverse gehe es darum, durch sogenannte Non-Fungible-Tokens (NFTs) Individualität und Status auszudrücken. "Es geht nach wie vor darum, Designerobjekte und Marken am Avatar zu tragen", sagt Christoph Grainger-Herr. Er ergänzt lachend: "Gut für uns ist, dass es so aussieht, als hätten die Avatare im Großen und Ganzen auch Handgelenke."

Im OMR Podcast verrät der IWC-Chef außerdem, worauf es bei guter Außenwerbung heute ankommt, warum der Online-Handel für ihn nicht die stationären Läden ersetzt und wie viel die teuerste IWC-Uhr kostet.

Die Themen des OMR Podcasts im Überblick:

  • Vom Museum-Designer zum IWC-CEO (00:05:00)
  • Online-Handel als Verkaufskanal (00:13:00)
  • Der richtige Standort für einen Laden (00:18:30)
  • Partnerschaften mit Lewis Hamilton oder Tom Brady (00:22:30)
  • Konkurrenz durch die Apple-Watch (00:32:30)
  • Die Bedeutung von China als Markt (00:37:00)
  • Luxusuhren im Metaverse (00:39:00)
  • Verknappung vs. Umsatz-Wachstum (00:49:30)
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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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