Das sind die Tricks der Instagram-Influencer: Powerlikes, Engagement Pods, Shoutouts & Co.

Gastautor18.10.2018

Nicht immer werden Influencer alleine durch Authentizität und organisches Wachstum groß

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Inhalt
  1. 1. WhatsApp-Gruppen
  2. 2. PowerLikes
  3. 3. Unfollow-Bots
  4. 4. Follower kaufen
  5. 5. Engagement kaufen
  6. 6. Profile auf dem Schwarzmarkt kaufen
  7. 7. Shoutouts kaufen
  8. Über den Autor:

Influencer sind innerhalb weniger Jahre zum Phänomen geworden: Über Instagram haben vorher vollkommen unbekannte Menschen große Reichweiten und teilweise eine enorme Bekanntheit aufgebaut. Aber wie genau ist ihnen das gelungen – und ist dabei immer alles mit rechten Dingen zugegangen? Ben Rüegg vom Analytics-Tool Likeometer zeigt in einem Gastbeitrag für OMR, welche Methoden und Tricks die Influencer nutzen, um Reichweite und Engagement zu generieren – oder vorzutäuschen:

Sie sind Statussymbol und Geschäftsmodell: Likes auf Social Media. Entsprechend oft wird getrickst. Teilweise ziemlich dreist.

Vor der Übernahme durch Facebook hatte Instagram noch keinen Algorithmus. Dieser wurde im August 2016 eingeführt. Seitdem wird der Instagram Feed nicht mehr chronologisch dargestellt, sondern von Instagram für die Nutzer priorisiert. Früher konnte man noch um 17 Uhr ein Foto posten und war sich sicher, dass viele Likes und Kommentare generiert wurden, da die Leute auf dem Heimweg waren. Inzwischen bestimmt Instagram, welche Fotos zuoberst im Feed angezeigt werden, was zu immer neuen Methoden der User führt, um den Algorithmus auszutricksen:

1. WhatsApp-Gruppen

Der Instagram-Algorithmus belohnt Posts, die in den ersten 30 bis 60 Minuten besonders viele Likes und Kommentare bekommen. Aus diesem Grund gibt es sogenannte „Engagement“-Gruppen auf WhatsApp und Telegram (OMR hat sich bereits an dieser Stelle ausführlich mit den „Instagam Pods“ auseinander gesetzt und Stimmen aus der Branche dazu eingesammelt). Es gibt für jedes erdenkliche Thema eine Gruppe (Fashion, Fitness, Auto usw.), oft befinden sich Hunderte Teilnehmer in solchen Gruppen. Wenn jemand einen neuen Post auf Instagram veröffentlicht hat, postet derjenige sofort den Link in der entsprechenden Gruppe, und alle müssen den Post liken oder kommentieren – selbst wenn man sich untereinander eigentlich gar nicht kennt (Aufnahmeregeln für solche Gruppen siehe unten). Der russische Messenger Telegram ist noch beliebter als WhatsApp: Gruppen bei WhatsApp können «nur» 256 Teilnehmer haben, bei Telegram hingegen bis zu 30 000. Es gibt Engagement-Gruppen auf Telegram mit über 8.000 Teilnehmern.

Links Beispiele für Instagram-Engagement-Gruppen auf Telegram, rechts die Regeln einer der Gruppen (Screenshot: Ben Rüegg)

Regeln in einer Engagement-Gruppe (Beispiel)

  1. Labert nicht rum, teilt nur euren Instagram-Link.
  2. Kommentiert und liked den Beitrag der anderen, so schnell ihr könnt (innerhalb von 20 Minuten).
  3. Postet nur zwischen 19.30 und 20.30 Uhr, um den Aufwand für alle einzuschränken.
  4. Verwendet relevante Hashtags in euren Beiträgen.
  5. Kommentiert mit mindestens 3 Wörtern und passendem Emoji.
  6. Erfolg entsteht nur, wenn alle aktiv sind. Wer nicht aktiv ist, fliegt raus.
  7. Je mehr Leute in der Gruppe sind, desto effektiver ist sie.

 

2. PowerLikes

PowerLikes sind Likes von grossen, echten Accounts. PowerLike-Anbieter haben mehrere Dutzend grosse Instagram-Profile mit mehreren Hundert Millionen Followern im Angebot. Kauft man einen PowerLike, bekommt man von diesen Accounts Likes, was sich ebenfalls positiv auf Algorithmus und Reichweite auswirkt.

3. Unfollow-Bots

Sehr beliebt sind sogenannte Follow/Unfollow-Bots. Diese Bots folgen automatisch Tag und Nacht irgendwelchen Profilen, um ihnen dann ein paar Tage später wieder zu entfolgen. Es ist eine Art virtuelles Fangnetz auf Instagram: Unwissende User folgen zurück und merken nicht, dass das entsprechende Profil ein paar Tage später wieder klammheimlich entfolgt. Mit diesem Trick sammeln diese Bots in wenigen Tagen viele neue Follower ein (hier ein ausführlicher Bericht von OMR über die Nutzung von Bots auf Instagram). Weil man bei Instagram nur 7.500 Accounts folgen kann, müssen diese Accounts ständig das Gleichgewicht halten und Profilen früher oder später wieder entfolgen. Unfollow-Bots werden oft von Marken und Influencern eingesetzt, weil sie für einen kurzen Moment sehr effektiv sind. Nachhaltig sind sie aber nicht: Wer die Bots abstellt, verliert anschliessend mehr Follower, als er gewinnt. Ein Teufelskreis.

Die Statistik eines Instagram-Accounts, der dutzenden Profilen im Stundentakt folgt und entfolgt. Es bilden sich entsprechende Auf- und Abs in den Statistiken, die farblich erkennbar werden. (Screenshot: Likeometer)

4. Follower kaufen

Die günstige und schnellste Methode: Follower kaufen. Macht heute allerdings eigentlich fast keiner mehr, es kommt aber immer wieder vor. Egal, ob 500, 5.000 oder 50.000 Follower: Wer bezahlt, kann sich eine beliebige Anzahl Follower bestellen. Für rund 9 Dollar kriegt man 1.000 Follower aufs eigene Profil, 10.000 Follower gibts für rund 65 Dollar. Die Qualität der Follower ist erwartungsgemäss schlecht, da es sich meistens um keine «echten» Accounts handelt: Die neuen Follower interagieren nicht mit neuen Posts und verschwinden nach und nach wieder vom Profil, weil Instagram solche Accounts laufend erkennt und löscht. Effektiv ist das nicht, lässt aber die Zahl der Follower auf den ersten Blick gut aussehen. Noch immer lassen sich Firmen von der reinen Anzahl Follower blenden; viel wichtiger ist aber, wie viele der Follower mit dem Inhalt auch tatsächlich interagieren, also Likes und Kommentare unter den Posts absetzen (Engagement).

Mittels solcher Statistiken lassen sich potenzielle Follower-Käufe erkennen: Dieses Profil hat von einem Moment auf den anderen rund 10.000 neue Follower gewonnen. (Screenshot: Likeometer)

5. Engagement kaufen

Statt nur einfach 50 000 Follower zu kaufen, kann man sich auch für die «langsamere» Variante entscheiden. Dabei werden die neuen Follower nicht in einem Rutsch dem Profil hinzugefügt, sondern in regelmässigen Abständen, zum Beispiel 50 pro Tag. Wer etwas tiefer in die Tasche greift, kann zudem gefälschtes Engagement kaufen. Die gekauften Follower schreiben dann Kommentare und liken alle neuen Postings, was auf den ersten Blick ziemlich echt aussieht. Schaut man aber zum Beispiel die Kommentare etwas genauer an, erkennt man, dass viele nur Emojis beinhalten und gar keinen Bezug auf das Foto nehmen.

6. Profile auf dem Schwarzmarkt kaufen

Auch wenn es die AGB von Instagram ausdrücklich verbieten, werden auf dem Schwarzmarkt grosse Instagram-Profile zum Verkauf angeboten. Bezahlt wird meist mit Bitcoins, da die Anbieter anonym bleiben wollen. Wer ein Instagram-Profil auf dem Schwarzmarkt kauft, bekommt Reichweite praktisch auf dem Silbertablett serviert: Die Accounts haben Tausende Follower, und die Anbieter versprechen meistens, mit wie vielen Likes pro Post zu rechnen ist.

Auf der Seite Fameswap können Instagram-Accounts gekauft werden, die bereits über tausende Follower haben und teilweise auch von Instagram mit dem „blauen Haken“ verifiziert sind. (Screenshot: Ben Rüegg)

7. Shoutouts kaufen

Grosse Accounts verkaufen oft auch «Shoutouts» an kleinere Accounts. Dabei postet ein Influencer oder grosser Account auf Instagram ein Bild von einem anderen Account und verlinkt/taggt dabei das entsprechende Profil, was diesem ein paar neue Follower beschert. Eigens dafür geschaffene Marktplätze (z. B. www.shoutcart.com) vermitteln grosse Accounts und kassieren pro Shoutout bis zu 3000 Dollar.

Grosse Influencer und Meme-Accounts verkaufen auf Plattformen wie ShoutCart sogenannte „Shoutouts“. Der Preis ist nur für eingeloggte User ersichtlich. (Screenshot: Ben Rüegg)

Dieser Artikel erschien erstmals am 18. Oktober im Magazin zum zweiten Schweizer Digitaltag 2018. OMR veröffentlicht ihn an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung des Autoren.

Über den Autor:

Ben Rüegg arbeitet als selbstständiger Web-Entwickler und hat zuletzt das Instagram-Analytics-Tool Likeometer entwickelt. Zuvor hat er u.a. für Ringier und Tamedia an der Schnittstelle zwischen Inhalten, Design und Technik gearbeitet. Der gebürtige Schweizer lebt aktuell in Berlin.

 

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