Hat heftig.co eine Lücke gefunden, seine Reichweite zu Geld zu machen?

Gastautor12.8.2014
(Foto: elhombredenegro / Flickr / CC BY-NC-ND 2.0)

Die Lage im Bereich Video-Advertising ist unklar

(Foto: elhombredenegro / Flickr / CC BY-NC-ND 2.0)

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Katzen, süße Babys, verrückte Leute – viraler Content verteilt sich rasant im Netz. Videos, die in wenigen Tagen millionenfach aufgerufen werden, haben ein gigantisches Monetarisierungspotential. Auch heftig.co begibt sich täglich auf die Suche nach solchen Inhalten. Vielleicht hat das Viralportal jetzt sogar eine Hintertür gefunden, um mit fremden Content Werbeeinnahmen zu generieren. Nach unserem letzten Artikel über heftig.co bekamen wir einen anonymen Hinweis, der uns auf den Myvideo-Channel „Viral Shit“ aufmerksam machte. Vielen Dank dafür. Wir sind dem Verdacht nachgegangen, dass dieser Kanal von heftig.co betrieben wird oder mit ihm kooperiert, da dort Youtube-Videos hochgeladen werden, die anschließend bei heftig.co eingebunden werden. Durch Video-Ads könnte auf diese Weise Geld mit fremden Inhalten verdient werden.

Myvideo-Channel "Viral Shit"

Myvideo-Channel „Viral Shit“

Von Youtube über Myvideo bis zu heftig.co

Am 8. Juni wurde das Video „She takes a photo: 6,5 years, Beckie“ bei Youtube hochgeladen und bis heute über 6 Millionen mal angesehen. Einige Wochen später, am 16. Juli, landete das Video bei „Viral Shit“ auf Myvideo und kurz darauf mit einem eingebetteten Myvideo-Player bei heftig.co. Innerhalb weniger Tage erreichte das Video bei Myvideo über 220.000 Views. Mit den In-Stream Video-Ads, die vor jedem View eingeblendet werden, dürften die Channel-Betreiber ganz gut daran verdienen, denn die Werbeplätze vor den Videos werden von der ProSiebenSat.1-Tochter SevenOne Media eingebucht. Das Unternehmen wirbt dafür, dass die Video-Ads ausschließlich vor Professional Content platziert werden. Der TKP für die In-Stream Video-Ads, wie sie bei diesem Beispiel eingesetzt werden, liegt zwischen 60 und 80 Euro Brutto-TKP. Wenn man der Preisliste folgt, werden bei 220.000 Views mindestens 13.200 Euro Werbeeinahmen generiert, wovon ein Großteil an den Channel-Betreiber geht. Klar ist, dass – wie im Werbehandel üblich – Rabatte vergeben werden und die tatsächlichen Einnahmen deutlich geringer ausfallen.

Werbung vor User generated Content

Auf die Nachfrage bei SevenOne Media, wie viel der Channel-Betreiber tatsächlich an der Werbung verdient, wurden keine Angaben gemacht. Das Video, das wir der Verantwortlichen als Beispiel genannt habe, zeigte ein Mädchen, das aus Angst, dass ihr kleiner Bruder wächst, weinte. Bei Youtube erreichte das Homevideo bereits über 25 Millionen Views. Auf die Frage, ob es ein Versehen ist, dass Video-Ads vor User generated Content anstelle des versprochenen Professional Content ausgespielt werden, wollte SevonOne ebenfalls keine Aussage machen. Das Video ist mittlerweile bei Myvideo gesperrt und dementsprechend auch bei heftig.co nicht mehr zu sehen.

heftig-Video-existiert-nicht

In den AGBs weist Myvideo darauf hin, dass die Inhalte der Nutzer grundsätzlich nicht kontrolliert werden. Sie behalten sich aber das Recht vor, Videos ohne Angaben von Gründen zu sperren oder zu löschen.

Eigener redaktioneller Vorspann vor fremden Content 

Laut Myvideo sei es durchaus üblich, viral starke Videos auf anderen Plattformen zu verbreiten, da sie scheinbar einen gewissen Newsgehalt für die Öffentlichkeit haben. Man verwies unter anderem auf Bild.de, die mit Zoomin zusammenarbeiten und nach ähnlichem Prinzip unter „Top Videos“ Inhalte zeigen, die sich schnell im Netz verbreiten. Vor den Videos sind ebenfalls Ads geschaltet.

Unser Ansprechpartner von Myvideo erklärte uns, sobald einem Video ein eigener redaktioneller Beitrag hinzugefügt werde und sei es nur ein Vorspann mit kurzer Erklärung, sei diese Methode legitim. Die meisten Videos bei „Viral Shit“ haben so einen Vorspann. Darin wird das Logo des Channels abgebildet und anschließend teasert ein Sprecher den Inhalt an. Bei dem bereits gesperrten Video wurde beispielsweise gesagt: „Dieses Video ist so süß. Da kann sich doch wirklich niemand ein Schmunzeln verkneifen bei diesem Anblick. Wir können es gar nicht oft genug sagen, aber überzeugt euch bitte selbst.“ Die Grenzen, ab wann eine Bearbeitung eines Videos als journalistischer Beitrag gewertet wird, sind offenbar nicht eindeutig definiert.

Update, 18. August, 12:55 Uhr: Der Myvideo-Channel „Viral Shit“ wurde mittlerweile gesperrt. Wir haben den Link zu dem Kanal aus unserem Artikel entfernt. Außerdem haben wir die Angaben zum TKP-Preis präzisiert – in der vorherigen Version wurden die Preisangaben nicht als brutto ausgewiesen.

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