Viral-Phänomen Hasbulla: Wie der kleine große Internet-Star den Hype zu Geld machen möchte

Torben Lux18.11.2022

Der 20-jährige kleinwüchsige Hasbulla Magomedov aus Russland ist zum globalen Meme geworden

Hasbulla OMR

Pappfiguren von ihm werden in Fankurven von Fußballstadien hochgehalten, in Feeds auf Tiktok, Instagram & Co. ist es seit Monaten nahezu unmöglich, seine Videos und Memes zu übersehen, kürzlich unterzeichnete er einen Vertrag mit der UFC, nachdem MMA-Legende Conor McGregor ihn auf Twitter beleidigt hatte: Die Aufmerksamkeit um Hasbulla Magomedov erreichte zuletzt einen neuen Höhepunkt, weltweit erzielt der kleinwüchsige Russe Millionen-Reichweiten. OMR erklärt das Internet-Phänomen – und zeichnet nach, wie Hasbulla und andere am Hype verdienen wollen.

Hasbulla isst und schmatzt, schaut auf seinen Teller, grinst in die Kamera, hält kurz inne, zieht seine Augenbrauen hoch, guckt kritisch in den Raum – um die Zuschauenden dann mit einem kurzen, für ihn typischen Fauchen zu erschrecken. Die nur wenige Sekunden lange Szene, die der 20-Jährige vor einigen Wochen live auf seinem Instagram-Account gestreamt hat, hat sich seitdem zu einem weltweit bekannten Meme entwickelt. Alleine der Clip, was Hasbulla selber vor einer Woche als Reel hochgeladen hat, kommt bis heute auf 5,6 Millionen Aufrufe. In Summe dürfte alleine dieses Meme Plattform-übergreifend Aufrufe im dreistelligen Millionenbereich erzielt haben.

Zum allerersten Mal wird Hasbulla Magodemov einer breiteren Öffentlichkeit Mitte 2021 bekannt. Der damals 18-Jährige verpasst einem Bekannten am Rande eines Kampfsport-Events aus Spaß einen rechten Haken in die Seite, läuft danach weg und versteckt sich. Der schon Ende Februar auf einem inzwischen nicht mehr erreichbaren Instagram-Account veröffentlichte Clip geht nicht sofort viral. Es scheint ein paar Wochen gedauert zu haben, bis das Video hohe Reichweiten erzielt. Google Trends verzeichnet den ersten ganz großen Ausschlag zum Interesse an Hasbulla in der ersten Juni-Woche des Jahres.

 

Wer ist Hasbulla Magodemov?

Viele Details über das Leben von Hasbulla, die über Infos hinausgehen, die er selber in seinen Videos und Posts nennt, sind nicht bekannt. 2003 soll er im russischen Dorf Akscha, in der Nähe der mongolischen Grenze, geboren sein. Er lebt heute in Machatschkala, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan, am kaspischen Meer. Er leidet an einer Art Kleinwuchs, hat also trotz seines Alters von inzwischen 20 Jahren ungefähr die Größte eines Sechsjährigen. Es dürfte zu einem nicht geringen Anteil auch seinem äußeren Erscheinungsbild zu verdanken sein, dass seine Videos so beliebt sind. Die Kombination aus kleiner Größe und sehr hoher Stimme mit Hobbys und Verhalten eines jungen Erwachsenen scheint viele schlicht zu unterhalten. In Kommentaren wird er außerdem häufig als süß bezeichnet; seine grelle, teils fast gehässig wirkende Lache ist unter Fans Kult.

 

Eine Leidenschaft Hasbullas kommt in seinen Posts immer wieder zum Vorschein: Kampfsport. Er ist gut mit Khabib Nurmagomedov befreundet, einem populären ehemaligen UFC-Kämpfer, der heute Trainer ist und ein eigenes Team unterhält. Sie wurden in der Vergangenheit häufig gemeinsam bei Events gesehen; Hasbulla wird immer wieder „Mini-Khabib“ genannt. Am Rande eines Kampfes der von Nurmagomedov gegründeten MMA-Organisation Eagle FC bezeichnet Hasbulla den ehemaligen Champion als Bruder. Diese Nähe zum und authentische Leidenschaft für den Sport bescheren dem Internet-Star eine große Anhängerschaft in der MMA-Szene. Khabib Nurmagomedov, der mit fast 34 Millionen Followern als reichweitenstärkster Russe auf Instagram gilt, postet regelmäßig Fotos mit Hasbulla – die zusätzlich auf Hasbullas Reichweite einzahlen.

Hasbullas Fehde mit Abdu Rozik als Reichweitentreiber

Einen weiteren Traffic-Boost bringt seit knapp eineinhalb Jahren immer wieder die Inszenierung einer angeblichen Feindschaft mit Abdu Rozik, einem tadschikischen Internet-Star, der oft als kleinster Sänger der Welt bezeichnet wird. Rozik ist 19 Jahre alt und ebenfalls kleinwüchsig; auf Instagram bezeichnet er sich selber unter anderem auch als Boxer. Ihm folgen dort sechs Millionen Menschen. Es gibt einige Videos, in denen Hasbulla und Abdu Rozik aufeinandertreffen, aufeinander losgehen und von ihren Begleitungen zurückgehalten werden müssen. Vor allem der inzwischen ehemalige Geschäftspartner Hasbullas, der MMA-Kämpfer Askhab Tamaev, scheint die Fantasie um einen möglichen Kampf der zwei Internet-Stars bis heute für sich zu nutzen und postet immer noch regelmäßig Ausschnitte aus einer gemeinsamen „Pressekonferenz“ aus Mai 2021. Hasbulla hat seitdem mehrfach betont, dass er an einem solchen Kampf keinerlei Interesse habe.

 

Ganz unschuldig an den anhaltenden Gerüchten um seinen ersten Kampf ist Hasbulla allerdings nicht. Nicht nur, dass die enge Freundschaft mit der UFC-Legende Khabib Nurmagomedov immer wieder auf Instagram & Co. gezeigt wird, vor wenigen Wochen soll Hasbulla selber einen Vertrag bei der wohl bekanntesten MMA-Organisation UFC unterschrieben haben. Deren Gründer Dana White bestätigte den allerdings ausschließlich für Promo-Zwecke geschlossenen Deal, mit dem Hasbulla angeblich mehr als einige Kämpfer verdienen soll. Dem vorangegangen war ein öffentlicher Streit, in dessen Zuge der ehemalige UFC-Champion Conor McGregor Hasbulla auf Twitter schwer beleidigt hatte.

Prominente Fans und riesige Accounts

Inzwischen ist Hasbulla also im Mainstream angekommen. Das merkt man auch daran, welche Stars sich gerne mit dem Internet-Phänomen zeigen. Ob ein Fake-Kampf mit Basketball-Legende Shaquille O’Neal, Essen mit dem türkischen Star-Koch Burak Özdemir (41,4 Millionen Follower auf Instagram) oder ein mehr als skurriles Interview mit Caleb Pressley von Barstool Sports – wo Hasbulla ist, ist Reichweite.

Seinem offiziellen Instagram-Account (der erste wurde offenbar gesperrt) folgen aktuell 5,1 Millionen Menschen. Obwohl er auf Tiktok derzeit keinen eigenen Account zu haben scheint (auch der wurde offenbar gebannt), gibt es auch auf der Plattform kein Vorbeikommen an ihm. 4,3 Milliarden Aufrufe haben Videos zu seinem Namen aktuell – auch dank zahlreicher reichweitenstarker Fan-Accounts. Auf Telegram hat sein eigener Account „hasbulla.hushetskiy“ 43.500 Follower, sein Discord-Server kommt auf knapp 20.000 Mitglieder.

Wie monetarisiert man ein Internet-Phänomen?

Seit kurzem steht Hasbulla also als Art Testimonial und Influencer bei der UFC unter Vertrag. Aber womit hat der 20-Jährige, der immerhin als eines der größten Internet-Phänomene zur Zeit gilt, sein Geld vorher verdient? Ein Teil der Antwort: NFTs. Im Dezember 2021 veröffentlicht er seine eigene Kollektion der digitalen Sammelbildchen mit Mehrwert. Angekündigt waren 10.000 einzigartige NFTs, auf denen Hasbulla im Comic-Stil als alle möglichen Figuren der Pop-Kultur zu sehen ist. Mark Zuckerberg, Diego Maradona, Yoda – zu allem gibt es den passenden Hasbulla-NFT. Von den angekündigten 10.000 wurden bisher allerdings nur 2.000 veröffentlicht. Und wie die gesamte Krypto-Branche profitiert auch Hasbullas NFT-Projekt nicht gerade von den aktuellen Entwicklungen.

Eine Auswahl aus Hasbullas NFT-Kollektion auf opensea.io.

Für 2023 plant Hasbulla eine Welt-Tour; inklusive Meet and Greets mit Fans. NFT-Owner sollen dann natürlich Vergünstigungen und weitere Vorteile erhalten. Zuletzt war er bereits in Argentinien für ein Event gebucht. Bis dahin dürften das eigene Merchandising auf hasbulla.com, inklusive eigener offizieller UFC-Kollektion, und ja vielleicht der eine oder andere Brand-Deal, sicherlich auch ganz gut funktionieren.

HasbullaInstagramNFTTikTokUFC
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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