Gostudent: Darum baut Online-Nachhilfe-König Felix Ohswald jetzt auch stationäre Institute

Florian Rinke29.5.2022

Wie das Drei-Milliarden-Startup aus Österreich den Bildungsmarkt revolutionieren will

Felix Ohswald hat das Startup GoStudent gegründet. Foto: GoStudent
Felix Ohswald hat das Startup GoStudent gegründet. Foto: GoStudent

Felix Ohswald besuchte schon mit 14 Jahren neben der Schule die ersten Mathe-Vorlesungen und wurde immer wieder von seinem jüngeren Bruder und anderen um Hilfe gebeten. Aus einem Whatsapp-Hausaufgaben-Chat wurde das Nachhilfe-Startup Gostudent. Im OMR Podcast spricht der Gründer über die Drei-Milliarden-Dollar-Bewertung – und warum er plötzlich auch Offline-Nachhilfe anbieten will.

Oft entstehen Startups, weil Gründer ein bestimmtes Problem lösen wollen, das sie selber haben. Bei Felix Ohswald kann davon keine Rede sein. Der Österreicher ist Gründer des Nachhilfe-Startups Gostudent, war in der Schule aber selbst ein Überflieger. Mit 14 Jahren besuchte er neben dem Schulunterricht bereits die ersten Mathe-Vorlesungen, später studierte er das Fach dann unter anderem an der renommierten britischen Hochschule Cambridge. Und gleichzeitig wurde Ohswald immer wieder um Hilfe gebeten.

Anfangs habe er per Whatsapp einen Hausaufgaben-Chat angeboten, erzählt Felix Ohswald im OMR Podcast. Später wurde daraus dann Gostudent, ein Startup für Online-Nachhilfe per Videokonferenz (hier haben wir das Startup bereits ausführlich vorgestellt). Investoren haben bereits mehr als 700 Millionen Dollar Kapital in die Firma gepumpt. Mit einer Bewertung von rund drei Milliarden Dollar ist die Wiener Firma inzwischen Österreichs zweitwertvollstes Startup nach dem Fintech Bitpanda.

Schule wie im 17. Jahrhundert

Absehbar war diese Entwicklung anfangs nicht. Im Gegenteil. „Die ersten dreieinhalb Jahre war es extrem schwer, Investoren davon zu überzeugen, in den Bildungsbereich zu investieren“, erinnert sich Felix Ohswald im OMR Podcast an die Zeit ab 2016. Kein Wunder, gab es doch gerade im Schulbereich bislang kaum erfolgreiche Unternehmen mit weltweitem Geschäftsmodell. Ohswald sagt, in Bereichen wie Mobilität oder Finanzdienstleistungen seien in den vergangenen Jahren viele Innovationen entstanden. Im Bildungs- und Schulbereich hingegen nicht: „Das wurde schon im 17. Jahrhundert von der Kirche, von den ersten Mönchen gelehrt. Seitdem hat sich eigentlich nicht viel geändert“, sagt Felix Ohswald. 

Doch die Corona-Pandemie änderte in rasender Geschwindigkeit die Rahmenbedingungen. Plötzlich mussten sich Schulen, Eltern und Schüler überall auf der Welt mit Unterricht per Videokonferenz auseinandersetzen. Gleichzeitig entstanden bei vielen Schülern durch die temporären Lockdowns große Defizite. Für viele weltweit bekannte Investoren wie Softbank oder Coatue wurde Ohswalds Startup Gostudent plötzlich interessant. 

Gostudent will auch Nachhilfe-Institute eröffnen

Inzwischen ist Gostudent in mehr als 20 Ländern aktiv, selbst die USA will man nun erobern. Gleichzeitig feilt man weiter am Geschäftsmodell. Felix Ohswald erzählt im OMR Podcast, dass Nachhilfe per Videokonferenz künftig nur noch ein Teil des Angebots sein wird. Ähnlich wie chinesische Anbieter wolle man künftig auch Offline-Standorte aufbauen und damit das Online-Modell zu einem Hybrid-Modell machen. „Online-Gruppenunterricht funktioniert noch nicht gut“, sagt Felix Ohswald: „Solange es zweidimensional am Bildschirm abläuft, ist es keine geile Experience.” (Die Vision von GoStudent hat Felix übrigens auch beim OMR Festival auf der Bühne erklärt. Hier findet Ihr eine Aufzeichnung seiner Keynote.)

Das rasante Wachstum hat jedoch auch seinen Preis. Zuletzt gab es Kritik, das Startup würde die Qualifikation vieler Tutoren nicht ausreichend sicherstellen. So könnten diese beim Aufnahmetest Lösungen parallel googeln. Auch das Provisionsmodell – Gostudent behält rund 40 Prozent der Einnahmen einer Nachhilfestunde – wurde kritisiert. Felix Ohswald gelobte Besserung. Im OMR Podcast sagt er: „Jede Art von Feedback, das wir bekommen, ist eine Art von Sprit für die Firma, um innovativer zu werden.“

Im OMR Podcast erzählt der Gründer außerdem, wie er vom Teilnehmer zum Investor in Österreichs Version von „Die Höhle der Löwen“ wurde, welche Nachhilfe-Stunden am häufigsten gebucht werden – und warum es im Bildungsbereich so schwer ist, mit aufgezeichneten Videokursen zu arbeiten.

Die Themen des OMR Podcasts mit Gostudent-Gründer Felix Ohswald im Überblick:

  • Vom Nachhilfe-Chat per Whatsapp zum Edtech-Unicorn (00:03:00)
  • Nachhilfe als Marktplatz-Modell (00:10:00)
  • Darum setzt Gostudent auf Tutoren statt auf fertig produzierte Videos (00:15:00)
  • Die Online-Plattform will stationäre Nachhilfe-Center bauen (00:20:00)
  • Vom Teilnehmer zum Juror in der österreichischen Version von „Die Höhle der Löwen“ (00:32:00)
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Florian Rinke
Autor*In
Florian Rinke

Florian Rinke ist Host des Podcast "OMR Rabbit Hole" und verantwortet in der OMR-Redaktion den "OMR Podcast". Vor seinem Wechsel Anfang 2022 zu OMR berichtete er mehr als sieben Jahre lang für die Rheinische Post über Start-ups und Digitalpolitik und baute die Rubrik „RP-Gründerzeit“ auf. 2020 erschien sein Buch „Silicon Rheinland".

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