Deichkind: Mit Bierbrauen, Choreographie-Kursen und 15.000-Euro-Privatkonzert gegen Corona

Christian Cohrs21.12.2020

Im OMR Podcast erklärt Deichkind-MC Philip Grütering, warum die Band ein Crowdfunding für ihre Crew macht – und wie sie selbst durch die Corona-Krise kommt

Doppel-Philipp im OMR Podcast: Gastgeber Philipp Westermeyer und remote zugeschaltet Philipp Grütering von Deichkind (r.)
Doppel-Philipp im OMR Podcast: Gastgeber Philipp Westermeyer und remote zugeschaltet Philipp Grütering von Deichkind (r.)

Billie Eilish, Jan Delay, Fynn Kliemann, Dieter Bohlen, neulich erst Ikke Hüftgold – regelmäßig sind spannende Musiker zu Gast im OMR Podcast. Längst überfällig: Deichkind. Die Band ist bereits zweimal beim OMR Festival aufgetreten. Gründungsmitglied und MC Philipp Grütering aka Kryptic Joe erzählt in der aktuellen OMR Podcast-Folge, wie Deichkind die Corona-Krise erlebt, warum die Band ein Crowdfunding für ihre Crew macht und wie man als Ü-40-Band mit der Digitalisierung Schritt hält.

Das richtige Timing ist manchmal Glückssache: Das letzte Konzert von Deichkind mit 10.000 dicht aneinander gedrängten Fans im Publikum fand am 7. März 2020 statt. Inzwischen könne er sich das gar nicht mehr so richtig vorstellen, so Grütering. Eine für Frühjahr 2021 geplante Tour und die komplette Festival-Saison im nächsten Jahr wurden verschoben – doch so hatte die Band immerhin gerade 60 erfolgreiche Shows gespielt, ehe das Kulturleben Pandemie-bedingt stillgelegt wurde. Darum war genug Geld übrig, um die Festangestellten weiterhin bezahlen zu können.

Bier brauen mit dem Deichkind-MC

Doch die machen nur einen kleinen Teil der Leute aus, mit denen die Band fest zusammenarbeitet. Und dazu kämen dann auch noch die mittelbar von den Ausfällen und Verschiebungen Betroffenen wie Bus-Unternehmen oder Verleiher von Bühnentechnik. „Die hängen wirklich durch, weil alles, was mit Massenveranstaltungen zu tun hat, mit Messen, Konzerten, das liegt weltweit brach“, sagt Grütering. Um zumindest etwas gegen die Einkommensausfälle der eigenen Leute zu tun, hat Deichkind eine Crowdfunding-Kampagne initiiert. Als „Dankeschön“ für Unterstützer gibt es dort beispielsweise Requisiten von Videodrehs, Klavierunterricht mit Bandmitglied La Perla sowie Bühnenauftritte, oder gleich ein Privatkonzert.

Die Kampagne sei eine typische Zusammenarbeit von Deichkind, sagt Grütering. „Da haben viele Leute mit angepackt und mitgeholfen. Auch bei der Ideensuche, was wir überhaupt anbieten: dass wir einen Bierbraukurs anbieten und Lifetime-Gästeliste, oder wir haben gesagt, für 15.000 Euro kommen wir zu deinem Geburtstag – das war auch sofort weg.“

Songs schreiben mit Skype und Dropbox

Über 100.000 Euro sind so mittlerweile zusammengekommen, was gemessen am ausgegebenen Funding-Ziel von 40.000 Euro viel klingt. Doch sei die Summe eine „relative“ Größe, den Deichkind haben drei Festangestellten einen Tross von 40 bis 60 Leuten, die zu Tourzeiten mit der Band unterwegs sind. Das sei ungefähr die Hälfte der Zeit innerhalb des „Drei-Jahres-Zyklus“, der sich bei Deichkind von Album- und Show-Produktion bis Tournee herausgebildet habe, erklärt Grütering.

Die Corona-Krise hat nicht nur diesen Rhythmus unterbrochen, sondern auch die musikalische Arbeit der Band. „Sonst haben wir uns irgendwo ein Haus gemietet und für längere Zeit zusammengesetzt und Songs geschrieben und Beats produziert“, sagt Grütering. Das falle in dieser Form weg und sei in den vergangenen Monaten durch eine andere Arbeitsweise ersetzt worden. „Wir machen das jetzt viel mit Skype oder Google Docs und Dropbox-Ordner. Das ist schon spannend, das ist eine neue Art und Weise zusammenzukommen und zu arbeiten. Das hat was unnahbares, ist aber auch konzentrierter.“

Wie aber ist Deichkind überhaupt zu der Band geworden, die sie heute ist? Grütering spricht von zwei Phasen. Zunächst sei man mit klassischem Hamburger Hiphop unterwegs gewesen. Zeugnis aus dieser Zeit ist der Hit „Bon Voyage“. Auf das dritte, „halbgare“ Album, wie Grütering es selbst nennt, folgte die Neuausrichtung. Verantwortlich dafür: Die Party-Hymne „Remmidemmi“ vom dritten Album, die sich über soziale Medien zu einem Hit entwickelt habe. „‚Remmidemmi‘ war ein Song, der hat sich viral durchgefressen“, sagt Grütering. „Damals gab es Myspace noch. Radio hat das nicht gespielt, der Mainstream hat es gar nicht auf dem Zettel gehabt. Mit dem Song sind wir dann durch die Clubs getingelt. Da haben wir gelernt, wie das Game funktioniert.“

Erst die Show, dann die Musik

Damals habe eine Auseinandersetzung mit der Live-Branche begonnen, so Grütering. Das Resultat sei, dass die Band sich immer wieder neu erfindet. „Da haben wir gesagt: Musik ist nicht mehr das Wichtigste. Der Fokus lag dann viel mehr auf den Shows. Da haben wir drauf geachtet, dass das eine Sprache spricht und eine Stringenz hat“, sagt Grütering.

Natürlich kommt auch das Thema Marketing zur Sprache. Grütering erklärt, warum die Band nur sehr ausgesuchte Kollaborationen eingeht. „Wenn eine Firma sehr groß ist und bestimmte Vorstellungen hat, kann es ganz schnell zu einem Image-Transfer kommen.“ Die größere Marke, die ja auch viel Geld dafür bezahlt, profitieren allerdings deutlich stärker als die kleinere Marke der Band. Und oft im Negativen: „Ja, die machen was mit McDonald’s oder mit Deichmann. Wie peinlich ist das denn?“

Mit Blick auf neue Fans sieht Grütering weniger Auftritte im TV als wichtig an. „Ich glaube, dass wir social-media-mäßig sehr viel innovativer sein können“, sagt der Deichkind-MC. Die wichtigste Plattform sei Youtube. Aber auch Instagram, Facebook und Twitter seien „wichtige Kanäle, die wir bedienen und die auch sehr gut funktionieren“, sagt Grütering. „Ich merke auch, dass es eher dahin geht, auch innovative Kollaborationen einzugehen, als das alte Fernsehen.“

Deichkind-Viren auf Ebay

Kaum eine Branche hat mehr Erfahrung darin, wie umfassend die Digitalisierung das eigene Business neu ordnen kann. Auch Deichkind habe natürlich im Blick, wie ein Player wie Spotify die Releases von Musik verändert hat, so Grütering. „Man merkt, dass wir aus einer Welt kommen, wo wir noch physische Tonträger verkauft haben und da teilweise auch ziemlich schwerfällig sind, da einen Gang umzulegen und radikal anders zu denken.“ Junge Künstler würden gar nicht mehr so denken, dass man erst ein Album veröffentlicht und dann ein paar Singles. „Da werden einfach Tracks rausgehauen. Da müssen wir auch gucken, dass wir da dabei bleiben und nicht in alten Strukturen verharren.“

Wenn ihr außerdem erfahren wollt, wie viel Umsatz die Band mit einer Tournee macht, warum sie ein Marktforschungsinstitut auf ihre Fans angesetzt hat und wieso Deichkind einmal versucht hat, einen Umschlag mit Viren auf Ebay zu verkaufen, dann hört auf jeden Fall rein in die neue Folge des OMR Podcasts.

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

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Wir hatten schon des Öfteren auf das Podcast-Format der Kollegen von Hubspot hingewiesen. Heute geht es aber um ein neues Tool. Das Unternehmen ist ja schon länger als Anbieter eines der größten und erfolgreichsten CRM-Systeme bekannt. Der Sales Hub Enterprise ist für viele von Euch sicherlich das spannendste CRM-Tool. Vor allem für kleinere und mittelgroße Unternehmen bietet sich die einfach zu bedienende Software an, um die Sales-Prozesse im Blick zu behalten und erste Schritte in Sachen Marketing-Automation zu gehen. Also werft mal einen Blick drauf!

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OMR und Viva Con Agua sind seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden. Der gemeinnützige Verein setzt sich dafür ein dass alle Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen. Ihr könnt mithelfen – in Form eines alternativen Last-Minute-Weihnachtsgeschenks, das auf jeden Fall mehr Sinn macht als ein weiteres Paar Socken oder Parfüm. Auf der Website könnt Ihr einfach den Betrag samt Projekt, das Ihr unterstützen wollt, aussuchen und erhaltet direkt eine Spendenurkunde, die ihr gerahmt unter den Baum legen könnt. Alle Infos auf geschenke.vivaconagua.org.

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Alle Themen des OMR Podcasts mit Philipp Grütering von Deichkind im Überblick:

  • Wie Deichkind zum ersten Mal auf die Bühne des OMR Festivals gekommen ist (ab 4:27)
  • Welche Auswirkungen die Corona-Krise die Band hat (ab 5:32)
  • Warum die Band eine Crowdfunding-Kampagne aufgesetzt hat (ab 7:58)
  • Wie die Band von eine D.I.Y.-Ansatz zu einer Firma mit festen Strukturen wurde (ab 12:52)
  • Was die Band gerade tut und wie Corona die Zusammenarbeit verändert hat (ab 14:36)
  • Warum die Marke Deichkind auch mit wechselnder Bandbesetzung funktioniert (ab 15:40)
  • Wieso Grütering nach dem Abi zunächst ein Studium begonnen hatte (ab 18:20)
  • Wie es nach dem dritten Album zur musikalischen Neuausrichtung der Band kam (ab 20:41)
  • Welcher kreative Prozess hinter den Deichkind-Shows steckt (ab 23:20)
  • Wie die Band zu Kollaborationen steht (ab 32:51)
  • Warum Deichkind an den Planungen für eine Tour 2021 trotz unklarer Lage festhalten (ab 43:12)
  • Was Grütering von rein digitalen Events hält (ab 46:21)
  • Wieso er die Digitalisierung als eine Aufgabe sieht, die eine Band nur teilweise delegieren kann (ab 49:15)
  • Weshalb er ein sehr ambivalentes Verhältnis zu sozialen Medien hat (50:03)
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Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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