Dieser deutsche Fitness-Kanal ist einer der weltweit am schnellsten wachsenden auf Youtube

Torben Lux20.6.2016

Konrad Wolff ist der Macher von „BodybuildingRev“

Der Bodybuilder Tim Budesheim tritt auf dem Youtube-Kanal BodybuildingDev auf.
Bodybuilder Tim Budesheim vor einem Wettkampf bei BodybuildingRev.

Deutsche Youtuber, die internationale Erfolge feiern, sind eher die Ausnahme als die Regel. Konrad Wolff ist eine davon. Die auf seinem Kanal BodybuildingRev veröffentlichten Videos verzeichnen durchschnittlich mehr Views als die größten internationalen Fitness-Kanäle auf der Videoplattform. Online Marketing Rockstars hat mit dem Content Creator aus Berlin gesprochen und ihn nach seinem Erfolgsgeheimnis gefragt.

„Es ist tatsächlich so: Bei den besonders relevanten Faktoren wie Abonnenten-Wachstum und absolute Views sind wir in letzter Zeit weltweit die Nummer eins im Fitnessbereich“, sagt Konrad Wolff. Der Berliner betreibt den Youtube-Kanal „BodybuildingRev“. Ein Blick in das Analyse-Tool von Socialblade zeigt tatsächlich, wie stark die Performance von BodybuildingRev im Vergleich zur direkten Konkurrenz aber auch zu prominenten Channels aus anderen Branchen ist. Demnach kam der Kanal im April 2016 auf 14 Millionen Views und 76.820 neue Abonnenten und hängt damit unter anderem den bekannten deutschen Beauty- und Mode-Youtuber Sami Slimani und den hierzulande wohl bekanntesten Fitness-Youtuber Karl Ess deutlich ab. Und auch international schneidet BodybuildingRev alles andere als schlecht ab, ist in Sachen Views- und Abonnenten-Wachstum Kanälen wie Furios Pete und Fitness Blender allerdings noch unterlegen, wenn auch auf den Fersen. In Sachen Views pro Video liegt BodybuildingRev mit 1,2 Millionen seit Kanal-Start im August 2012 dann aber doch vorne; die neuesten zehn Clips wurden im Schnitt sogar 2,1 Millionen mal angeschaut. Das dürfte aber auch an der geringen Anzahl hochgeladener Videos liegen: Seit Beginn sind das nur 59, pro Monat kommen zur Zeit zwei bis drei dazu. Aktuell hat BodybuildingRev 541.000 Abonennten und 73,17 Millionen Views.

Aufwändige Produktionen und englische Sprache als Schlüssel zum Erfolg?

Ein elementarer Unterschied zu anderen Fitness-Channels fällt sofort auf: Der Kanal stellt nicht einzelne Youtuber oder Bodybuilder in den Mittelpunkt. BodybuildingRev-Betreiber Konrad Wolff agiert ausschließlich im Hintergrund. Vor der Kamera treten dann bekannte Fitness-Youtuber, Kraftsportler und Bodybuilder vor allem in der Reihe „Strength Wars“ in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an. Im bisher erfolgreichsten Video messen sich beispielsweise der Strongman Tim „Tetzel“ Schmidt und der Bodybuilder Tim Budesheim in den Disziplinen „Loglifts“, „Barbellcurls“ und „Hexbar-Deadlifts“. Der etwa sieben Minuten lange Clip wurde bisher über 8,2 Millionen mal angesehen. Die Liste der vor allem in der Youtube-Szene prominenten Teilnehmer ist lang: Dabei waren unter anderem schon Alon Gabbay, Mischa Janiec, Patrick Reiser, Sai von Road to Glory sowie zuletzt Karl Ess.

Laut Konrad Wolff sind aber nicht die genannten Youtube-Promis der entscheidende Erfolgsfaktor: „Die Performance der Strength-Wars-Videos hat wenig bis gar nichts mit der Größe eines teilnehmenden Youtubers zu tun. Teilweise sind die Battles mit großen Channels sogar weniger erfolgreich. Es gibt vielleicht nur noch drei bis maximal fünf Leute auf Youtube, die uns richtig weiterbringen würden.“ Auch das vor zwei Wochen veröffentliche Video mit Karl Ess habe kein überdurchschnittlich starkes Wachstum bei den Views zur Folge gehabt. Wichtiger sei das Zusammenführen von unterschiedlichen, neuen Zielgruppen, wenn zum Beispiel ein Sportler aus der Strongman-Szene gegen einen Crossfit-Athleten antrete. Das maximiere die Reichweite.

Plötzliches Wachstum erst drei Jahre nach der Gründung von BodybuildingRev

Ein weiterer wichtiger, wenn nicht der wichtiges Erfolgsfaktor, war das komplette Umstellen auf englische Sprache im Sommer 2015. Zwar besteht der Channel von BodybuildingRev schon seit dem 4. August 2012, ernstzunehmende Erfolge stellen sich aber erst bei der internationalen Ausrichtung ein. „Bis dahin lief das Projekt schon ganz ok, bei den nicht zu unterschätzenden Produktionskosten hätte sich das in dem Stil aber nicht mehr gelohnt“, so Konrad Wolff. Der Plan war, Personal aufzustocken, aufwändiger und teurer zu produzieren und alle Inhalte ausschließlich in englischer Sprache zu veröffentlichen. Er sagt: „Egal wie schlecht das Englisch der Athleten teilweise sein mag, der Schritt hat sich gelohnt. Das war definitiv der Durchbruch. Wir können dadurch ein wesentlich größere Zielgruppe ansprechen.“ Der Großteil der Zuschauer komme heute aus den USA, dank der Untertitel-Funktion gefolgt von Russland.

Das Views- und Abonnenten-Wachstum von BodybuildingRev (Quelle: Socialblade).

Ein wenig unklar bleibt, wie sich ein Projekt wie BodybuildingRev mit mehreren Kameras pro Dreh, verschiedenste Akteure pro Clip und damit teilweise verbundene Reisekosten und nur zwei bis drei Videos pro Monat rechnet. „Aktuell hält es sich die Waage“, gesteht Konrad Wolff. „Einnahmen werden direkt wieder in zwei neue, große Produktionen gesteckt. Die einzigen Umsätze generieren wir durch Einbindungen von Google Adwords innerhalb der Videos.“ Eine darüber hinausgehende Vermarktung, zum Beispiel durch Product Placements, macht laut Wolff keinen Sinn: „Selbst zu einem sehr normalen, für unseren Kanal eher zu geringen Tausender-Kontakt-Preis von fünf Euro findet man keine Kunden. In dem Umfeld gibt es nicht so viele Firmen, die so eine Marketingmaßnahme zahlen können oder wollen. Bei fünf Millionen Views sind wir ja schon bei 25.000 Euro.“ Konrad Wolff will warten, bis Advertiser bereit sind, um diese „Industriestandards“ zu zahlen. Ein kleinerer, laut Wolff kaum relevanter Posten, stellt ein Merchandise-Shop bei Spreadshirt da – der mangels Erfolg offenbar schon abgestellt wurde. Hier solle es aber zeitnah eine neue, eigene Lösung geben.

Christoph Burseg, Youtube-Experte und Geschäftsführer vom Youtube-Analytics-Tool VeeScore, befürchtet eine Endlichkeit des Formats: „Ich glaube nicht, dass die eine Reihe für die nächsten drei Jahre reichen wird, um weiter zu wachsen. Es ist ein schöner Kanal mit einer guten Idee. So aufwändige und verhältnismäßig teure Produktionen, die nur unregelmäßig veröffentlicht werden, sind aber eher untypisch für Youtube.“ Product Placements könnten seiner Meinung nach aber ein wenig Abhilfe schaffen.

Der Vorteil von Multi-Channel-Networks und das eigentliche finanzielle Standbein von BodybuildingRev und Konrad Wolff

Auch wenn es in Zukunft doch nichts mit den augenscheinlich doch erwünschten Product Placements zu bestimmten TKPs werden sollte, stehe damit nicht die Existenz von Konrad Wolff auf dem Spiel. BodybuildingRev sei nie die Haupteinnahmequelle des Content Creators gewesen und sollte das auch nie sein. Er und seine Frau sind mit der Konrad Wolff Filmproduktionen UG immer noch hauptsächlich als Video- und Foto-Produzenten für unterschiedlichste Veranstaltungen unterwegs. Inzwischen arbeiten sechs Festangestellte für das Unternehmen, dazu kommen zwei bis drei regelmäßig eingesetzt Cutter und die Geschäftsführung. Bei einem Auftrag für eine Fitness-Zeitschrift entstand so auch die Idee zu BodybuildingRev.

Neben BodybuildingRev betreiben Konrad Wolff und sein Team unter anderem auch noch den Angel-Kanal „Ich geh Angeln“ mit immerhin fast 35.000 Abonnenten. Alle Kanäle sind im Portfolio beim auf Sport und Lizenzen spezialisiertem Multi-Channel-Network der Athletia Sports GmbH aus Köln – Gründer und Geschäftsführer Lukas Klumpe war übrigens auch schon Gast in unserem Podcast. Neben dem Erstellen von Content für eigene Kanäle werfe Konrad Wolff aber auch regelmäßig ein Auge auf fremde Channels und führe dort Kanaloptimierungen durch. Prominente Kunden, ebenfalls aus dem Fitness-Bereich, seien beispielsweise Flavio Simonetti und Johannes Lukas gewesen. Weitere, durchaus bekannte Youtuber, dürfe er aber nicht nennen. Er sagt: „Die kommen auch nicht nur aus dem Sport- und Fitness-Bereich. Bei der Optimierung geht es dann viel um Ausprobieren verschiedener Aktionen und der anschließenden Datenanalyse. Das ist selten eine Sache von Wochen oder Monaten, sondern dauert auch schon mal über ein Jahr.“

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Torben Lux
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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