„Beauty Fridge“: Wie Instagram für den Ausverkauf von Mini-Kühlschränken sorgt

Martin Gardt13.9.2019

Sogenannte Beauty- oder Make-up-Kühlschränke sind bei Influencern derzeit extrem beliebt – so profitieren findige Unternehmer

Beauty Fridge
"Beauty Fridge" ist nur eine der Brands, die auf den Make-up-Kühlschrank-Trend aufspringt

Instagram ist für viele Brands einer der besten Kanäle, um Hype zu erzeugen – für ein neues Produkt oder einfach um die eigene Marke. Dass aber durch Instagram und die sich dort tummelnden Influencer direkt eine neue Produktkategorie herausbildet, kommt nicht so oft vor. Doch genau so läuft es gerade mit „Beauty Fridges“, die vor allem in den USA extrem beliebt sind und als Produkt noch vor Kurzem gar nicht existierten. Wie der Trend entstanden ist und welche Unternehmen jetzt einfach Mini-Kühlschränke umdeklarieren und erfolgreich verkaufen, lest Ihr hier.

Seit Anfang des Jahres häufen sich auf Instagram Posts von Beauty-Influencern, in denen sie ihre bunten Mini-Kühlschränke präsentieren, die mit allerlei Make-up gefüllt sind. Laut dem Analyse-Tool Trennd wachsen dadurch die Google-Suchen nach „Beauty Fridge“ (Schönheits-Kühlschrank) aktuell exponentiell. Und um dieses Suchvolumen kämpfen derzeit verschiedene junge Unternehmen, die eigentlich einfach bunte Mini-Kühlschränke verkaufen – als „Beauty Fridges“ dann zu teilweise deutlich höheren Preisen. 

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Nur für Influencer sinnvoll?

Die Bilder gleichen sich: Ein Mini-Kühlschrank bis oben hin voll mit Make-up. Laut Beauty-Influencern bleiben die Produkte in so einem Kühler einfach länger frisch und schick sieht es auch noch aus im Badezimmer. Dabei sind sich Experten weitestgehend einig, dass Make-up nicht im Kühlschrank gelagert werden sollte. Hautpflege-Produkte sollen dort jedoch länger frisch bleiben. Zumindest das kühlende Gefühl auf der Haut dürfte den meisten Nutzerinnen gefallen. Anscheinend haben viele Nutzerinnen, die jetzt nach Beauty-Kühlschränken suchen, vorher auch schon Pflegeprodukte in ihrem normalen Kühlschrank aufbewahrt.

Angefangen hat der Trend rund um die neue Art von Kühlschrank bei Instagram und Youtube. Unter dem Hashtag #beautyfridge finden sich über 2.700 Beiträge, unter #makeupfridge mehr als 1.700 und unter #skincarefridge über 4.700. Youtuberinnen wie „Natalies Outlet“ (knapp acht Millionen Abonnenten) starteten im Frühjahr 2019 damit, die Produkte in ihren Videos vorzustellen. Wer auf der Video-Plattform nach „Beauty Fridge“ sucht, bekommt Hunderte Videos mit zum Teil Hunderttausenden Views gezeigt. Von dem Hype profitieren Unternehmen hinter Marken wie Makeup Fridge, Beautyfridge oder The Cosmetics Fridge.  

Aufschlag für den Insta-Look

Die US-Marke Makeup Fridge gibt es überhaupt erst seit Ende 2018. Der eigene Kühlschrank in pink, weiß und blau kommt im Januar 2019 auf den Markt – genau als der Hype so richtig abhebt. Nach eigenen Angaben war die erste Kollektion des Mini-Kühlschranks innerhalb von nur zwei Stunden fast komplett ausverkauft. Nach mehreren Nachlieferungen im Laufe des Jahres sind derzeit alle Farben auf der Webseite ausverkauft. Das Unternehmen arbeite jetzt an der nächsten Version seines Produkts. Der Kühlschrank an sich ist, wie die Modelle der bereits erwähnten Mitbewerber, kaum von typischen Mini-Kühlschränken zu unterscheiden. Zwei Fächer im Inneren und ein kleiner Korb in der Tür. Mit einem Preis von etwa 72 Euro ist der Makeup Fridge teurer als viele andere Mini-Kühlschränke. Darüber hinaus gibt es aber auch viele Markenprodukte, die sogar über 100 Euro kosten. Ordentlich draufzahlen müssen Käufer vom „The Cosmetics Fridge“. Der kleine Kühlschrank kostet über 160 Euro.

Trotz der jungen Firmengeschichte hat es Makeup Fridge geschafft, auf Instagram über 52.000 Follower zu gewinnen. The Cosmetics Fridge (16.000 Abonnenten) oder Beauty Fridge (ebenfalls 16.000 Abonnenten) liegen deutlich darunter. Das Unternehmen kündigt auf Instagram immer wieder clever die genauen Zeitpunkte einer neuen Lieferung an und kreiert so immer wieder einen Hype um das eigene Produkt. Die Engagement Rate (Likes und Kommentare auf Beiträge im Verhältnis zur Follower-Zahl) ist mit über fünf Prozent für einen Unternehmens-Account extrem gut. 

„Eine Freundin erzählte mir, dass ihre Hautpflege-Produkte bio sind und sie nach einem Monat ablaufen, wenn sie sie nicht im Kühlschrank lagert“, erzählt Makeup-Fridge-Gründerin Olina Safonova gegenüber Elle. „Die meisten Produkte sind auf ihre langanhaltende Funktionalität getestet. Aber wenn es um natürliche Hautpflege-Produkte geht, ist es besser, sie in einem kühlen Raum zu lagern, statt in einem warmen und feuchten Badezimmer. Also habe ich gedacht, warum nicht einfach einen Kühlschrank entwickeln, der süß ist und einfach zu nutzen für jeden mit einer Hautpflege-Routine.“ Sie habe seit dem Start 200 bis 300 Kühlschränke pro Monat verkauft und so 15.000 bis 20.000 US-Dollar Umsatz monatlich erwirtschaftet.

Auch große Retailer machen mit

Aber nicht nur junge Direct-To-Consumer-Brands sind schnell auf den Hype aufgesprungen. Große Warenhäuser wie Urban Outfitters, Nordstrom oder Macy’s verkaufen Beauty-Kühlschränke.

Urban Outfitters Beauty Fridge

Der Cooluli-Kühlschrank bei Urban Outfitters.

Urban Outfitters und Nordstrom setzen dabei auf das Produkt der Firma Cooluli für 50 US-Dollar. Das ist auch auf Amazon der Bestseller und kommt auf der US-Seite von Amazon bereits auf über 3.200 Rezensionen. Auf den Produktbildern auf Amazon ist gut zu erkennen, dass Cooluli den Kühlschrank wohl nicht als Beauty-Helfer entwickelt hat. Da stehen Joghurt, Softdrinks und Schokolade in dem kleinen Gerät. Erst auf einem späteren Bild sind dann auch Pflegeprodukte zu erkennen. 

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Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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