30 Millionen Euro Umsatz mit Wand-Deko: Artgeist ist der Hidden Champion am Kunstmarkt

Torben Lux14.9.2020

Gründer Raphael Marcinow erzählt im OMR Podcast eine unglaubliche Wachstumsgeschichte

OMR Podcast Artgeist Raphael Marcinow Philipp Westermeyer

Eigentlich wollte Raphael Marcinow nach seinem dualen Studium bei der Otto Group nur ein paar Bilder, die in der Garage seiner Mutter verstaubten, auf der damals noch ganz neuen Plattform Ebay verkaufen. Weil das so gut lief, gründete er 2004 kurzerhand Artgeist. Heute beschäftigt das Unternehmen mit Sitz in der polnischen Stadt Breslau über 300 Mitarbeiter und peilt 30 Millionen Euro Umsatz an. In der neuesten Folge des OMR Podcast spricht Marcinow offen darüber, mit welchen Hebeln er dieses Wachstum generiert hat und welche Rolle dabei die Marktplätze Amazon und Ebay gespielt haben.

„Wir versuchen, einen demokratischen Stil zu finden. Also Kunst anzubieten, die der normale Durchschnittsverbraucher mag“, sagt Raphael Marcinow im Gespräch mit Philipp Westermeyer. Das 2004 gegründete Unternehmen Artgeist verkauft unter anderem Bilder, Fototapeten, Raumteiler und Aufkleber. „Es hängt zwar ein wenig von der Jahreszeit ab, aber wir verkaufen 2.000 bis 5.000 Produkte täglich“, so Marcinow weiter.

Während am Anfang noch alles per Hand gemalt wurde, ist die Produktion seit einigen Jahren deutlich technischer und industrieller. „Angefangen haben wir in der Wohnung von meiner Oma in Breslau“, erinnert sich Raphael Marcinow. „Damals lief auf Ebay ja noch alles per Auktion. Da haben wir bis zu 600 Euro pro Bild bekommen.“ Die Künstler, die er zufällig in Polen kennengelernt habe, würden bis heute beim Unternehmen arbeiten. Designs würden überwiegend an Rechnern entworfen und bei Bestellung gedruckt.

Artgeist wächst mit den großen Plattformen

Von Anfang an scheint das Geschäft mit für jedermann erschwinglicher Kunst sehr gut zu funktionieren. „Ich wollte eigentlich nur testen, ob das funktioniert“, sagt Raphael Marcinow. „Das lief dann aber so schnell, dass wir nach drei Monaten zehn Angestellte hatten.“ Nie habe Artgeist Verluste gemacht oder Kredite aufnehmen müssen. Ein paar Jahre läuft das Geschäft vor allem über Ebay – dann kommt Amazon. „Dass sich das so radikal ändert, hätte ich nie gedacht“, so Marcinow. „Ebay war der King unter den Marktplätzen. Aber Amazon hat übernommen.“ Zur Relevanz der Marktplätze für Artgeist sagt der Gründer: „Erst kommt Amazon, dann lange nichts, dann Ebay, dann wieder lange nichts.“

Auf Amazon und Ebay sei Artgeist in der Wand-Deko-Nische mit Sicherheit der größte Verkäufer, vermutet Raphael Marcinow. Das sorge zwar auch dafür, direkt mit den Marktplätzen sprechen zu können. Dennoch sei vor allem Amazon extrem streng. „Amazon verzeiht nichts. Wenn du Fehler machst und gewisse Werte nicht erfüllst, wird sofort dein Konto für eine oder zwei Wochen gesperrt“, so Marcinow. Die zwei wichtigsten Kennzahlen seien Versand und Lieferpünktlichkeit, Kundenzufriedenheit sowie Retourenquoten.

Deshalb ist der eigene Online-Shop unbekannt

Der durchschnittliche Warenkorbwert von Artgeist auf den Marktplätzen  betrage etwa 30 bis 50 Euro, erklärt Raphael Marcinow. Auf der eigene Website liege dieser Wert hingegen bei rund 100 Euro. „Wir unterscheiden ganz gezielt die Angebote auf Amazon von denen auf unseren Websites“, sagt Marcinow. Es seien sehr unterschiedliche Zielgruppen. Und frühere Versuche, über Gutscheine Ebay- und Amazon-Käufer auf die eigenen Shops zu leiten, hätten nicht funktioniert. Insgesamt habe der Fokus lange schlicht auf den großen Plattformen und weniger auf der Optimierung des eigenen Online-Shops gelegen.

Das soll sich aber bald ändern. 2018 ist mit Resource Partners ein Private Equity Investor eingestiegen, der unter anderem auch die Stärkung der eigenen Marke auf der Agenda hat. Mit dem Deal hat sich Raphael Marcinow aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen. Er ist seit dem Teil des Aufsichtsrates – und hält noch 30 Prozent an Artgeist. Im Podcast verrät er, wie ein privater Schicksalsschlag ihn zu diesem Schritt bewegt hat, welchen Einfluss ein Buch von Dell-Gründer Michael auf das Geschäftsmodell des Unternehmens hatte und an welchem Startup er jetzt gerade arbeitet.

Unsere Podcast-Partner im Überblick:

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Alle Themen des Podcasts mit Raphael Marcinow von Artgeist im Überblick:

  • Wie Michael Trautmann Philipp Westermeyer auf Artgeist aufmerksam gemacht hat (ab 00:35)
  • 300 Mitarbeiter, rund 30 Millionen Euro Umsatz – Gründer Raphael Marcinow verrät Kennzahlen von Artgeist (ab 01:55)
  • Was ist das Geschäftsmodell von Artgeist und wie hat das Unternehmen 2004 angefangen? (ab 03:50)
  • Wie aus einem Test mit mehrteiligen Gemälden schon nach drei Monaten ein Unternehmen mit zehn Mitarbeitern wurde (ab 06:25)
  • Über die Herausforderung, für Auftragsarbeiten geeignete Maler zu finden (ab 08:30)
  • Wie ein Buch vom Dell-Gründer Michael Dell das Geschäftsmodell von Artgeist verändert hat (ab 09:45)
  • So wurde Artgeist zum Druck-Business, dass heute bis zu 5.000 Produkte am Tag verkauft (ab 12:00)
  • Als Amazon Ebay als zentralen Marktplatz für Artgeist abgelöst hat (ab 16:45)
  • Deshalb hatte für Raphael Marcinow der eigene Online-Shop nie Priorität (ab 18:30)
  • Wie hoch ist der durchschnittliche Warenkorb von Artgeist? (ab 20:10)
  • Welche Tipps würde Raphael Marcinow Gründern geben, die heute auf Plattformen wie Amazon und Ebay anfangen, zu verkaufen? (ab 24:20)
  • Deshalb hat Artgeist 2018 Private Equity aufgenommen – und Marcinow sich aus dem Tagesgeschäft verabschiedet (ab 26:50)
  • So schätzt Philipp Westermeyer die Größe des Deals ein (ab 31:15)
  • So lief Marcinows Zeit als dualer Student bei Otto in Hamburg und deshalb hat er das Unternehmen direkt nach seinem Abschluss verlassen (ab 34:15)
  • Schon während des Studiums hat Raphael Marcinow angefangen, mit Kunst zu handeln (ab 38:30)
  • Das steckt hinter Marcinows neuem Startup, das Boxen designt und als Hotelzimmer, Meetingräume oder Office-Space vermittelt (ab 40:15)
  • Welche Rolle spielen Deal-Plattformen im Handel mit Kunst? (ab 45:00)
  • Deshalb bietet Artgeist einen Dropshipping-Service an (ab 45:40)
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Torben Lux
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Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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