Diese 10 Adtech-Start-ups sehen wir vermutlich bald an der Börse

Martin Gardt2.6.2015
Die heißesten Start-ups aus dem Adtech-Business.

Das sind die heißesten Unternehmen im Adtech-Business und die Nummer 1 ist sogar schon einen Schritt weiter

Die heißesten Start-ups aus dem Adtech-Business.

Das sind die heißesten Adtech-Start-ups.

Nicht jedes Adtech-Unternehmen hat gute Erfahrungen mit dem Börsengang gemacht. Wie Ihr an unserem Aktienportfolio in der rechten Spalte seht, entwickeln sich Criteo und Rubicon Project, was den Aktienwert angeht, sehr gut – andere wie Rocket Fuel und Millenial Media verlieren an Wert. Diese Unternehmen wagten den Börsengang, um noch mehr Cash einzusammeln und Reichweite und Technologie voran zu treiben. Business Insider hat jetzt die interessantesten Startups aufgelistet, die diesen Schritt noch vor sich haben und das Ergebnis liest sich wie das Who is Who der neuen Player auf dem Markt. Wir zeigen die 10 heißesten Adtech-Start-ups.

In die Liste wurden nur Adtech-Unternehmen aufgenommen, die noch nicht an der Börse gelistet sind. Ein wichtiger Faktor bei der Reihenfolge ist der aktuelle Umsatz, aber auch brandheiße Gerüchte zu Exits oder bevorstehenden Börsengängen haben Einfluss. Auffällig an den Top-10 sind die israelischen Unternehmen. Neben den USA bestimmt das Land im mittleren Osten mit einigen Marketing-Einhörnern den Markt. Aber die Nummer 1 kommt wie erwartet aus Nordamerika und dürfte Euch doch überraschen.

Platz 10: Undertone – Ads mit Knalleffekt

geschätzter Umsatz: etwa 200 Millionen US-Dollar

Undertone-CEO Corey Ferengul (Foto: Undertone)

Undertone-CEO Corey Ferengul (Foto: Undertone)

Undertone ist auch in Deutschland unterwegs und konzentriert sich auf Video-Ads, die auf allen Display-Größen funktionieren. Damit liegt das Start-up voll im Trend. Die von Undertone PageGrabber getaufte Werbeform übernimmt den kompletten Bildschirm und bietet den Nutzern Interaktionsmöglichkeiten. Auf mobilen Geräten ergeben sich damit ganz neue Chancen in Sachen Sichtbarkeit. Vor einem Jahr kaufte Undertone dann die Programmatic-Schmiede Upfront und verkauft seine Video-Ads jetzt automatisiert. „Wir gehen davon aus, dass wir viele Programmatic-Budgets der Brands freischaufeln können“, sagt Undertone-Co-Gründer Eric Franchi gegenüber Ad Age. Durch den Vorstoß des Start-ups wird es Brands wie American Express erst möglich, komplett auf automatische Kanäle zu setzen, so wie sie es geplant haben.

Platz 9: Mediaocean – Auf dem Weg zum TV

geschätzter Umsatz: etwa 233 Millionen US-Dollar

Mediaocean-CEO Bill Wise (Foto: Mediaocean)

Mediaocean-CEO Bill Wise (Foto: Mediaocean)

Mediaoceans Portfolio zählt 80.000 Brands, Marketer und Agenturen. Das Start-up verarbeitet weltweit etwa 100 Milliarden US-Dollar an Mediaausgaben. Mit diesem Impact ist es kein Wunder, dass das US-Unternehmen zu den ersten Partnern von Facebooks Atlas-Plattform gehört. Mit der Softwareplattform von Mediaocean verwalten Agenturen und Brands die gesamten Werbeabläufe. Vor kurzem erweiterte das Start-up die Plattform durch eine Partnerschaft mit iSpot.tv, um Fernsehwerbung zu verwalten. Dadurch können Mediaocean-Kunden – zumindest in den USA – tiefere Einblicke in die Performance von TV-Werbung gewinnen. iSpot.tv trackt nämlich nicht nur die Ads sondern darüber hinaus passende Nutzeraktivitäten in sozialen Netzwerken, der Google-Suche und auf Videoportalen.

Platz 8: Outbrain – Empfehlungsplattform kurz vor dem Börsengang

geschätzter Umsatz: 260 Millionen US-Dollar

Outbrain-CEO Yaron Galai (Foto: Outbrain)

Outbrain-CEO Yaron Galai (Foto: Outbrain)

Das in Deutschland wohl bekannteste Adtech-Start-up aus der Liste. Hier setzen große Medienmarken wie Axel Springer, Handelsblatt und Focus Online auf die Content-Empfehlungs-Plattform Outbrain. Die Israelis haben es geschafft sich trotz lokaler Konkurrenz durch Plista und Ligatus einen Namen zu machen. Outbrain zeigt in Empfehlungsboxen unter den Online-Artikeln weitere Inhalte und native Werbung. Nach eigenen Angaben erreichen etwa 190 Milliarden Empfehlungen rund 561 Millionen Nutzer im Monat – eine große Chance für Marketer, Brands und Publisher, um Reichweite und Verweildauer zu erhöhen. Outbrain steht wohl kurz vor dem Börsengang und will laut Wall Street Journal im Nasdaq gelistet werden. Sollte es dazu kommen, erhofft sich CEO Yaron Galai angeblich eine Bewertung von etwa 1 Milliarde US-Dollar.

Platz 7: InMobi – im Visier von Google?

geschätzter Umsatz: 400 Millionen US-Dollar

InMobi-CEO Naveen Tewari (Foto: InMobi)

InMobi-CEO Naveen Tewari (Foto: InMobi)

Das Start-up aus dem indischen Bangalore ist laut einem Bericht der Economic Times in Gesprächen mit Google. Zwar dementierte InMobi-CEO Naveen Tewari die Übernahmegerüchte, trotzdem könnte ein Kauf für Google und das Start-up Sinn machen. Der Internetriese aus Mountain View könnte sich mit InMobi besser gegen Facebooks Dominanz auf dem mobilen Werbemarkt rüsten. Das RTB-Netzwerk liefert eigenen Angaben zufolge täglich fast 200 Milliarden Impressions auf mobilen Endgeräten. Ähnlich wie Facebook setzt das Start-up auf datengetriebene Analyse der Smartphone-Nutzer, um die richtige Werbung im richtigen Moment dem richtigen Kunden auszuspielen – auch innerhalb von Apps. Allerdings ist auf diesem Markt kaum ein Kraut gegen Facebook gewachsen, so gibt es mittlerweile etwas Gegenwind für InMobi. Neben Investoren wie SoftBank, Kleiner Perkins & Byers und Sherpalo wollte das Start-up im letzten Jahr 300 Millionen US-Dollar von neuen Geldgebern einsammeln. Die waren mit der Bewertung des Start-ups in Höhe von 2 Milliarden Dollar nicht einverstanden und so platzte die Finanzierungsrunde.

Platz 6: Videology – Trendsetter auf dem Videomarkt

geschätzter Umsatz: etwa 300 Millionen US-Dollar

Videology-CEO Scott Ferber (Foto: Videology)

Videology-CEO Scott Ferber (Foto: Videology)

Als eine der führenden Programmatic-Plattformen für Video-Ads spielt Videology ganz vorn in einem schnell wachsenden Business mit. Die automatisierte Platzierung von Videokampagnen klappt mit dem Start-up auf allen Bildschirmgrößen und auch bei TV-Werbung. Und der Markt ändert sich gerade rasend schnell. Videology gibt an, dass die Verbreitung automatisierter Video-Ads auf mobilen Geräten vom vierten Quartal 2014 zum ersten Quartal 2015 um 81 Prozent gestiegen ist. Knapp 58 Prozent der Kampagnen auf Videology liefen dabei auf mehreren Geräten. Der steile Anstieg im mobilen Bereich könnte ein Grund sein, warum das Start-up den Börsengang noch herauszögert und die weitere Entwicklung abwartet. CEO Scott Ferber hatte gegenüber Business Insider einen IPO für 2015 angekündigt.

Platz 5: MediaMath – profitabel und noch lange nicht am Ziel

geschätzter Umsatz: 300 bis 400 Millionen US-Dollar

MediaMath-CEO Joe Zawadzki (Foto: MediaMath)

MediaMath-CEO Joe Zawadzki (Foto: MediaMath)

Im lezten Jahr fragte Business Insider einige CEOs nach dem heißesten Adtech-Start-up und MediaMath tauchte immer wieder in den Antworten auf. Das Start-up entwickelt eine Demand Side Platform (DSP), die es Marketern erlaubt auf einer Oberfläche per Real-Time-Bidding Werbeplätze zu kaufen. Die Auftraggeber können ihre Kampagnen dann live beobachten und arameter und Ziele in Echtzeit anpassen. Laut MediaMath erreicht das Start-up knapp 95 Prozent der Online-Nutzer weltweit und war im Jahr 2014 durch Sales in Höhe von 311 Millionen US-Dollar profitabel. Da wird auch mal ein bisschen Geld frei und so kaufte das Unternehmen im Oktober 2014 Upcast, um auch in sozialen Netzwerken wie Facebook präsent zu sein. In Deutschland ist das Unternehmen nicht unter dem eigenen Namen unterwegs. Gemeinsam mit der Marketingfirma PubliGroupe aus der Schweiz gründete MediaMath das Joint Venture Spree7 GmbH mit Sitz in Berlin.

Platz 4: Taboola – Outbrain-Konkurrent, den hier keiner kennt

geschätzter Umsatz: über 300 Millionen US-Dollar

Taboola-CEO Adam Singolda (Foto: Taboola)

Taboola-CEO Adam Singolda (Foto: Taboola)

Vor wenigen Tagen haben wir euch Taboola ja schon vorgestellt. Die Content-Empfehlungs-Plattform kommt wie einer der größten Konkurrenten Outbrain aus Israel und wird ebenfalls auf knapp 1 Milliarde US-Dollar geschätzt. Vor wenigen Wochen stieg Baidu als Investor und Partner bei Taboola ein. Gemeinsam mit dem chinesischen Suchmaschinenriesen will das Start-up auf dem Markt in Fernost angreifen. Partner von Taboola in den USA sind zum Beispiel USA Today, Fox Sports und NBC. Über Kanäle wie diese erreichte das Start-up mit seinen Empfehlungsboxen laut ComScore mehr Internetnutzer als Facebook, Yahoo und AOL. In Deutschland war Taboola bisher nur in kleinem Maße aktiv, hier spielen die etablierten Konkurrenten Outbrain, Plista und Ligatus eine größere Rolle. Ein Börsengang, der ordentlich Cash in die Taschen spült, könnte einen Angriff auf den hiesigen Markt nochmal antreiben, doch CEO Adam Singolda sieht noch keinen Anlass für diesen Schritt.

Platz 3: IronSource – Israelisches Einhorn auf dem Weg nach Europa

geschätzter Umsatz: etwa 350 Millionen US-Dollar

IronSource-CEO Tomer Bar Zeev (Foto: IronSource)

IronSource-CEO Tomer Bar Zeev (Foto: IronSource)

Eigentlich selbst als App-Entwickler gestartet, hilft das Team von IronSource mit der eigenen Plattform jetzt anderen Entwicklern. Auf dem umkämpften und überfüllten App-Markt ist es schwer eine gewisse Zahl an passenden Nutzern zu erreichen. Seit dem Start 2010 hat sich IronSource zur führenden Plattform für App-Discovery, -Auslieferung und -Monetarisierung gemausert. Pro Tag verwaltet das Start-up 7 Millionen App-Installationen von über 70.000 Apps. Durch die tiefgreifende Analyse der App-Nutzer können Entwickler gezielt ein Modell für die Monetarisierung ihrer App entwerfen, seien es spezielle Werbeformen oder In-App-Käufe. Im April hat IronSource ein Büro in London eröffnet, um auch auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen. Derzeit weist vieles darauf hin, dass ein Börsengang ansteht, die Bewertung soll bei über 1 Milliarde US-Dollar liegen.

Platz 2: AppNexus – mit starkem Partner unterwegs

geschätzter Umsatz: etwa 300 Millionen US-Dollar

AppNexus-CEO Brian O'Kelley (Foto: Brian O'Kelley)

AppNexus-CEO Brian O’Kelley (Foto: Brian O’Kelley)

Im letzten Jahr ist WPP – die größte Werbeagentur der Welt – mit 25 Millionen US-Dollar beim RTB-Netzwerk AppNexus eingestiegen und hält jetzt fast 15 Prozent an dem Unternehmen. AppNexus selbst wurde zur Zeit des Deals auf etwa 1,2 Milliarden Dollar geschätzt und gewinnt mit dem starken Partner vor allem Sicherheit. Denn dabei ging es weniger um Cash als um das Versprechen von WPP, Kampagnen der Kunden weiterhin über AppNexus zu spielen. Spezialisiert hat sich das Unternehmen auf Real-Time-Advertising und verwaltet pro Tag etwa 45 Milliarden Werbeplatz-Käufe am Tag. Um mit Google und Facebook mitzuhalten, kaufte die RTB-Plattform im vergangenen Jahr Firmen für insgesamt 200 Millionen US-Dollar. Der Weg führt ganz klar zum Börsengang, vielleicht noch in diesem Jahr: „Wenn sich der Wert der Firma alle 12 bis 18 Monate verdoppelt, ist der Börsengang eine Möglichkeit“, sagt CEO Brian O’Kelley gegenüber Forbes.  

Platz 1: Pinterest – der Wert überstrahlt alles

geschätzter Umsatz: etwa 500 Millionen US-Dollar bis 2016

Pinterest-CEO Ben Silbermann (Foto: Flickr)

Pinterest-CEO Ben Silbermann (Foto: Flickr)

Na überrascht? Solltet Ihr nicht sein: Pinterest hat in mehreren Investitionsrunden schon 1,3 Milliarden US-Dollar eingesammelt und soll jetzt 11 Milliarden US-Dollar wert sein. Das soziale Netzwerk mutiert immer mehr zum Adtech-Monster, weil es den Nutzern Inhalte bietet, die sie wirklich (kaufen) wollen und Marketern über Partner wie Salesforce Zugriff auf die Nutzerdaten erlaubt. Mit dem Start von Werbe-Posts soll der Umsatz auf 500 Millionen US-Dollar wachsen. Das Netzwerk ist für die Zukunft gerüstet: 80 Prozent der Zugriffe kommen von Mobile und ein Großteil der Nutzer sind Frauen. Die meisten der geteilten 30 Milliarden Fotos sind Produktbilder von Online-Shops. In Deutschland steigt die Zahl der Besucher stetig, noch ist das Netzwerk aber nicht so populär wie in den USA. Harte Zahlen gibt Pinterest nicht heraus, laut ComScore hatte die Webseite hierzulande Mitte 2014 2,1 Millionen Besucher im Monat – etwa halb so viele wie Brigitte.de im März 2015.

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Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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