So wurde aus der Papa-Community „Dad’s Life“ ein Affiliate-Biz mit Millionen-Reichweite

Martin Gardt11.12.2020

Der Österreicher Kurt Vierthaler hat mit zwei weiteren Vätern eine Community auf Facebook aufgebaut – wie er die jetzt clever monetarisiert

Kurt Vierthaler, Co-Gründer von Dad's Life
Kurt Vierthaler ist Co-Gründer von Dad's Life

Nischenseiten faszinieren uns bei OMR schon immer: Wie schafft man es, mit der Konzentration auf ein bestimmtes Thema Reichweite bei Facebook, Instagram und über Search aufzubauen und wie verdient man dann damit auch noch Geld? Kurt Vierthaler hat mit seinem Projekt „Dad’s Life“ eine Antwort auf diese Fragen gefunden: Er und seine Co-Gründer erreichen jeden Monat 3,2 Millionen Väter – und haben im November 2020 mit Produktempfehlungen eine Million Euro Affiliate-Umsatz generiert. Wie genau, erfahrt Ihr hier.

„Unser Ziel war es, eine Väter-Community zu starten, einen digitalen Stammtisch“, erzählt Kurt Vierthaler dem OMR-Kollegen Rolf Hermann im OMR Education Podcast. Die Folge ist extrem empfehlenswert – die beiden steigen tief ins Operative ein. 2016 starten Vierthaler und seine zwei Co-Gründer ihr Projekt „Dad’s Life“ mit einer Facebook-Seite. „Bei uns wird nicht nur über Herausforderungen und Sorgen rund um das Vater-Dasein gesprochen, sondern auch gelacht und über Produkte gesprochen“, so Vierthaler. Bis heute wächst die Facebook-Community des Unternehmens auf fast 250.000 Fans an. Die ziehen sie mit ihrem Content auf die Dad’s-Life-Webseite, wo sie die Reichweite dann durch Affiliate-Provisionen zu Geld machen.

Alles für’s Kind

Insgesamt erreiche Dad’s Life über alle Kanäle jeden Monat 3,2 Millionen Menschen – und sei damit die größte Väter-Community im deutschsprachigen Raum. Zum Start sei den Gründern aber gar nicht klar gewesen, wie sie damit Geld verdienen sollen. „Das Geschäftsmodell hat sich durch die Community ergeben. Irgendwann kamen die Fragen von Vätern nach Spielzeug-, Hotel- oder Kinderfahrrad-Tipps“, erzählt Vierthaler. Diese bekommt die Zielgruppe jetzt auf der Webseite von Dad’s Life, wo in Artikeln etwa „Die Besten Spiele für Kinder ab 6 Jahren“ oder „Die sichersten Kindersitze bis 36 kg“ oder „Die 15 besten Klettergerüste“.

Die Webseite von Dad's Life

Die Webseite von Dad’s Life zielt vor allem darauf ab, dass die Leute vorgestellte Produkte kaufen.

Die Artikel sind meist sehr ausführlich vom noch extrem kleinen Team gestaltet. Laut Vierthaler arbeiten neben den drei Gründern nur drei weitere Freelancer für Dad’s Life. „Die Leute sollen nicht in Foren rumsurfen müssen. Wir erledigen diese Arbeit mit unseren Eindrücken und unserer Recherche“, sagt er. „Wir sind die Empfehlungsplattform und der tägliche Begleiter für die Väter.“ Um alle Fragen der Webseitenbesucher zu beantworten, nutzen Vierthaler & Co. einen erprobten Aufbau der Artikel. „Unsere Beiträge sind so aufgebaut, dass sie gut zu konsumieren sind. Du hast die wichtigsten Facts in der Einleitung, dann hast du unsere Empfehlungen, dann die Bestseller und dann die FAQs“, so Vierthaler. „Es soll für die User keinen Grund geben, wieder zu Google zurückzuspringen.“

Millionen für Affiliate-Partner

Denn die Besucher sollen vor allem auf die Affiliate-Links hinter den Empfehlungen in den Artikeln klicken. Kommt ein Verkauf zustande, kassiert Dad’s Life eine Provision. Die beginne laut Vierthaler bei den auf der Seite gezeigten Produkten bei fünf Prozent des Verkaufspreises und habe nach oben keine Grenze. Da Dad’s Life vor allem auf Amazon verlinkt, sind die Provisionen aber transparent einsehbar. Für Spielwaren zahlt der E-Commerce-Riese zum Beispiel zwischen sechs und sieben Prozent aus, für Babyartikel gibt’s ebenfalls sieben Prozent. „Im November haben wir für unsere Partner einen Umsatz von eine Million Euro generiert“, erzählt Vierthaler. Setzen wir sieben Prozent Provision an, wäre das ein Monatsumsatz von 70.000 Euro für Dad’s Life und das kleine Team.

Die Informationsfülle und der clevere Aufbau der Artikel sorge für eine durchgehend starke Conversion Rate für Dad’s Life. „Die liegt bei 25 Prozent in unseren Beiträgen. Die User, die bei den Händlern landen, konvertieren dann zwischen fünf und 20 Prozent“, sagt Kurt Vierthaler. Insgesamt sei der Umsatz 2020 explodiert – vor allem durch die Corona-Krise. „Nach der ersten Lockdown-Phase haben wir die Flughöhe halten können. Jetzt im Weihnachtsgeschäft ist es wieder richtig crazy“, sagt der Co-Gründer. Der Umsatz sei in diesem Jahr im Vergleich zu 2019 um 500 Prozent gestiegen.

SEO als wichtigster Hebel

Auch wenn Dad’s Life sein Leben auf Facebook begonnen hat, ist der wichtigste Kanal für den Umsatz die Google-Suche. „SEO ist unser Haupthebel. Von unseren 1,2 Millionen Website-Visits im Monat kommen 95 Prozent über diesen Kanal“, erzählt Vierthaler. „Wir bilden die Search-Intention der User perfekt ab und konvertieren deshalb dann auch richtig gut.“ Wer über Search kommt, ist dem Kauf oft näher und damit auch für einen Affiliate-Player wie Dad’s Life interessant. Genauso wie der Umsatz ist auch die Sichtbarkeit des Unternehmens auf Google zuletzt extrem gewachsen. Laut dem Analyse-Tool Sistrix verzeichnet Dad’s Life fast 42.000 Keywords mit einem Top-10-Ranking in der Google-Suche. Bei Begriffen wie „kugelbahn“, „traktoren spielzeug“, „sandkasten“ oder „kinderrutschen“ liegt die Affiliate-Seite in den Top-3. Um so weit oben zu landen, brauche ein Beitrag zu einem Keyword aber meist vier oder mehr Monate.

Co-Gründer Vierthaler führt den SEO-Erfolg auf der einen Seite auf den bereits beschriebenen Aufbau der Artikel zurück. Auf der anderen Seite sei auch der Markenaufbau der vergangenen Jahre nicht zu vernachlässigen: „Mit Dad’s Life haben wir eine Marke geschaffen, die bei vielen schon Top of Mind ist. Da klicken auch mal Nutzer drauf, wenn wir nur auf Rang drei sind.“ Es gebe aber noch ein weiteren Erfolgsgeheimnis: „Wir messen alles ständig“, so Vierthaler. „Wir geben Beiträge auch rudimentär raus, um zu schauen, wie etwas ankommt und dann werden sie nach und nach verfeinert.“ Einzelne Artikel optimiere das Team 20 Mal oder öfter.

Überall dabei sein

Trotz des SEO-Erfolgs sei Social Media auch weiterhin ein wichtiger Treiber für Dad’s Life – auch wenn die organische Reichweite von Beiträgen vor allem bei Facebook in den vergangenen Jahren eingebrochen ist. Neben den fast 250.000 Facebook-Fans bespielt das Unternehmen auch einen Instagram-Kanal (knapp 28.000 Fans), eine Pinterest-Seite (147.000 monatliche Betrachter), versucht sich an Tiktok (20.000 Follower) und hat zumindest einen Twitch-Kanal angelegt.

Die Kanäle bespielt das Dad’s-Life-Team durchaus unterschiedlich. Bei Facebook werden die Artikel geteilt, auf Instagram sind viele Visual Statements und Memes zu sehen. Über Pinterest zeigen Vierthaler & Co. vor allem die Produkte aus dem eigenen Shop. Hier verkauft das Unternehmen hauptsächlich bedruckte Shirts, Tassen und Babybodys über die Spreadshirt-Plattform.

Sich auf die Community besinnen

Zwischenzeitlich habe sich auf den Social-Media-Plattformen zu viel Content nur um die Produkte gedreht, die dann auf der Webseite verkauft werden sollten. „Wir haben unsere User von Anfang an dahin erzogen, dass auch Produkte bei uns gepostet werden“, so Vierthaler. „Wir sind jetzt zu den Ursprüngen zurückgegangen. Unsere Facebook- und Instagram-Seiten dienen wieder vor allem der Community. Hier geht es um Interaktion mit den Vätern und unter den Vätern.“ Posts, in denen das Team stellvertretend für einen Papa aus der Community eine Frage stellt, erreichen laut dem Dad’s-Life-Gründer teilweise organisch 100.000 Nutzende – ganz ohne Call to Action oder Bild. Pro Tag poste das Unternehmen 13 bis 15 Posts auf Facebook.

Das Team arbeite ständig an neuem Content, zuletzt ist mit dem „Dad’s Talk“ ein eigener Podcast gestartet. Wenn mehr Ressourcen da wären, würde Vierthaler die geschriebenen Ratgeber auch gern in Videoform bieten. Ein weiteres Projekt: Die eigene E-Sports-Liga für Väter.

Noch einmal der Hinweis: Wenn Ihr noch tiefer in die Story von Dad’s Life einsteigen wollt, hört gern bei OMR Education rein.

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MG
Autor*In
Martin Gardt

Martin kümmert sich vor allem um neue Artikel für OMR.com und den Social-Media-Auftritt. Nach dem Studium der Kommunikations- und Medienwissenschaft ging er zur Axel Springer Akademie, der Journalistenschule des Axel Springer Verlags. Danach arbeitete er bei der COMPUTER BILD mit Fokus auf News aus der digitalen Welt und Start-ups. Am Wochenende findet Ihr ihn auf der Gegengerade im Millerntor.

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