OMR-Mitgründer baut jetzt das „Duolingo für Crypto“ – mitfinanziert von Coinbase

Cryptohunt bietet Grundlagenkurse; wer sie abschließt, wird mit kostenlosen Tokens belohnt

Die Cryptohunt-Gründer Arndt Voges (links) und Christian Byza
Die Cryptohunt-Gründer Arndt Voges (links) und Christian Byza

1,25 Billionen US-Dollar: Das ist der aktuelle Gesamtwert aller weltweit gehandelten Kryptowährungen laut dem Portal Cryptohunt. Krypto ist also ein riesiger Wirtschaftszweig. Für Außenstehende ist der jedoch wegen der Komplexität des Themas und der ganz eigenen Sprache der Szene nur schwer zu durchdringen. Genau da will Cryptohunt ansetzen: Die Plattform hält mehrere interaktive Online-Kurse bereit, in denen sich Besucher:innen die Grundlagen aneignen können und dafür sogar belohnt werden. Initiiert ist das Projekt von OMR-Mitgründer Christian Byza.

Seit 2013 ist Christian Byza hauptberuflich im Silicon Valley tätig, mittlerweile in der Produktentwicklung bei der Business-Plattform Linkedin. Kurz vor seinem Wechsel in die USA hat er erstmals damit begonnen, sich mit Krypto zu beschäftigen. Angekommen in der US-Tech-Szene führte für ihn dann kein Weg am Thema vorbei. Aber: „Mein Problem mit Krypto war schon immer, dass alle in der Szene in ihrer eigenen, kryptischen Sprache sprechen, und ich das nie verstanden habe“, so Christian Byza. Freunde von ihm aus der US-Tech-Szene, die eine so genannte Stablecoin gelauncht haben, hätten ihm Artikel auf der Plattform Medium.com zur Aufklärung geschickt. „Als ich die angeschaut habe, habe ich immer gedacht: Wer soll das verstehen?“

Volltreffer beim Buzzword Bingo

Mit Cryptohunt wollen Christian und sein Mitgründer Arndt Voges (der seit mehr als zehn Jahren ebenfalls beruflich im Silicon Valley tätig ist) anderen Menschen den Einstieg in die Kryptoszene leichter machen. „Introduction to Crypto and the Blockchain“, „What is Web3?“ und „Is every Cryptocurrency the same?“ heißen einige der (aktuell noch rein auf Englisch verfügbaren) Anfängerkurse, die angemeldete Nutzer:innen absolvieren können. Fortgeschrittene können den Kurs „How do I install and use a crypto wallet?“ durchlaufen, Profis eine Einheit, die über die Unterschiede zwischen verschiedenen Blockchains informiert. In der Regel dauert ein Kurs um die 20 Minuten und ist dabei in kleinere Lektionen unterteilt.

Cryptohunt-Kurse sind in einzelne Lektionen unterteilt

Cryptohunt-Kurse sind in einzelne Lektionen unterteilt

„Das sind nicht einfach nur Texte, sondern die User lernen etwas, dann gibt es vielleicht ein Quiz und am Ende eine Belohnung“, sagt Christian Byza. Für die Teilnahme an einzelnen Kursen erhalten die Nutzer:innen virtuelle „Badges“; bei einigen Lektionen erhalten sie sogar kostenlose Tokens, wenn sie Ihr „Crypto Wallet“ mit Cryptohunt verknüpft haben. Cryptohunt will das „Krypto-Lernen“ so „gamifizieren“ wie es Duolingo mit Sprachen geschafft hat. Krypto, „Edtech“, Gamification – die Cryptohunt-Macher können gleich drei Häkchen auf der Bingo-Karte der heißesten Buzzwords abhaken.

„Nicht alles ist umweltschädlich“

Eines ihrer Ziele ist aber auch, Vorurteile abzubauen. „Ereignisse wie der Crash der Stablecoin Terraluna vor Kurzem haben das Vertrauen in Kryptowährungen bei vielen erschüttert. Aber vielleicht ist dadurch gerade jetzt auch ein guter Zeitpunkt, um Aufklärung und Transparenz in den Markt zu bringen“, so Christian Byza. Das gilt auch in Sachen Klimaverträglichkeit von Kryptowährungen: Wegen des hohen Stromverbrauchs stehen viele Blockchain-Anwendungen in der Kritik. „Is crypto bad for the environment?“, heißt entsprechend einer der Anfängerkurse auf Cryptohunt. Spoiler: „Nicht alles an Crypto ist umweltschädlich; es gibt schon viele Projekte, die CO2-neutral sind“, sagt Christian Byza.

Neun Personen arbeiten aktuell Vollzeit für Cryptohunt, verrät Christian Byza (der das Projekt aktuell in seiner Freizeit vorantreibt). Auch um die bezahlen zu können, haben die beiden Gründer im vergangenen Dezember in einer Pre-Seed-Runde eine Million US-Dollar eingesammelt, u.a. von Flori Ventures (steht in enger Verbindung zur Stablecoin Celo) und Coinbase Ventures, dem Investment-Arm der gleichnamigen Crypto-Plattform. Die diente mit „Coinbase Earn“ ein wenig als Vorbild für Cryptohunt.

Promotion und Affiliate Marketing als Erlössäulen

Und wie will Cryptohunt irgendwann Geld verdienen, damit die Investoren irgendwann vielleicht eine Rendite erzielen können? Christian Byza sieht zwei mögliche Erlösströme. Der erste sind Promotion-Aktionen in Form von „Token Rewards“: „Ein Partner gibt uns $50.000 US-Dollar in seinen Tokens. Davon nutzen wir den Löwenanteil, um damit unsere Community-Mitglieder belohnen, wenn sie sich über Crypto im Allgemeinen oder diesen Token im Speziellen informieren. 30 Prozent der Tokens behalten wir selbst ein.“

Die zweite Möglichkeit ist das so genannte „Onchain Tracking“. Da die Nutzer:innen auf Cryptohunt auch einzelne Währungen bewerten können, kann die Plattform auch als „Krypto-Kaufberatung“ dienen – und diesen Umstand mittels „Crypto Affiliate Marketing“ monetarisieren. Denn die Käufe sind offenbar gut attribuierbar: „Haben die Nutzer:innen einmal ihr Wallet mit Cryptohunt verknüpft, können wir ja nachvollziehen, ob sie später Kryptowährungen erworben haben, und wenn ja, welche“, so Christian Byza.

„Unbanking“ als Antrieb

Generell gehe es den Crytohunt-Gründern bei ihrem Engagement jedoch nicht „um den schnellen Euro“, wie Christian Byza betont. Reizvoller findet er dabei eher alle Aspekte, die in der Kryptoszene unter dem Begriff „Unbank“ zusammengefasst werden: „Wenn ich ins Ausland überweisen will, muss ich beispielsweise immer extrem hohe Gebühren zahlen. Das geht mit Kryptowährungen leichter; noch dazu kann ich damit auch Menschen in strukturschwachen Regionen besser erreichen.“ Er selbst habe bislang „nicht auch nur einen Euro mit Krypto-Spekulation verdient“. Er sei sich auch durchaus bewusst, dass das immer ein Nullsummenspiel sei. Denn der Gewinn des einen ist der Verlust eines anderen.

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Roland Eisenbrand
Autor*In
Roland Eisenbrand

Roland ist seit mehr als zehn Jahren als Journalist in der Digitalbranche aktiv. Seit 2014 verantwortet er als Head of Content (und zweiter Mitarbeiter) alle inhaltlichen Komponenten von OMR, darunter vor allem den OMR Blog und redaktionelle Arbeit rund um das OMR Festival.

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