Neue Maske, neues Album, neue Kollektion: Wie Pop-Rapper Cro sich auf Bali neu erfindet

Torben Lux6.4.2021

Im OMR Podcast spricht Carlo Waibel alias Cro über seine Kunst, sein Verhältnis zu Trends und die schnelllebige Musikindustrie

OMR Podcast Cro Carlo Waibel

Eigentlich wollte Carlo Waibel aka Cro nur ein paar Tage auf Bali verbringen. Dann kam Corona und der Pop-Rapper, wie er sich selber nennt, entschied sich, erst einmal auf der indonesischen Insel zu bleiben – bis heute. Im Paradies gefangen zu sein, inspiriert ihn zum fast komplett dort produziertem Album „Trip“ (für „trapped in paradise“), dem Malen dutzender Gemälde und am Ende auch zu einem OMR Podcast mit Philipp Westermeyer. Und in diesem Gespräch erfahrt Ihr, wie der Künstler mit der Panda-Maske über die Musikindustrie und Algorithmen denkt, weshalb er Twitter Instagram vorzieht und was er vom Erfolg von Rapper Capital Bra hält.

Als im November 2011 das Video zu Cros Single „Easy“ veröffentlicht wird, ist der Typ mit der Panda-Maske vor allem Hip-Hop-Nerds und Szene-Kennern ein Begriff. Das ändert sich dann quasi über Nacht. Der eingängige, melodische Sound, eine Mischung aus Pop und Rap, kommt extrem gut an und „Easy“ wird für Cro zum Durchbruch im Mainstream. Heute hat das Video knapp 65 Millionen Views auf Youtube, der Song 48 Millionen Plays auf Spotify – bei über 510.000 Verkäufen der Single. Und die eigentlich nur als Spaß gedachte Maske ist geblieben. 

„Das war eine Schnapsidee, die sich dann aber als super herausgestellt hat“, sagt Cro im Gespräch mit Philipp Westermeyer. Welche Wirkung die Panda-Maske haben kann, habe er während des Erfolgs von „Easy“ auf einigen Taxifahrten erkannt. „Auf die Frage nach Cro kam meistens nichts. Aber den mit der Panda-Maske kannten sie. „Da dachte ich: Die bleibt, das ist super.“ Nur der Panda ist inzwischen einem etwas futuristischerem Look gewichen. Auf einer Toilette in Los Angeles habe Cro mal einen Handtrockner gesehen, eine Zeichnung gemacht und sich schließlich von einem Helm-Hersteller auf Bali die neue Maske anfertigen lassen. 

Ein Pop-Rapper im Plattformzeitalter

Natürlich ist Cro nicht der erste Künstler, der sein Gesicht in der Öffentlichkeit hinter einer Maske versteckt. Sido, ebenfalls kürzlich im OMR Podcast zu Gast, ist da nur ein weiteres Beispiel aus Deutschland. Und Cro ist auch nicht der erste Rapper, der es durch den Einsatz von zahlreichen Pop-Elementen geschafft hat, die Charts zu erobern. Trotzdem unterscheidet er sich vom Rest; vielleicht auch, weil er nur das mache, worauf er wirklich Bock habe. 

Keine große Lust scheint Cro beispielsweise auf die von Plattformen kreierten Spielregeln zu haben, mit Hilfe derer Hits fast schon gezielt geplant werden können. „Ich finds schade, dass alles so schnelllebig wird“, sagt er. „Heute will jeder nur noch Singles, man müsste eigentlich alle zwei Wochen was liefern. Und es dreht sich viel um Algorithmen.“ Die seien unter anderem auch Schuld daran, dass es kaum noch lange Intros bei Songs gibt. „Die müssen heute direkt losgehen. Und dadurch geht leider viel verloren.“ 

Twitter vor Instagram

Trotzdem kann auch Cro sich nicht komplett vor Spotify & Co. verschließen. Man müsse heutzutage ein enges Verhältnis zu den großen Plattformen pflegen, sagt er. Immerhin seien das die Ansprechpartner, um Musik zu veröffentlichen. Recht hat er. Und würden er (oder sein Label Universal) sich den besagten Spielregeln komplett verweigern, käme Cro mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht auf fast vier Millionen monatliche Hörer*innen alleine bei Spotify. „Es gibt da zwei Ichs“, sagt Cro zu diesen Zahlen, die mit dem Release seines Albums noch einmal steigen dürften. „Das eine sagt: Super, krass, das ist eine riesige, große Zahl. Die andere sagt: Da geht noch mehr, let’s go!“.

„Da geht noch mehr“ könnte auch ein Kredo von Rapper Capital Bra sein. Der Berliner bricht seit ein paar Jahren nicht nur Chart-Rekorde, sondern hat nach seiner millionenfach verkauften Tiefkühlpizza „Gangstarella“ kürzlich den Eistee „BraTee“ in den Handel gebracht. Promovideos für das Getränk haben er und sein Team auf Bali gedreht – während eines Besuchs bei Cro. „Es gibt Menschen, die rasen durch die Welt und machen superschnelle Dinger. Und Capi kommt aus einer anderen Welt“, sagt Cro. Er bediene die Plattformen optimal mit einem riesigen Output an Singles. Auch mit Cro selber hat er bereits eine veröffentlicht. „Er macht das perfekt, da kann man nichts sagen.“ 

Auch wenn Cro immer darauf schaue, wie die neuen Rapper-Generationen das Spiel mit den Plattformen beherrschen, nehme er sich daran kaum ein Beispiel. „Ich bin eher jemand, der sich Zeit nimmt und noch mal zurücklehnt.“ Und das trifft nicht nur auf den Output von neuer Musik zu, sondern auch seinen Umgang mit sozialen Neztwerken. „Manchmal will man eben lieber Fußball spielen, anstatt zu twittern. Ich bin aber sowieso eher faul, was das alles angeht“, sagt er. „Ich mache das Nötigste, ansonsten muss ich mich auf meine Musik und meine Kunst konzentrieren.“

Wie er es dennoch geschafft hat, 1,7 Millionen Follower auf Twitter zu sammeln, wieso er glaubt, dass er mit seinem neuen Album zu viele Trends ignoriert, um „mainstreamig“ zu bleiben und ob er seine Fashion-Brand wieder aufleben lassen wird, hört Ihr im aktuellen OMR Podcast.

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Alle Themen des Podcasts mit Cro im Überblick:

  • Was macht Cro eigentlich schon so lange auf Bali? (ab 04:00)
  • Kommt Cro jemals zurück nach Deutschland? (ab 05:20)
  • Wie lief die Arbeit am neuen Album „Trip“ auf Bali? Und wo produziert Cro sonst seine Musik? (ab 05:50)
  • So kam es zur Zusammenarbeit mit Youtube und einer Live-Session auf einer kleinen, einsamen Insel (ab 08:00)
  • Wie ist Cros Verhältnis zur Plattform-Ökonomie innerhalb der Musikindustrie? War früher alles besser? (ab 10:00)
  • Langlebige Alben oder auf Algorithmen optimierte Singles? (ab 12:00)
  • Auf Twitter ist Cro mit 1,7 Millionen Followern sogar „stärker“ als auf Instagram. Wie kommt es dazu? (ab 14:00)
  • Als Capital Bra zu Besuch kam, um Promo-Videos für seinen Eistee „BraTee“ zu drehen (ab 15:50)
  • Mit seinem enorm hohen Output auf allen Plattformen steht Capital Bra quasi stellvertretend für die aktuelle Künstler-Generation. Lässt sich Cro davon inspirieren? (ab 16:30)
  • Hat Cro Angst, als Künstler an Relevanz zu verlieren? (ab 18:20)
  • Wie steht Cro zur „Mainstreamisierung“ von Hip Hop und Rap? (ab 20:00)
  • Weshalb hat er sein Modelabel „Viovio“ nicht fortgeführt? (ab 21:30)
  • So viele Menschen hören Cros Musik auf Spotify (ab 22:40)
  • Deshalb trägt Cro bis heute eine Maske – und so kam es zum aktuellen Design (ab 23:50)
  • Wie sieht der Alltag von Cro auf Bali aus? (ab 29:20)
  • Rechnet der Künstler in diesem Jahr noch mit ausverkauften Konzerten? Und was plant er zum Release seines Albums in wenigen Tagen? (ab 30:30)
  • Wie steht Cro zu Clubhouse? (ab 33:20)
  • Deshalb hört Cro keine Podcasts – will aber trotzdem einen eigenen starten (ab 36:40)
  • So wichtig ist das Malen und Zeichnen für Carlo Waibel. Und das hat er mit seinen bereits knapp 500 produzierten Gemälden vor (ab 37:30)
  • Weshalb wird Cro immer mal wieder mit Udo Lindenberg verglichen? (ab 41:30)
  • Wieso hat man Cro noch nicht als Jury-Mitglied in TV-Castingshows gesehen? (ab 43:30)
  • Das steckt hinter seinem Instagram-Format „Tech Talk“ (ab 45:00)

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Torben Lux
Autor*In
Torben Lux

Torben ist seit Juni 2014 Redakteur bei OMR. Er schreibt Artikel und Newsletter, plant das Bühnenprogramm des OMR Festivals, arbeitet an der "State of the German Internet"-Keynote, betreut den OMR Podcast und vieles mehr.

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